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Special | Südafrika | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Südafrika - Klimaschutz bietet Chance zur Erneuerung

Wind und Sonne statt Kohle, Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft, Innovationen von der Energiespeicherung bis zur Landnutzung: Potenziale sind da, Südafrika muss sie nur nutzen.

Von Marcus Knupp | Berlin

  • Klimastrategie: Kohleausstieg hat Priorität

    Die Energieversorgung Südafrikas basiert zu großen Teilen auf Steinkohle. Hier liegt der wesentliche Ansatzpunkt der Klimaschutzstrategie.

    Das südliche Afrika zählt zu den bereits heute am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen. Extremwetterereignisse wie Dürren oder Starkregen mit Überschwemmungen sind in den letzten Jahren deutlich häufiger aufgetreten. Der Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen ist im globalen Vergleich hoch. Das Schwellenland Südafrika gehört außerdem zu den 15 größten Emittenten von Treibhausgasen weltweit. Ursache ist vor allem der große Anteil der Steinkohle an der Energieversorgung des Landes.

    Kohlekraftwerke liefern fast 90 Prozent der in Südafrika erzeugten Elektrizität. Die Anlagen zur Kohleverflüssigung im Norden des Landes gelten als einer der größten Einzelemittenten von Treibhausgasen der Welt. Der Ausstieg aus der Kohle steht daher im Zentrum der Klimastrategie Südafrikas, wie sie die Regierung seit 2016 im Nationalen Entwicklungsplan sowie in speziellen Gesetzen zum Klimawandel fixiert hat. Eine zu diesem Zweck geschaffene Klimakommission soll die Umsetzung unterstützen.

    Südafrika: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    Südafrika

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    59,4

    83,2

    Ranking im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    Rang: 44

    Punktezahl: 45,69

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in Prozent) 2)

    0,9

    1,5

    CO₂-Ausstoß gesamt (in Mio. t pro/Jahr)

    436

    675

    CO₂-Ausstoß pro Kopf (in t CO₂/Kopf und Jahr)

    7,3

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP 3))

    0,6

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ 4)/2017 US$ PPP 5)) 2)

    8,03

    2,76

    1 2022, Rang von 63; 2 2019; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: CCPI 2023; Climate Watch 2023; Global Carbon Atlas 2023; IEA 2023

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Klimaziele: Emissionssenkung mit Spielraum

    Südafrika definiert Zielkorridore für den Ausstoß von Treibhausgasen. Nach Ansicht von Experten reicht das nicht aus, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen.

    Im Vorfeld der Klimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow im November 2021 hat Südafrika seine Ziele für die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen angepasst. Die Emissionen sollen nun nicht erst ab 2035, sondern bereits ab 2025 sinken. Für den Gesamtausstoß hat Südafrika einen Zielkorridor bestimmt. Dessen Untergrenze soll dabei so bemessen sein, dass die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius beschränkt bleibt. Der obere Zielwert orientiert sich an maximal 2 Grad Celsius Temperaturanstieg.

    Zurückhaltende Zielsetzung

    Diese National Determined Contribution (NDC) wurde im Anschluss an die Klimakonferenz in Paris 2016 festgesetzt. Nach Darstellung der Klimakommission beim südafrikanischen Präsidenten hat das zuständige Umweltministerium die Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen bewusst konservativ gesetzt. Damit will die Regierung sowohl Unsicherheiten bei der Erfassung der nationalen Emissionen als auch bei der Umsetzung der geplanten Maßnahmen zur Verringerung von vornherein mit einbeziehen.

    Der Entwurf für ein Klimawandelgesetz (Climate Change Bill) sieht vor, dass innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten spezielle sektorale Emissionsziele definiert werden. In seiner Low Emission Development Strategy (LEDS) von 2020 hat Südafrika zwar ein Net-Zero-CO₂-Ziel für 2050 formuliert. Dieses ist bisher aber nicht in verbindliche Vorgaben übernommen worden. Berechnungen zufolge müsste der Ausstoß von Treibhausgasen bis dahin auf etwa 60 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente sinken, um die Neutralität zu erreichen.

    Klimawandel ist Realität

    Angesichts der in der Region südliches Afrika bereits heute deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels, wie häufigeren Dürreperioden oder extremen Niederschlagsereignissen, ist die Akzeptanz der Klimapolitik in der Bevölkerung hoch. Wegen der seit Jahren gravierenden Arbeitslosigkeit in Südafrika bestehen jedoch erhebliche Ängste vor dem Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen etwa im Kohlebergbau.

    Mängel in der traditionellen Energieversorgung und in den letzten Jahren häufige temporäre Stromabschaltungen haben insbesondere auch in der Wirtschaft die Bereitschaft zu neuen Lösungen steigen lassen. Die Installation von Solaranlagen zur Eigenversorgung ist unter diesen Bedingungen keine reine Umweltschutzmaßnahme, sondern hilft, einen reibungslosen Betrieb aufrechtzuerhalten.

