Irak macht seine Emissionsreduktionsziele vom Zufluss internationaler Hilfsgelder abhängig. Ohne Unterstützung sind die Klimaziele sehr bescheiden.
194 Staaten haben das Pariser Klimaabkommen unterschrieben, auch der Irak. Inzwischen sind alle Unterzeichnerstaaten der Verpflichtung nachgekommen, eine Erklärung über beabsichtigte nationale Beiträge zur CO₂-Reduktion (Nationally Determined Contribution; NDC) abzugeben. Der Irak war der 194. und damit letzte Staat, der eine solche Selbstverpflichtung abgegeben hat - am 15. Oktober 2021, fast sechs Jahre nach dem Abschluss des Pariser Abkommens.
Deutliche Emissionsreduzierung nur bei internationaler Unterstützung
Die vom Irak im NDC-Report formulierten CO₂-Reduktionsziele kommen nicht nur sehr spät, sondern sind auch sehr bescheiden. Ohne ausländische Hilfe erklärt sich der Irak nämlich nur bereit, die Emissionen bis 2030 gegenüber einem "Business As Usual"-Szenario um 1 bis 2 Prozent zu vermindern. Nur bei massiver internationaler Unterstützung sei das Land in der Lage, die Treibhausgasemissionen um 15 Prozent zu reduzieren.
Emissionswerte und -ziele Iraks (in Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente)Jahr | Ist-Wert | Ziel |
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1990 | 49 | |
2000 | 72 | |
2010 | 110 | |
2020 | 174 | |
2030* | | 148 |
* Der im Oktober 2021 vorgelegte NDC-Report hält eine Senkung der Treibhausgasemissionen um 15 Prozent bis 2030 für möglich, wenn dafür internationale Unterstützung gewährt wird.Quelle: Ist-Werte: Global Carbon Atlas, 2023
In der NDC-Selbstverpflichtung wird diese Unterstützung auch klar beziffert: 100 Milliarden US-Dollar (US$) internationale Zuschüsse. Als weitere Voraussetzungen für verstärkte Klimaschutzinvestitionen werden genannt, eine stabile Sicherheitslage, keine Ölmarktkrisen und eine allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen im Irak.
Potenzial für Emissionsreduzierung vor allem im Energiesektor
In der NDC-Selbstverpflichtung nennt die irakische Regierung Öl und Gas, Stromerzeugung, Handel, Landwirtschaft, Transport und Wohnungsbau als die wichtigsten Bereiche, in denen Maßnahmen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen ergriffen werden könnten. Angesichts der überragenden Bedeutung der Ölförderung für die irakische Volkswirtschaft gibt es im Energiesektor die größten Reduktionspotenziale – sein Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen beträgt laut NDC 75 Prozent.
Die wohl wichtigste Einzelmaßnahme dabei ist die Reduzierung oder komplette Eliminierung des Abfackelns von Erdgas. Noch immer wird ein Großteil des bei der Ölförderung anfallenden assoziierten Gases abgefackelt, aber mit deutlich abnehmender Tendenz. Nach einer Schätzung der Internationalen Energie-Agentur werden im Jahr 2030 etwa 80 Prozent des im Irak geförderten Erdgases auch tatsächlich genutzt werden.
Im Stromsektor sollen bei bestehenden konventionellen Kraftwerken die Emissionen durch Effizienzsteigerungen oder durch Umstieg auf Gasbetrieb gesenkt werden. Der Anteil der Kraftwerke, die mit Gas (statt Öl) befeuert werden, soll sich weiter erhöhen. Zudem ist die Nutzung erneuerbarer Energien geplant, wird aber im NDC-Dokument nicht beziffert.
Im Transportsektor wird eine stärkere Nutzung von Liquefied Petroleum Gas (LPG) angestrebt. Seit 2019 müssen Neufahrzeuge, die im öffentlichen Transportsektor eingesetzt werden, mit LPG-Technik ausgestattet sein. Irak produziert LPG, muss aber Benzin teilweise importieren.
Die Energieeffizienz im Gebäudesektor soll durch moderne Bauvorschriften erhöht werden. In der Abfallwirtschaft wird an Waste-to-Energy-Projekte gedacht, beispielsweise die Nutzung von Deponiegasen. Aufforstungsprogramme sollen der Bodenerosion entgegenwirken und CO₂ absorbieren.
Von Detlef Gürtler
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Berlin