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Branche kompakt | Israel | Medizintechnik

Digital Health

Die Volldigitalisierung der Krankenakten ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung digitaler Gesundheitsdienste. Telemedizin soll das Gesundheitswesen effizienter machen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Ein besonderes Merkmal des israelischen Gesundheitswesens ist die Digitalisierung aller Krankenakten im Land. Sie ermöglicht den behandelnden Ärzten den Rückgriff auf die Krankengeschichte eines jeden Patienten und verbessert so die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Ärzte haben auch Zugang zu den Krankengeschichten anderer Patienten und können damit aktuelle Fälle mit der Geschichte ähnlicher Fälle aus der Vergangenheit vergleichen. Zudem sind die einzelnen Datenbanken miteinander vernetzt, sodass den Ärzten ein umfassendes Informationsangebot zur Verfügung steht.

Personalisierte Medizin ist ein wichtiges Ziel

Der Einsatz digitaler Gesundheitsdienste hat für die israelische Regierung hohe Priorität. Eines der Ziele ist die zunehmende Integration personalisierter Medizin in das Gesundheitswesen. Dies würde nicht nur das Niveau der Patientenbetreuung heben, sondern auch präzisere und schnellere Behandlung ermöglichen. Angesichts der Finanzierungsprobleme, denen sich das Gesundheitssystem in den kommenden Jahren gegenübersehen könnte, wäre eine Effizienzsteigerung der Krankenbehandlung durch digitale Medizin ein besonders wichtiger Vorteil.

Die Entwicklung digitaler Gesundheitsprodukte erzeugt steigenden Bedarf an medizintechnischen Produkten, die bessere Diagnostik und Behandlung ermöglichen. Als Beispiele lassen sich Geräte für die personalisierte Arzneimittelverabreichung oder Apparate für genetische Untersuchungen nennen.

Telemedizin spart Zeit und Personal

Die Entwicklung der Telemedizin ist ein weiteres wichtiges Ziel der israelischen Gesundheitspolitik. Telediagnostik spart den Versorgern Zeit und Geld und ist patientenfreundlicher. Das Angebot telemedizinischer Dienstleistungen wird beständig ausgebaut. Ein wichtiges Beispiel ist der Einsatz des in Israel entwickelten medizinischen Fernuntersuchungsgeräts Tyto, das bei den Krankenkassen zunehmende Verbreitung findet. Das Gerät ermittelt und liefert digitale Herz- und Lungengeräusche, digitale Bilder und Videos von Ohren, Rachen und Haut. Auch misst es Herzfrequenz und Körpertemperatur. Die Ergebnisse können an den behandelnden Arzt oder ein Medizinzentrum übermittelt werden.

Die Fernüberwachung des Gesundheitszustands von Personen, die Risikogruppen angehören, steigert ebenfalls die Gesamteffizienz des Systems. Das gilt nicht zuletzt bei älteren Menschen und bei chronisch Erkrankten. In den kommenden Jahren wird diese Entwicklung voraussichtlich zu erhöhter Nachfrage nach Wearables – am Körper getragenen Überwachungsvorrichtungen – führen. Ein weiterer Vorteil ist die Verfügbarkeit der Telemedizin in peripheren Landesteilen, in denen das ärztliche Versorgungsnetz bei Weitem nicht so dicht ist wie in Ballungszentren.

Israel bietet Hilfe bei Forschung und Entwicklung

Die umfassende Datenbasis ist zugleich eine wichtige Grundlage für medizinische Forschung und Entwicklung. Dabei werden die Daten der Krankenakten einheimischen wie ausländischen Forschern in anonymisierter Form zur Verfügung gestellt. Durch Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern will Israel nicht zuletzt seinen Status als internationale "Beta-Site" für digitale Gesundheit ausbauen.

Das bisher bekannteste Beispiel für die Nutzung der digitalisierten Akten war das während der Coronapandemie durchgeführte Kooperationsprojekt zwischen dem US-amerikanischen Pharmakonzern Pfizer und der größten israelischen Krankenkasse, Clalit Health Services. Bei dem Projekt untersuchten die Forscher die Covid-19-Erkrankungsraten von 1,2 Millionen der Clalit-Mitglieder. Dabei wurden 600.000 Versicherten, die geimpft worden waren, 600.000 ungeimpfte Kassenmitglieder mit ähnlichem Alters- und Gesundheitsprofil gegenübergestellt. Auf diese Weise konnte die Impfungswirksamkeit nachgewiesen und quantifiziert werden. Natürlich sind nicht alle Projekte so großangelegt. Allerdings dient die digitale Datenbasis auch in weniger bekannten Fällen der Forschung und Entwicklung von Medizintechnik sowie Arzneimitteln.

Für die Zulassung von Datenauswertungsprojekten, die rechtlich klinischen Tests gleichgestellt sind, ist das Gesundheitsministerium zuständig. Israel hat eine lange Tradition als Standort für klinische Tests ausländischer Medizinunternehmen. Daher kann die Entwicklung neuer medizintechnischer Produkte durch ausländische Partner auf bestehende Kooperationsstrukturen zurückgreifen.

Im Gesundheitsministerium ist eine Abteilung für digitale Gesundheit tätig. Ihre Aufgabe ist es, den Einsatz digitaler Verfahren im israelischen Gesundheitswesen zu fördern. Zu diesem Zweck unterstützt sie die Gesundheitsversorger bei der Entwicklung von Wirtschaftsmodellen für den Einsatz digitaler Produkte. Das Ministerium fördert auch die Kooperation zwischen den Leistungsträgern, der Hochschulforschung und der Industrie.

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