Branche kompakt | Israel | Medizintechnik
Branchenstruktur
Die Branche ist technologisch hoch entwickelt. Ausländisches Kapital und internationale Vernetzung sind für den Erfolg der israelischen Medizintechnik wichtig.
12.09.2024
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Die einheimische Medizintechnikbranche gehört zu den mittelgroßen Sparten der israelischen Industrie. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben der Industriestatistik belief sich ihr Anteil am Gesamtumsatz der Industrie 2021 auf 4,7 Prozent.
Mit 69 Prozent entfielen mehr als zwei Drittel des mit Medizintechnik erzielten Umsatzes auf Herstellung von Bestrahlungsgeräten, elektromedizinischen, elektrotherapeutischen und chirurgischen Geräten. Die restlichen 31 Prozent wurden durch die Herstellung von medizinischen, zahnmedizinischen und orthopädischen Instrumenten und Zubehör erzielt. Eine weitergehende Aufschlüsselung der industriestatischen Angaben liegt nicht vor.
Medizintechnik ist wichtiger Teil des Hightechsektors
Eine überdurchschnittlich wichtige Rolle spielt die Medizintechnikbranche im Bereich der Hochtechnologie. Laut Angaben der gemeinnützigen israelischen Hightechorganisation Startup Nation Central (SNC) waren in Israel im August 2024 insgesamt 7.174 Hightechfirmen tätig. Hiervon entfielen 1.621, also fast ein Viertel, auf den Bereich "Gesundheitswesen und Biowissenschaften".
Zu diesem Sektor gehören vorwiegend Unternehmen, die sich mit medizinischen Ausrüstungen und digitaler Gesundheit beschäftigen. Wie SNC gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, waren 682 Firmen in der Sparte Digital Health und 651 in der Sparte medizinische Ausrüstungen tätig. Weitere 508 wurden dem Bereich Pharma und medizinische Biotechnologie zugeordnet. Da ein Teil der Firmen in mehr als nur einer dieser drei Sparten tätig ist, kommt es zu Doppelzählungen.
Die meisten Firmen sind klein
Eine weiterführende Aufschlüsselung der drei Untersparten ist nicht verfügbar. Allerdings erlaubt eine Analyse der Gesamtzahl der im Bereich Gesundheitswesen und Digital Health tätigen Unternehmen Rückschlüsse auf die Struktur dieser Branche.
Die meisten dieser Unternehmen sind klein: 962 der Firmen, etwa 60 Prozent, beschäftigten im August 2024 bis zu zehn Mitarbeiter. Die Mehrheit der kleinen Firmen befindet sich in relativ frühen Stadien der betrieblichen Entwicklung. Nur 32 Prozent von ihnen verfügten über marktgängige Produkte. In allen anderen Größenklassen hat aber eine Mehrheit der Unternehmen Produkte auf den Markt gebracht.
In der Größenkategorie zwischen 11 und 50 Mitarbeitern waren 481 Unternehmen und in der Kategorie zwischen 51 und 200 Beschäftigten 113 Firmen zu finden. Größere Firmen mit einem Personalbestand von 200 Personen und mehr sind eher die Ausnahme. Sie schlagen mit nur 34 Unternehmen zu Buche. Von diesen lassen sich 29 den Bereichen medizinische Ausrüstungen und digitale Gesundheit zuordnen.
Unternehmen | Sparte | Umsatz ¹) | Marktanteil ²) |
---|---|---|---|
Lumenis | Ästhetische Medizin | 4.756 | kein Umsatz auf dem Binnenmarkt |
Philips Israel | Bildgebung, Software, Forschung und Entwicklung | 4.645 | 3,9 |
Inmode | Nichtinvasive Medizintechnik | 4.136 | kein Umsatz auf dem Binnenmarkt |
Sanmina SCI Israel Medical Systems | Bildgebende Technik | 263 | 0,2 |
GE Healthcare | Software | 224 | 0,2 |
Tuttnauer | Medizinische Laborausrüstungen | 102 | unter 0,1 |
Ausländische Unternehmen spielen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der medizintechnischen Branche. Im August 2024 unterhielten 26 ausländische Unternehmen Forschungs- und Entwicklungs- oder Innovationszentren im Bereich der Medizintechnik inklusive Digital Health in Israel. Das geht aus der Datenbank von SNC hervor. Dabei handelte es sich hauptsächlich um US-amerikanische Firmen. Zugleich waren zehn ausländische unternehmenseigene Wagniskapitalfonds im Bereich Medizintechnik und Digital Health engagiert.
