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Branchen | Indonesien | Wasserstoff

Produktion von grünem Wasserstoff vorerst nur in Nischen

Indonesien will grünen Wasserstoff in Pilotprojekten herstellen. Doch fehlende Erneuerbare bremsen darüber hinausgehende Planungen. Künftige Großprojekte hätten Potenzial.


Von Frank Malerius | Jakarta

In Indonesien gibt es bisher keinen Rechtsrahmen für den Aufbau einer grünen Wasserstoffindustrie. Laut dem indonesischen Ministerium für Energie und Rohstoffe soll grüner Wasserstoff künftig dennoch eine wichtige Rolle bei der Stromerzeugung spielen. Entsprechende Speicherkapazitäten im Umfang von 328 Megawatt im Jahr 2031 sollen demnach bis zum Jahr 2050 auf 50 Gigawatt ausgebaut werden. Das geht aus einer Studie hervor, die sich wiederum auf eine derzeit in Arbeit befindliche Roadmap bezieht. Doch woher die dazu nötigen Mengen an grünem Strom kommen sollen, ist vollkommen unklar.

Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt, wie Wind, Sonne, Geothermie oder Wasserkraft. Die Herstellung erfordert riesige Mengen davon, denn bei der Produktion von grünem Wasserstoff via Elektrolyse geht ein großer Anteil der Energie verloren.

Strombedarf stark gestiegen

Energieanalysen für Indonesien geben das Potenzial an Erneuerbaren zumeist als gigantisch an. Schließlich ließen sich theoretisch überall auf den 1,9 Milliarden Hektar Landfläche Solaranlagen aufstellen und obendrein auf den etwa 6 Milliarden Hektar Seegebiet noch unzählige Windräder. Zudem könnten in den vielen Flüssen Wasserkraftwerke entstehen.

Doch die Realität sieht anders aus. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung beträgt in Indonesien seit vielen Jahren zwischen 12 und 14 Prozent. Ihr Anteil an der Primärenergieerzeugung stagniert ebenfalls weitgehend (unter Ausnahme des boomenden aus Palmöl erzeugten Biodiesels). Der Anteil von Wind an der Primärenergieerzeugung liegt bei gerade einmal 0,07 Prozent, der von Solarenergie bei 0,05 Prozent. 

Warum ist es so schwer, diesen Anteil zu erhöhen? Es liegt vor allem an dem in Schwellenländern typischerweise stark steigenden Energiebedarf. In Indonesien hat sich der Stromverbrauch zwischen 2000 und 2018 verdreifacht. Der Primärenergiebedarf legte im selben Zeitraum nach offiziellen Statistiken um etwa 50 Prozent zu. Da führt selbst ein zügiger Ausbau der Erneuerbaren zu einem gleichbleibenden Anteil am Energieverbrauch.

Keine exportfähigen Wasserstoffmengen in Sicht

Unter diesen Bedingungen kann Indonesien auf absehbare Zeit schwerlich Produzent von exportfähigen Mengen an grünem Wasserstoff werden. Japan experimentiert zwar mit der Lieferung des Energiespeichers Ammoniak aus Sulawesi, der aber aus Erdgas (und dem Zwischenprodukt Wasserstoff) erzeugt wird. 

Allerdings werden heimische Einsatzmöglichkeiten für grünen Wasserstoff ausgelotet, wenn auch nur in kleinem Maßstab. So sollen auf der östlichen Insel Sumba Solaranlagen Wasserstoff herstellen, zur Überbrückung von Zeiten, in denen die Sonne keinen Strom liefert. Auch der staatliche Ölkonzern Pertamina will geringe Mengen an Wasserstoff produzieren und in einer seiner Raffinerien zum Einsatz bringen.

Im Verkehrssektor setzt die indonesische Regierung auf Elektromobilität. Hier dürfte die wasserstoffabhängige Brennstoffzellentechnologie allenfalls in kleinem Umfang zum Einsatz kommen, möglicherweise in der im Bau befindlichen neuen Hauptstadt Nusantara.

