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Wirtschaftsausblick | Israel

Der Krieg prägt die Konjunktur

Der Gaza-Krieg dämpft Israels Wirtschaftsentwicklung. Die größte Gefahr droht an der Grenze zum Libanon. Eine Beruhigung der Lage käme auch deutschen Exporteuren zugute.

Von Wladimir Struminski | Israel

Top-Thema: Angst vor großem Krieg

Der im Oktober 2023 ausgebrochene militärische Konflikt im Gazastreifen belastet die israelische Wirtschaft. In der kurzen Frist konnte sich die Wirtschaftstätigkeit zwar großenteils wieder fangen. Allerdings hat der Krieg das geopolitische Risiko des Standorts Israel in ein grelles Licht gerückt. Das schlägt sich bereits in einem Rückgang ausländischer Investitionen nieder.

Als die größte Gefahr – nicht nur, aber auch für die Wirtschaft – gilt indessen ein großangelegter Krieg gegen die Hisbollah-Organisation im Libanon. An der israelisch-libanesischen Grenze führen die israelische Armee und die Hisbollah seit Oktober 2023 Kämpfe.

Zwar überschreiten diese bisher nicht die Schwelle zu einem massiven Bewegungskrieg, doch gilt dieser als nicht ausgeschlossen. In solch einem Fall müsste Israel mit intensivem Raketenbeschuss und erheblichen Infrastrukturschäden rechnen. Das würde nicht nur die Zukunftsaussichten der Wirtschaft trüben. Vielmehr käme es auch zu sofortigen, möglicherweise schwerwiegenden Ausfällen der Wirtschaftstätigkeit. Eine enorme Belastung der Staatsfinanzen wäre eine weitere Folge.

Wirtschaftsausblick: Schnelle Erholung erhofft

Die Zentralbank prognostiziert für 2024 ein langsames und für 2025 ein deutlich beschleunigtes Wirtschaftswachstum. Allerdings betonte sie in ihrer Frühjahrsprognose, dass diese auf der Annahme basiere, dass der Krieg im Wesentlichen auf Gaza beschränkt bleibe und seine Auswirkungen im Laufe des Jahres nachlassen würden.

Für dieses Szenario sagt die Zentralbank 2025 eine schnelle Wirtschaftserholung voraus. So soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real um 5 Prozent statt der für 2024 erwarteten 2 Prozent steigen. Die Investitionen sollen den Rückgang von 2023 und 2024 mehr als wiedergutmachen, während bei den Importen erst 2025 mit deutlichen Zuwächsen gerechnet wird. Die Konsumausgaben erholen sich bereits 2024.

Warnzeichen bei ausländischen Investitionen; Privatverbrauch zieht an

Für das Jahr 2024 erwartet die Zentralbank einen realen Rückgang der Bruttoanlageinvestitionen um 3,5 Prozent. Für 2025 sagt sie indessen eine Investitionszunahme um 10,5 Prozent voraus.

Allerdings wurden die Investitionen des Auslands vom Krieg schwer getroffen. In den ersten sechs Monaten des Konflikts (Kriegsbeginn: 7. Oktober 2023) brachen die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Israel gegenüber den letzten sechs Vorkriegsmonaten in laufenden Dollarwerten um 59,4 Prozent ein.

Das ist für die israelische Wirtschaft besorgniserregend, sind doch die FDI eine der wichtigsten Kapitalquellen im Land. Im letzten Vorkriegsjahr, 2022, entsprach ihr Wert 4,7 Prozent des BIP. Außerdem sind sie für die Anbindung Israels an den Weltmarkt von großer Bedeutung.

Die israelischen Verbraucher fanden schnell zum Ausgabenwachstum zurück. Nach dem Einbruch des Privatverbrauchs im 4. Quartal 2023 zieht der Konsum laut Zentralbankprognose 2024 um 4,5 Prozent an und 2025 soll er um 5,5 Prozent zulegen.

Importe warten auf ein Comeback

Unmittelbar nach dem Kriegsausbruch gingen die Warenimporte spürbar zurück. Das lag sowohl an geschwächter binnenwirtschaftlicher Nachfrage als auch an Störungen in den Lieferketten. In der ersten Hälfte 2024 zeichnete sich eine leichte Erholung ab. Allerdings lagen die Einfuhren in den Monaten Januar bis Mai in laufenden Dollarpreisen immer noch um 11,3 Prozent unter dem Parallelzeitraum des Jahres 2023.

Für das Gesamtjahr 2024 prognostiziert die Zentralbank einen Rückgang der zivilen Importe um 4 Prozent in realen Binnenpreisen. Diese Voraussage schließt die schwer prognostizierbaren oder keinem klaren Trend folgenden Diamanten, Schiffe und Flugzeuge aus. Im Einklang mit derselben Definition erwartet die Bank für 2025 ein Importwachstum um 8 Prozent. Allerdings wären die Einbußen der beiden Vorjahre auch damit nicht voll ausgeglichen.

Deutsche Perspektive: Hoffnung auf Frieden

Die israelischen Importe aus Deutschland entwickeln sich ähnlich wie Israels Gesamteinfuhr. In den ersten fünf Monaten 2024 gingen die Warenbezüge aus der Bundesrepublik gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,7 Prozent zurück.

Indessen dürfte die Kriegssituation einen Teil deutscher Firmen  beim Eintritt in den israelischen Markt in Wartestellung bringen. Nach Feststellung der AHK Israel im Mai 2024 sei die Zahl individueller Kontaktanfragen deutscher Firmen, die in Israel bislang nicht tätig seien, seltener geworden. Auf der anderen Seite seien mehrere Geschäftsreisen geplant – die nach Aufhebung der Reisewarnung für Israel realisiert werden dürften.

Auf Dauer wird das Israel-Geschäft der deutschen Exportwirtschaft, ebenso wie die Wirtschaftstätigkeit in Israel generell, von der militärischen und geopolitischen Situation abhängen. Bei einer nachhaltigen Beruhigung der Sicherheitslage dürfte die Nachfrage des israelischen Marktes nach deutschen Waren und Dienstleistungen in Zukunft wieder steigen.

Deutschland liefert nach Israel vor allem Investitionsgüter inklusive Maschinen, Nutzfahrzeuge und wissenschaftlich-technische Ausrüstungen. Eine Wiederbelebung der Investitionstätigkeit würde deutschen Lieferanten dieser Güterkategorien verstärkte Geschäftschancen bieten.

Der Zukauf israelischer Technologie durch deutsche Firmen stößt auf keine Hindernisse. Zwar hat der Krieg zu gewissen Abwanderungstendenzen von Hightech-Kapital und Existenzgründern geführt. Dennoch ist der israelische Hochtechnologiesektor stark genug, um trotz solcher Schwiergkeiten ein internationaler Innovationshub und ein wichtiger Technologielieferant zu bleiben.

Daher bleiben die langfristigen Perspektiven deutsch-israelischer Wirtschaftsbeziehungen günstig. Allerdings werden auch sie von der strategischen Position Israels erheblich beeinflusst.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Länderseite Israel.

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