    Adaptation als Ziel

    Neben den Emissionszielen rückt in der öffentlichen Debatte die Adaptation stärker in den Vordergrund. Zwar kann Südafrika mit dem Ausstieg aus der Kohle selbst einen erheblich größeren Beitrag zur Verringerung der Treibhausgasemissionen leisten als seine Nachbarländer. Im globalen Maßstab hat dies jedoch kaum Auswirkungen. Etliche Experten fordern daher eine stärkere Fokussierung auf die Anpassung an den unvermeidlich weiter voranschreitenden Klimawandel. Das betrifft neben dem Energiesektor Bereiche wie den Siedlungsbau, die Verkehrsinfrastruktur oder die Landwirtschaft. Hier müssen die wesentlich komplexeren Langfristziele allerdings erst noch definiert werden.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Klimagesetze: Umsetzung ist große Herausforderung

    Nach der Klimakonferenz von Paris 2016 hat Südafrika ein kohärentes Gesetzespaket geschnürt. Der Weg zur Umsetzung ist indes voller Hindernisse.

    Die südafrikanische Klimagesetzgebung unterscheidet zwischen der Anpassung an die Folgen des Klimawandels (adaptation) und Maßnahmen zur Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperaturen (mitigation). Verschiedene Gesetze und Regelungen haben auf den Klimaschutz Einfluss. Als Rahmen für die Gesamtstrategie hat das Kabinett im Herbst 2021 eine Climate Change Bill auf den Weg gebracht. Eine koordinierende Funktion, wenngleich ohne Weisungsrechte, hat die beim Präsidenten angesiedelte Presidential Climate Commission. Diverse Nachhaltigkeitsziele sind bereits in den National Development Plan 2030 von 2011 eingearbeitet. Eine weitere Basis der Climate Change Bill legt die zur gleichen Zeit entworfene National Climate Change Response Policy.

    Die 2019 verabschiedete National Climate Change Adaptation Strategy (NCCAS) zeigt Wege auf, wie Südafrika mit sich verändernden klimatischen Bedingungen umgehen kann. Gefahren drohen vor allem durch Dürreperioden einerseits und Überschwemmungen nach besonders starken Niederschlägen andererseits sowie durch den generellen Temperaturanstieg. Mit steigenden Durchschnittstemperaturen werden extreme Hitzewellen in Zukunft deutlich öfter vorkommen und höhere Maxima erreichen. Insbesondere in den Städten, wo ein Großteil der Bevölkerungszunahme von circa 24 Millionen Menschen in den nächsten 30 Jahren erwartet wird, wird die Belastung der Gesundheit durch extreme Temperaturen wachsen.

    Ebenfalls 2019 hat Südafrika eine Besteuerung von Kohlendioxidemissionen eingeführt. Der Carbon Tax Act (No. 15/2019) ist am 1. Juni 2019 in Kraft getreten. Die Umsetzung erfolgt seit Ende 2020. Das Gesetz verpflichtet zunächst Großemittenten, ihre CO₂-Emissionen zu dokumentieren und eine Abgabe darauf zu entrichten. Durch klimaschonende Investitionen (offset) kann die Steuer je nach Branche um 5 bis 10 Prozent verringert werden. Die erste Phase der Anwendung des Carbon Tax Act und damit diese Möglichkeiten zur Reduzierung der effektiven Besteuerung sollte ursprünglich 2022 zu Ende gehen, wurde aber bis 2025 verlängert. Durch diese und andere Reduktionsmöglichkeiten sinkt die Belastung von nominal derzeit 159 Rand (2023) pro Tonne CO₂-Äquivalent (umgerechnet 7,88 Euro) in der Praxis allerdings deutlich.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Investitionen: Klimaschutz ist erst der zweite Schritt

    Strukturelle Defizite haben notwendige Investitionen in die Infrastruktur Südafrikas in den letzten Jahren behindert. Nur durch Reformen ist ein wirksamer Klimaschutz möglich.

    Eine Studie der International Finance Corporation (IFC) der Weltbank von 2016 schätzte den Gesamtbedarf an Investitionen für eine Dekarbonisierung der Wirtschaft Südafrikas auf 588 Milliarden US-Dollar (US$) bis 2030. Daraus ergibt sich ein jährlicher Investitionsbedarf von 34 Milliarden Euro.

    Bei der Finanzierung ist Südafrika in hohem Maße auf externe Geber und den Privatsektor angewiesen. Insbesondere die bei der Umstellung auf klimafreundliche Verfahren besonders relevanten Unternehmen der Energieversorgung sowie des Schienen- und Luftverkehrs sind oder waren lange in staatlicher Hand und haben in den letzten Jahren immense Schulden aufgetürmt. Durch wenig effiziente Verwendung der Mittel gibt es trotzdem einen erheblichen Investitionsstau.

    Umsetzung bedingt funktionierende Strukturen

    Eine wesentliche Ursache dafür ist die Vereinnahmung öffentlicher Unternehmen und Institutionen für persönliche Interessen in der Regierungszeit des vorigen Präsidenten Südafrikas, Jacob Zuma, die als "state capture" in die Diskussion eingegangen ist. Zentrale Führungspositionen wurden mit Parteigängern besetzt. Die ausreichende fachliche Qualifikation fehlte häufig. Viele neu geschaffene Stellen haben die Belegschaften aufgebläht und damit erhebliche Fixkosten geschaffen, die den Investitionsspielraum eingeschränkt haben.

