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Branche kompakt | Vereinigte Arabische Emirate | Medizintechnik

Digital Health

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in den Golfstaaten schreitet voran. Künstliche Intelligenz unterstützt bereits bei Diagnosen.

Von Heena Nazir | Dubai

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) entwickeln sich derzeit zu einem der attraktivsten Märkte für digitale Gesundheit (Digital Health) im Nahen Osten. Laut einer Prognose von Global Market Insights wächst der Markt von etwa 620 Millionen US$ im Jahr 2024 auf mehr als 5,1 Milliarden US$ bis 2033. Die positive Entwicklung verdanken die Emirate einer jungen, technikbegeisterten Bevölkerung, umfangreichen staatlichen Investitionen und gezielten Innovationsförderungen.

Die Telemedizin erlebte während der Covid-19-Pandemie einen kräftigen Aufschwung. In Dubai ermöglicht die Initiative „Doctor for Every Citizen“ seit 2019 kostenlose Online-Sprechstunden. Bis Ende 2024 nutzten Bürger und Einwohner dieses Angebot bereits über vier Millionen Mal. Auch private Anbieter profitieren: Die Plattform Altibbi verzeichnete bislang (Stand April 2025) über 4,5 Millionen digitale Arztbesuche.

Im Vergleich zu Europa und speziell Deutschland haben es digitale Gesundheitsdienste in den VAE einfacher. Während in Deutschland bis zu 25 Prozent der Menschen bereits digitale Arztgespräche nutzten (KBV 2023), sind die Emirate klar im Vorteil. Grund hierfür ist eine jüngere, internationale Bevölkerung, die oft bereits mit digitalen Angeboten vertraut ist. Zudem fördert die emiratische Regierung Telemedizin aktiv, während Deutschland komplexere Datenschutzbestimmungen und umfangreichere Vorschriften bewältigen muss.

Künstliche Intelligenz hält Einzug in den Klinikalltag

Neben der Telemedizin setzen emiratische Kliniken zunehmend auf künstliche Intelligenz (KI), um Diagnosen präziser und schneller zu stellen. Bis 2030 plant die emiratische Regierung Investitionen von rund 4 Milliarden US$ in KI-Technologien, wovon ein großer Teil direkt ins Gesundheitswesen fließt.

Schon heute erkennen intelligente Systeme beispielsweise Augenkrankheiten oder Tuberkulose auf Röntgenbildern in Sekundenschnelle mit bis zu 96 Prozent Genauigkeit. Anfang 2022 gründete das emiratische Gesundheitsministerium ein Digital Health Monitoring Centre zur Echtzeitüberwachung von Krankheitsausbrüchen. In der Innovationsstrategie des Ministeriums (2023–2026) spielen KI, Telemedizin und personalisierte Therapien eine zentrale Rolle.

Elektronische Patientenakten vernetzen das Gesundheitssystem

Auch bei elektronischen Patientenakten haben die Emirate große Fortschritte erzielt. Seit 2019 vernetzt die Plattform „Malaffi“ alle Krankenhäuser und nahezu alle Kliniken in Abu Dhabi. Bis März 2024 wurden bereits über drei Milliarden klinische Datensätze gespeichert.

Dubai nutzt das vergleichbare System „NABIDH“, das rund 9,5 Millionen Patientendaten von mehr als 1.300 Einrichtungen bündelt. Beide Plattformen arbeiten inzwischen mit der nationalen Gesundheitsdatenbank „Riayati“ zusammen. Ziel ist es, medizinische Informationen landesweit verfügbar zu machen und die Versorgungsqualität dadurch spürbar zu verbessern.

Ein weiterer Baustein der emiratischen Gesundheitsstrategie ist personalisierte Medizin. Das ehrgeizige „1-Million-Genome-Projekt“ nutzt genomische Daten, um maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln. Internationale Unternehmen, insbesondere deutsche Anbieter aus den Bereichen Bioinformatik und Gendiagnostik, finden hier attraktive Geschäftsmöglichkeiten.

