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Branche kompakt | Israel | Medizintechnik

Interessanter Markt mit knappen Staatsfinanzen

Israels Bedarf an Medizintechnik steigt. Der Markt versorgt sich mehrheitlich über Einfuhr. Der Staatsanteil an der Finanzierung des Gesundheitswesens ist relativ gering.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Ausblick der Medizintechnik in Israel

  • Das hohe Haushaltsdefizit droht die staatliche Finanzierung des Gesundheitswesens zu schmälern. Darunter können unter anderem Investitionen und die Beschaffung teurer Geräte leiden. 
  • Indessen ist die Regierung gesetzlich verpflichtet, ein Mindestangebot an medizinischen Leistungen für alle Landesbewohner zu finanzieren.
  • Das Gesundheitswesen tätigt Rationalisierungsinvestitionen.  

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2024

 

  • Markttrends

    Israels Gesundheitswesen ist hoch entwickelt und technologisch anspruchsvoll, doch der Krieg leert die Staatskasse. Das könnte auch die Nachfrage nach Medizintechnik dämpfen.

    Israel hat ein modernes und hoch entwickeltes Gesundheitssystem. Laut einer Studie der US-amerikanischen Zeitschrift CEO World Magazine war es 2024 das zehntbeste der Welt und lag nur zwei Ränge hinter Deutschland. Eine besonders hohe Benotung erhielt Israels Gesundheitswesen bei dem Kriterium "Infrastruktur und Fachpersonal".

    Israelische Krankenhäuser und Kliniken erwerben modernste Medizintechnik. Medizintechnische Ausrüstungen, die westlichen Standards nicht entsprechen, können keine Marktzulassung erhalten. In Israel sind Ärzte mit Diagnostik- und Behandlungsmethoden führender westlicher Länder vertraut und richten sich nach neusten medizinwissenschaftlichen Erkenntnissen. 

    4.236 US$

    betrugen die Gesundheitsausgaben je Einwohner 2022.

    Haushaltsdefizit droht die Beschaffung zu dämpfen

    Jetzt aber droht eine neue Gefahr: Die Folgen der geopolitischen Situation, in der Israel sich seit Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober 2023 befindet. Der Konflikt belastet extrem die Staatskasse und führt zu einem hohen Haushaltsdefizit. Für 2024 prognostiziert die Zentralbank ein Defizit von knapp 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

    Selbst wenn sich die Konfliktlage nicht verschärft, gelten empfindliche Einschnitte in staatliche Leistungen für die Bevölkerung inklusive des Gesundheitswesens als unvermeidlich. Das hätte auch negative Folgen für die Beschaffung von Medizintechnik.

    Gesundheitswesen ist jetzt schon unterfinanziert

    Der Markt für Medizintechnik hat jetzt schon großen Nachholbedarf. Das liegt daran, dass die Regierung das Gesundheitssystem bereits seit vielen Jahren unterfinanziert. Bezeichnend dafür ist die Entwicklung der Zahl der Krankenhausbetten in Universalkrankenhäusern. In den Jahren von 2013 bis 2022 nahm diese Zahl zwar um 12,8 Prozent auf knapp 17.000 zu, doch stieg die Bevölkerungszahl in dieser Zeitspanne um 21 Prozent.

    Auch die Ausstattung mit medizintechnischen Ausrüstungen lässt oft zu wünschen übrig, was zu langen Wartezeiten für Untersuchungen führt. Ende 2021 entfielen beispielsweise nur fünf Magnetresonanztomografen auf 1 Million Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 35.

    Erschwerend kommt der rapide steigende Seniorenanteil an der Gesamtbevölkerung hinzu. In absoluten Zahlen wächst diese Altersgruppe sogar noch schneller. Laut der mittleren Variante der Bevölkerungsprognose des israelischen Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) wird die Gesamtzahl der Landeseinwohner in den Jahren 2023 bis 2035 um 26,1 Prozent wachsen. Demgegenüber steigt die Zahl der Menschen im Alter ab 65 Jahren in derselben Zeitspanne um 40,6 Prozent. Die Konsequenzen für den Bedarf an Medizintechnik werden weitreichend sein.

