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Wirtschaftsumfeld | Israel | Bonität

Israels Kreditwürdigkeit auf Talfahrt

Die Rating-Agenturen Moody’s und S&P Global haben Israels Bonität zum zweiten Mal in diesem Jahr herabgestuft. Grund dafür ist der eskalierende Krieg. Der Ausblick bleibt negativ.

Von Wladimir Struminski | Israel

Ende September hat die Rating-Agentur Moody’s die Kreditwürdigkeit Israels zum zweiten Mal im Jahr 2024 herabgesetzt. Und zwar gleich um zwei Stufen, von A2 auf Baa1. Anfang Oktober zog S&P Global mit einer Herabstufung nach, wenngleich nur um eine Stufe von A+ auf A.

Geopolitisches Risiko auf "sehr hohem Niveau"

Die Herabsetzung der Kreditwürdigkeit Israels durch Moody’s war so nicht erwartet worden. Zwar hatten israelische Experten mit einer Herabstufung gerechnet, aber nicht in diesem Umfang. Laut der ehemaligen Gouverneurin der israelischen Zentralbank, Karnit Flug, sei Moody’s Entscheidung ungewöhnlich und habe die Geldmärkte überrascht.

Mit der neuen Benotung befindet sich Israel bei Moody’s in der Kategorie der Länder mit mittelmäßigem Kreditrisiko und "gewissen spekulativen Elementen". Hinzu kommt, dass die Agentur den Ausblick bei "negativ" belassen hat. Damit signalisiert sie, dass weitere Herabstufungen möglich seien. 

Moody's erklärte, Israels geopolitisches Risiko sei wegen des Krieges "auf ein sehr hohes Niveau" gestiegen. Das habe negative Folgen für die kurz- und langfristige Kreditwürdigkeit des Landes.

Zwischen 2008 und 2023 hatte Moody’s Israel in der Kategorie A1 geführt. Im Februar 2024 senkte sie die Einstufung auf A2. Auch damals ging es hauptsächlich um den Gaza-Krieg und die Kampfhandlungen zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah.

S&P verweist auf Eskalationsgefahr

S&P hatte Israels Rating im April 2024 gesenkt, und zwar um eine Stufe: von AA- auf A+. Jetzt nimmt laut S&P die Wahrscheinlichkeit zu, dass der Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah länger als angenommen dauern und intensiver verlaufen werde. Der Krieg im Gaza-Streifen und an der Grenze zum Libanon drohe bis ins Jahr 2025 anzuhalten. Zudem könne er zu Gegenschlägen gegen Israel führen.

Wie Moody’s beließ auch S&P den Ausblick für Israels Kreditwürdigkeit bei "negativ“. Das, so S&P, spiegele die Wirtschaftsrisiken wider, die Israel aus dem Konflikt mit der Hisbollah erwüchsen. Ein weiterer Grund sei das Risiko eines "direkteren" Krieges mit Iran.

Wirtschaft wird sich langsamer erholen

Beide Agenturen erwarten eine längere Schwächung der israelischen Wirtschaft infolge des Krieges. Laut Moody’s sei mit einer schnellen und kraftvollen Wirtschaftserholung, wie sie in Israel nach anderen Konflikten stattgefunden hätte, diesmal nicht zu rechnen.

Für 2024 prognostiziert Moody’s ein reales Wachstum der israelischen Wirtschaft um nur noch 0,5 Prozent. S&P geht für 2024 von einem Nullwachstum aus. Am 9. Oktober zog auch die Bank von Israel mit einer pessimistischeren Prognose für 2024 nach. Nach ihrer neuen Vorhersage wird das BIP in diesem Jahr nur noch um 0,5 Prozent wachsen.

Auch die Aussichten für 2025 haben sich laut beiden Agenturen verdüstert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2025 laut Moody’s lediglich um 1,5 Prozent wachsen und nicht – wie die Agentur bisher prognostizierte – um 4 Prozent. S&P hat die Wachstumsprognose für 2025 von 5 auf 2,2 Prozent gesenkt.

Längerfristig sieht Moody’s jedoch eine positivere Entwicklung. Allerdings werde das BIP-Wachstum mit rund 3 Prozent geringer ausfallen, als vor dem Krieg erwartet. S&P hingegen hebt die Zahlungsbilanzüberschüsse Israels als positiven Faktor hervor, die vor allem auf die stabilen Hightechexporte zurückzuführen seien. Für die Jahre 2024 bis 2027 sei daher mit einem durchschnittlichen Leistungsbilanzüberschuss von 3,3 Prozent des BIP pro Jahr zu rechnen.

Nachhaltige Kriegsschäden unvermeidlich

Der weitere Kriegsverlauf wird für die Entwicklung der israelischen Wirtschaft von großer Bedeutung sein.  Schon jetzt gibt es Kriegsschäden, die auch eine rasche Beilegung des Konflikts – sollte es dazu kommen – nicht beheben kann. Allein für das Jahr 2024 erwartet S&P ein Haushaltsdefizit von 9 Prozent des BIP. Hinzu kommt, dass die Regierung für die kommenden Jahre eine massive Erhöhung des Verteidigungsetats plant. Laut der Wirtschaftszeitung The Marker empfiehlt ein Sonderausschuss eine jährliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben um umgerechnet 6,5 bis 8 Milliarden US$.

Diese Summe entspräche zwischen 2025 und 2034 jährlich 1,3 bis 1,6 Prozent des im Jahr 2023 erwirtschafteten BIP. Auch der Wiederaufbau der vom Krieg schwer zerstörten Landesregionen wird hohe Kosten nach sich ziehen.

Diese Belastungen der Staatskasse müssen zu einem großen Teil durch Steuererhöhungen und Kürzungen ziviler Haushaltsausgaben finanziert werden. Das droht den Konsum und die staatlichen Investitionen zu schmälern. Auch ausländische Unternehmen könnten sich in nächster Zeit mit Investitionen in Israel zurückhalten.

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