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Klimaschutz-Atlas

Spanien - Im breiten Konsens gegen den Klimawandel

Die Energiewende ist bereits weit fortgeschritten. Mit EU-Milliarden aus dem Aufbau- und Resilienzplan soll eine breitere Palette von klimarelevanten Projekten angestoßen werden.

Von Oliver Idem | Madrid

  • Klimastrategie: Emissionen sollen weiter sinken

    Spanien orientiert sich langfristig in Richtung Dekarbonisierung. Ein noch höherer Anteil erneuerbarer Energien soll zum entscheidenden Baustein werden.

    Wirtschaftswachstum und Emissionen sollen in Spanien künftig stärker entkoppelt werden. Im Einklang mit den Zielen der Vereinten Nationen und der Europäischen Union plant die Regierung weitreichende Aktivitäten.

    Bis 2050 sollen die gesamten CO2-Emissionen des Landes um 90 Prozent gesenkt werden. Das Reduktionsziel von 90 Prozent gilt auch für die Emissionen des Industriesektors. Das verarbeitende Gewerbe soll auch 2050 noch einen wesentlichen Beitrag zur spanischen Volkswirtschaft leisten. Ein Anteil der Industrie von mindestens 15 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung wird ausdrücklich angestrebt. Dabei will die Regierung die Belastungen für die Umwelt deutlich reduzieren.

    Spanien: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Spanien

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    47,4

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index 2023 (CCPI) 1)

    Rang: 23

    Punktezahl: 58,59

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %)2)

    0,6

    1,5

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t pro Jahr)

    234

    675

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)

    4,9

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP3))

    0,2

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ4)/2017 US$ PPP5))2)

    2,6

    2,8

    1 2023, Rang von 63; 2 2019; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: CCPI 2023; Global Carbon Atlas 2023; International Energy Agency IEA 2023

    Die Ausgangslage für die Finanzierung des Klimaschutzes ist durch EU-Hilfsgelder zur Überwindung der Coronakrise historisch günstig. Im Rahmen nationaler Strategien schreibt die Regierung Kontingente aus, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern. Gebäude und Industrie sollen zudem effizienter mit Energie haushalten. Ein Leuchtturmprojekt ist der Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft, die bereits konkretes Interesse deutscher Unternehmen weckt.

    Spanien ist allgemein ein Land mit vielen politischen Kontroversen und Gegensätzen. Die Klimapolitik verfügt jedoch über einen breiten politischen und gesellschaftlichen Rückhalt und wird auch von weiten Teilen der Wirtschaft mitgetragen. Dieser Konsens lässt auch bei anderen Regierungskonstellationen erwarten, dass die angestrebten Ziele weiter verfolgt werden.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Klimaziele: Eigene Akzente im internationalen Rahmen

    Spaniens Klimaziele leiten sich aus den übergeordneten Vereinbarungen mit den Vereinten Nationen und der EU ab. Die Akzeptanz der Ziele durch Unternehmen und Verbände ist hoch.

    Spanien hat die eigene Strategie zur Reduzierung von Treibhausgasen in den internationalen Rahmen eingebunden. Das Land teilt das Ziel des 2015 in Paris vereinbarten Klimaabkommens. Entsprechend dient auch die spanische Strategie dazu, den Anstieg der Erderwärmung zu bremsen. 

    Das Land wirkt an der Umsetzung der gemeinsamen Verpflichtung der Staaten der Europäischen Union (EU) mit. Als spanisches Ziel ist darin festgeschrieben, dass die Emissionen in den Bereichen, die nicht in den EU-Emissionshandel eingebunden sind, um 26 Prozent gesenkt werden. Dieses Ziel soll 2030 erreicht werden. Die Vergleichsbasis bildet das Jahr 2005.

    Als Mitgliedsstaat nimmt Spanien auch am Emissionshandelssystem der EU teil. Die nationale Grundlage ist das Gesetz 1/2005 zur Regulierung des Handels mit Emissionsrechten.

    Energiepolitik als Schlüssel der nationalen Klimaziele

    Spanien will spätestens 2050 die Klimaneutralität erreichen. Dieses Ziel soll explizit so schnell wie möglich erreicht werden. Seit November 2020 verfügt Spanien auch über eine Langzeitstrategie für eine klimaneutrale Wirtschaft im Jahr 2050. Diese steht im Einklang mit dem Europäischen Grünen Deal. Dieser zielt unter anderem darauf ab, dass bis 2050 keine Nettotreibhausgase mehr ausgestoßen werden. 

    Das Etappenziel für 2030 lautet, mindestens 23 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 auszustoßen. Der Primärenergieverbrauch soll um 39,5 Prozent gesenkt werden. Geplant ist, dass erneuerbare Energien im Jahr 2030 wenigstens 42 Prozent des Endenergieverbrauchs und mindestens 74 Prozent der Elektrizitätserzeugung ausmachen.

    Unternehmen kennen die Risiken des Klimawandels

    In der spanischen Wirtschaft hat die Akzeptanz des Klimaschutzes ein hohes Niveau erreicht. In einer Umfrage unter Führungskräften ermittelte das Beratungsunternehmen Deloitte 2022 ein sehr ausgeprägtes Klimabewusstsein. Dass ihre Unternehmen bereits negativ vom Klimawandel betroffen seien, äußerten 96 Prozent der befragten Unternehmen. Die wichtigste Gegenmaßnahme bildet für 77 Prozent eine effizientere Nutzung von Energie. Zudem wollen 74 Prozent nachhaltigere Materialien einsetzen.

    Die Energiekonzerne wenden sich zunehmend von fossilen Quellen ab und weiten ihr Geschäft mit erneuerbaren Energien aus. Der Umbau der Kfz-Industrie beschränkt sich nicht "nur" auf alternative Antriebstechniken. Die Unternehmen zielen auf vernetzte Fahrzeuge ab und nehmen umfassendere Mobilitätskonzepte ins Visier als bislang geschehen.

    Die Landwirtschaft ist ein erheblicher Wirtschaftsfaktor in Spanien und mit zunehmender Trockenheit und abnehmender Bodenqualität konfrontiert. Insbesondere die starke Beanspruchung der Wasserressourcen rückt mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein.

    Wasserstoffplan soll privatwirtschaftliche Investitionen anregen

    Die spanische Regierung fördert mit ihrem Strategieplan für erneuerbare Energien, regenerativen Wasserstoff und Speichertechnologien eine breite Basis von Aktivitäten. Mit einem staatlichen Anteil von 6,9 Milliarden Euro sollen private Investitionen von weiteren 9,5 Milliarden Euro angeregt werden.