    Umfassende Krankenversicherung stützt den Markt

    Allerdings macht die Finanzierungsstruktur des Gesundheitswesens eine wesentliche Schrumpfung des Marktes selbst bei finanziellen Schwierigkeiten der Regierung unwahrscheinlich. Nach israelischem Recht ist nämlich jeder Landeseinwohner krankenversichert – unabhängig von Alter, Einkommen und Vorerkrankungen. Alle Versicherten haben Anspruch auf eine staatlich finanzierte Leistungspalette, die Medikamente und Behandlungen umfasst. Letztere prägen die Nachfrage nach medizintechnischen Produkten mit.

    Diese Leistungspalette, "Gesundheitskorb" genannt, wird staatlich finanziert und bietet insgesamt eine gute Grundversorgung für die israelische Bevölkerung. Dass diese Leistungspalette gekürzt wird, gilt allein schon aus innenpolitischen Gründen als ausgeschlossen. 

    Der Markt versorgt sich hauptsächlich über Einfuhr

    Israel setzt moderne Medizintechnik ein und stellt hohe Ansprüche an medizintechnische Ausrüstungen. Das schafft zahlreiche Geschäftschancen für ausländische, darunter auch deutsche Anbieter von Medizintechnik.

    Laut den jüngsten verfügbaren Zahlen der israelischen Industriestatistik entfielen auf die einheimische Branche 2021 rund 40 Prozent des Binnenmarktumsatzes. Mit 1,4 Milliarden US-Dollar (US$) deckte die Einfuhr 60 Prozent des israelischen Bedarfs an Medizintechnik. In den Jahren 2022 und 2023 stagnierten die Importe: Nach dem durch die Coronapandemie entstandenen Spitzenbedarf flaute die Nachfrage ab.

    Wohlgemerkt verfügt Israel über eine eigene, moderne und gut ausgebaute Produktion von Medizintechnik. Allerdings suchen israelische Hersteller ihre Absatzchancen hauptsächlich auf dem Weltmarkt. Im Gesamtergebnis ist Israel in diesem Bereich mit großem Abstand ein Nettoexporteur. Im Jahr 2023 standen der Einfuhr von 1,4 Milliarden US$ Ausfuhren von Medizintechnik im Wert von 3,2 Milliarden US$ gegenüber.

    Die Exportquote der medizintechnischen Branche liegt bei rund zwei Dritteln. Manche Unternehmen produzieren häufig kaum oder gar nicht für den Binnenmarkt. Damit ist der Anteil vieler Hersteller am Binnenmarktumsatz gering. Die hohe Exportquote der israelischen Branche beeinflusst die Marktstruktur. Sie führt nämlich dazu, dass ausländische Lieferanten oft eher gegeneinander als gegen israelische Konkurrenten antreten.

    Deutschland ist drittgrößter Lieferant

    Deutschland gehört hinter den USA und China zu Israels führenden Lieferanten von Medizintechnik. Mit 145 Millionen US$ erreichte die Einfuhr aus Deutschland 2023 einen Importmarktanteil von 10,2 Prozent.

    Die wichtigsten deutschen Lieferpositionen waren 2023 Röntgenapparate und -geräte und Apparate und Geräte, die Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen verwenden (30,2 Prozent; SITC 774.2) sowie medizinische, chirurgische und tiermedizinische Instrumente, Apparate und Geräte (27,3 Prozent; SITC 872.2).

