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Digital Health
Thailands Gesundheitsministerium hat 2021 eine Digital Health Strategy entworfen. Ziele sind Effizienzsteigerung und ein besserer Zugang zu Gesundheitsleistungen.
13.03.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
In Thailand herrschen vergleichsweise günstige Bedingungen für eine zügige Einführung von Digital Health. Denn das Königreich hat ein für ein Schwellenland gut ausgebautes öffentliches Gesundheitssystem. Es konkurriert allerdings mit anderen Wirtschaftsbereichen um staatliche Budgets in einer seit Jahren gedämpften Konjunkturentwicklung. Hier verspricht die Digitalisierung von Prozessen und Dienstleistungen Effizienzsteigerungen, die etwa Mittel für die Anschaffung modernerer Medizintechnik freisetzen können.
Neben dem öffentlichen Gesundheitssystem gibt es eine starke private Gesundheitswirtschaft mit einem internationalen Medizintourismus als lukrative Einnahmequelle. Sie ist auf kontinuierliche Innovation angewiesen, um ihren Vorsprung gegenüber anderen Medical Hubs in der Region zu erhalten und darüber hinaus ihre Profitabilität zu steigern.
Gleichzeitig ist die thailändische Gesellschaft mindestens so offen für digitale Anwendungen wie viele Industriegesellschaften. Zwar ist sie im Durchschnitt ebenfalls alt. Doch etwa E-Commerce oder digitales Bezahlen dürften in Thailand weiter verbreitet sein als vielerorts in Europa. Die Bedenken gegen den Missbrauch persönlicher Daten sind geringer.
Digitale Gesundheitsdienste sind auf dem Vormarsch
In diesem Umfeld stellte das thailändische Gesundheitsministerium 2021 die Digital Health Strategy 2021–2025 vor. Sie skizziert Initiativen zur Einführung digitaler Anwendungen im Gesundheitswesen. Dazu zählen der Aufbau einer digitalen Gesundheitsinfrastruktur, die Unterstützung von E-Health-Diensten sowie Kooperationen und Partnerschaften zur Förderung digitaler Gesundheitslösungen. Konkret bedeutet dies den Einsatz von Gesundheits-Apps, elektronischen Gesundheitsakten, Telemedizin, tragbaren Technologien (sogenannte Wearables), digitalen Gesundheitsanalysen und Online-Apotheken.
Wearables und Gesundheits-Apps erfreuen sich bereits jetzt großer Beliebtheit in Thailand. Ein Beispiel ist die App von Bangkok Hospital. Viele Thais überprüfen mit solchen Applikationen ihre Fitness oder bestimmte Gesundheitsparameter. Auch elektronische Gesundheitsakten in Krankenhäusern und Kliniken sind bereits im Einsatz, für sie existieren immerhin Datenschutzrichtlinien. Krankenhäuser bieten in Thailand eine umfassende medizinische Versorgung einschließlich Notfall- und stationärer Behandlung und sind groß und oft staatlich, während Kliniken kleiner und spezialisiert sind und sich auf ambulante Routine- und Präventivpflege konzentrieren .
Bei der thailändischen Telemedizin überschlagen sich Analysten mit hohen Wachstumsprognosen und baldigen Milliardenumsätzen. Allerdings befindet sich der Sektor noch in einem frühen Stadium. Immerhin sind zahlreiche privatwirtschaftliche Anbieter entstanden, wie etwa das virtuelle Samitvej Hospital, Mordee, Raksa oder Bumrungrad Anywhere. Im öffentlichen Gesundheitswesen fokussiert die Telemedizin vor allem ländliche Gebiete mit eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung.
KI-getriebene Krankheitsanalysen gewinnen an Bedeutung
Auf Algorithmen basierende Krankheitsanalysen gewinnen in Thailand an Bedeutung. Seit 2023 kooperieren die National Science and Technology Development Agency (NSTDA), die Abteilung für medizinische Dienste des Gesundheitsministeriums und die Medizinische Fakultät des Ramathibodi-Krankenhauses der Mahidol-Universität beim Austausch medizinischer KI-Daten.
Das Projekt mit einem Budget von 3,5 Millionen US$ bietet eine Plattform für medizinische Daten, mithilfe derer Entwickler Künstlicher Intelligenz (KI) Diagnosen und Analysen verbessern können, etwa bei Röntgenuntersuchungen oder Computertomographie. Solche Projekte sind besonders in Bereichen mit einem Mangel an Spezialisten gefragt. Das Bumrungrad International Hospital in Bangkok nutzt bereits seit einer Dekade eine KI-Technologie von IBM zur Krebserkennung.