    Erste Unternehmen in Spanien setzen Projekte zur Produktion und Nutzung von Wasserstoff um. Zudem bilden sich erste Konsortien mit deutscher Beteiligung wie Hyberia sowie das vom Energiekonzern Repsol gegründete Netzwerk Shyne.

    Innerhalb der EU verfügt Spanien über besonders günstige Rahmenbedingungen bei den Ressourcen zur Produktion von grünem Wasserstoff. Die Zielrichtung geht über inländische Dekarbonisierungsmaßnahmen hinaus und bezieht auch den Export ein.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Klimagesetze: Umbau von Energiemix und Wirtschaft festgeschrieben

    Spanien verfügt seit Mai 2021 über ein Klimawandelgesetz. Auf dessen Grundlage sollen für relevante Wirtschaftszweige eigene Klimapläne abgeleitet werden.

    Spanien verfügt über eine Reihe von Gesetzen und Plänen zum Klimaschutz. Das Klimawandel- und Energiewendegesetz vom 20. Mai 2021 (Ley 7/2021, de 20 de mayo, de cambio climático y transición energética) ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt. Darin wurden die Dekarbonisierung und die Erfüllung der diesbezüglichen internationalen Zusagen festgeschrieben. Es geht gleichermaßen um die Anpassung an den Klimawandel und den Umbau der Wirtschaft in Richtung eines Kreislaufmodells. Für Branchen mit besonders hohen CO2-Emissionen soll das Gesetz die Grundlage für spezifische Einzelpläne bilden.

    Nationaler Energie- und Klimaplan gibt die Richtung für 2030 vor

    Ein Gesamtplan für Energie- und Klimaziele existiert bereits. Der nationale integrierte Energie- und Klimaplan PNIEC 2021-2030 von März 2021 hat eine hohe Bedeutung für die Energiewirtschaft. Die wesentlichen Ziele sind der Ausbau erneuerbarer Energien und damit einhergehend die Reduzierung von Emissionen. Die ebenfalls festgeschriebene Senkung der Energieabhängigkeit erhält seit dem Frühjahr 2022 besondere Aktualität durch die Folgen des Russland-Ukraine-Krieges. Energie soll nicht nur lokal und klimafreundlich erzeugt, sondern auch effizienter genutzt werden.

    Dekret gegen den Genehmigungsstau bei Solar- und Windenergieanlagen

    Zur Lösung eines Dauerproblems beim Ausbau der erneuerbaren Energien wurde zudem im Juni 2020 das Königliche Dekret 23/2020 veröffentlicht. Zuvor wurden vielfach Projekte beantragt, ohne dass sie umgesetzt wurden. Stattdessen bildete sich eine Spekulationsblase und ein diffuser Zweitmarkt für die Genehmigungen. Das Dekret 23/2020 dient unter anderem dazu, marktfähigen Vorhaben den Weg zu ebnen und andere Projekte möglichst frühzeitig auszusortieren. 

    Das Problem ist erheblich: Im Februar 2023 überstieg die Gesamtkapazität der genehmigten und nicht realisierten Projekte die Ausbauziele des Energie- und Klimaplans PNIEC bis 2030 um mehr als das Doppelte. Die bereits erteilten Genehmigungen mit unklarer Umsetzung erschweren massiv die Planung der zukünftigen Netzkapazitäten.

    Rechtlicher Rahmen

    Eine Zusammenstellung klimarelevanter Gesetze aus Spanien seit 1998 kann dieser Übersicht entnommen werden. Hier lassen sich auch Veränderungen der Gesetzgebung durch verschiedene Regierungen nachvollziehen.

    Das spanische Umweltministerium hat ebenfalls eine breite Palette von Gesetzen, Beschlüssen und Entscheidungen rund um die Themen Klima und Energie zusammengestellt. In der Liste befinden sich sowohl nationale als auch übergeordnete Regelungen.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Investitionen: Aufbau- und Resilienzplan als Nachhaltigkeitsmotor

    Allein der spanische Staat kann 27,6 Milliarden Euro für den Klimaschutz mobilisieren. Diese Zuschüsse aus dem Aufbau- und Resilienzplan stehen für den ökologischen Wandel bereit.

    Spanien verfügt über ein breites Bündel an öffentlichen Maßnahmen, um das Land klimafreundlicher zu gestalten. Diese Pläne und Projekte erfordern Technik und Expertise und eröffnen damit Geschäftschancen für die Privatwirtschaft. Hinzu kommen Investitionen von Unternehmen, die sich selbst nachhaltiger aufstellen.

    Einen guten Überblick über die Zielrichtung liefert der Aufbau- und Resilienzplan Spaniens. Dessen Inhalte sind mit politischen Strategien verzahnt. Zudem bilden der Plan und die Hilfsgelder wichtige Bausteine für die besonderen Strategieprojekte, die die Regierung für eine Reihe von Schlüsselsektoren auf den Weg gebracht hat. Der Aufbauplan führt also politische und finanzielle Schritte zusammen, die unter anderem dem Klimaschutz dienen.

    Spanien ist der größte Empfänger nicht rückzahlbarer Zuschüsse der Europäischen Union zur Überwindung der Coronakrise. Rechnet man die maximalen Zuschüsse, Kredite und Sonderprogramme zusammen, stehen bis zu 164 Milliarden Euro zur Verfügung. Aus diesen Töpfen sollen 27,6 Milliarden Euro den ökologischen Wandel bis 2026 beschleunigen. 

    Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft im Fokus des Aufbauplans

    Der ökologische Wandel ist einer der vier Schwerpunkte des spanischen Aufbau- und Resilienzplans. Von den im Plan vorgesehenen 69,5 Milliarden Euro Zuschüssen stehen 39,7 Prozent für die ökologische Transformation zur Verfügung.

    Im Kern geht es um den besseren Schutz bestehender Ökosysteme und die Fortsetzung der Energiewende. Die Pläne zielen auf mehrere Bereiche, die relevante Erzeuger von klimaschädlichen Gasen sind. Dazu zählen Energieerzeugung, Wohnen und Mobilität.

    Unter den Aufbauplan fallen öffentliche und private Investitionen zur Neuausrichtung des Produktionsmodells und der Dekarbonisierung. Der Einsatz erneuerbarer Energien und die Energieeffizienz spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Hierzu gehören auch die stärkere Nutzung elektrischer Antriebe im Verkehr und die Entwicklung von Energiespeichern. Weitere Aspekte sind die Kreislaufwirtschaft und naturbasierte Lösungen.

    Der Schwerpunkt dieser Maßnahmen wird bereits bis Ende 2023 auf den Weg gebracht. Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass bis zum Stichtag eingereichte Vorhaben auch später umgesetzt werden können. Falls die EU zustimmt, sind auch Verlängerungen von ursprünglich geplanten Fristen denkbar.