    Geringer finanzieller Spielraum und fehlerhafte oder ausbleibende Entscheidungen haben zu einem relativen Stillstand, zu Fehlallokationen und zu eklatanten Mängeln in einer eigentlich gut ausgebauten Infrastruktur gesorgt. Der Reformprozess unter der seit 2018 amtierenden Regierung von Präsident Cyril Ramaphosa kommt infolge interner Widerstände langsamer voran als geplant. Dazu gehört etwa die operative Trennung von Stromerzeugung, Elektrizitätsübertragung und Distribution, die bisher beim staatlichen Versorgungsunternehmen Eskom vereint sind.

    Chance für den Neustart

    Investitionen in die Energie- und Transportinfrastruktur sind also ohnehin notwendig. Daraus ergibt sich die Chance, direkt auf klimaschonende Technologien zu setzen. Hilfestellung erhält Südafrika dabei von der internationalen Gemeinschaft. Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich, die USA und die Europäische Union haben im Rahmen der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow im November 2021 (COP26) 8,5 Milliarden US$ als Unterstützung für den Kohleausstieg zugesagt. Statt alte Kohlekraftwerke in Schuss zu bringen, werden diese Mittel vor allem in erneuerbare Energien und den Ausbau der Stromnetze fließen.

    Werden zuerst die ältesten Kraftwerke vom Netz genommen, die ohnehin am Ende ihrer Lebensdauer sind, ist der Verlust der Investition in diese Anlagen zu verschmerzen. Anders sieht es bei den brandneuen Kohlekraftwerken Medupi und Kusile mit zusammen fast 10 Gigawatt Kapazität aus, die in den letzten Jahren mit zahlreichen Verzögerungen gebaut wurden. Sie werden zunächst dringend gebraucht, um die aktuell bestehenden Elektrizitätsdefizite zu überwinden.

    Investitionsplan für die gerechte Energiewende

    Rund ein Jahr nach der Finanzierungszusage für eine gerechte Energiewende (Just Energy Transition, JET) auf der Glasgower Klimakonferenz hat die südafrikanische Regierung einen Investitionsplan aufgestellt. Der im November 2022 präsentierte Plan betrifft zunächst die Jahre 2023 bis 2027. Neben der Stromerzeugung stehen darin vor allem der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und der Bereich Mobilität im Fokus. Mehr als zwei Drittel des auf insgesamt 98,7 Milliarden US$ angesetzten Bedarfs betrifft aber die Stromproduktion und -übertragung sowie die Infrastruktur kommunaler Versorgungsunternehmen.

    Finanzierungsbedarf des JET IP 2023-2027

    Sektor

    Bedarf (in Mrd. US$)

    Elektrizität

    47,2

    Fahrzeuge

    8,5

    Grüner Wasserstoff

    21,2

    Qualifizierung

    0,18

    Kommunale Versorgungsunternehmen

    21,3

    Insgesamt

    98,7

    Quelle: Just Energy Transition Investment Plan (JET IP) 2023-2027

    Die potenziellen Kosten für die Umstellung auf neue Technologien werden als "Transition Risks" bezeichnet. Sie umfassen neben der Abschreibung bestehender kohlenstoffintensiver Kraftwerke und Industrieanlagen, wenn diese vorzeitig stillgelegt werden, beispielsweise auch die administrativen Kosten für die Anpassung von Gesetzen und Regulationsmechanismen. Das südafrikanische Schatzamt (Treasury) bezifferte die mit einer Dekarbonisierung der Wirtschaft verbundenen Risiken in einer Veröffentlichung von 2021 mit umgerechnet 114 Milliarden Euro.

      

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz

    Südafrika


    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 von der DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.


    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Chance für Erneuerbare

    Steinkohle ist der mit Abstand wichtigste Energieträger in Südafrika. Um die Emissionen zu senken, ist ein massiver Umbau der Energieinfrastruktur notwendig.

    Ein gradueller Ausstieg aus der Steinkohle ist der wichtigste Baustein der Klimaschutzstrategie Südafrikas. Jahrzehntelang war der fossile Brennstoff das Rückgrat der Energieversorgung am Kap. Kohle befeuert nicht nur die Kraftwerke des Stromversorgers Eskom. Südafrika hat zudem große Expertise in der Verflüssigung der Kohle nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren entwickelt. Daher basiert auch ein Teil der flüssigen Kraftstoffe auf Kohle. Die lokale Petrochemie nutzt heute neben Basisprodukten, die aus Kohle gewonnen werden, vor allem aus Mosambik importiertes Erdgas.

    Energieversorgung: Kohleausstieg ist Herkulesaufgabe

    Die Nutzung lokal abgebauter Steinkohle ermöglicht Südafrika einen hohen Grad der Selbstversorgung mit Energie. Um keine neuen Abhängigkeiten zu schaffen und die Außenhandelsbilanz nicht zu stark zu belasten, kommen als Kohleersatz nur Energiequellen infrage, die ebenfalls lokal ausreichend vorhanden sind. Hohe Einstrahlungswerte in vielen Teilen des Landes und ausgeprägte Winde an den Küsten bieten glücklicherweise ein großes Potenzial für die Solar- und Windenergie. In Anbetracht der Größe der südafrikanischen Volkswirtschaft setzt ein kompletter Umstieg aber immense Investitionen voraus. Wie in Deutschland denken auch die Planer am Kap an eine stärkere Nutzung von Erdgas als Brückentechnologie. Kraftstoffe generiert Südafrika zu rund 45 Prozent aus Kohle und Gas, den Rest aus Rohöl, das vor allem aus Saudi-Arabien, Nigeria und Angola stammt.

