Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel
Deutsche Exporte 2023 um 14,3 Prozent gestiegen
Die Lieferungen von Maschinen und Kfz nach Indonesien boomen. Doch der Archipel bleibt gegenüber den anderen, deutlich kleineren ASEAN-Volkswirtschaften, ein schwacher Absatzmarkt.
23.02.2024
Von Frank Malerius | Jakarta
Deutschland exportierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Destatis 2023 Waren im Wert von 3,7 Milliarden US-Dollar (3,4 Milliarden Euro) nach Indonesien. Das entspricht einem Plus von 14,3 Prozent gegenüber 2022 (in Euro +10,9 Prozent) und ist der höchste Wert seit 2014. Dieses Exportwachstum wurde in einem Umfeld schrumpfender indonesischer Gesamtimporte (-6,6 Prozent) und einer leicht abkühlenden Konjunktur erzielt. Der deutsche Importanteil wuchs dadurch von 1,6 Prozent auf 2,1 Prozent. Auf der Rangliste Indonesiens wichtigster Warenlieferanten stieg Deutschland von Rang 15 auf Rang 11.
Mit Abstand wichtigstes deutsches Exportgut waren Maschinen. Auf sie entfielen 28 Prozent aller Lieferungen. Erstmals seit 2014 überstiegen die deutschen Maschinenlieferungen in den Archipel wieder die Marke von 1 Milliarde US$. Unangefochtene Nummer 1 ist allerdings China, das knapp die Hälfte des indonesischen Importmarktes für Maschinen bedient, mit wertmäßigen Lieferungen von circa 10 Milliarden US$. Allerdings dürften auch viele von deutschen Unternehmen in der Volksrepublik gefertigten Maschinen Teil dieser Statistik sein.
Die deutschen Lieferungen von Kfz verdreifachten sich 2023 nahezu und erreichten mit 333 Millionen US$ einen neuen Rekordwert. Etwa 40 Prozent dieser Summe entfielen auf Pkw. Deutschland liefert vor allem CKD-Bausätze (Completely Knocked Down), die in Indonesien montiert werden. Nur wenige Tausend deutsche Pkw werden in Indonesien pro Jahr abgesetzt. Ein weiteres Viertel entfällt auf Lkw, die unter anderem im boomenden Bergbau benötigt werden. Weitere 30 Prozent sind Teile und Zubehör. Der Rekordwert von 2023 ist im regionalen Vergleich allerdings gering, denn in die deutlich kleineren Volkswirtschaften Malaysia, Thailand und Singapur werden wesentlich mehr deutsche Fahrzeuge geliefert.
Starkes Projektgeschäft mit Stahlrohren
Neben Maschinen und Kfz gehörten 2023 Stahlrohre zu den wichtigsten deutschen Exportgütern nach Indonesien. Die Art der Rohre deuten auf einen Einsatz im Gassektor hin. Dort gibt es zahlreiche Projekte. Zwar sank der Wert der Lieferungen gegenüber 2022, er blieb aber dennoch auf einem hohen Niveau. Denn normalerweise liefern deutsche Unternehmen nur in überschaubaren Mengen Stahl in den Archipel.
Bei chemischen Erzeugnissen gab es deutlich geringere Exporte von Industriechemikalien, Arznei- und Düngemitteln. Zuwächse hingegen verzeichneten Elektronik und Elektrotechnik. Angesichts insgesamt niedriger Lieferwerte können allerdings schon einzelne Großaufträge zu statistischen Ausschlägen führen.
Leichte Einbußen verzeichnete die Medizintechnik. Hier hatte Indonesien 2022 zahlreiche Importgeräte von der öffentlichen Beschaffung ausgeschlossen. Das betraf insbesondere Lieferanten einfacherer Produkte, die in einer wie auch immer gearteten Qualität auch in Indonesien hergestellt werden können. Deutschland ist, mit großem Abstand hinter China, gemeinsam mit den USA zweitwichtigster Lieferant von Medizintechnik.