Geplante Wasserstoffprojekte in Indonesien

Unternehmen/Projekt

Beschreibung

Pertamina

Pilotprojekt zur Produktion von täglich 100 Kilogramm Wasserstoff in der Geothermieanlage in Ulubelu (Südspitze Sumatras) zum Einsatz in der Ölraffinerie in Plaju (Palembang/Südsumatra) 

HDF Energy

Gewinnung von Wasserstoff aus Solarenergie zur Stromerzeugung in Überbrückungszeiten in Sumba (kleine Sundainseln) in kleinem Maßstab

Fortescue Future Industries (FFI)

Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak aus dem im Baubeginn befindlichen Großprojekt Kayan-Staudamm in Nordkalimantan (Investitionsvolumen bis 18 Milliarden US-Dollar, Stromproduktion bis zu 9 Gigawatt)

Neue Hauptstadt

Möglicher Einsatz von Wasserstoff im öffentlichen Nahverkehr. Städtisches Gasnetz soll für Wasserstoff geeignet sein.


Hoffnungsträger Kayan-Staudämme

Ein Projekt, das in Zukunft größere Mengen an grünem Wasserstoff produzieren könnte, sind die geplanten Staudämme am Fluss Kayan in Nordkalimantan. Sie sollen eine gemeinsame Kapazität von bis zu 9 Gigawatt haben und wären damit eines der größten Wasserkraftprojekte der Welt. Allerdings sind verlässliche Informationen über den tatsächlichen Umfang des Projektes schwer zu finden. Laut Medienberichten haben die Bauarbeiten mehr als zehn Jahre nach der Erkundung jüngst mit chinesischer Hilfe begonnen.  

Im dünn besiedelten und jenseits der Kohlebranche industriell schwach entwickelten Kalimantan (der indonesische Teil der Insel Borneo) sind derzeit insgesamt nur etwa 5 Gigawatt an Stromerzeugungskapazitäten installiert. Die regionalen Stromnetze  sind nur teilweise miteinander verbunden, zu den benachbarten Hauptinseln Java, Sulawesi und Sumatra gibt es keine Stromleitungen. Unter diesen Bedingungen wären mit einem riesigen Wasserkraftprojekt große Mengen an überschüssigem Strom frei für eine Umwandlung in grünen Wasserstoff.

Bis die Kayan-Staudämme allerdings einsatzfähig sind, wird sich die Stromnachfrage in Kalimantan mindestens verdoppelt haben. Gründe sind Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum, der Bau der neuen Hauptstadt Nusantara und die Errichtung eines großen Industrieparks in der Provinz Nordkalimantan. Auch die Integration der Stromnetze dürfte bis dahin vorangeschritten sein.

Wasserstoff aus deutschem Solar-Megaprojekt?

Ein weiterer Produzent von grünem Wasserstoff könnte ein gigantisches Solarkraftwerk sein, das das deutsche Unternehmen ib vogt auf Batam plant. Mit einer Kapazität von 3,5 Gigawatt wäre es derzeit das größte der Welt. Baubeginn ist für 2024 angesetzt, die Fertigstellung in vollem Umfang ist für 2032 geplant. Das Kraftwerk soll dank riesiger Batteriespeicher 600 Megawatt an grundlastfähigem grünen Strom in das 30 Kilometer entfernte Singapur liefern. In Spitzenzeiten könnten dort Überschüsse in Wasserstoff umgewandelt werden.

Jedoch diskutiert die indonesische Regierung derzeit noch, ob sie einen Export von grünem Strom überhaupt erlauben soll. Denn er ginge den eigenen Klimazielen verloren. Aktuell importiert Indonesien noch grünen Strom. Er wird in der malaysischen Provinz Sarawak in Wasserkraftwerken erzeugt und durch die einzige grenzüberschreitende Stromleitung nach Westkalimantan geliefert.

Auslandshandelskammer bietet Unterstützung

Um das Wissen über Wasserstoffprojekte in Indonesien zu bündeln und deutsche Technologieanbieter mit indonesischen Firmen und Behörden zusammenzuführen, hat die Deutsch-Indonesische Auslandshandelskammer ("Ekonid") in Jakarta den Hydrogen Business Desk gegründet. Dort finden sich zahlreiche Studien und Presseartikel zum Thema.

Kontaktadresse
Hydrogen Business Deskhydrogen@ekonid.id+62 21 5098 5800

 

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