     

    Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in Israel
    Akteur/ProjektProjektstandAnmerkungen
    Bau des Shimon-Peres- Krankenhauses in Beer Sheva / Gesundheitsministerium, Krankenkassen Meuhedet und Leumit,
    Sheba-Krankenhaus
     
    Vorbereitung
    Teil eines Programms zum Ausbau des Krankenhausnetzes
    Bau eines Krankenhauses in Kiryat AtaVorbereitungTeil eines Programms zum Ausbau des Krankenhausnetzes
    Gesundheitsministerium, Krankenkassen, Krankenhäuser / Ausbau der Anwendung von TelemedizinDurchführungZwecks Rationalisierung und Aufwertung der Patientenbetreuung
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Digital Health

    Die Volldigitalisierung der Krankenakten ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung digitaler Gesundheitsdienste. Telemedizin soll das Gesundheitswesen effizienter machen.

    Ein besonderes Merkmal des israelischen Gesundheitswesens ist die Digitalisierung aller Krankenakten im Land. Sie ermöglicht den behandelnden Ärzten den Rückgriff auf die Krankengeschichte eines jeden Patienten und verbessert so die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Ärzte haben auch Zugang zu den Krankengeschichten anderer Patienten und können damit aktuelle Fälle mit der Geschichte ähnlicher Fälle aus der Vergangenheit vergleichen. Zudem sind die einzelnen Datenbanken miteinander vernetzt, sodass den Ärzten ein umfassendes Informationsangebot zur Verfügung steht.

    Personalisierte Medizin ist ein wichtiges Ziel

    Der Einsatz digitaler Gesundheitsdienste hat für die israelische Regierung hohe Priorität. Eines der Ziele ist die zunehmende Integration personalisierter Medizin in das Gesundheitswesen. Dies würde nicht nur das Niveau der Patientenbetreuung heben, sondern auch präzisere und schnellere Behandlung ermöglichen. Angesichts der Finanzierungsprobleme, denen sich das Gesundheitssystem in den kommenden Jahren gegenübersehen könnte, wäre eine Effizienzsteigerung der Krankenbehandlung durch digitale Medizin ein besonders wichtiger Vorteil.

    Die Entwicklung digitaler Gesundheitsprodukte erzeugt steigenden Bedarf an medizintechnischen Produkten, die bessere Diagnostik und Behandlung ermöglichen. Als Beispiele lassen sich Geräte für die personalisierte Arzneimittelverabreichung oder Apparate für genetische Untersuchungen nennen.

    Telemedizin spart Zeit und Personal

    Die Entwicklung der Telemedizin ist ein weiteres wichtiges Ziel der israelischen Gesundheitspolitik. Telediagnostik spart den Versorgern Zeit und Geld und ist patientenfreundlicher. Das Angebot telemedizinischer Dienstleistungen wird beständig ausgebaut. Ein wichtiges Beispiel ist der Einsatz des in Israel entwickelten medizinischen Fernuntersuchungsgeräts Tyto, das bei den Krankenkassen zunehmende Verbreitung findet. Das Gerät ermittelt und liefert digitale Herz- und Lungengeräusche, digitale Bilder und Videos von Ohren, Rachen und Haut. Auch misst es Herzfrequenz und Körpertemperatur. Die Ergebnisse können an den behandelnden Arzt oder ein Medizinzentrum übermittelt werden.

    Die Fernüberwachung des Gesundheitszustands von Personen, die Risikogruppen angehören, steigert ebenfalls die Gesamteffizienz des Systems. Das gilt nicht zuletzt bei älteren Menschen und bei chronisch Erkrankten. In den kommenden Jahren wird diese Entwicklung voraussichtlich zu erhöhter Nachfrage nach Wearables – am Körper getragenen Überwachungsvorrichtungen – führen. Ein weiterer Vorteil ist die Verfügbarkeit der Telemedizin in peripheren Landesteilen, in denen das ärztliche Versorgungsnetz bei Weitem nicht so dicht ist wie in Ballungszentren.

    Israel bietet Hilfe bei Forschung und Entwicklung

    Die umfassende Datenbasis ist zugleich eine wichtige Grundlage für medizinische Forschung und Entwicklung. Dabei werden die Daten der Krankenakten einheimischen wie ausländischen Forschern in anonymisierter Form zur Verfügung gestellt. Durch Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern will Israel nicht zuletzt seinen Status als internationale "Beta-Site" für digitale Gesundheit ausbauen.