    Auf seinem Weg zu klimafreundlicheren Energieträgern erhält Südafrika internationale Unterstützung. Anlässlich der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow im November 2021 (COP26) haben Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich, die USA und die Europäische Union im Rahmen eines "Just Energy Transition Program" insgesamt 8,5 Milliarden US-Dollar zugesagt. Sie sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren zum Teil als direkte Hilfe, zum Teil als günstige Kredite zur Verfügung gestellt werden. Neben dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien liegt eine große Aufgabe des Programms darin, die Stromübertragungsnetze an die zukünftigen Erzeugungsstrukturen anzupassen.

    Stromerzeugung: Förderung der Erneuerbaren läuft seit 2011

    Wichtige Weichenstellungen für den Umbau der Stromversorgung in Südafrika waren der Integrated Resource Plan (IRP) 2010-2030 und das Renewable Energy Independent Power Producer Procurement Programme (REIPPPP), das seit 2011 vor allem den Aufbau der Windenergienutzung und der Solarenergie fördert. Der Anteil erneuerbarer Energien (einschließlich Abfallverwertung und Biogas) an der Energienutzung in Südafrika hat sich zwischen 2000 und 2018 auf rund 11 Prozent verdoppelt. Einem schnelleren Ausbau stand die Rolle des staatlichen Stromversorgers Eskom im Weg, der einen Marktanteil von circa 95 Prozent hat. Für den Rest sind überwiegend kommunale Betreiber zuständig.

    Nach Angaben der International Renewable Energy Agency (IRENA) verfügte Südafrika 2020 über 12.370 Megawatt installierter Kapazitäten erneuerbarer Energien, etwa die Hälfte davon aus Solarenergie. Der 2019 überarbeitete IRP sieht bis 2030 einen Anstieg auf 20 Gigawatt allein aus Wind- und Solarenergie vor. Ihr Anteil an der Stromerzeugung würde sich damit von 7,3 Prozent (2020) auf 26,5 Prozent erhöhen. Einen wesentlichen Anreiz für den raschen Ausbau hat die Regierung 2021 geschaffen. Private Erzeuger oder Industriebetriebe können zukünftig Anlagen bis zu 100 Megawatt eigenständig betreiben, ohne diese aufwendig von der nationalen Energiemarktregulierungsbehörde lizenzieren lassen zu müssen. Bis 2035 könnten in diesem Rahmen Schätzungen zufolge bis zu 7,5 Gigawatt Peak aufgebaut werden. Insbesondere größere Industriebetriebe und lokale Stromversorger kommen für solche Projekte infrage.

    Teil der globalen Wasserstoffwirtschaft

    Im Februar 2022 hat die südafrikanische Regierung ihre auf zehn Jahre angelegte Road Map zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft vorgelegt. Kernelemente darin sind der Export von wasserstoffbasierten Chemikalien, die Produktion von wasserstoffbasiertem Flugbenzin sowie die Platinum Valley Initiative (PVI). Die PVI möchte einen Industriekorridor schaffen, der von der Bergbauregion Limpopo im Norden über den Großraum Johannesburg bis zur Hafenstadt Durban reichen soll.

    Grundlage für das Vorgehen ist zum einen das Know-how in den relevanten chemischen Verfahren durch die jahrzehntelange Erfahrung mit der Kohleverflüssigung, zum anderen sind es die reichen Vorkommen von Metallen der Platingruppe in Südafrika. Diese werden bisher beispielsweise in der Produktion von Abgaskatalysatoren für die Automobilindustrie eingesetzt. Platinmetalle werden aber auch für Brennstoffzellen benötigt, einem wichtigen Element bei der Nutzung von Wasserstoff als Energiequelle für elektrische Antriebe.

    Grüner Wasserstoff kann in Südafrika unter Nutzung von erneuerbaren Energien hergestellt werden. Das Problem des Transportes zu Märkten in Europa oder Asien könnte die lokale Industrie durch die Umwandlung in leichter zu transportierende Substanzen wie Ammoniak, Dünger oder Schiffskraftstoffe lösen. Ein anderer Ansatz ist die Herstellung von synthetischem Flugbenzin, das durch die Betankung von Flugzeugen in Südafrika exportiert wird.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Verkehr: Wirtschaftskrise bremst Umbau

    Südafrikas Schienennetz braucht Investitionen. Elektroautos führen mangels Förderung und Ladeinfrastruktur bisher ein Nischendasein.

    Im afrikanischen Kontext hat Südafrika gute Voraussetzungen, den Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehr deutlich zu reduzieren. Eisenbahntrassen verbinden die großen Zentren und könnten mittelfristig einen größeren Teil der Verkehrslast übernehmen. Rund 80 Prozent der Strecken sind elektrifiziert. Die für den Export wichtigen Massengüter wie Kohle und Erze werden traditionell fast ausschließlich mit der Bahn transportiert. Allerdings hat der Zustand des Netzes in den letzten Jahrzehnten durch zu geringe Investitionen gelitten. In der jüngeren Vergangenheit ist der massive Diebstahl von Kabeln und Leitungen hinzugekommen, der den Betrieb auf etlichen Abschnitten behindert. In der Folge wurde ein Teil der Fracht auf die Straße verlagert.

