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Wirtschaftsumfeld | Indien | Außenhandel

Deutsch-indischer Handel 2024 auf neuem Rekordhoch

Die deutschen Ausfuhren nach Indien trieben die positive Entwicklung des bilateralen Handels 2024 an. Maschinen sind weiterhin das wichtigste Exportgut.

Von Florian Wenke | Mumbai

Laut Statistischem Bundesamt erreichte der bilaterale Warenhandel zwischen der Bundesrepublik und Indien 2024 einen neuen Höchststand. Das Handelsvolumen stieg jedoch nur gering. Es legte um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, sodass 2024 insgesamt Waren im Wert von 33,4 Milliarden US-Dollar (US$) gehandelt wurden. 

Deutschland erwirtschaftete erneut einen Handelsbilanzüberschuss. Dieser lag bei rund 3,2 Milliarden US$ und ist höher als 2023, weil die Exporte zulegten und die Importe sanken. Der Anstieg des bilateralen Handels fällt in eine Zeit, in der Indien mit robustem Wirtschaftswachstum glänzt. 

In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner Deutschlands bekleidete der Subkontinent als Absatzmarkt, wie schon im Vorjahr, Rang 22. Als Bezugsmarkt lag Indien auf Rang 24 (Vorjahr Rang 23).

Für exportorientierte Branchen ist Indien ein Zukunftsmarkt

Insgesamt exportierten deutsche Unternehmen 2024 Waren im Wert von 18,3 Milliarden US$ nach Indien 2,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor und ein neuer Rekord.

Die wichtigsten Exportgüter laut Internationalem Warenverzeichnis für den Außenhandel waren mit einem Gesamtwert von fast 5 Milliarden US$ wieder Maschinen. Zu den wertmäßig wichtigsten Maschinenexporten gehörten Pumpen und Kompressoren mit 544 Millionen US$ sowie Wellen, Kurbeln, Lager, Getriebe und Kupplung mit 344 Millionen US$. 

In einem schwierigen weltweiten Marktumfeld ist Indien damit einer der wenigen Lichtblicke für das wichtige Exportgeschäft deutscher Maschinenbauer. "Dort, wo strukturelle Reformen greifen, Investitionen in Infrastrukturprojekte getätigt oder eine zunehmende wirtschaftliche Diversifikation in Angriff genommen werden, können Maschinen- und Anlagenbauer weiterhin von wachsender Nachfrage profitieren", sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Auch im aktuellen Staatshaushalt setzt Indien weiterhin auf Investitionen in die Infrastruktur.

Maschinen machen über ein Viertel am deutschen Gesamtexport nach Indien ausWichtigste deutsche Exporte nach Indien; In Mio. US$; Veränderung und Anteile in Prozent
Warengruppe (SITC-Kennung)

2024

Anteil am Gesamtexport 2024

Veränderung 2024/2023

Gesamt (0 bis 9)

18.309,2

100

2,6

Maschinen (71 bis 74)

4.985,3

27,2

1,5

Chemische Erzeugnisse (5)

2.895,2

15,8

4,7

Flugzeuge und -teile (792)

2.793,4

15,3

-2,0

Elektrotechnik (77 minus 776)

1.672,1

9,1

2,9

Mess-, Prüf- und Regeltechnik (87)

1.326,3

7,2

7,2

Straßenfahrzeuge (78)

860,1

4,7

-2,5

Elektronik (75, 76 und 776)

496,6

2,7

-0,2

Erze und Metallabfälle (28)

496,6

2,7

-8,0

Eisen und Stahl (67)

346,7

1,9

19,0

Werte vorläufig und Abweichungen durch Rundungen möglich. Quelle: Destatis 2025

Die Bundesrepublik exportierte 2024 chemische Erzeugnisse im Umfang von 2,9 Milliarden US$ nach Indien (plus 4,7 Prozent gegenüber 2023). Neben der Ausfuhr von Industriechemikalien legte der Export von Kunststoffen in Primärform besonders kräftig zu. 

Indische Fluggesellschaften bauen seit einigen Jahren ihre Flotten aus, getrieben von einer wachsenden Inlandsnachfrage. Im Jahr 2023 bestellte beispielsweise Air India 250 Flugzeuge beim europäischen Flugzeugbauer Airbus. Mitte 2024 orderte IndiGo 30 Maschinen vom Typ A350, ebenfalls von Airbus. Das Unternehmen produziert auch in Deutschland. Die Lieferungen werden sich über die kommenden Jahre hinziehen, sodass diese Produktkategorie weiterhin wichtig für den bilateralen Handel bleiben wird. Zudem bedeuten größere Flugzeugflotten in Indien Chancen für Unternehmen, die in der Wartung von Flugzeugen tätig sind oder die dafür notwendigen Teile bauen.