Warengruppe (SITC-Position) | 2023 | Veränderung 2023/2022 |
---|---|---|
Insgesamt | 3.658 | 14,3 |
Maschinen (71-74) | 1.026 | 13,4 |
Chemie (5) | 631 | -4,7 |
Arzneimittel (54) | 118 | -17,2 |
Vorerzeugnisse (6) | 597 | -9,8 |
Papier/Pappe (64) | 66 | -19,9 |
Eisen und Stahl (67) | 356 | -13,4 |
Elektrotechnik (77 minus 776) | 210 | 13,6 |
Kfz | 333 | 165,3 |
Elektronische Erzeugnisse | 150 | 25,9 |
Langfristiger Bedarf an Investitionsgütern
Indonesiens Industriepolitik wurde zuvor vernachlässigt, nimmt nun aber wieder an Fahrt auf. Ausländische Investoren sollen verstärkt ins Land gelockt werden. Vor allem verarbeitende Industrie und die damit verbundenen Arbeitsplätze sind willkommen. Dabei sollen heimische Rohstoffe nicht exportiert, sondern lokal veredelt werden. Und vor allem sollen heimisch produzierte Industriegüter Importprodukte ersetzen.
Für letzteres benötigt Indonesien aber langfristig Investitionsgüter aller Art, insbesondere Maschinen. Denn anders als in China, Südkorea oder Japan ist im Inselstaat keine nennenswerte eigene Produktion von Technologie in Sicht. Die eigenen Fertigkeiten sind gering, das Bildungsniveau ist niedrig und die Ausgaben für Forschung & Entwicklung betragen gerade einmal 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Gegen den Trend: Mehr Importe aus Europa, weniger aus Asien
Indonesien verzeichnet seit mehr als 20 Jahren stark zunehmende Importe aus China sowie den ASEAN-Ländern. Dagegen ist der Einfuhranteil Deutschlands und Europas kontinuierlich gesunken. Heute entsprechen die Lieferungen der EU in den Archipel nicht einmal mehr einem Viertel der Einfuhren aus China. Grund für diesen Trend ist nicht nur der wirtschaftliche Aufstieg Asiens, sondern auch die Verlagerung der Produktion europäischer Lieferanten, vor allem nach China.
Das Jahr 2023 verzeichnete eine bemerkenswerte Wende: Indonesiens deutsche und EU-Einfuhren legten im zweistelligen Prozentbereich zu.
Dagegen sanken die Importe aus allen wichtigen Bezugsländern: China, Singapur, Japan, USA, Südkorea, Australien, Indien, Malaysia und Thailand verzeichneten teils deutliche Einbußen. Ob dies eine Momentaufnahme ist oder aber der Beginn einer Trendwende, bleibt abzuwarten.
Widersprüchliche Außenhandelsstatistiken
Die Außenhandelsstatistiken von Deutschland und Indonesien weisen wechselseitig deutlich unterschiedliche Zahlen aus. So verzeichnet Destatis für das Jahr 2023 ein deutsches Außenhandelsdefizit mit Indonesien in Höhe von 1,2 Milliarden US$. Wichtigstes deutsches Importgut aus dem Archipel sind Schuhe und Bekleidung.
Indonesiens Statistikamt Badan Pusat Statistik (BPS) hingegen sieht 2023 ein bilaterales indonesisches Außenhandelsdefizit von knapp 2 Milliarden US$. Die Importe aus Deutschland werden mit 4,6 Milliarden US$- und damit um ein Viertel Prozent höher angegeben als die spiegelbildlichen Destatis-Exportzahlen. Traditionell noch viel Größer sind die Abweichungen auf dem anderen Handelsweg. BPS gibt Exporte nach Deutschland in Höhe von 2,5 Milliarden US$ an. Das ist kaum mehr als halb so viel wie die entsprechenden deutschen Importe laut Destatis. Gründe für die so deutlich unterschiedlichen Zahlen sind offenbar verschiedene Erhebungsmethoden.