    Das bisher bekannteste Beispiel für die Nutzung der digitalisierten Akten war das während der Coronapandemie durchgeführte Kooperationsprojekt zwischen dem US-amerikanischen Pharmakonzern Pfizer und der größten israelischen Krankenkasse, Clalit Health Services. Bei dem Projekt untersuchten die Forscher die Covid-19-Erkrankungsraten von 1,2 Millionen der Clalit-Mitglieder. Dabei wurden 600.000 Versicherten, die geimpft worden waren, 600.000 ungeimpfte Kassenmitglieder mit ähnlichem Alters- und Gesundheitsprofil gegenübergestellt. Auf diese Weise konnte die Impfungswirksamkeit nachgewiesen und quantifiziert werden. Natürlich sind nicht alle Projekte so großangelegt. Allerdings dient die digitale Datenbasis auch in weniger bekannten Fällen der Forschung und Entwicklung von Medizintechnik sowie Arzneimitteln.

    Für die Zulassung von Datenauswertungsprojekten, die rechtlich klinischen Tests gleichgestellt sind, ist das Gesundheitsministerium zuständig. Israel hat eine lange Tradition als Standort für klinische Tests ausländischer Medizinunternehmen. Daher kann die Entwicklung neuer medizintechnischer Produkte durch ausländische Partner auf bestehende Kooperationsstrukturen zurückgreifen.

    Im Gesundheitsministerium ist eine Abteilung für digitale Gesundheit tätig. Ihre Aufgabe ist es, den Einsatz digitaler Verfahren im israelischen Gesundheitswesen zu fördern. Zu diesem Zweck unterstützt sie die Gesundheitsversorger bei der Entwicklung von Wirtschaftsmodellen für den Einsatz digitaler Produkte. Das Ministerium fördert auch die Kooperation zwischen den Leistungsträgern, der Hochschulforschung und der Industrie.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Branchenstruktur

    Die Branche ist technologisch hoch entwickelt. Ausländisches Kapital und internationale Vernetzung sind für den Erfolg der israelischen Medizintechnik wichtig.

    Die einheimische Medizintechnikbranche gehört zu den mittelgroßen Sparten der israelischen Industrie. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben der Industriestatistik belief sich ihr Anteil am Gesamtumsatz der Industrie 2021 auf 4,7 Prozent. 

    Mit 69 Prozent entfielen mehr als zwei Drittel des mit Medizintechnik erzielten Umsatzes auf Herstellung von Bestrahlungsgeräten, elektromedizinischen, elektrotherapeutischen und chirurgischen Geräten. Die restlichen 31 Prozent wurden durch die Herstellung von medizinischen, zahnmedizinischen und orthopädischen Instrumenten und Zubehör erzielt. Eine weitergehende Aufschlüsselung der industriestatischen Angaben liegt nicht vor.

    Medizintechnik ist wichtiger Teil des Hightechsektors

    Eine überdurchschnittlich wichtige Rolle spielt die Medizintechnikbranche im Bereich der Hochtechnologie. Laut Angaben der gemeinnützigen israelischen Hightechorganisation Startup Nation Central (SNC) waren in Israel im August 2024 insgesamt 7.174 Hightechfirmen tätig. Hiervon entfielen 1.621, also fast ein Viertel, auf den Bereich "Gesundheitswesen und Biowissenschaften". 

    Zu diesem Sektor gehören vorwiegend Unternehmen, die sich mit medizinischen Ausrüstungen und digitaler Gesundheit beschäftigen. Wie SNC gegenüber Germany Trade & Invest erklärte, waren 682 Firmen in der Sparte Digital Health und 651 in der Sparte medizinische Ausrüstungen tätig. Weitere 508 wurden dem Bereich Pharma und medizinische Biotechnologie zugeordnet. Da ein Teil der Firmen in mehr als nur einer dieser drei Sparten tätig ist, kommt es zu Doppelzählungen. 