Der Internationale Währungsfonds geht von einer Zunahme der indischen Wirtschaftsleistung von 6,5 Prozent im Finanzjahr 2025/2026 (1. April bis 31. März) aus. Entsprechend positiv dürften sich die deutschen Exporte auf den Subkontinent entwickeln. Vor allem Investitionsgüter wie Maschinen werden voraussichtlich weiter gefragt sein.

Deutsche Importe aus Indien werden diverser

Der Gesamtwert der deutschen Importe aus Indien lag 2024 bei 15,1 Milliarden US$. Damit war er 1,9 Prozent niedriger als ein Jahr davor und der zweite Rückgang in Folge. 

Traditionell wichtige Importgüter wie pharmazeutischen Produkte und die Waren der indischen Chemieindustrie, insbesondere Industriechemikalien, wurden weniger gekauft. Bei einzelnen chemischen Erzeugnissen wuchsen die Importe dennoch: Pigmente, Farben und Lacke verzeichneten ein Plus von 203 Prozent auf 39,5 Millionen US$.  

Produkte aus dem indischen Maschinenbau fanden ebenfalls weniger Absatz in Deutschland. Dennoch bleiben Maschinen und Chemieprodukte die wichtigsten deutschen Importgüter aus Indien. 

Besonders stark zurück ging die Einfuhr petrochemischer Produkte (hauptsächlich raffinierte Treibstoffe), von rund 1 Milliarde US$ im Jahr 2023 auf knapp 281 Millionen US$ im Jahr 2024. 

Chemieerzeugnisse und Maschinen bleiben trotz Rückgang wichtigste deutsche ImportgüterWichtigste deutsche Importe aus Indien; In Mio. US$; Veränderung und Anteile in Prozent
Warengruppe (SITC-Kennung)

2024

Veränderung 2024/20232

Anteil am Gesamtimport 2024

Gesamt (0 bis 9)

15.137,5

-1,9

100,0

Chemische Erzeugnisse (5)

3.079,7

-3,2

20,3

Maschinen (71 bis 74)

1.819,3

-3,5

12,0

Bekleidung (84)

1.661,5

1,7

11,0

Elektronik (75, 76 und 776)

1.067,1

62,0

7,0

Nahrungsmittel (0)

857,1

40,1

5,7

Elektrotechnik (77 minus 776)

754,1

-3,0

5,0

Sonstige Metallwaren (69)

562,7

-4,9

3,7

Textilien (65)

558,7

3,9

3,7

Schuhe (85)

552,6

2,2

3,7

Werte vorläufig und Abweichungen durch Rundungen möglich.Quelle: Destatis 2025

Deutschland importiert immer mehr Elektronik aus Indien

Auffällig ist Indiens wachsende Rolle als Beschaffungsmarkt für Elektronik. Die deutschen Importe beliefen sich auf etwa 1,1 Milliarden US$ (Plus 62 Prozent). Indien ist mittlerweile ein wichtiger Produktionsstandort für Smartphone-Hersteller. So lässt Apple geschätzt rund 14 bis 15 Prozent seiner iPhones in Indien fertigen. Bis 2028 sehen Experten Werte von 25 bis 30 Prozent als realistisch an. Damit dürfte Indiens Relevanz in diesem Bereich steigen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass Indien sich von einer Stätte für reines Zusammensetzen fertiger Teile zu einem Standort mit mehr lokaler Wertschöpfung entwickelt, zumindest teilweise. Für Zulieferer der Elektronikhersteller, aber auch Maschinenbauer, steigen somit die Chancen.  

Auch andere Waren wie Bekleidung und Textilien verzeichneten bessere Einfuhrwerte. Zudem wächst Indiens Rolle als Bezugsort von Nahrungsmitteln. Die Einfuhren stiegen auf 856 Millionen US$. Dabei nahm der Import von Kaffee besonders deutlich zu (Plus 44,5 Prozent). Auch die Importe von Tiernahrung wiesen ein Plus von 636 Prozent auf 125 Millionen US$ auf.

Verhandlungen zum EU-Indien Freihandelsabkommen bekommen Schub durch Trump

Die EU und Indien verhandeln seit 2007 und – nach einer Unterbrechung – seit 2022 wieder über ein Freihandelsabkommen (FHA). Trotz intensiver Bemühungen konnten sich beide Seiten bislang nicht auf ein Abkommen einigen. Die erratische Zoll-Politik des US-Präsidenten Trump bringt nun wieder mehr Bewegung in die Gespräche: Beide Parteien wollen ihre Freihandelspartnerschaften weiter diversifizieren, um sich unabhängiger von den USA zu machen. Ein Abschluss der Verhandlungen wird nun bis Ende 2025 angepeilt, allerdings wurden die Zeitpläne auch schon in der Vergangenheit nicht eingehalten.

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