Internationale Kooperationen werden gefördert

Zahlreiche emiratische Kliniken pflegen Partnerschaften mit internationalen Unternehmen, um Know-how und innovative Technologien zu importieren. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit zwischen Aster DM Healthcare und Siemens Healthineers, die gemeinsam die Digitalisierung von Krankenhausstandorten vorantreiben. Mediclinic Middle East kooperiert mit europäischen Zentren für Reproduktionsmedizin. Solche Kooperationen zeigen, dass emiratische Gesundheitsanbieter gezielt Know-how aus dem Ausland einbinden, sei es durch Technologietransfer, Joint Ventures oder Managementverträge. Deutsche und europäische Unternehmen sind dabei besonders gefragt, da ihre Medizintechnik und Klinikstandards weltweit einen exzellenten Ruf genießen​. Allerdings ist der Wettbewerb um den Markt groß, und neben westlichen Partnern treten zunehmend auch asiatische Firmen (vor allem aus Südkorea und China) als Konkurrenten auf. ​Nichtsdestotrotz bieten die anhaltenden Digitalisierungs- und Expansionsbestrebungen in den VAE vielfältige Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit europäischen Anbietern – von der Krankenhausausstattung über Telemedizin-Plattformen bis hin zu Aus- und Weiterbildungsprogrammen für medizinisches Personal. Die Globalisierung des emiratischen Gesundheitssektors eröffnet so beiden Seiten Chancen: Den VAE den Zugang zu Weltklasse-Technologien und den ausländischen Partnern einen attraktiven Wachstumsmarkt.

 

Internationale Kooperationen emiratischer Kliniken im Bereich Digitalisierung
KlinikgruppeInternationale PartnerKooperationsschwerpunkt
Aster DM HealthcareSiemens HealthineersDigitalisierung und Modernisierung der medizinischen Infrastruktur in über 100 Kliniken.
Mediclinic Middle EastBourn Hall Clinic UKZusammenarbeit im Bereich Reproduktionsmedizin und Fruchtbarkeitsbehandlungen.
Cleveland Clinic Abu DhabiCleveland Clinic USAWissensaustausch und Implementierung internationaler Standards in der Patientenversorgung.
NMC HealthcareFrost & SullivanEntwicklung innovativer Gesundheitslösungen und Verbesserung der Patientenversorgung.
Burjeel HoldingsPhilips HealthcareEinführung fortschrittlicher bildgebender Verfahren und Verbesserung der diagnostischen Kapazitäten.
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Die Emirate fördern digitale Gesundheitslösungen gezielt durch Programme und Gründerzentren. In Dubai bringt das Programm „Dubai Future Accelerators“ internationale Start-ups mit staatlichen Stellen zusammen, um neue Technologien direkt in Pilotprojekten umzusetzen. Abu Dhabi bietet mit „Hub71“ ein vollständiges Ökosystem für junge Technologieunternehmen. Diese erhalten dort Kapital, Büros und Zugang zu wichtigen Netzwerken. Allein 2024 planen Investoren rund 350 Millionen US-Dollar in technologieorientierte Start-ups zu investieren, wovon auch Digital Health profitiert.

Das Abu Dhabi Investment Office (ADIO) unterstützt innovative Firmen aus den Bereichen Gesundheit und Life Sciences mit insgesamt 545 Millionen US$. Zusammen mit dem Gesundheitsministerium und Partnern wie Plug and Play betreibt ADIO einen HealthTech-Accelerator. Start-ups erhalten hier Kontakte zu Kliniken, Universitäten und Kapitalgebern. Zusätzlich bietet Dubai Healthcare City Vorteile für internationale Forscher und Unternehmen im Gesundheitsbereich. Diese Initiativen schaffen ideale Bedingungen, um digitale Lösungen zu entwickeln und erfolgreich auf den Markt zu bringen.

Förderprogramme und Start-up-Zentren als EinstiegshilfeEine Auswahl staatlicher Unterstützungsprogramme
ProgrammStandortSchwerpunktLeistungen
Dubai Future AcceleratorsDubaiInnovation & PilotprojekteZugang zu Behörden, Finanzierung
Hub71Abu DhabiStart-up-ÖkosystemInvestoren-Netzwerk, Büroräume
Abu Dhabi Investment Office (ADIO)Abu DhabiHealthTech-FörderungZuschüsse, Innovationswettbewerbe
Dubai Health Innovation CentreDubaiGesundheitslösungenTestumgebungen, Kooperationen
DIFC FinTech HiveDubaiDigitale PlattformenMentoring, Finanzierung
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

 

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