    Die Regierung veröffentlicht Ausschreibungen und Einzelheiten zu den Aktivitäten. Es besteht sowohl die Möglichkeit, zielgerichtet nach einzelnen Sektoren zu suchen, als auch den gesamten spanischen Aufbauplan als Dokument herunterzuladen.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz

    Spanien

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 vom DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Wind und Sonne anstatt Kohle und Kernkraft

    Spanien treibt die Energiewende voran. Zentrale Bausteine dafür sind staatliche Auktionen. Offshore-Wind sorgt neuerdings für zusätzliche Dynamik.

    Energieversorgung

    Die spanische Energiewende kommt insbesondere bei der Stromerzeugung auf dem Festland voran. Beim Primärenergieverbrauch dominieren noch Erdöl und Erdgas, da wärmeintensive Zweige wie die Nahrungsmittel- und Papierindustrie noch vielfach fossile Energieträger nutzen. Verglichen mit Deutschland und Italien wird bislang zudem eher wenig Kraft-Wärme-Kopplung genutzt.

    Insgesamt hat Spanien in den vergangenen 20 Jahren die Verwendung fossiler Energieträger stark reduziert und auch die Kernkraft zurückgefahren. Der Energiekonzern Endesa will den für 2030 geplanten Kohleausstieg auf 2027 vorziehen. Die letzten fünf Kernkraftwerke sollen planmäßig zwischen 2027 und 2035 vom Netz gehen.

    Nach den überraschend ausgerufenen Neuwahlen zum Kongress am 23. Juli könnte über eine Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke diskutiert werden. Mehrere Parteien aus dem Mitte-Rechts-Spektrum zeigten sich im Vorfeld offen für das Thema. 

    Stromerzeugung

    Insbesondere in der Stromerzeugung auf dem Festland haben sich Windenergie, Wasserkraft und Fotovoltaik fest etabliert. Vorteilhaft für Spanien ist, dass aus Sonne und Wind noch viel mehr Strom gewonnen werden kann als bislang.

    Ein neuer maritimer Raumordnungsplan bereitet den Weg für schwimmende Windparks. Diese allein sollen ein Potenzial von 20 Gigawatt besitzen. Bislang war die Windkraft ein Thema für Onshore-Standorte, da die spanischen Gewässer zu tief für fest verankerte Offshore-Windparks waren. Nun haben Unternehmen freie Bahn, um ihre Pläne mit schwimmenden Anlagen voranzutreiben. 

    60 Gigawatt Zubau vor allem bei den Erneuerbaren

    Wichtige Elemente der Energiestrategie sind der Energie- und Klimaplan PNIEC 2030 und das Klimagesetz. Der Energie- und Klimaplan gibt einen Zubau von 60 Gigawatt erneuerbaren Energien bis 2030 vor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Stromerzeugung. 

    Der Staat leistet mit einem Mindestausbauziel von 19,44 Gigawatt bis 2025 seinen Beitrag dazu. Die staatlichen Auktionen fanden im Herbst 2022 wegen steigender Kosten für die Anbieter und den niedrigeren Vorstellungen der Regierung ein sehr geringes Echo. Da Energieversorger auch eigene Vorhaben umsetzen, hängt die Energiewende jedoch nicht nur von den staatlichen Auktionen ab. 

    Von dem Ausbautrend der erneuerbaren Energien können auch deutsche Unternehmen profitieren. Die AHK Spanien empfahl deutschen Technologieanbietern im Mai 2020 eine Kooperation mit im Markt etablierten spanischen Unternehmen. In Frage kommen demnach Vertriebspartnerschaften, gemeinsame technische Entwicklungen, Auftragsfertigung, Joint Venture oder die Ausführung von Teilaufträgen für spanische Generalunternehmer.

    Energieeffizienz steigern 

    Bereits seit mehreren Jahren nimmt die Nachfrage nach Fotovoltaiklösungen für den Eigenverbrauch von Strom zu. Das gilt sowohl für die Industrie als auch für Wohngebäude.

    Der Umstieg auf alternative Energiequellen, gegebenenfalls in Kombination mit Speichertechnik, und eine höhere Effizienz bei der Nutzung dürften künftig wichtiger werden. Ansatzpunkte bieten sowohl Gebäude und Anlagen als auch die technische Optimierung und Steuerung von Prozessen.

    Viele Wohngebäude und Produktionsanlagen entstanden in Zeiten mit weniger strengen Effizienzvorschriften als heute. Entsprechend bietet auch das Einsparen von Energie ein erhebliches Potenzial.

    Auch deutsche Unternehmen könnten von dem nachhaltigen Wandel profitieren. Mögliche Maßnahmen sind zum Beispiel die Rückgewinnung von Energie oder die Umwandlung von Stromüberschüssen in Wärme oder Wasserstoff.

    Pläne für Produktion und Transport von Wasserstoff kommen voran 

    Für erneuerbare Energien und die Produktion und Nutzung von Wasserstoff als Energiequelle hat die spanische Regierung einen eigenen Strategieplan entwickelt. Das spanische Produktionspotenzial und der erwartete Bedarf an grünem Wasserstoff in Europa sorgen dafür, dass das Thema Fahrt aufnimmt. 

    Der Energiekonzern Repsol hat das Konsortium Shyne gegründet. Zudem fand die erste deutsch-spanische Wasserstoffkonferenz im Februar 2022 mit rund 400 Anmeldungen ein sehr positives Echo. In diesem Rahmen präsentierte sich auch das kürzlich zusammengeschlossene Hyberia-Konsortium. Der Energiekonzern Cepsa investiert 3 Milliarden Euro in Andalusien, um ab 2026 Wasserstoff per Schiff nach Rotterdam liefern zu können.

    Dem Vernehmen nach sind die Aussichten für die Erzeugung und den Transport von Wasserstoff in Spanien so günstig, dass für viele Anbieter Chancen bestehen und sie sich auf kurze Sicht nicht kannibalisieren dürften. Sowohl die technische Ausrüstung für die Produktion als auch die Herstellung von Wasserstoff selbst sowie der Transport zu Endverbrauchern bieten demnach interessante Potenziale, zumal die Erzeugungskosten sinken.

    Grüner Wasserstoff ist auch von grenzüberschreitender Bedeutung. Nach wechselhaften Verhandlungen einigten sich Spanien, Portugal und Frankreich auf den Bau einer Wasserstoffpipeline namens H2med. Die Absicht Spaniens ist, Wasserstoff nach beziehungsweise durch Frankreich zu exportieren.