    Die meisten Firmen sind klein

    Eine weiterführende Aufschlüsselung der drei Untersparten ist nicht verfügbar. Allerdings erlaubt eine Analyse der Gesamtzahl der im Bereich Gesundheitswesen und Digital Health tätigen Unternehmen Rückschlüsse auf die Struktur dieser Branche.

    Die meisten dieser Unternehmen sind klein: 962 der Firmen, etwa 60 Prozent, beschäftigten im August 2024 bis zu zehn Mitarbeiter. Die Mehrheit der kleinen Firmen befindet sich in relativ frühen Stadien der betrieblichen Entwicklung. Nur 32 Prozent von ihnen verfügten über marktgängige Produkte. In allen anderen Größenklassen hat aber eine Mehrheit der Unternehmen Produkte auf den Markt gebracht. 

    In der Größenkategorie zwischen 11 und 50 Mitarbeitern waren 481 Unternehmen und in der Kategorie zwischen 51 und 200 Beschäftigten 113 Firmen zu finden. Größere Firmen mit einem Personalbestand von 200 Personen und mehr sind eher die Ausnahme. Sie schlagen mit nur 34 Unternehmen zu Buche. Von diesen lassen sich 29 den Bereichen medizinische Ausrüstungen und digitale Gesundheit zuordnen. 

     

    Wichtige Branchenunternehmen in IsraelUmsatz in Millionen US-Dollar; Anteil in Prozent

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz ¹)

    Marktanteil ²)
    LumenisÄsthetische Medizin

    4.756

    kein Umsatz auf dem Binnenmarkt
    Philips IsraelBildgebung, Software, Forschung und Entwicklung

    4.645

    3,9
    InmodeNichtinvasive Medizintechnik

    4.136

    kein Umsatz auf dem Binnenmarkt
    Sanmina SCI Israel Medical SystemsBildgebende Technik

    263

    0,2
    GE HealthcareSoftware

    224

    0,2
    TuttnauerMedizinische Laborausrüstungen

    102

    unter 0,1
    1 Binnenpreisangaben, umgerechnet nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs; umfasst u.U. Produktion an Auslandsstandorten; 2 Anteil am gesamten Binnenmarktumsatz der Medizintechnik, Schätzung.Quelle: Dun & Bradstreet Israel

    Ausländische Unternehmen spielen eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der medizintechnischen Branche. Im August 2024 unterhielten 26 ausländische Unternehmen Forschungs- und Entwicklungs- oder Innovationszentren im Bereich der Medizintechnik inklusive Digital Health in Israel. Das geht aus der Datenbank von SNC hervor. Dabei handelte es sich hauptsächlich um US-amerikanische Firmen. Zugleich waren zehn ausländische unternehmenseigene Wagniskapitalfonds im Bereich Medizintechnik und Digital Health engagiert. 

    Importe ausgewählter Medizinprodukte nach Israel und Anteil aus Deutschland 2023In Milliarden US-Dollar, Anteil in Prozent
    SITC Import 

    Anteil Import aus Deutschland

    774.1Elektrodiagnoseapparate und -geräte

    165,1

    8,9

    774.2Röntgenapparate etc.

    194,2

    22,5

    741.83 Sterilisierapparate

    5,5

    5,5

    872.1Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g.

    112,0

    10,9

    872.21Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.

    215,6

    3,8

    872.25Ophthalmologische Instrumente

    30,9

    8,1

    872.29Andere Instrumente, Apparate und Geräte

    286,3

    10,0

    872.3Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.

    67,4

    8,9

    872.4Medizinmöbel etc.

    32,6

    13,2

    899.6Orthopädietechnik, Prothesen etc.

