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Branchen | Indonesien | Kfz

Die indonesische Automobilindustrie erwartet für 2024 Wachstum

Der indonesische Kfz-Markt hält sein hohes Niveau. BYD und Vinfast wollen im Archipel E-Autos produzieren. Für deutsche Autobauer bleibt Indonesien ein Nischenmarkt. 

Von Frank Malerius | Jakarta

Nach Angaben des Branchenverbandes Gaikindo wurden in Indonesien im Jahr 2023 etwa 1,4 Millionen Kfz produziert. Die Branche verfehlte damit nur knapp den Rekord von 2022. Etwa 85 Prozent des Outputs entfielen auf Pkw. Die Kfz-Verkäufe in Indonesien blieben 2023 mit knapp 1 Million Einheiten weitgehend stabil. Für 2024 erwartet Gaikindo in einer groben Prognose 1,1 Millionen Kfz-Verkäufe. Grund für die Steigerung sei der Markteinstieg zahlreicher neuer E-Modelle aus China.

Im Jahr 2023 führte Indonesien erstmals mehr als eine halbe Million Pkw aus. Damit gingen 43 Prozent der indonesischen Pkw-Produktion in den Export. Diese Exportfertigung entstammt überwiegend den Fabriken japanischer Hersteller, allen voran Toyota und dem Tochterunternehmen Daihatsu. Aber auch Hyundai hat seine Exporte auf mehr als 50.000 Pkw ausgebaut. Ein Grund für den Exportboom ist der neue Tiefseehafen Patimban in Westjava, der Ende 2021 eröffnet wurde und die Verschiffung deutlich erleichtert. Von dort werden die Pkw in alle Weltregionen geliefert, mit Ausnahme der großen Herstellerregionen Nordamerika, Europa und China. Auch Australien ist nach der Einstellung der dortigen Automobilproduktion 2017 zu einem, wenngleich noch kleinen, Zielmarkt geworden. Wichtigster Exportmarkt sind die Philippinen.

Der Import kompletter Kfz (CBU - Completely Built-Up) stieg 2023 leicht auf 89.000 Stück, dem höchsten Wert seit 2014. Damals hatte die Regierung die Einfuhren durch hohe Abgaben gezielt verringert. Im regionalen Vergleich sind die indonesischen Kfz-Importe nach wie vor ausgesprochen gering. Wie in vielen anderen Industriebranchen versucht Indonesien auch hier die Einfuhren einzuschränken und die Exporte auszubauen.

Kleiner Markt für deutsche Hersteller

Für die deutschen Hersteller bleibt der Archipel ein Nischenmarkt. BMW setzte nach Angaben von Gaikindo im Jahr 2023 knapp 4.200 Pkw ab. Mercedes kam auf 3.400 Pkw und verkaufte darüber hinaus noch 2.100 Nutzfahrzeuge. Der Konzern hatte Anfang 2023 seine Pkw-Produktion und das damit verbundene Vertriebsgeschäft an das indonesische Branchenunternehmen Indomobil übertragen. Volkswagen kam 2023 auf etwa 250 Pkw-Verkäufe. Die überwiegende Anzahl der deutschen Modelle wird im Land als CKD-Produktion (Completely Knocked Down) montiert. 

Für Mercedes, BMW und Volkswagen entspricht Indonesien jeweils deutlich weniger als 1 Prozent des chinesischen Marktes. Aber auch im Vergleich zu anderen, deutlich kleineren Märkten der ASEAN-Region hinkt Indonesiens Nachfrage nach deutschen Luxusautos teils weit hinterher.

Japanische Firmen dominieren

Der indonesische Automobilmarkt befindet sich fest in japanischer Hand, sowohl bei der Produktion als auch beim Verkauf. Auf japanische Hersteller und ihre indonesischen Partnerunternehmen in der Montage entfallen mehr als 90 Prozent der Produktion. Beim Verkauf konnten im Jahr 2023 lediglich das südkoreanische Hyundai (3,6 Prozent) und das chinesische Wuling (2,6 Prozent) nennenswerte kleinere Marktanteile erobern.

Indonesien ist im Pkw-Segment größter Produzent und Absatzmarkt in der ASEAN-Region, liegt in der Produktion von Nutzfahrzeugen aber deutlich hinter Thailand. Jenseits der starken Pkw-Produktion produzierte Indonesien 2023 etwa 133.000 Pick-up-Trucks und 76.000 Trucks. Darüber hinaus wurden etwa 7.000 Busse hergestellt. 

Verkauf von E-Autos steigt um 60 Prozent

E-Autos bilden in Indonesien trotz staatlicher Subventionierung bisher nur eine kleine Nische. Im Jahr 2023 wurden 17.000 Stück verkauft (Vergleich Thailand: circa 80.000 Einheiten), das entspricht 2 Prozent des Pkw-Verkaufsmarktes. Immerhin ist das eine Steigerung von 60 Prozent gegenüber 2022. Dabei dominierten die vor Ort produzierten Modelle Ioniq 5 (Hyundai) und Air EV (Wuling). Einen Achtungserfolg erzielte BMW: Denn Rang 4 der meistverkauften E-Autos entfiel auf das Modell iX (Verkaufspreis: circa 150.000 US-Dollar), mit 615 verkauften Einheiten. Derzeit sind etwa 0,2 Prozent der in Indonesien registrierten Pkw E-Autos.

Der Air EV ist mit einem Preis von weniger als 20.000 US-Dollar (US$) für die obere Mittelschicht erschwinglich.  Er wurde im Jahr 2023 fast 5.600 Mal verkauft. Zusätzlich wurden 1.500 Air EVs aus Indonesien exportiert. Der Ioniq 5 spricht mit einem Verkaufspreis von über 50.000 US$ nur wohlhabende Kunden an. Beide Modelle sind im Zentrum der Hauptstadt Jakarta häufig zu sehen. Ein starkes Kaufargument für E-Autos ist deren Ausnahme von der sogenannten "Odd-Even"-Regelung (an wechselnden Arbeitstagen Fahrerlaubnis nur bei gerader/ungerader Zahl des Nummernschilds) auf den Hauptverkehrsadern.

Die indonesische Regierung fördert eine Wende zur Elektromobilität unter anderem durch Steueranreize. Vor allem aber sollen mit neuen Anreizen weitere E-Auto-Hersteller ins Land gelockt werden: Wer vor Ort eine Produktion startet, kann bis Ende 2025 zusätzlich seine E-Autos ohne Importzölle einführen, sowohl als CBU als auch als CKD. Darüber hinaus müssen die geltenden Local-Content-Anforderungen von 40 Prozent erst ab 2026 erfüllt werden. Der Erfolg stellt sich ein: Mit Chinas BYD und dem vietnamesischen Vinfast haben zwei weitere Hersteller eine E-Auto-Produktion in Indonesien angekündigt.

Die Motivation für die staatliche E-Auto-Offensive liegt aber nicht primär im Klimaschutz. Stattdessen sollen die Stromer helfen, Benzinimporte zu senken. Denn wegen der schwachen heimischen Ölförderung und geringer Raffineriekapazitäten muss Indonesien mehr als die Hälfte der Kraftstoffe importieren. Der Strom für E-Autos wird überwiegend aus Kohle erzeugt. Insbesondere im Java-Bali-Stromnetz, das für 75 Prozent der gesamten Stromerzeugung des Archipels steht, sind Überkapazitäten entstanden, für die der staatliche Strommonopolist Perusahaan Listrik Negara (PLN) neue Absatzmärkte sucht.

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