    Die Passagierstrecken zwischen den Zentren Südafrikas könnten für Hochgeschwindigkeitszüge ausgebaut werden und damit den inländischen Flugverkehr deutlich verringern. Das Nahverkehrsnetz in den großen Verdichtungsräumen des Landes bietet mit einem umfangreichen Streckennetz eine gute Basis, den Anteil der Schiene an den gesamten Verkehrsleistungen auch in diesem Bereich zu erhöhen. Viele Strecken müssten hierfür aber grundlegend saniert werden. Umfassende Ausbaupläne gibt es auch für die seit 2010 aufgebaute Express-S-Bahn Gautrain im Großraum Johannesburg.

    Das Fernstraßennetz steht im regionalen Vergleich gut da. Der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ließe sich zumindest entlang der Hauptrouten relativ gut bewerkstelligen. Der Markt für Elektroautos ist jedoch noch sehr klein. Da mehrere große Automobilhersteller in Südafrika mit eigener Produktion präsent sind und in Reaktion auf globale Trends ihre Modellpaletten umstellen, besteht hier angebotsseitig durchaus ein Interesse. Eine großzügige Förderung beim Kauf elektrischer Neuwagen wie in europäischen Ländern ist in Anbetracht der geringen finanziellen Reserven im südafrikanischen Haushalt aber nicht zu erwarten.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Industrie: Neue Energiequellen als Chance zur Dekarbonisierung

    Unzuverlässige Stromversorgung ist aktuell ein Standortnachteil Südafrikas. Gesetzesänderungen erlauben die Eigenproduktion bis 100 Megawatt - wachsendes Potenzial für Fotovoltaik.

    Die Energieversorgung ist für Industriebetriebe in Südafrika in den letzten Jahren immer mehr zu einem Problem geworden. Trotz des reichlich vorhandenen Energierohstoffs Steinkohle konnte der staatliche Versorger Eskom die Stromzufuhr zuletzt immer weniger sicherstellen. Die zeitweise Abschaltung ist für Privathaushalte unbequem. Für die industrielle Fertigung ist "load shedding" eine unter Umständen existenzbedrohende Einschränkung. Aber auch der Energieträger Kohle selbst stellt aus Klimaschutzperspektive eine zunehmende Belastung dar. Viele Unternehmen suchen daher nach Alternativen mit der doppelten Zielsetzung, ihre Energieversorgung zu stabilisieren und die Produktion zu dekarbonisieren.

    Dekarbonisierung durch Eigenversorgung

    Mit Dieselöl betriebene Notstromaggregate sind teuer und wenig umweltfreundlich. Eigene Fotovoltaikanlagen (PV) sind in beiderlei Hinsicht eine Alternative. Im Herbst 2021 hat die südafrikanische Regierung beschlossen, die eigene Stromerzeugung bis zu einer Kapazität von 100 Megawatt ohne die aufwändige Lizenzierung durch den National Energy Regulator of South Africa (NERSA) zuzulassen. Dies bietet gleichzeitig eine große Chance, die industrielle Produktion auf erneuerbare Energien wie PV umzustellen. In den nächsten fünf Jahren erwartet die Regierung einen Zubau von rund 5.000 Megawatt Eigenkapazitäten.

    Produktionsbetriebe können dadurch gleichzeitig ihre Belastung aus der 2019 eingeführten CO₂-Besteuerung verringern. Sparten wie die in Südafrika zu weiten Teilen auf Kohleverflüssigung und -vergasung basierende Petrochemie gehören zu den weltweit größten Emittenten des Treibhausgases. Neben alternativen Energiequellen sind neue Produktionsverfahren, etwa im Kontext der Wasserstoffökonomie, ein Weg, diese Emissionen zu reduzieren. Das südafrikanische Gesetz zur Luftreinhaltung sieht hier generell immer geringere Grenzwerte vor. Wirtschaftspolitische Eingriffe wie die CO2-Grenzabgabe der Europäischen Union schaffen weitere Anreize, da emissionintensive Betriebe ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßen könnten.

    Treibhausgasemissionen der Industrie in Südafrika 2020

    Emissionsquelle

    Treibhausgasemissionen (Mio. t CO2e)

    Prozessemissionen 1

    25,49

       Metalle

    12,22

       Mineralien

    4,77

       Chemie

    2,26

       Gebrauch von Chemikalien 2

    6,23

    Emissionen aus der Energieversorgung 3

    33,34

    Emissionen der Industrie insgesamt

    58,82

    1 wegen fehlender Daten sind die Elektroindustrie und sonstige Branchen nicht erfasst; 2 Schmierstoffe, Lösungsmittel, Kühlmittel etc. 3 für die Emissionen aus der Energieversorgung der Industrie liegen keine Daten nach Sparten vor.Quelle: National GHG Inventory Report South Africa 2000-2020, 2023

    Die Statistik des südafrikanischen Greenhouse Gas Inventory Report folgt der Systematik des International Panel for Climate Change (IPCC). Darin werden Emissionen aus dem Energieeinsatz der Industrie einerseits und den industriellen Prozessen und Stoffverwendungen andererseits unterschieden. Dem Bereich Industrie werden in der Gesamtaufstellung auch der Bergbau und die Bauwirtschaft zugeordnet.