    Chemiebranche dringt auf die CO2-Abscheidung

    Der Chemieindustrieverband Feique will die Abscheidung und Speicherung von COauf die Agenda setzen. Da in Nordeuropa bereits mehr Dynamik in diesem Bereich herrscht, möchte Feique, dass Spanien den Anschluss behält. 

    Manche Betriebe der Chemieindustrie benötigen zudem CO2  als Rohstoff. Der Wirtschaftszweig ist also aus mehreren Gründen eine Schlüsselbranche, wenn es um die künftige Strategie für CO in Spanien geht.

    Das Thema dürfte an Bedeutung gewinnen. Der Umgang mit dem Treibhausgas gehört zu den Vorgaben der Langzeitstrategie bis 2050 im Bereich Industrie.

    Weitere Informationen:

    Exzellente Wachstumschancen für Windenergie in Spanien

    Rückenwind aus Wirtschaft und Politik für Spaniens Solarsektor

    Spanien legt Fahrplan für Energieauktionen bis 2025 fest

    Spanien plant bei Wasserstoff in großen Dimensionen

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Verkehr: Fortschritte reichen noch nicht zur Zielerfüllung

    Wegen seines hohen Anteils von knapp einem Drittel der Emissionen hat der Verkehrssektor eine besondere Bedeutung. EU-Fördergelder sollen das Tempo der Verkehrswende erhöhen.

    Der spanische Aufbau- und Resilienzplan sieht verschiedene Maßnahmen für die Verkehrswende vor. Dazu gehören Niedrigemissionszonen in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern.

    Der Bahnsektor zählt zu den Schwerpunkten von Verkehrsinvestitionen. Dabei reicht die Bandbreite von den lokalen Bahnnetzen bis hin zu nationalen und grenzüberschreitenden Schnellzugverbindungen. Die Nutzung des S-Bahn-Netzes Cercanías soll durch einen Ausbau der Kapazitäten und besseren Service attraktiver werden. Verbesserungen werden auch beim Ausbau der transeuropäischen Verkehrsnetze angestrebt.

    Senkung des Schadstoffausstoßes ist das große Ziel

    Spanien folgt den Emissionszielen der Europäischen Union. Diese schließen auch die Reduzierung des Schadstoffausstoßes von Fahrzeugen ein. Ein eigener Strategieplan für die Entwicklung vernetzter Elektrofahrzeuge setzt darauf, binnen drei Jahren 24 Milliarden Euro an privaten und öffentlichen Investitionen zu mobilisieren.

    Zum nationalen Energie- und Klimaplan PNIEC gehört das Ziel, 2030 einen Bestand von 5 Millionen elektrisch angetriebenen Fahrzeugen zu erreichen. Mittlerweile erscheint diese Marke auch unter Einbeziehung von Hybriden als kaum erreichbar.

    Batterieelektrische Fahrzeuge sind bislang eher die Ausnahme 

    Im Jahr 2022 wurden in Spanien knapp 959.000 Kraftfahrzeuge (Kfz) neu zugelassen. Unter den alternativen Antrieben gehören batteriebetriebene Elektrofahrzeuge derzeit eher zu den Ausnahmen.

    Bislang verkaufen sich nicht aufladbare Hybride weitaus besser als Plug-in-Hybride beziehungsweise rein batterieelektrische Kfz. Der spanische Verband der Automobil- und LKW-Hersteller ANFAC errechnete für das Jahr 2022 Neuzulassungen von knapp 243.300 Hybridfahrzeugen ohne Ladeoption. 

    Aufladbare Hybride wurden von lediglich circa 48.200 Kunden erworben. Bei den batterieelektrischen Fahrzeugen fiel die Zahl noch geringer aus. In dieser Kategorie lagen die Verkäufe bei knapp 36.500 Einheiten. 

    Die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge wird unterdessen dichter. Ende 2022 verfügte Spanien über 18.128 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Das entsprach einer Zunahme um rund 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

    Der Automobilverband ANFAC geht von 28.240 benötigten Einheiten aus, um die Vorgaben für 2030 erfüllen zu können. Der Weg hin zu diesem Ziel dürfte durch das Förderprogramm Plan Moves Proyectos Singulares II zügiger zurückgelegt werden. Im April 2023 wurde bekannt, dass in der laufenden Projektphase 122 Millionen Euro für die Ladeinfrastruktur freigegeben wurden.

    Im April 2023 wies die Tageszeitung El Mundo darauf hin, dass bislang die vorhandenen Ladesäulen eher spärlich genutzt werden. Im Durchschnitt sei jede Auflademöglichkeit gerade einmal eine Stunde pro Tag in Betrieb.

    Zu den Herausforderungen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur gehören auch die Vorschriften des Zentralstaats, der Autonomen Gemeinschaften und der Gemeinden. Diese sind nicht immer aufeinander abgestimmt. Zudem kann nicht jede Ladestation von jedem Elektrofahrzeug genutzt werden.

    Spanien zieht Investitionen in Fahrzeugbatterien an

    Nur das Inland zu betrachten, würde jedoch im Fall von Spanien zu kurz greifen. Als Produktionsstandort und Exporteur spielt das Land eine wesentliche Rolle in Europa. Im Jahr 2022 wurden in Spanien rund 2,2 Millionen Fahrzeuge gebaut. Die Exportquote liegt seit Jahren bei etwa 85 Prozent. 

    Die Elektrifizierung der Fahrzeuge bildet einen großen Investitionsschwerpunkt in der Branche, die sich auf ein breit gefächertes Netz von Zulieferern stützt. Die vorhandene Infrastruktur und die hohen Produktionsvolumina machen Spanien auch zu einem potenziellen Produzenten von Fahrzeugbatterien. Insgesamt fünf Unternehmen wollen investieren oder prüfen den Standort in dieser Hinsicht. Dabei handelt es sich neben den Fahrzeugproduzenten BYD, Tata Motors und Volkswagen auch um Envision und Inobat.

    Wenn Bewegung in die Vorhaben kommt, sind auch Folgeinvestitionen in das Recycling von Batterien wahrscheinlich. Durch den aufwendigen und riskanten Transport von Batterien ziehen es die Recyclingunternehmen üblicherweise vor, sich in räumlicher Nähe zur Batteriefertigung anzusiedeln.

    Nachhaltigere Kraftstoffe für Schiffe und Flugzeuge in Vorbereitung

    Bei den Verkehrsmitteln Schiff und Flugzeug zeichnet sich ab, dass alternative Kraftstoffe für weniger Emissionen sorgen werden. Die Reederei Maersk plant in Spanien den Aufbau einer kompletten Wertschöpfungskette für grünes Methanol. Aus der vergeblichen Suche nach Lieferanten mit hohen Mengen zog Maersk den Schluss, eine eigene Infrastruktur aufzubauen. Die geplanten Investitionen belaufen sich auf etwa 10 Milliarden Euro.

