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Branchen | Israel | Erdgas

Erdgasindustrie bleibt trotz des Krieges in Gaza zuversichtlich

In Israel geht die Suche nach Erdgas weiter. Zudem will das Land künftig mehr Erdgas exportieren.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Der Krieg im Gazastreifen zeigt die geopolitischen Risiken, denen Israel gegenübersteht. Das gilt auch für den Energiesektor. Nach Beginn der Kampfhandlungen suspendierte das Energieministerium vorübergehend die Erdgasförderung aus Tamar, dem zweitgrößten israelischen Vorkommen. Die erzwungene Pause dauerte etwas mehr als einen Monat.

Erdgasvereinigung sieht Lieferzuverlässigkeit nicht gefährdet

Amir Foster, Executive Director der israelischen Erdgasvereinigung (Israeli Natural Gas Trade Association), erklärte gegenüber Germany & Invest, die Glaubwürdigkeit der israelischen Erdgaswirtschaft habe nicht gelitten. Die internationale Energiewirtschaft sei in zahlreichen Regionen mit hohen geopolitischen Risiken tätig. Das streue die Auswirkungen einzelner Krisen.   

Ähnlich bewertet ein führender israelischer Wissenschaftler in der Energiewirtschaft die Situation. In einem Gespräch mit Germany Trade & Invest erklärt er, Israels geopolitische Situation sei potenziellen Kunden auch vor dem Krieg bekannt gewesen. Er verweist darauf, dass das Tamar-Feld bereits während eines früheren Gaza-Konflikts 2021 für zehn Tage stillgelegt worden war. Zudem sei die Förderung aus den beiden anderen aktiven Vorkommen – Leviathan und Karish – während des aktuellen Krieges fortgesetzt worden.

Israel hat nach Einschätzung des Wissenschaftlers als Erdgaslieferant auch wichtige Vorteile. Für die Lieferzuverlässigkeit sei von großer Bedeutung, dass Erdgaslieferungen nicht aus politischen Erwägungen unterbrochen werden. Ein Vorteil für potenzielle europäische Abnehmer sei zudem Israels geographische Nähe. Das mache Lieferungen schneller und günstiger. Es bestünden gute Chancen, Erdgas aus Israel nach Europa zu exportieren. Zwar könne es allenfalls einige Prozent des europäischen Bedarfs decken, jedoch seien europäische Länder an einer breiten Palette von Lieferländern interessiert, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Großkonzerne erhalten Suchlizenzen

Ende Oktober 2023 veröffentlichte das israelische Energieministerium die Ergebnisse von zwei Ausschreibungsverfahren für die Exploration von Erdgasfeldern in israelischen Wirtschaftsgewässern. Dabei erhielten zwei Konsortien Suchlizenzen. Eines besteht zu gleichen Anteilen aus der State Oil Company of Azerbaijan Republic (SOCAR), der BP Exploration Operating Company und der israelischen NewMed Energy. 

Der Mehrheitsteilhaber des zweiten Konsortiums ist der italienische Eni-Konzern. Ferner gehören der Bietergruppe Dana Petroleum (SNS) Limited, eine britische Tochterfirma der Korea National Oil Corporation sowie die israelische Ratio Energies. Die Suchlizenzen wurden vorerst für drei Jahre vergeben. Sie können maximal zweimal um jeweils zwei Jahre verlängert werden.   

Nach Auffassung von Amir Foster setzt der Eintritt führender Akteure wie BP, Eni und SOCAR in den israelischen Markt ein positives Signal für die Erdgaswirtschaft des Landes. Das gelte insbesondere für die Entwicklung der Exporte.

Gute Aussichten für Exporte nach Übersee

Im Jahr 2023 bezifferte die israelische Erdgasvereinigung die Vorkommen des Landes mit 1.087 Milliarden Kubikmeter. Etwa die Hälfte dieser Menge ist für den israelischen Binnenmarkt bestimmt, die andere Hälfte für den Export. Demgegenüber könnten neu entdeckte Vorkommen vor allem dem Export zugutekommen. Foster bezifferte im Gespräch mit Germany Trade & Invest das Potenzial weiterer Funde auf 2.000 Milliarden Kubikmeter. 

Sollten sich die Schätzungen bestätigen, könnte das israelische Exportpotenzial erheblich steigen. Im Jahr 2022 exportierte Israel 9,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Ägypten und Jordanien. Dabei wiesen insbesondere die Ausfuhren nach Ägypten einen starken Wachstumstrend auf. Der inländische Verbrauch in Israel lag bei 12,7 Milliarden Kubikmetern. Nach Fosters Schätzung könnte Israel künftig jährlich 20 Milliarden bis 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Übersee exportieren - zusätzlich zum Eigenbedarf und zum Export nach Ägypten und Jordanien.

Schwimmende Verflüssigungsanlagen anvisiert

Israel befürwortet den Bau einer Pipeline durch das Mittelmeer nach Griechenland. Allerdings lässt sich nicht absehen, ob dieses mehrere Milliarden Euro teure Projekt zustande kommt. 

Es gibt auch alternative Transportmöglichkeiten. Jetzt schon können Teile der israelischen Erdgaslieferungen nach Ägypten mithilfe ägyptischer Verflüssigungsanlagen exportiert werden. Das gilt zumindest für die Liefermenge, die Ägypten nicht für den Eigenbedarf benötigt. Das Erdgas aus israelischen Vorkommen wird per Pipelines nach Ägypten transportiert.

Die ägyptischen Verflüssigungsanlagen haben Foster zufolge eine Jahreskapazität von 15 bis 20 Milliarden Kubikmeter. Sie könnten daher auch langfristig als wichtiger Umschlagplatz für die israelischen Exporte dienen. Unternehmen, die Erdgas aus israelischen Vorkommen förderten, erwägen jedoch den Bau eigener Verflüssigungsanlagen. Diese kommerzielle Entscheidung liege bei den Firmen selbst.

Dabei kommen nur schwimmende Verflüssigungsanlagen (FLNG) infrage. Für landgebundene Anlagen fehlen an der israelischen Mittelmeerküste Standorte. In jedem Fall kann Israel Erdgas nur als Flüssiggas (LNG) in Länder außerhalb Europas liefern.  

Werden FLNG errichtet, käme ein entsprechender Kapitalaufwand zusätzlich zu den hohen Explorations-, Erschließungs- und Förderkosten hinzu. Damit könnte der Erdgassektor in den kommenden Jahren ein Investitionsschwerpunkt der israelischen Wirtschaft werden und zahlreiche Zulieferchancen für ausländische Unternehmen schaffen. 

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