    Metallerzeugung hat großes Potenzial für CO2-Reduzierung

    Südafrika verfügt über weltweit bedeutende Vorkommen verschiedener Metallerze. Dazu zählen die Metalle der Platingruppe, Gold, Mangan, aber auch Eisenerz. Zum Teil werden diese direkt vor Ort weiter verarbeitet. Die Eisen- und Stahlproduktion ist einer der großen Emittenten von Treibhausgasen in der südafrikanischen Industrie. Der Stahlkonzern ArcelorMittal betreibt Werke an mehreren Standorten in Südafrika. Das Produktportfolio reicht von Kokereien über die Eisenverhüttung zu Flach- und Rundstahlprodukten.

    In Saldanha an der Atlantiküste betreibt der Konzern eines der modernsten Stahlwerke weltweit. Hier wird zur Eisengewinnung das Direktreduktionsverfahren Midrex eingesetzt. Die Reduktion des Eisenerzes erfolgt dabei ohne den emissionsstarken Einsatz von Kokskohle unter Verwendung von Gas, aus dem in einem vorgeschalteten Schritt Wasserstoff als Reduktionsmittel gewonnen wird. Geplant ist, den Prozess in den kommenden Jahren auf den Betrieb mit grünem Wasserstoff umzustellen.

    Partner in diesem von der staatlichen Industrial Development Corporation (IDC) unterstützten Projekt ist der südafrikanische Chemiekonzern Sasol, der auch an anderer Stelle am Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Südafrika beteiligt ist. In der Region Saldanha will Sasol auf der Basis erneuerbarer Energien Wasserstoff für den Export produzieren. Einen weiteren Weg der Zusammenarbeit sehen die beiden Unternehmen am inländischen Standort von ArcelorMittal in Vandebijlpark südlich von Johannesburg. Dort soll CO2 aus der Stahlproduktion aufgefangen und zum benachbarten Werk in Sasolburg transportiert werden, um im Produktionsprozess andere Rohstoffe zu ersetzen.

    Bergbau ist Experimentierfeld für emissionsarme Technologien

    Die größte Emissionsquelle von Treibhausgasen im Bergbau ist das Verladen und der Transport der Erze. Dies geschieht in der Regel mit dieselbetriebenen Lademaschinen und riesigen Speziallastwagen. Nach einer Studie der Wirtschaftsberatung McKinsey kann dieser Bereich für mehr als die Hälfte der Emissionen eines Erzbergwerks verantwortlich sein. Der südafrikanische Bergbaukonzern Anglo American setzt daher genau hier an. Er hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 CO2-neutral zu wirtschaften. Dieselfahrzeuge verursachen nach Angaben der Firma derzeit etwa 10 bis 15 Prozent der Gesamtemissionen des Unternehmens.

    Seit Mai 2022 hat Anglo American den ersten Prototyp eines mit Partnern speziell entwickelten Bergwerklastwagens mit Brennstoffzelle in der Platinmine Mogalakwena im Einsatz. Der mit Wasserstoff betriebene Lastwagen basiert auf dem Modell 930E von Komatsu und hat eine Ladekapazität von 290 Tonnen. Die Leistung des Elektromotors beträgt 2 Megawatt. Nach dem Testbetrieb soll ab 2024 die gesamte Flotte von 40 Schwerlastern durch Brennstoffzellenfahrzeuge ersetzt werden. Danach wird der Einsatz auf weitere Bergwerke des Konzerns ausgedehnt.

    Zentrale Partner sind der Brennstoffzellenhersteller Ballard und der US-amerikanische Technologieentwickler First Mode. Die Batterie- und Antriebskomponenten stammen von Williams Advanced Engineering (WAE). Die Wasserstofftanks an Bord sowie die Leitungen auf dem Lkw und an der Tankstation hat das niederländisch-deutsche Unternehmen NPROXX entwickelt. Zu dem Projekt gehört auch eine eigene Elektrolyseeinheit vor Ort mit 3,5 Megawatt, die durch Solarstrom mit Energie versorgt wird.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Gebäude: Ambitionierte Vorgaben für Neubauten

    Nur noch emissionsfreie Neubauten in Südafrika ab 2030: Das ist das Ziel der Regierung. Es durchzusetzen, dürfte schwierig werden. Für den Bestand gibt es weniger Aufmerksamkeit.

    Die südafrikanischen Großstädte Durban, Johannesburg, Kapstadt und Tshwane (Pretoria) haben die Net Zero Carbon Buildings Declaration der C40-Gruppe unterzeichnet. Dort sind derzeit 96 Großstädte weltweit organisiert, um Antworten auf den Klimawandel zu finden. Ziel der Erklärung ist es, bis 2030 für alle Neubauten CO₂-Neutralität zu erreichen und bis 2050 auch die Bestandsgebäude entsprechend nachzurüsten. Die Regierung hat die Vorgabe für Neubauten bis 2030 in die nationale Entwicklungsplanung übernommen.