    Die Petrochemieunternehmen Cepsa und Repsol bauen Produktionskapazitäten für alternatives Kerosin auf. Cepsa will eine Milliarde Euro in Palos de la Frontera (Huelva) investieren. Um ausreichend organische Stoffe als Ausgangsbasis zu haben, arbeitet das Unternehmen mit dem Partner Bio-Oils zusammen. Hiermit soll die Versorgung mit gebrauchten Speiseölen und landwirtschaftlichen Reststoffen gesichert werden.

    Repsol kooperiert bereits seit einiger Zeit mit der Fluggesellschaft Iberia bei alternativen Kraftstoffen. Iberia testete die aus Abfällen hergestellten Biokraftstoffe bereits auf Inlands- und Langstreckenflügen. In Zukunft soll die Zusammenarbeit ausgeweitet werden.

    Weitere Informationen:

    Auslandsgeschäft belebt Spaniens Automobilbranche

    Spanien plant 24 Milliarden Euro für Elektromobilität

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Spaniens Industrie sucht nach Alternativen

    Spaniens Industrie soll bis 2050 deutlich weniger Emissionen produzieren als heute. Die Aussichten für den Ausbau erneuerbarer Energien und der Sektorkopplung sind günstig.

    Die spanische Langzeitstrategie für eine klimaneutrale Wirtschaft bis 2050 weist der Industrie eine Schlüsselrolle zu. Sie soll ihren Anteil an der Wirtschaftsleistung mindestens halten, dabei aber 90 Prozent weniger Emissionen erzeugen. In Zahlen bedeutet dies eine Reduktion von 72 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2020 auf nur noch 7 Millionen Tonnen 30 Jahre später.

    Die Industrie steht jeweils für circa ein Fünftel der Wirtschaftsleistung, der Treibhausgasemissionen, des Endverbrauchs fossiler Brennstoffe und des Endenergieverbrauchs. Zur Transformation sollen alternative Rohstoffe und Kreislaufwirtschaftskonzepte beitragen. Die Abscheidung und Speicherung von CO2 bildet einen zentralen Schwerpunkt. Zudem will Spanien vermehrt erneuerbaren Wasserstoff als Energieträger nutzen.

    Handlungsdruck ist da

    Für Industrieunternehmen bedeutet dies umfangreiche Veränderungen und erhebliche Kosten. Der Handlungsdruck wächst jedoch. Bereits vor dem Angriffskrieg gegen die Ukraine nahmen die Energiekosten in Spanien zu. Die Risiken einer Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern treten seit Kriegsbeginn noch deutlicher hervor.

    Spaniens Industrielandschaft ist breit gefächert und besteht aus vielen Unternehmen mit hohem Energiebedarf. Zu den energieintensivsten Branchen zählen die chemische Industrie sowie die Kfz- und Nahrungsmittelindustrie. Im Fachverband AEGE haben sich energieintensive Unternehmen zusammengeschlossen. Die Schwerpunkte liegen auf Industriegasen, Metallen und chemischen Erzeugnissen. Die Mitgliederliste bietet Anhaltspunkte für industrielle Großverbraucher in Spanien.

    Regierung fördert Dekarbonisierung aus EU-Mitteln 

    Die spanische Regierung unterstützt mit einem neuen Strategieplan die Dekarbonisierung der Industrie. Dafür stehen 3,1 Milliarden Euro aus dem Aufbau- und Resilienzplan bereit. Die Regierung will so Investitionen von insgesamt 11,8 Milliarden Euro anregen. Die CO2-Emissionen dürften in der Folge um 13 Millionen Tonnen pro Jahr sinken. Der Plan läuft bis 2026, wobei genehmigte Vorhaben noch danach abgeschlossen werden können.

    Den größten Block des Förderplans bilden die Elektrifizierung industrieller Prozesse und der Einsatz von grünem Wasserstoff. In diesem Kontext stehen auch ein integriertes Energiemanagement, ein reduzierter Ressourceneinsatz und die Speicherung von Kohlendioxid. Dafür stehen Kredite in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und Subventionen von 800 Millionen Euro zur Verfügung.

    Die restlichen Gelder sind für Unternehmen bestimmt, die am europäischen Gemeinschaftsprojekt für Wasserstoff teilnehmen. Hinzu kommen Hilfen für Klimaschutzverträge sowie hocheffiziente nachhaltige Produktionseinrichtungen.

    Verteilung der Fördermittel des Strategieplans zur industriellen Dekarbonisierung (in Millionen Euro)

    Maßnahme

    öffentliche Subventionen

    öffentliche Kredite

    erwarteter privater Anteil

    Zeitraum

    Projekte zur industriellen Dekarbonisierung

    800

    1.500

    6.300

    2023-26

    Hilfen für teilnehmende Unternehmen am IPCEI-Wasserstoffprojekt der EU

    450

    0

    1.350

    2023

    Hilfen zur Entwicklung hocheffizienter Produktionsstätten

    150

    100

    750

    2023-26

    Entwicklung eines Fonds für CO2-Differenzkontrakte und ein erstes Pilotprojekt

    0

    100

    300

    2024

    Summe

    1.400

    1.700

    8.700

    Quelle: Resumen executivo PERTE Descarbonización industrial, spanische Regierung 2022

    Zu den Zielbranchen gehören energieintensive Zweige wie die Keramik-, Zement- und Glasherstellung. Namentlich genannt sind auch die chemische Industrie und Raffinerien. Hinzu kommen die Metallindustrie und Hersteller von Papier und Zellstoff. Große Betriebe der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie können ebenfalls von Fördermitteln profitieren.

    Sehr wahrscheinlich ist, dass über den staatlichen Strategieplan hinaus viele größere und kleinere Dekarbonisierungsprojekte umgesetzt werden. Multinationale Unternehmen werden ihre spanischen Standorte in ihre Klimastrategien einbinden. Zudem dürften die Vorreiter andere motivieren, ebenfalls Projekte umzusetzen.

    Grüner Wasserstoff spielt eine wichtige Rolle

    Einige Unternehmen sind bereits Vorreiter in der Transformation der Industrie. Der Düngemittelhersteller Fertiberia nutzt an seinem Standort Puertollano grünen Wasserstoff, den das Unternehmen mit Solarenergie selbst erzeugt. Zum Zeitpunkt der Eröffnung 2022 handelte es sich um die größte industrielle Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Europa.