    302,1

    7,9

    Quelle: UN Comtrade Database

    Ausländische Investitionen sind unerlässlich

    Investitionen aus dem Ausland spielen seit vielen Jahren eine wichtige Rolle für die israelische Medizintechnik. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges im Oktober 2023 geht die Kapitalaufnahme der Branche im Ausland jedoch zurück. Israelische Experten führen das sowohl auf globale Trends als auch auf die kriegsbedingt reduzierte Attraktivität des Standorts Israel zurück. Indessen bleibt die Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur der Branche vorerst stabil. Falls der israelische Hightechsektor als Ganzes nicht in eine lang anhaltende Krise gerät, dürften sich ausländische Investitionen in israelische Firmen, inklusive der Medizintechnik, mit der Zeit wieder erhöhen.

    Grundsätzliches Interesse von Kapitalgebern aus Übersee besteht – bei passender Gelegenheit – auch in Zeiten gedämpfter Investitionsneigung. So hat der US-amerikanische Spezialist für kardiologische Technologie Edwards Lifesciences im Juli 2024 die israelische Firma Innovalve Bio Medical übernommen. Diese hat einen minimalinvasiven Transkatheter-Mitralklappenersatz entwickelt. Medienberichten zufolge lag der Transaktionswert bei 300 Millionen US$.

    Israelische Medizintechnikhersteller sind zudem bestrebt, Künstliche Intelligenz (KI) in ihre Produkte zu integrieren. Auch dieser Trend stößt auf Investoreninteresse aus Übersee. Im Juli 2024 gab das israelische Unternehmen CytoReason, das KI-basierte computergestützte Krankheitsmodelle für prädiktive Erkenntnisse entwickelt, den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 80 Millionen US$ bekannt.

    Die mit Abstand führende Position der israelischen Medizintechnikexporte belegen medizinische, chirurgische und tiermedizinische Instrumente, Apparate und Geräte (SITC 872.29). Auf sie entfielen 2023 mit 1,2 Milliarden US$ 43,1 Prozent der Ausfuhr. Elektrodiagnoseapparate (SITC 774.12) folgten auf Rang zwei mit 552 Millionen US$ beziehungsweise 19 Prozent der Ausfuhr.

    Eine ausführliche Aufschlüsselung der Industriestatistik liegt nicht vor. Allerdings zeigen die Exportzahlen die wichtigsten Spezialisierungen der israelischen Hersteller medizintechnischer Waren an. Sie belegen auch die Dynamik der Branche. In den Jahren 2019 bis 2023 legte die Ausfuhr in laufenden Dollarpreisen um 30,4 Prozent zu.

    Darüber hinaus exportieren Unternehmen, Krankenhäuser und Hochschulen medizintechnisches Know-how. Aus der Krankenhausforschung gehen oft neue Start-ups hervor.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Israel

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (Ende 2023 in Mio.)

    9,8

    Bevölkerungswachstum (2023 in % p.a.)

    1,9

    Altersstruktur der Bevölkerung (2022)

     

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    27,9

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    12,2

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2023 in Jahren)

    83,5

    Durchschnittseinkommen (2022 in US$)

    2.996

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022 in US$)

    4.236

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022 in %)

    7,6

    Ärzte/100.000 Einwohner (2022)

    376

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (2022)

    91

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2022), davon

    505

      privat

    187

      öffentlich

    318

    Quelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics), OECD, UNECE

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Rahmenbedingungen

    Öffentliche Leistungsträger konkurrieren oft miteinander. Die Marktzulassung und die Erteilung von Importgenehmigungen wurden 2024 erleichtert und an europäische Normen angepasst. 

    Die nationalen Ausgaben für die Gesundheitsversorgung liegen für gewöhnlich um die 7,5 Prozent des BIP. Lediglich in den Coronajahren 2020 und 2021 wurde ein Anteil von 8 Prozent erreicht oder sogar leicht überschritten. Im Jahr 2022 ging der Anteil wieder zurück und lag bei 7,6 Prozent des BIP.

    In absoluten Zahlen beliefen sich die Gesundheitsausgaben 2022 auf umgerechnet 39,4 Milliarden US$. In realen Binnenpreisen stiegen sie in den Jahren 2018 bis 2022 durchschnittlich um 4,5 Prozent pro Jahr.