    Bis dahin ist noch ein weiter Weg zurückzulegen. Im Jahr 2021 hat die Green Building Council of South Africa (GBCSA) landesweit 139 Gebäude als nachhaltig zertifiziert. Im Vorjahr waren es 103. Impulse kamen nach Aussage der Vereinigung bisher aus dem gesundheitlichen Bereich, etwa durch Regelungen zur Luftqualität in Innenräumen. Studien der GBCSA zeigen, dass unter den klimatischen Bedingungen Südafrikas während etwa drei Vierteln des Jahres auch ohne Heizung oder Klimaanlage ein angenehmes Raumklima erreicht werden könnte, wenn die Gebäude als Passivhäuser konzipiert würden. Der noch nicht verabschiedete Entwurf für eine überarbeitete National Energy Efficiency Strategy (NEES) sieht die Verbesserung der Energieeffizienz von Anlagen und Geräten im Haushalt um ein Drittel bis 2030 vor.

    Bereits seit 2011 widmet sich das Kapitel XA der Gebäuderichtlinie SANS-10400 dem Energiehaushalt von Neubauten. Schwerpunkte sind die Warmwasserversorgung und die Isolierung von Wänden und Dächern. So sollen mindestens 50 Prozent des Warmwassers mit anderen Methoden erhitzt werden als den bisher üblichen elektrischen Wassererhitzern. Infrage kommen vor allem solarthermische Anlagen oder Wärmetauscher. Für die Genehmigung sind die kommunalen Verwaltungen zuständig. Experten weisen jedoch darauf hin, dass eine bessere Kontrolle der tatsächlichen Bauausführung nötig ist.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Land- und Forstwirtschaft: Photosynthese hilft bei Net-Zero

    Südafrikas Land- und Forstwirtschaft absorbiert mehr Treibhausgase als sie ausstößt. Um seine Klimaziele zu erreichen, sollte das Land diese Funktion stärken.

    Südafrikas Wälder, Savannen und Felder nehmen mehr Treibhausgase auf, als die Landwirtschaft insgesamt abgibt. Der Sektor geht daher unter dem Strich als Senke in die Bilanz ein. Allerdings ist auch in Südafrika die Waldfläche in den letzten Jahren zurückgegangen. Eine steigende Bedeutung der Holzwirtschaft und Aufforstungsprogramme könnten den Trend umkehren. Nach Angaben des Department of Agriculture, Forestry and Fisheries bedecken Wälder derzeit mit 1,27 Millionen Hektar rund 1 Prozent der Landesfläche. Pro Jahr will die Regierung 10.000 Hektar zusätzliche Forstflächen schaffen. Das größte Potenzial dazu besteht aufgrund höherer Niederschläge in den südwestlichen Landesteilen.

    Rindermägen sind die wichtigste Quelle für Treibhausgase in der Landwirtschaft Südafrikas. Nach Daten der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen hatte das beim Verdauungsprozess entstehende Methangas 2020 einen Anteil von 37 Prozent an den Emissionen des Sektors, gemessen in CO₂-Äquivalenten. Aus Gülle entweichendes Stickstoffoxid kam auf 22 Prozent des Treibhausgasausstoßes, 33 Prozent entfielen auf den direkten Energieverbrauch landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte. Der Einsatz von Kunstdünger war für 5 Prozent der Gesamtemissionen verantwortlich.

    Der Weg zu weniger Emissionen könnte also zunächst über eine geringere Zahl von Nutztieren führen. Da dies zumindest kurzfristig nicht wahrscheinlich ist, ergeben sich weitere Ansatzpunkte aus der Wirtschaftsweise der landwirtschaftlichen Betriebe. Die Zusammensetzung der Nahrung der Nutztiere beeinflusst den Verdauungsprozess. Aus Mist und Gülle entweichende Gase lassen sich in Biogasanlagen nutzen. Ein höherer Anteil der Biolandwirtschaft würde den Einsatz von Kunstdünger verringern. Emissionsarme Fahrzeuge und Landmaschinen reduzieren den Ausstoß von Abgasen und CO₂.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Retraining in großem Stil nötig

    Im traditionellen Industrie- und Energiebereich könnten Hunderttausende Jobs wegfallen. Eine riesige Herausforderung bei ohnehin hoher Arbeitslosigkeit.

    Daten der International Renewable Energy Agency (IRENA) zeigen, dass sich die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich erneuerbare Energien in Südafrika zwischen 2016 und 2021 auf etwa 63.000 mehr als verdoppelt hat. Allerdings entfielen rund drei Viertel der Stellen bisher auf den Bau neuer Anlagen. Mit zunehmendem Betriebsanteil wird sich der Bedarf an qualifiziertem Personal für Unterhalt und Wartung in den nächsten Jahren deutlich erhöhen. Insgesamt geht eine vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) geleitete Studie von 150.000 neuen Stellen bis 2050 allein in der Stromerzeugung aus.

    Allerdings stellen rund 70 Prozent der mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien geschaffenen Jobs höhere Ansprüche an die Qualifikation. Bislang kann der lokale Arbeitsmarkt den potenziellen Bedarf des Sektors nicht voll abdecken. Technische Hochschulen und Einrichtungen der beruflichen Bildung müssen ihre Programme daher entsprechend anpassen. Ein "Import" von Fachkräften erscheint angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Südafrika wenig opportun.