    Die Europäische Kommission gab im Februar 2023 Subventionen für die Dekarbonisierung des Stahlkonzerns ArcelorMittal frei. Die Prozesse des Unternehmens sollen mit einem EU-Beitrag von 460 Millionen Euro umgestaltet werden. In der nordspanischen Küstenstadt Gijón betreibt das Unternehmen zwei Hochöfen. Bis 2025 sollen Produktionsprozesse schrittweise von Gas auf erneuerbaren Wasserstoff umgestellt werden. Zudem wird ein neuer elektrischer Lichtbogenofen installiert.

    Energie- und Petrochemiekonzerne nehmen eine Doppelrolle bei der Dekarbonisierung ein. Sie stellen ihre eigenen Aktivitäten um und unterstützen andere Unternehmen bei deren Transformation. Beispielsweise investieren die Energiekonzerne Enagas, Endesa und Naturgy in großem Stil in Anlagen für die Wasserstoffproduktion. Die Petrochemieriesen Repsol und Cepsa kooperieren mit Fluggesellschaften und stellen aus pflanzlichen und industriellen Reststoffen Biokerosin her.

    Dekarbonisierung bietet Absatzchancen

    Durch die zahlreichen Ansatzpunkte zur Reduzierung von Emissionen entstehen vielfältige Absatzchancen. Grob betrachtet spielt die stärkere Einbindung erneuerbarer Energien eine wichtige Rolle, ebenso die bessere Nutzung von Wärme und mehr Energieeffizienz.

    Die AHK Spanien erwartet steigende Investitionen in den Eigenverbrauch von erneuerbaren Energien und Speicherlösungen. Spanische Unternehmen setzen in sensiblen Bereichen wie dem Stromsektor oft auf deutsche Technik. Gute Aussichten haben sowohl Fotovoltaik- als auch kleinere Windenergieanlagen und Speicherlösungen.

    Ein Ausbau der Sektorkopplung von Strom, Wärme und Mobilität erfordert ebenfalls technische Ausrüstung. Mess- und Steuerungstechnik sowie diverse Lösungen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie dürften künftig auch gefragt sein.

    Kraft-Wärme-Kopplung schafft mehr Effizienz

    In der spanischen Industrie ist die Kraft-Wärme-Kopplung bislang weniger verbreitet als in Deutschland oder Italien. Insbesondere für wärmeintensive Branchen kann diese Technologie ein Baustein für mehr Effizienz und weniger Emissionen sein. Innerhalb der Industrie kommen vor allem die Zweige Nahrungsmittel, Chemie, Automobile, Raffinerien, Textilien, Papier und Keramik in Betracht.

    (Stand 05.04.2023)

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Gebäude: Umfangreiches Sanierungsprogramm beschlossen

    Die spanische Regierung will die Gebäudesanierung massiv ausbauen. In Madrid entsteht ein komplett nachhaltiges Stadtviertel.

    Regierungsangaben zufolge sind 9,7 Millionen Wohnungen in Spanien sanierungsbedürftig. Viele von ihnen wurden gebaut, als noch keine mit den heutigen Standards vergleichbaren Vorgaben zur Energieeffizienz galten. Trotz des enormen Erneuerungsbedarfs werden pro Jahr nur etwa 30.000 Einheiten saniert. Die Regierung setzt auf mehr Fördermittel, um diese Zahl zu vervielfachen.

    Die Förderung von Sanierungen ist nicht neu. Während der Coronakrise wurde der Plan Estatal de Vivienda 2018-2021 verlängert bis Ende 2022. Das bedeutete nicht mehr Finanzmittel, aber verlängerte Antragsfristen.

    Zusätzliche Dynamik für einen energieeffizienteren Gebäudebestand entfacht der spanische Aufbau- und Resilienzplan. Dieser bündelt mehrere Elemente, die sich aus rechtlichen Reformen und Investitionen zusammensetzen.

    Unter dem Dach der Agenda Urbana Española werden einzelne Pläne gebündelt. Diese orientieren sich wiederum an den Zielen des Energie- und Klimaplans PNIEC 2021-2030 sowie der Langzeitstrategie ERESEE für die energetische Gebäudesanierung.

    Das geplante Investitionsvolumen beträgt 6,82 Milliarden Euro. Daraus werden insgesamt sechs Programme gespeist. Der Fokus liegt auf der Einsparung von Energie und der Nutzung erneuerbarer Energien. Besondere Schwerpunkte bilden kleine Gemeinden mit maximal 5.000 Einwohnern sowie Gebiete mit niedrigen Einkommen. Öffentliche Gebäude sollen ebenfalls saniert werden. Zudem lautet ein Ziel, das Angebot an energieeffizienten Sozialwohnungen durch ein Neubauprogramm auszuweiten.

    Heizen besitzt erhebliches Einsparpotenzial bei Treibhausgasen

    Spanien verfügt durch seine Größe über unterschiedliche Temperaturzonen. Das Land ist fast anderthalb Mal so groß wie Deutschland. In vielen Gebieten sinken die Temperaturen im Winter so weit ab, dass in den meisten Gebäuden Heizungen erforderlich sind. Laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung Cinco Días sind vier von fünf spanischen Haushalten mit Heizsystemen ausgerüstet.

    Als Energiequelle dominiert mit 40 Prozent bislang Erdgas. Strom hält einen Anteil von 34 Prozent. Rund 13 Prozent der Haushalte werden mit verschiedenen Erdölprodukten beheizt. Steigende Anforderungen der EU lenken die Aufmerksamkeit auf das Heizen. Durch die Dominanz fossiler Energiequellen bietet die Wärmeversorgung eine wichtige Stellschraube, um nennenswerte Effekte zur Dekarbonisierung zu erzielen.

    Nachhaltiges Städtebauprojekt in Madrid

    Neben Sanierungen sind auch die Standards bei Neubauten relevant für die Klimabilanz des Gebäudesektors. In Madrid entsteht bis etwa 2040 eines der größten Städtebauvorhaben Europas. Madrid Nuevo Norte soll private und öffentliche Investitionen von rund 25 Milliarden Euro mobilisieren.

    Erneuerbare Energien und die Wiederverwendung von Wasserressourcen gehören von Beginn an zu den Kernaspekten der Nachhaltigkeit bei dem Vorhaben. Zudem ist ein flächendeckendes Bus- und Bahnangebot und intelligentes Verkehrsmanagement vorgesehen. Die Abfallentsorgung soll ebenfalls modernen Nachhaltigkeitsansprüchen genügen.

    Für das Projekt besteht großes Interesse an innovativen Ideen aus dem Ausland. Aufgrund der langen Umsetzungsphase des Projekts sollen noch nicht alle Details vorab festgelegt werden. So wollen sich die Projektträger die Flexibilität erhalten, neue Ideen aus dem In- und Ausland in die Gestaltung einzubauen.