    Der Staat finanziert zwei Drittel der Gesundheitsausgaben

    Im Jahr 2022 deckte die staatliche Finanzierung 64,8 Prozent der Gesamtausgaben. Damit lag Israel deutlich unter dem Durchschnittsniveau der OECD-Länder, das sich auf 76 Prozent belief.

    Die staatlichen Ausgaben werden aus zwei Quellen bestritten. Zum einen erhebt die Regierung von den Versicherten eine zweckgebundene "Gesundheitssteuer". Diese liegt in den meisten Fällen bei 5 Prozent des steuerpflichtigen Einkommens. Altersrentenempfänger bezahlen jedoch nur einen einheitlichen Monatsbeitrag von umgerechnet 55 US$.

    Zum anderen wird das Gesundheitswesen aus dem allgemeinen Regierungsetat finanziert. Weitere 33,9 Prozent der Gesundheitsausgaben wurden 2022 von den Privathaushalten finanziert, hauptsächlich über private Zusatzversicherungen. Die restlichen 1,3 Prozent kamen von gemeinnützigen Vereinen und aus Spenden.

    Öffentliche Leistungsträger dominant

    Das Gros der medizinischen Betreuung entfällt auf sogenannte Marktproduzenten. Zu diesen zählt die Amtsstatistik Universalkrankenhäuser, private Kliniken, Privatärzte inklusive Zahnärzte, sowie Hersteller von Medikamenten und Medizintechnik. An diese Leistungsträger flossen 2022 insgesamt 55 Prozent der Gesundheitsausgaben.

    Auf Rang zwei folgten die vier im Land tätigen Krankenkassen. Sie sind nicht nur als Versicherer tätig, sondern unterhalten ein weites Netz eigener Kliniken. Auf ihre Leistungen entfiel 2022 mit 33 Prozent ein Drittel der gesamten Gesundheitsausgaben. Weniger bedeutend waren Leistungen der Regierung (ohne die regierungseigenen Krankenhäuser) und der Kommunen. Sie machten 8 Prozent der Gesundheitsausgaben aus. Private, gemeinnützige Einrichtungen erbrachten 4 Prozent der Gesundheitsleistungen.

    Insgesamt herrscht im Gesundheitswesen Wettbewerb. Die Krankenhäuser treten als eigenständige Leistungsträger auf und konkurrieren häufig miteinander. Die Krankenkassen erhalten staatliche Finanzierungsmittel entsprechend der Zahl ihrer Mitglieder. Das wirkt als ein bedeutender Anreiz zur Erweiterung ihres medizinischen Leistungsangebots.  

    Marktzulassung wurde liberalisiert

    Für die Marktzulassung medizintechnischer Produkte inklusive Importgenehmigungen ist die im Gesundheitsministerium angesiedelte Abteilung für medizinische Vorrichtungen (Medical Device Division) zuständig. In den Jahren 2023 und 2024 hat die Abteilung neue Bestimmungen erlassen, um das Genehmigungsverfahren für einen Großteil medizintechnischer Produkte zu vereinfachen. Die neuen Bestimmungen traten in zwei Phasen in Kraft: am 1.9.2023 und am 2.6.2024.

    Im Rahmen der Neuregelung wurden medizintechnische Produkte in drei Risikokategorien unterteilt: Der Klasse I gehören Produkte an, die die EU oder die US-amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) als risikoarm einstufen. Klasse II umfasst Produkte mit mittelhohem Risiko und Klasse III Vorrichtungen, die als risikoreich gelten.

    Vor der Reform galt für die Gesamtheit medizintechnischer Produkte ein strenges Kontrollsystem des Gesundheitsministerium. Dies, obwohl die Zulassung des betreffenden Produkts in einem westlichen Land ohnehin eine Vorbedingung für die Zulassung in Israel war - so wie sie es auch heute ist. Diese umfassenden Kontrollen haben das Zulassungsverfahren in die Länge gezogen, was die Importwirtschaft kritisierte. 

