Branche kompakt | Japan | Medizintechnik
Digital Health
Japan will die Digitalisierung des Gesundheitswesens vorantreiben, was neue Marktchancen für ausländische Unternehmen und Start-ups eröffnet.
18.12.2023
Von Frank Robaschik | Tokyo
Durch Digitalisierung will das Gesundheitsministerium deutliche Einsparungen pro Jahr erzielen. Das umfasst telemedizinische Dienstleistungen wie auch die Verwendung von elektronischen Patientendaten.
E-Health macht Fortschritte
Seit 2018 ist die Nutzung von Smartphones und anderen mobilen Geräten für telemedizinische Zwecke zugelassen. Aufgrund der Coronapandemie waren die Vorteile der Telemedizin beim Gesundheitsministerium stärker in den Fokus gerückt. Die sehr strikten Regelungen zu deren Einsatz wurden Ende Februar 2020 gelockert. Die Lockerungen liefen allerdings Ende Juli 2023 aus. Dabei hatten noch im März 2023 nach Angaben des Ministry of Health, Labor and Welfare 16 Prozent der medizinischen Einrichtungen Online-Behandlungen angeboten.
Dafür erlaubte die Regierung im Mai 2023 in abgelegenen Gegenden die Eröffnung von Praxen ohne Arzt vor Ort. Von diesen Praxen aus können beispielsweise ältere Patienten online mit einem Arzt sprechen.
Einsparungen soll auch die Abrechnung von Gesundheitsdienstleistungen bringen. Dabei soll das Sozialversicherungs- und Steuerkartensystem (MyNumber) zukünftig auch die Funktion als Versicherungskarte für das Nationale Gesundheitssystem übernehmen. Anfang September 2023 hatten rund 76 Prozent aller Einwohner Japans eine MyNumber-Karte. Tatsächlich zum Einsatz im Gesundheitswesen bringen sie allerdings nur sehr wenige Personen. Von den betroffenen medizinischen Einrichtungen waren mehr als 84 Prozent in der Lage, die Karte online einzusetzen.
Patientendaten teilweise schon digitalisiert
Ein eigenständiges Digital-Health-Gesetz existiert in Japan nicht, jedoch eine Reihe von Einzelbestimmungen. Digitale Patientenakten und E-Rezepte werden verwendet, allerdings nicht in vereinheitlichter Form. Unterschiedliche medizinische Einrichtungen nutzen unterschiedliche Systeme und Software. Vorgegeben vom Gesundheitsministerium ist jedoch, welche Inhalte zu erfassen sind. Jede in Japan versicherte Person hat eine digitale Gesundheitskarte. Wer auf die hinterlegten Daten zugreifen kann, ist von den einzelnen Einrichtungen abhängig. Um die Versicherungsleistungen einzufordern, leiten die medizinischen Einrichtungen die Daten anonymisiert an die National Receipt Database (NDB) weiter.
Laut Angaben des Ministry of Health, Labour and Welfare ist die elektronische Patientenakte bislang vor allem bei größeren medizinischen Einrichtungen, wie Krankenhäusern von 400 Betten oder mehr, eingeführt. Hier war sie im Fiskaljahr 2020 zu rund 91 Prozent verbreitet. Zudem nutzen die großen Krankenhäuser die elektronischen Verordnungen (CPOE - Computerized Physician Order Entry) bereits in knapp 93 Prozent der Einrichtungen. Bei kleineren Krankenhäusern und Kliniken mit weniger als 200 Betten stiegen die Verbreitungsraten auf jeweils um die 50 Prozent.
Viele Investitionen in Digital Health
Um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, IoT-Technologie und Roboternutzung im Gesundheitswesen zu fördern, hat die Japan Agency for Medical Research and Development (AMED), eine staatlich finanzierte Institution, für das Fiskaljahr 2023 ein Budget von 79 Millionen US$ erhalten.
Die Firma Olympus erklärte im Dezember 2021, zukünftig noch stärker auf computerbasierte Medizintechnik setzen zu wollen. Im Jahr 2023 erwarb sie das britische Unternehmen Odin Vision, das im Bereich Cloud-KI-Endoskopie tätig ist. Abgesehen von den etablierten Unternehmen bietet Japan auch Start-ups in der Medizintechnik Chancen.
Jahr | Ziel |
---|---|
2024 | Beginn des Einsatzes der MyNumber-Karte als Krankenversicherungskarte und Abschaffung letzterer |
2024 | Beginn des Zugriffs auf Rezeptinformationen (d.h. welche Arzneimittel Patienten regelmäßig einnehmen) in Notfällen |
2025 | Einführung des elektronischen Rezepts in praktisch allen Gesundheitseinrichtungen und Apotheken |
2025 | Einsatz standardisierter elektronischer Gesundheitsakten (davor: Standardisierung derselben) |
bis 2026 | Standardisierung der Systeme der lokalen Gebietskörperschaften und von Gesundheitseinrichtungen, Überführung wichtiger Informationen, die geteilt werden sollen, in die Cloud |