    Personalknappheit und Materialkosten könnten das Sanierungstempo dämpfen  

    Mehr Gebäudesanierungen und die rege Bautätigkeit in Spanien bedeuten auch einen höheren Bedarf an Material und Personal. Für deutsche Zulieferer im Bereich Gebäudetechnik dürfte das schnellere Sanierungstempo bessere Absatzmöglichkeiten bieten. Die spanische Baubranche befindet sich hingegen fest in inländischer Hand.

    Unsicherheitsfaktoren für den Bausektor sind derzeit Preissprünge bei Baumaterialien und hohe Energiekosten. Zudem sind viele Unternehmen bereits stark ausgelastet und bestreiten ihr normales Geschäft mit knappem und alterndem Personal.

    Weitere Informationen:

    Umfangreiche Förderung für Gebäudesanierung

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Land- und Forstwirtschaft: Wasser und Emissionen im Fokus

    Die spanische Regierung aktualisiert rechtliche Vorschriften, um für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Zudem fließen Gelder in Modernisierungen.

    Die Land- und Forstwirtschaft stellen einen erheblichen Wirtschaftsfaktor in Spanien dar. Für 2022 werden bei der Pflanzen- und Tierproduktion gleichermaßen Rekordergebnisse erwartet. Diese beruhen sowohl auf Preis- als auch auf Mengeneffekten.

    Laut ersten Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums legte die Pflanzenproduktion um 4,2 Prozent auf 36,5 Milliarden Euro zu. Bei der Tierproduktion betrug der Zuwachs 24,5 Prozent auf einen Wert von 25,5 Milliarden als auch Probleme aufgrund des hohen Wasserbedarfs. Die intensive Produktion erzeugt sowohl Emissionen Letzterer bedeutet jedoch auch, dass eine effizientere Bewässerung erhebliche Einsparungen bringen kann. Das Landwirtschaftsministerium zielt auf eine stärkere Nutzung moderner Bewässerungssysteme ab.

    Emissionen aus der Viehzucht stehen im Blickpunkt

    Hinsichtlich der Reduzierung von Emissionen hat Spanien die EU-Direktive 2016/2284 in nationales Recht umgesetzt. Das Programa Nacional de Control de la Contaminación Atmosférica schließt unter anderem die Landwirtschaft ein. Besondere Bedeutung kommt dem Umgang mit Gülle in der Viehzucht zu.

    Im spanischen Energie- und Klimaplan PNIEC sind bis 2030 öffentliche Zuschüsse von 929 Millionen Euro für Klimaschutzmaßnahmen vorgesehen. Diese sollen die Erneuerung von Landmaschinen und Bewässerungstechnik unterstützen.

    Ein Maßnahmenpaket für Effizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Landwirtschaftssektor enthält die Komponente 3 des spanischen Aufbau- und Resilienzplans zur Überwindung der Pandemiefolgen.

    Wassernutzung muss an veränderte Klimabedingungen angepasst werden

    Wasser wird aufgrund der schwindenden Ressourcen in Spanien zu einem immer dringlicheren Thema. Die Landwirtschaft als Großverbraucher von etwa 80 Prozent dieser Vorkommen spielt eine Schlüsselrolle. Darum werden die Pläne der Komponente 5 des Aufbau- und Resilienzplans für diesen Sektor relevant werden. Insgesamt stehen bis 2026 knapp 2,1 Milliarden Euro für Investitionen in eine modernere, effizientere und digitalisierte Wasserwirtschaft zur Verfügung.

    Im Frühjahr 2023 gewann das Thema Trockenheit an Bedeutung. Durch geringe Niederschläge, warme Temperaturen und eine intensive Bewirtschaftung drohten erhebliche Ernteausfälle. Die Wirtschaftszeitung Expansión ging in einer Zwischenbilanz von 10 Milliarden Euro Schäden aus, die durch die Dürre entstanden sind. Sowohl für die betroffenen Landwirte als auch für die Entwicklung der Lebensmittelpreise wird mit erheblichen Folgen gerechnet. Die spanische Regierung fragte im April 2023 bei der EU wegen finanzieller Unterstützung für den Agrarsektor an.

    Modernere Forstwirtschaft und verstärkter Kampf gegen Waldbrände

    In der Forstwirtschaft will die Regierung zwei bestehende Strategien überarbeiten. Dabei handelt es sich um die Estrategia Forestal Española von 1999 und den eigentlich noch bis 2032 laufenden Plan Forestal Español. Die Pläne sollen sowohl an aktuelle Nachhaltigkeitsziele als auch unter dem Gesichtspunkt der Landflucht umgestaltet werden.

    Unter anderem wegen der Trockenheit bilden Waldbrände ein weiteres Problemfeld. Bereits im Frühjahr 2023 rechnete das Umweltministerium damit, dass im laufenden Jahr so viel Waldfläche vernichtet werden wird wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Viele der 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens reagieren und passen ihre Vorbeugungspläne an oder weiten die Arbeitszeiten der spezialisierten Feuerwehren aus.

    Weitere Informationen:

    Biomasse soll stärker genutzt werden

    Strategieplan für die Wasserwirtschaft erhöht Investitionen

    Digitalisierung der Landwirtschaft in Spanien

    Spanien: Rund 400 Millionen Euro für nachhaltige Forstwirtschaft

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Differenzierte Situation im Land

    Im Bereich erneuerbare Energien entstehen immer mehr Arbeitsplätze. Offen ist, ob ihre Zahl mit dem Zubau an neuen Anlagen und dem Aufbau der Wasserstoffwirtschaft mithalten kann.

    Spanien zählt seit Jahren zu den EU-Staaten mit der höchsten Arbeitslosenquote. Dabei zeigt sich ein erhebliches Altersgefälle. Arbeitslosigkeit betrifft vor allem junge Menschen unter 25 Jahren, während Ältere nur unterdurchschnittlich häufig nicht beschäftigt sind.

    Auch nach den Pandemie bedingten Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt errechnete das Statistikamt INE im 1. Quartal 2023 noch immer eine Arbeitslosenquote von 13,3 Prozent. Angebot und Nachfrage passen auf dem spanischen Arbeitsmarkt häufig nicht zusammen. Zudem sind die Gehaltsunterschiede je nach Qualifikation erheblich.

    Im Hinblick auf die Fachkräftesituation zeigt sich ein differenziertes Bild. Die duale Berufsausbildung ist eher eine Ausnahme als die Regel. Als besonders gut aufgestellt in der beruflichen Bildung gilt bereits seit Jahren das Baskenland. Die Region ist stark industriell geprägt und hat einen hohen Bedarf an technischen Fachkräften.