    Dank der Aufteilung in drei Risikostufen wird die Einfuhr von Produkten der risikoarmen und der mittelriskanten Kategorien vereinfacht und erleichtert. Die Registrierung und damit die Marktzulassung von Produkten der Klasse I erfolgt aufgrund einer Eigenerklärung des Importeurs. Produkte der Klasse II erhalten innerhalb von 45 oder 60 Tagen eine Importgenehmigung, wenn sie in der EU oder von der FDA zugelassen sind. Eine Importgenehmigung setzt eine vor einem Rechtsanwalt unterzeichnete Erklärung des Importeurs und eine Dokumentation des Produkts voraus.

    Eine Ablehnung des Antrags ist in begründeten Fällen möglich. Allerdings muss das Gesundheitsministerium die Gründe dafür mitteilen.

    Als risikoreich eingestufte medizintechnische Produkte wurden von den Liberalisierungsmaßnahmen ausgenommen. Für sie gelten nach wie vor die bisherigen Zulassungsbestimmungen, die strenge Kontrollen und ausführliche Dokumentation erfordern.

    Bei öffentlicher Beschaffung werden Gegengeschäfte verlangt

    Bei größeren Aufträgen erfolgt die Beschaffung der öffentlichen Hand im Ausschreibungsweg. Das dabei geltende Ausschreibungspflichtgesetz legt fest, dass ausländische Lieferanten ab einem Auftragswert von 5 Millionen US$ gegengeschäftspflichtig werden. Bei Transaktionen, die vom internationalen Abkommen über öffentliche Beschaffung (GPA) erfasst sind, liegt die Gegengeschäftsquote bei 18 Prozent.

    Das Gesetz erlegt den einkaufenden Stellen die Pflicht auf, die Gegengeschäfte ausdrücklich im Kaufvertrag festzuschreiben. Als zur öffentlichen Hand zugehörig gelten auch Krankenhäuser und die Krankenkassen.

    Die Abwicklung der Gegengeschäfte durch den ausländischen Auftragnehmer kann auf vielfache Weise stattfinden. Eine Möglichkeit ist die Beschaffung von israelischen Waren, wobei diese nicht aus demselben Industriezweig stammen müssen, dem der Käufer zugehört. Ebenso können lokale Komponenten in die zu liefernden Produkte eingebaut werden.

    Tipps für den Markteinstieg

    • Um erfolgreich im israelischen Markt Fuß zu fassen, ist es erforderlich, sach- und sprachkundige lokale Vertriebspartner und eventuell auch Berater zu gewinnen. Durch Kooperationen mit lokalen Experten können deutsche Unternehmen ihre Marktstrategie besser anpassen und effektiver kommunizieren. 
    • Deutsche Unternehmen sollten aktiv nach Forschungs- und Entwicklungspartnerschaften suchen, um ihre Innovationskraft zu stärken und Wettbewerbsvorteile auch auf dem Weltmarkt zu sichern. Dies kann durch Kooperationen mit Universitäten, Forschungsinstituten oder lokalen Firmen erfolgen. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Israel

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Gesundheitsministerium/ Ministry of Health

    Reguliert den Gesundheitsmarkt; für die Marktzulassung von Medizintechnik zuständig
    Clalit Health ServicesGrößte Krankenkasse des Landes
    Maccabi Health Serviceszweitgrößte Krankenkasse
    Meuhedet Health Servicesdrittgrößte  Krankenkasse
    Leumit Health Serviceskleinste Krankenkasse

    Industriellenvereinigung/ Manufacturers Association of Israel

    Vertritt die Interessen lokaler Hersteller

    Vereinigung der israelischen Handelskammern/ Federation of Israeli Chambers of Commerce

    u.a. Vertretung der Importwirtschaft

    Ärzteverband/ Israeli Medical Association

    Setzt sich für die Belange der Ärzteschaft ein

     

     

     

     

     

     

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