    Praxisbezogene Ausbildungsgänge erforderlich  

    Eine höhere fachliche Qualifikation war bis 1994 der weißen Bevölkerungsminderheit vorbehalten. Ab 1996 startete das auf eine breite berufliche Bildung zielende Programm National Accredited Technical Diploma (NATED), das jeweils 18 Monate betriebliche und schulische Ausbildung vorsieht. Im 2007 eingeführten National Certificate (Vocational) (NC(V)) entfiel der praktische Teil. Auf Betreiben der Unternehmen wird NATED seither parallel fortgeführt.

    Allerdings fehlt es den Ausbildern in den Berufsschulen (TVET Colleges) oft an praktischen Kenntnissen und Erfahrungen in der Industrie. Die Gesamtzahl der Absolventen beider Programme beträgt jährlich circa 125.000, davon etwa 35.000 in technischen (engineering) und elektrotechnischen Berufen.

    Generell leiden die Ausbildungsgänge darunter, dass ihr Ansehen gegenüber einem universitären Studium gering ist. Viele qualifizierte junge Leute wenden sich daher eher theoretischen Studien zu, die in der Praxis weniger benötigt werden. Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es eine unbekannte Zahl von Beschäftigten im informellen Sektor, die zum Teil über viel praktische Erfahrung, aber über keinerlei formale Berufsausbildung verfügen.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Südliches Afrika

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Department of Mineral Resources & Energy

    Ministerium für mineralische Bodenschätze und Energie

    Department of Trade, Industry and Competition

    Ministerium für Handel, Industrie und Wettbewerb

    Department of Forestry, Fisheries & the Environment

    Ministerium für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt

    Presidential Climate Commission

    Kommission für Klimawandel

    Energy Council of South Africa

    Industrieverband der Energiewirtschaft

    South African Photovoltaic Industry Association (SAPVIA)

    Verband für die Fotovoltaikbranche

    South African Wind Energy Association (SAWEA) 

    Verband für die Windenergiebranche

    Green Cape

    Vereinigung für grüne Technologien

    Green Building Council South Africa

    Vereinigung für umweltfreundliches Bauen

    Africa Energy Indaba

    Jährliche Konferenz, nächster Termin 5. bis 7. März 2024, Kapstadt

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • Angebote der AHK

    AHK für das südliche Afrika

    Die Themen klimafreundliche Wirtschaftsentwicklung, nachhaltige Ressourcennutzung und Umweltschutz gewinnen im südlichen Afrika, speziell in der Republik Südafrika, an Bedeutung und stehen im Fokus der wirtschaftlichen Kooperation mit Deutschland. Die AHK Südliches Afrika unterstützt die Bestrebungen hin zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung in der Region durch Ihr Kompetenzzentrum Klima & Umwelt (CC:CE).

    Im Zentrum der Arbeit des CC:CE steht die Unterstützung privatwirtschaftlichen Engagements in den Bereichen nachhaltige Energieversorgung, Ressourceneffizienz, Wasser- und Kreislaufwirtschaft. Die Leistungen des CC:CE umfassen die Bereitstellung von Marktinformationen, die Markteinführung von nachhaltigen Technologien und Dienstleistungen, sowie die Anbahnung von Firmenkooperationen und Kundenkontakten. Dabei agiert das CC:CE im Rahmen von öffentlichen Förderprogrammen für die Privatwirtschaft, wie zum Beispiel der Exportinitiative Energien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima (BMWK), oder unterstützt Unternehmen individuell.

    Darüber hinaus ist das CC:CE aktiv in Projekten zur Marktentwicklung für klimafreundliche Technologien. In diesem Kontext unterstützt das CC:CE seit 2018 die Entwicklung einer grünen Wasserwirtschaft in Südafrika – unter anderem durch Beratung zum Aufbau lokaler Förderstrukturen und der initialen Bildung von Unternehmensnetzwerken. Mit Mittel der Exportinitiative Umwelttechnik des Bundesumweltministeriums wird zudem gegenwärtig das Vorhaben „Stimulierung der Ressourceneffizienz in der Industrie im südlichen Afrika“ umgesetzt. In diesem Vorhaben werden gemeinsam mit Industrievertretern aus Südafrika, Namibia und Botsuana konkrete Maßnahmen für die Verringerung des Wasserbrauchs und Abfallaufkommens in deren Unternehmen entwickelt. Die Maßnahmen sollen dabei nicht nur den Ressourcenverbrauch im spezifischen Unternehmen senken, sondern als Leuchtturmprojekte das Interesse der Industrie im südlichen Afrika an Umwelttechnik erhöhen.

    Die Republik Südafrika steht im Fokus der klimabezogenen Aktivitäten der AHK für das südliche Afrika. Durch die Außenstellen der AHK in Sambia und Mosambik wird das Thema Klimaschutz aber auch regional bearbeitet – in Sambia und Mosambik vor allem das Thema Effiziente Wassernutzung und -aufbereitung.

    Kontakt


    Telefon: +27 11 4862775

    E-Mail: info@germanchamber.co.za

    Homepage: http://www.germanchamber.co.za    http://suedafrika.ahk.de



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