    Anzahl der Arbeitsplätze bei erneuerbaren Energien soll steigen

    Der Sektor der erneuerbaren Energien konnte sich den negativen Arbeitsmarktfolgen der Pandemie 2020 nicht entziehen. Die internationale Agentur für erneuerbare Energien IRENA berichtete von einem Rückgang dieser Arbeitsplätze um 2,3 Prozent. Insbesondere in der Windkraft und Biomasse fielen wegen zurückgestellter Projekte Jobs weg. Hingegen entwickelte sich der Eigenverbrauch von erneuerbaren Energien nach dem Wegfall einer Sondersteuer positiv und dürfte in den kommenden Jahren weitere Impulse setzen.

    Die erwartete Dynamik im Sektor könnte innerhalb von zehn Jahren die Beschäftigung vervielfachen. Das Wachstumspotenzial liegt laut IRENA bei insgesamt 468.000 Stellen. Davon sollen zur Hälfte drei autonome Gemeinschaften des Landes profitieren. Andalusien, Aragonien und Castilla y León stehen demnach vor den stärksten Zuwächsen in diesem Bereich.

    Installation von Anlagen ist das häufigste Aufgabenfeld

    Laut Erkenntnissen von IRENA stellten im Jahr 2020 direkte Arbeitsplätze 63 Prozent der Gesamtbeschäftigung im Erneuerbarensektor. Bei den Tätigkeitsprofilen dominierte die Installation mit etwa zwei Drittel. Der Anteil der Produktion entsprach einem Viertel der Stellen. Die Aufgaben von 11 Prozent der Beschäftigten bezogen sich auf den Betrieb und die Wartung von Anlagen.

    Im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiteten 2019 in Spanien 95.100 Menschen. Das entsprach gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs um 17 Prozent. 2020 waren es 92.930 Jobs und damit ein Minus von 2,3 Prozent.

    Im Solarsektor hat sich aufgrund der langen Erfahrung in Spanien ein solides Ausbildungssystem etabliert. Laut Branchenkennern gehören Qualitätsprobleme in der Montage aus den Anfangsjahren längst der Vergangenheit an. Allein 21.400 Personen arbeiteten 2019 in der Fotovoltaik.

    In der Windenergiebranche waren 28.600 Menschen tätig. Der Fachverband AEE streicht gerne die Qualität der Arbeitsplätze heraus. Ein Indiz dafür ist, dass Spanien gemessen an den weltweiten Windkraftpatenten auf Platz 6 liegt. 

    Möglicher Fachkräftemangel durch die zahlreichen Aktivitäten zum Klimaschutz

    Für den Windenergiesektor ist die gleichzeitige Bewältigung des Zubaus neuer Anlagen und die Modernisierung alter Anlagen eine personelle Herausforderung. AEE zufolge waren im Jahr 2020 Anlagen mit 10 Gigawatt Gesamtkapazität 15 Jahre oder älter. Bei mehr als 40 Prozent des Bestandes stellt sich die Frage, ob Teile durch effizientere ersetzt oder gleich ganze Anlagen durch neue ausgetauscht werden.

    Ein Hemmnis für die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele zur Gebäudesanierung könnten die personellen Kapazitäten sein. Spaniens Bauwirtschaft ist nach dem coronabedingten Einbruch schnell wieder hochgefahren und stark ausgelastet.

    In der Hauptstadtregion Madrid boomt beispielsweise der Wohnungsbau. Fachpersonal ist knapp und die Alterung der Beschäftigten stellt eine Herausforderung für die nächsten Jahre dar. Zudem werden Kostensteigerungen bei Baumaterialien zunehmend zum Streitpunkt zwischen Bauunternehmen und öffentlichen Auftraggebern.

    Spanien verfügt über günstige Rahmenbedingungen für den Aufbau einer "grünen" Wasserstoffwirtschaft. Chancen liegen sowohl in der inländischen Produktion und Nutzung als auch im Export. Marktexperten gehen davon aus, dass der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft für lokale und ausländische Unternehmen erhebliche Geschäftschancen bieten wird. Ein schneller Ausbau beinhaltet das Risiko, dass die Anzahl der Fachkräfte damit nicht Schritt halten kann.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Spanien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerio para la Transición Ecológica y el Reto Demográfico (MITECO)

    Ministerium für Umwelt und Demografie

    Oficina Española de Cambio Climático

    Amt für den Klimawandel

    Asociación por el medio ambiente y contra el cambio climático (AMA)

    Verband für die Umwelt und gegen den Klimawandel 

    Asociación Española de Climatología (A.E.C.) 

    Klimaforschungsverband

    Fundación CONAMA

    Stiftung für die Förderung der nachhaltigen Entwicklung

    Fundación Ecología y Desarrollo (ECODES)

    Stiftung für Umwelt und nachhaltige Entwicklung

    Feria Internacional de Medio Ambiente y Urbanismo (TECMA)

    Fachmesse für Umwelt und Stadtentwicklung in Madrid

    Feria Internacional de las Soluciones Medioambientales y Transición Ecológica (ECOFIRA)

    Fachmesse für Umweltlösungen und Energiewende in Valencia; nächster Termin 4. bis 6. Oktober 2022

    SmartCity Expo World Congress

    Smartcity-Kongress in Barcelona; nächster Termin 15. bis 17. November 2022

    CONAMA 2022

    Nationaler Umweltkongress in Madrid; nächster Termin 21. bis 24. November 2022

  • AHK-Angebote

    AHK Spanien

    Die AHK Spanien betreut seit 2003 deutsche Anbieter von Energie- und Energieeffizienzlösungen beim Geschäftsaufbau in Spanien. In diesem Rahmen hat die AHK ein umfangreiches Netzwerk in den Bereichen Bioenergie, Geothermie und speziell Photovoltaik aufgebaut. Weitere Schwerpunkte bilden die Energieeffizienz in Industrie und Gebäuden. Große Bedeutung kommt dem Thema grüner Wasserstoff zu. Die AHK betreut im Auftrag des BMWK ein deutsches Anbieterkonsortium. Umfangreiche staatliche Programme und Privatinitiativen garantieren deutschen Anbietern weiterhin vielfältige Geschäftsmöglichkeiten. Hierzu zählen die energetische Sanierung von 300.000 Wohneinheiten pro Jahr, Europas größtes Städtebauprojekt "Madrid Nuevo Norte" und die Positionierung Spaniens als Europas wichtigster Produzent von grünem Wasserstoff. Die LinkedIn-Gruppe "Energía y Sostenibilidad" mit fast 2.000 Mitgliedern bietet deutschen Interessenten die Möglichkeit der Vernetzung und regelmäßige Sektorinformationen.

    Kontakt


    Telefon: +34 91 3530910

    E-Mail: madrid@ahk.es

    Homepage: https://www.ahk.es

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