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Markt für Instantnudeln boomt

Die sich wandelnde indonesische Ernährung führt zu einer steigenden Nachfrage nach Instantnudeln. Deutsche Druck- und Verpackungsunternehmen können davon profitieren. 

Von Frank Malerius | Jakarta

Instantnudeln gehören in Indonesien nach Reis zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Ihr Marktvolumen steigt seit Jahren deutlich an. Gründe dafür sind das Bevölkerungswachstum von fast drei Millionen Menschen im Jahr und vor allem veränderte Ernährungsgewohnheiten. Der Trend geht weg von Reis, insbesondere in den Städten. Dort gewinnen Instantnudeln auch durch die kurze Zubereitungszeit an Beliebtheit. Zudem sind sie mit Preisen zwischen 20 Cent und 1 US-Dollar (US$) pro Packung preiswert. Instantnudeln werden auch bei den in Indonesien häufigen Naturkatastrophen zur Notversorgung eingesetzt.

In Indonesien wurden 2021 über 22 Milliarden Packungen an Instantnudeln mit einem durchschnittlichen Gewicht von 75 Gramm hergestellt. Das entspricht einer Steigerung von mehr als 40 Prozent in nur fünf Jahren. Mehrere Milliarden Packungen davon gehen in den Export.

Das wertmäßige Marktvolumen betrug 3,4 Milliarden US$. Der Durchschnittsindonesier konsumiert pro Woche knapp eine Packung. Im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern wie etwa Südkorea ist das allerdings noch wenig. Experten sehen daher noch große Marktpotenziale.

Eine durchschnittliche Instantnudelpackung enthält eine Mahlzeit für eine Person. In ihr enthalten sind zumeist weitere Päckchen für Gewürzmischungen, Speiseöl, Sojasauce und Chilisauce. Es gibt zahlreiche verschiedene Marken und eine unübersichtlich große Anzahl an Geschmacksrichtungen, die in den Supermärkten viele Regalmeter einnehmen.

Die Technik für Verpackung und Druck von Instantnudeln muss praktisch komplett importiert werden. Zur benötigten Technologie gehören Extrusionsmaschinen für die Erstellung der Polyethylenfolie. Das entsprechende Granulat kommt zumeist aus indonesischer Herstellung. Ein neuer Chemiekomplex an der Westspitze Javas soll den steigenden Bedarf an Polyethylen auch anderer Branchen decken. Darüber hinaus werden Druckmaschinen für die Gestaltung der Verpackung sowie Verpackungsmaschinen benötigt. Deutsche Unternehmen wie Windmöller & Hölscher liefern ihre Maschinen unter anderem an den Marktführer Indofood. 

Ein Hersteller beherrscht den Markt

Der indonesische Markt für Instantnudeln wird dominiert von Indofood mit seinen Marken Indomie und Supermie sowie dem in Plastikbechern verkauften Pop Mie. Mit ihnen bedient der größte heimische Nahrungsmittelkonzern mehr als drei Viertel des Marktes. Den Rest teilen sich Prakasa Alam, Tiga Pilar und ein Dutzend kleinere Player. Indofood besitzt mehrere Fabriken in Malaysia, Nigeria und dem Nahen Osten. Die indonesischen Instantnudelexporte im Wert von knapp 300 Millionen US$ gehen vor allem nach Malaysia, Australien, Singapur, in die USA, nach Timor-Leste und Saudi-Arabien, aber auch in den Irak, nach Hongkong, Papua-Neuguinea oder in die Philippinen.

Der indonesische Verbraucher ist bei Instantnudeln ausgesprochen geschmackssensibel. Die Hersteller müssen sich eng an die Vorlieben halten und ständig neue Würzmischungen erfinden, um die Kunden bei der eigenen Marke zu halten. Auch in der Fernseh- oder Außenwerbung sind die Produkte daher stark präsent. Laut dem Marktanalysten Data Consult gab Indofood 2021 umgerechnet etwa 100 Millionen US$ für entsprechende Werbung aus.

Produzenten bangen um ukrainische Weizenlieferungen

Die Hersteller von Instantnudeln sind jenseits der Würzmischungen komplett importabhängig. Denn das Produkt besteht praktisch ausschließlich aus Weizenmehl. Dieses wird zwar in Indonesien gemahlen, doch Weizen wird in dem tropischen Archipel nicht angebaut. Im Jahr 2021 wurde Weizen für 3,4 Milliarden US$ eingeführt. Das ist mehr als für jedes andere Importnahrungsmittel aufgewendet wurde. Der Weizen wird vor allem aus Australien, der Ukraine und Kanada geliefert. Laut Data Consult werden etwa 20 Prozent des Importweizens für die Produktion von Instantnudeln benötigt, 30 Prozent entfallen auf andere Nudeln und 25 Prozent auf Backwaren.

Die Ukraine stand 2021 für ein Viertel der indonesischen Weizenimporte. Auch deshalb machte Präsident Joko Widodo Ende Juni 2022 eine – offiziell als diplomatische Friedensmission titulierte – Reise in die Ukraine und nach Russland. In Kiew sollten die Weizenlieferungen sichergestellt werden, und in Moskau der Bezug der dringend benötigten Düngemittel. Noch lässt sich über den Erfolg nichts sagen: Die indonesische Importstatistik verzeichnet von Januar bis Mai 2022 eine etwa gleich hohe und -teure Weizenliefermenge wie im selben Zeitraum des Vorjahres. In beiden Jahren kamen bis zu diesem Zeitpunkt keine größeren Lieferungen aus der Ukraine.

Weiteres Marktwachstum erwartet

Instantnudeln sind ein vergleichsweise neues Nahrungsmittel in Indonesien. Das erste Produkt soll es zwar schon Ende der 60er-Jahre gegeben haben. Aber erst ein Jahrzehnt später fanden Instantnudeln allmählich Einzug in die indonesische Küche. Heute, nach einer langen Phase des Wirtschaftswachstums, kann sich Indonesien Nahrungsmittelimporte im großen Stil leisten. Mittlerweile ist der Archipel – auch durch die gigantischen Flächen des Palmölanbaus – bei praktisch allen Grundnahrungsmitteln auf Einfuhren angewiesen, sei es Reis, Soja, Mais, Milch oder Rindfleisch. 

Alles spricht dafür, dass sich das Marktwachstum von Instantnudeln in Indonesien weiter fortsetzt und damit auch die Nachfrage nach entsprechender Druck- und Verpackungstechnologie. Denn die Bevölkerungszahl wächst nach nationalen Schätzungen in den nächsten 20 Jahren um mindestens 30 Millionen Menschen. Zudem ziehen immer mehr von ihnen in die Städte und entfernen sich damit von ihren reislastigen Ernährungsgewohnheiten.

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