Branchen | Japan | Verteidigungswirtschaft
Japan baut internationale Kooperation aus
Japan importiert deutlich mehr Waffen und wird selbst zum Exporteur. Das Land öffnet sich für Rüstungskooperation mit Partnern neben den USA.
08.04.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japans steigende Verteidigungsausgaben führen zu deutlich höheren Importen. So wuchsen Japans Waffenimporte 2024 gegenüber dem Vorjahr um 366 Prozent auf 1,1 Milliarden US$. Gleichzeitig lockert Japan seine strengen Regeln für Exporte von Waffen. Daher legen auch diese zu.
USA sind dominierender Partner
Mehr als 95 Prozent seines Außenhandels mit Waffen wickelt Japan mit den USA ab. Darüber hinaus unterhalten die USA zum Schutz Japans und auch Taiwans Stützpunkte im Land. So waren Mitte 2024 circa 53.000 US-Soldaten in Japan stationiert.
belegt Japan laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) bei den Rüstungsimporten im Zeitraum 2020 bis 2024.
Auch in der technologischen Zusammenarbeit bei Rüstungsgütern sind die USA der wichtigste Partner. Japanische Firmen produzieren amerikanische Produkte in Lizenz, etwa das Kampfflugzeug F-15 und Patriot-Raketen. Bisher fertigen japanische Firmen diese meist für den Eigengebrauch. Im Juli 2024 stimmte die Regierung auf Bitten der USA dem Verkauf einiger Patriot-Raketen im Wert von circa 20 Millionen US$ an die USA zu.
Japan öffnet sich für Rüstungskooperationen
Im Jahr 2010 gab es zwischen China und Japan starke Spannungen. Seitdem öffnet sich Japan für die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern. Mit europäischen Ländern will Japan unter anderem Technologien weiterentwickeln. Gleichzeitig arbeitet es mit befreundeten Partnern in Asien-Pazifik zusammen. Dazu zählen Australien, Indien und die südostasiatischen Länder Philippinen, Vietnam, Malaysia und Indonesien.
Region | Land (Jahr des Inkrafttretens) |
---|---|
Europa | Vereinigtes Königreich (2013), Frankreich (2016), Deutschland (2017), Italien (2019) |
Asien-Pazifik | Australien (2014), Indien (2016), Philippinen (2016), Vietnam (2016), Malaysia (2018), Indonesien (2021) |
Kampfflugzeugprojekt mit dem Vereinigten Königreich und Italien
Die Bedeutung Europas dürfte in den kommenden Jahren steigen. Ein Großprojekt mit Partnern aus dem Vereinigten Königreich und Italien ist die Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs. Im Dezember 2024 vereinbarten BAE Systems, Leonardo und Japan Aircraft Industrial Enhancement (JAIEC) hierfür die Gründung eines Joint Ventures. Das Gemeinschaftsunternehmen soll Mitte 2025 an den Start gehen und das Design und die Entwicklung des Flugzeugs übernehmen. Jeder der Partner soll ein Drittel der Anteile daran halten. JAIEC ist dabei ein Joint Venture der Society of Japanese Aerospace Companies (SJAC) mit Mitsubishi Heavy Industries. BAE Systems, Leonardo und Mitsubishi Heavy Industries und deren Zulieferern sollen das Flugzeug produzieren. Auf japanischer Seite sind hier als Zulieferer bereits Mitsubishi Electric und bei Triebwerken IHI eingeplant. Die ersten Flugzeuge sollen ab 2035 ausgeliefert werden.
Das Vorhaben gilt als das erste große internationale militärische Entwicklungsprogramm Japans, das nicht mit dem engsten Partner USA stattfindet. Allein Großbritannien rechnet für seinen Teil bis 2033 mit Kosten für das neue Kampfflugzeug von mehr als 10 Milliarden US-Dollar.
Deutschland strebt engere Zusammenarbeit mit Japan an
Nach den deutsch-japanischen Regierungskonsultationen im März 2023 teilte das Bundesministerium für Verteidigung mit, dass beide Länder ihre Rüstungskooperation vertiefen wollen. Bereits seit 2021 besteht ein bilaterales Geheimschutzabkommen. Im November 2024 unterzeichneten Japan und die EU zudem eine Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaft. Bei der Ausfuhr von Rüstungsgütern aus Deutschland nach Japan gilt Japan als NATO-gleichgestellt.
Ein internationales Branchenforum ist die zweijährlich in Japan stattfindende Rüstungsmesse DSEI Japan. Die nächste Auflage findet vom 21. bis 23. Mai in Chiba nahe Tokyo statt. Die EU fördert für mittelständische Firmen aus EU-Staaten eine Messepräsenz. Bewerbungsschluss hierfür war bereits im Januar 2025. Auch der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) will mit deutschen Firmen auf der Messe präsent sein.
In Japan erfolgreich ist Airbus Helicopter. Der europäische Hersteller ist nach eigenen Angaben Marktführer in Japans Hubschraubermarkt. Airbus könnte sich weitere Aufträge im Land sichern: So hat Airbus Defence and Space eine wichtige Stellung im Entwicklungsprogramm der Eurodrohne. Seit 2023 hat Japan in diesem von vier Nationen geführten europäischen Programm einen Beobachterstatus.
In Japan sind mehrere europäische Firmen aktiv. So sind im Aeronautics & Space, Defense & Security Komitee des European Business Council in Japan (EBC) neun europäische Firmen vertreten. Vorsitzender des Komitees ist Nikolaus Boltze, der Repräsentant von thyssenkrupp in Japan. Seit mehr als zehn Jahren findet in Japan auch ein deutsch-japanisches wehrtechnisches Forum statt. Generelle Ansprechpartner für deutsche Firmen sind auch der Rüstungsattaché in der Deutschen Botschaft Tokyo, Alexander Maus, und die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan.
Exporte werden wichtiger
Auch über das Kampfflugzeugprojekt hinaus richten Japans Firmen ihr Augenmerk stärker als früher auf Auslandsmärkte. So bietet Mitsubishi Heavy Industries in Australien für eine Ausschreibung von Fregatten. Seit November 2024 ist thyssenkrupp Marine Systems hier der einzige verbliebene Wettbewerber. Im Oktober 2022 haben Mitsubishi Electric und Australien die gemeinsame Entwicklung laserbasierter Überwachungstechnik für Verteidigungszwecke vereinbart.
Mitsubishi Electric lieferte 2023 und 2024 zudem mobile Radarsysteme zur Luftüberwachung an die Philippinen. Darüber hinaus haben Japan und Indien laut der indischen Regierung im November 2024 die Lieferung von japanischen Antennen für die indische Marine vereinbart. Im Rahmen einer gemeinsamen Entwicklung sollen diese an indische Marineschiffe angepasst werden.
Im Jahr 2023 führte Japan ein militärisches Hilfsprogramm ein. Empfänger waren in den Fiskaljahren 2023 und 2024 die Philippinen, die Mongolei, Dschibuti, Indonesien, Bangladesch und Fidschi. Die Lieferungen sind bislang nicht groß und bewegen sich in US-Dollar im einstelligen Millionenbereich.