SITC | Import | Anteil Import aus Deutschland | |
---|---|---|---|
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 165,1 | 8,9 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 194,2 | 22,5 |
741.83 | Sterilisierapparate | 5,5 | 5,5 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 112,0 | 10,9 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. | 215,6 | 3,8 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 30,9 | 8,1 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 286,3 | 10,0 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 67,4 | 8,9 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 32,6 | 13,2 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 302,1 | 7,9 |
Ausländische Investitionen sind unerlässlich
Investitionen aus dem Ausland spielen seit vielen Jahren eine wichtige Rolle für die israelische Medizintechnik. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober 2023 geht die Kapitalaufnahme der Branche im Ausland jedoch zurück. Israelische Experten führen das sowohl auf globale Trends als auch auf die kriegsbedingt reduzierte Attraktivität des Standorts Israel zurück. Indessen bleibt die Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur der Branche vorerst stabil. Falls der israelische Hightechsektor als Ganzes nicht in eine lang anhaltende Krise gerät, dürften sich ausländische Investitionen in israelische Firmen, inklusive der Medizintechnik, mit der Zeit wieder erhöhen.
Grundsätzliches Interesse von Kapitalgebern aus Übersee besteht – bei passender Gelegenheit – auch in Zeiten gedämpfter Investitionsneigung. So hat der US-amerikanische Spezialist für kardiologische Technologie Edwards Lifesciences im Juli 2024 die israelische Firma Innovalve Bio Medical übernommen. Diese hat einen minimalinvasiven Transkatheter-Mitralklappenersatz entwickelt. Medienberichten zufolge lag der Transaktionswert bei 300 Millionen US$.
Israelische Medizintechnikhersteller sind zudem bestrebt, Künstliche Intelligenz (KI) in ihre Produkte zu integrieren. Auch dieser Trend stößt auf Investoreninteresse aus Übersee. Im Juli 2024 gab das israelische Unternehmen CytoReason, das KI-basierte computergestützte Krankheitsmodelle für prädiktive Erkenntnisse entwickelt, den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 80 Millionen US$ bekannt.
Die mit Abstand führende Position der israelischen Medizintechnikexporte belegen medizinische, chirurgische und tiermedizinische Instrumente, Apparate und Geräte (SITC 872.29). Auf sie entfielen 2023 mit 1,2 Milliarden US$ 43,1 Prozent der Ausfuhr. Elektrodiagnoseapparate (SITC 774.12) folgten auf Rang zwei mit 552 Millionen US$ beziehungsweise 19 Prozent der Ausfuhr.
Eine ausführliche Aufschlüsselung der Industriestatistik liegt nicht vor. Allerdings zeigen die Exportzahlen die wichtigsten Spezialisierungen der israelischen Hersteller medizintechnischer Waren an. Sie belegen auch die Dynamik der Branche. In den Jahren 2019 bis 2023 legte die Ausfuhr in laufenden Dollarpreisen um 30,4 Prozent zu.
Darüber hinaus exportieren Unternehmen, Krankenhäuser und Hochschulen medizintechnisches Know-how. Aus der Krankenhausforschung gehen oft neue Start-ups hervor.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (Ende 2023 in Mio.) | 9,8 |
Bevölkerungswachstum (2023 in % p.a.) | 1,9 |
Altersstruktur der Bevölkerung (2022) |
|
Anteil der unter 14-Jährigen (in %) | 27,9 |
Anteil der über 65-Jährigen (in %) | 12,2 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2023 in Jahren) | 83,5 |
Durchschnittseinkommen (2022 in US$) | 2.996 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022 in US$) | 4.236 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022 in %) | 7,6 |
Ärzte/100.000 Einwohner (2022) | 376 |
Zahnärzte/100.000 Einwohner (2022) | 91 |
Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2022), davon | 505 |
privat | 187 |
öffentlich | 318 |