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Branchen | Japan | Luftfahrzeuge

Japan startet erneuten Versuch zum Bau eines Verkehrsflugzeugs

Japan fördert die Entwicklung eines klimafreundlichen Flugzeugs. Bereits heute verfügt das Land über viele Zulieferer im Flugzeugbau.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Im März 2024 konkretisierte das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) einen neuen Anlauf zum Bau eines eigenen japanischen Verkehrsflugzeugs. Die Entwicklung soll im Jahr 2035 oder später abgeschlossen sein. Das neue Flugzeug soll zur Dekarbonisierung des Flugverkehrs beitragen und mit Wasserstoff oder anderen umweltfreundlichen Treibstoffen fliegen. Eine im April 2024 vom METI veröffentlichte Strategie zur Entwicklung der Flugzeugindustrie Japans setzt bewusst auf Kooperation mehrerer Firmen und die Zusammenarbeit mit dem Ausland.

Zuvor hatte Mitsubishi Heavy Industries (MHI) im Oktober 2020 den Stopp der Entwicklung eines eigenen Verkehrsflugzeugs bekannt gegeben. MHI hatte mehr als zwölf Jahre lang in das Projekt investiert und für das geplante Flugzeug mehr als 300 Bestellungen erhalten. Im Februar 2023 hatte MHI das Projekt nach Berichten japanischer Medien dann komplett eingestellt.

Förderung erfolgt über Fonds für grüne Transformation

Generell will Japan im Rahmen seiner im März 2023 bekannt gegebenen Strategie zur grünen Transformation (GX) innerhalb von zehn Jahren etwa 35 Milliarden US-Dollar (US$) in die Dekarbonisierung der Luftfahrt stecken. Die Summe umfasst staatliche und private Investitionen. Etwa 7 Milliarden US$ davon sollen in die Entwicklung und Produktion nachhaltiger Treibstoffe (sustainable air fuel, SAF) fließen. 28 Milliarden US$ sind für die Entwicklung umweltfreundlicher Flugzeuge vorgesehen. Die New Energy and Industrial Technology Development Organization (NEDO) wählte im April 2024 IHI Corporation als einen Partner für die Entwicklung aus. Der Mischkonzern IHI will in den kommenden sieben Jahren insbesondere Generatoren für Flugzeuge im Megawattbereich und einen besonders leistungsstarken elektrisch angetriebenen Turbokompressor für Flugzeuge entwickeln.

JAL zeigt Interesse am Fliegen mit Wasserstoff

Die Fluggesellschaft Japan Airlines (JAL) schloss im November 2023 Vereinbarungen zur Zusammenarbeit mit drei ausländischen Firmen im Bereich Wasserstoff. Mit der deutschen Firma H2Fly will JAL die Machbarkeit der Nutzung von Brennstoffzellensystemen auf Wasserstoffbasis für Flüge von JAL prüfen. Eigner von H2Fly ist seit 2021 die US-amerikanische Firma Joby Fly. Mit dem britisch-amerikanischen Unternehmen ZeroAvia prüft JAL unter anderem Einsatzmöglichkeiten für nachgerüstete wasserstoffbetriebene Flugzeuge. JAL und das US-Unternehmen Universal Hydrogen wiederum wollen bei der Wasserstoffversorgung und -logistik zusammenarbeiten.

Japan ist stark bei Flugzeugteilen

Die meisten japanischen Firmen im Flugzeugbau sind in erster Linie Teilehersteller. Die größten Anbieter sind Mitsubishi Heavy Industries (MHI), Kawasaki Heavy Industries (KHI), IHI Aerospace und Subaru. Dabei arbeiten die Firmen vor allem mit Kunden in Nordamerika. Mehr als ein Drittel der Teile der Boeing 787 (Dreamliner) bauen laut MHI japanische Hersteller. MHI liefert zum Beispiel die Flügelkästen. Bei der Boeing 777 liegt der japanische Anteil demnach bei rund einem Fünftel. Einige Firmen produzieren Hubschrauber. So haben KHI und Airbus Helicopters und dessen Vorgängerfirmen den BK117 gemeinsam entwickelt.

Neben MHI, KHI, IHI und Subaru gibt es weitere größere Zulieferer. Toray liefert Karbonfasermaterialien für Flugzeuge. Sekisui Chemical übernahm 2019 für etwa 500 Millionen US$ das US-Unternehmen AIM Aerospace Corporation. Letzteres firmiert seit Ende 2019 als Sekisui Aerospace und produziert karbonfaserverstärkte Kunststoffe. Nabtesco fertigt unter anderem Flugkontroll- und Stromverteilungssysteme. JAMCO ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Flugzeugküchen und -toiletten. Koito Manufacturing stellt Beleuchtungssysteme für Flugzeuge her. OKI Electric übernahm 2022 für etwa 46 Millionen US$ von Yokogawa Electric das Geschäft mit Flugzeuginstrumenten. Dieses beinhaltet vor allem Bildschirme für Flugzeugcockpits. Nicht zuletzt liefert der Bereich Avionics von Panasonic Connect unter anderem Unterhaltungssysteme für Flugzeuge und Plattformen für die Konnektivität und eine Cloud zur Nutzung auf Flügen

Honda produziert Flugzeuge in den USA

Honda Aircraft baut seit 2015 kleine Flugzeuge für Geschäftsflüge aus seinem Werk in Greensboro im Bundesstaat North Carolina in den USA. Im Januar 2024 lieferte das Unternehmen das 250. Flugzeug aus. Für die Entwicklung und Produktion der Motoren für dieses Flugzeug betreibt Honda unter dem Namen GE Honda Aero Engines ein Joint Venture mit GE in Burlington, ebenfalls im US-Bundesstaat North Carolina. Zurzeit entwickelt Honda Aircraft ein neues Flugzeug, einen Business Jet auf der Basis des Konzeptflugzeugs HondaJet 2600. Die Kommerzialisierung soll 2028 starten.

Airbus verkündete im Mai 2024 Pläne zur Eröffnung eines Tech Hubs in Japan. Dieser soll unter anderem der Zusammenarbeit mit Japan in den Bereichen Entwicklung von neuen Materialien und von Technologien für die Dekarbonisierung sowie bei Robotik und Automation dienen.

 

Produktion der Luftfahrzeugbranche in Japan steigt

Im Jahr 2023 zog im Zuge der Erholung der weltweiten Flugzeugindustrie die Produktion in Japans wieder an. Japan ist seit Jahren einer der größeren Exporteure von Flugzeugteilen.

Im Jahr 2023 importierte Japan Luftfahrttechnik im Wert von mehr als 4 Milliarden US$. Die wichtigsten Segmente waren Flugzeuge und Flugzeugteile. Japans Fluggesellschaften kaufen vor allem Flugzeuge von Boeing und Airbus. Der japanische Export von Luftfahrttechnik lag 2023 bei 2,1 Milliarden US$ und entfällt zu 99 Prozent auf Teile. Hauptabnehmer sind die USA.

Japans Importe von LuftfahrttechnikIn Millionen US-Dollar
ZolltarifpositionProdukt

2021

2022

2023

Importe aus Deutschland 1

8802.20 bis .40Flugzeuge3.4221.4911.757132
8802.11, .12Hubschrauber3111342995
8806Drohnen

k.A.

2031741
8805Startvorrichtungen für Flugzeuge5847380
8802.60Raumfahrzeuge378040
8807Teile 21.5291.3191.75447
1 2023; 2 2021 HS 8803.Quelle: UN Comtrade 2024

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