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Markttrends

Japans Stromnachfrage steigt wieder. Viele neue Fotovoltaikanlagen entstehen. Die Regierung schreibt regelmäßig neue Offshore-Windvorhaben aus und erweitert die Netze.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Japan liegt beim Anteil erneuerbarer Energien im Strommix deutlich hinter Deutschland. In absoluten Zahlen befindet es sich nach Angaben der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) jedoch global auf Rang 6, nur einen Platz hinter Deutschland. Das gilt für die installierten Kapazitäten und für die Nutzung Erneuerbarer im Stromsektor. In der Stromerzeugung aus Fotovoltaik lag Japan 2023 sogar noch vor Indien und Deutschland auf Rang 3 weltweit. Bei den Kapazitäten in der Wasserkraft belegte es global den 6. Platz.

Stromverbrauch in Japan zieht wieder an

Durch den Rückgang der japanischen Bevölkerung und Maßnahmen zur Energieeinsparung sank bis zum Fiskaljahr 2023 Japans Stromnachfrage. Durch den massiven Zubau bei Rechenzentren und neue Halbleiterwerke wird laut der jüngsten Prognose der Organization for Cross-regional Coordination of Transmission Operators (OCCTO) von 2024 voraussichtlich Japans Strombedarf in den kommenden Jahren wieder steigen.

In den vergangenen Jahren sanken die Gestehungskosten für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 zogen die Kosten von fossilen und erneuerbaren Energieträgern an, fielen aber im 2023 wieder etwas. 

Für größere Solaranlagen und mittelgroße Wasserkraftwerke sind die Stromgestehungskosten mittlerweile vergleichbar mit fossilen Kraftwerken. Offshore-Wind ist dagegen noch teurer. Schwimmende Offshore-Anlagen sind noch nicht wettbewerbsfähig.

Viele Erneuerbare sind noch teuer: Stromgestehungskosten für neu errichtete Kraftwerke im Jahr 2023 in JapanIn US-Dollar pro Megawattstunde
Fossile Energien, Wasser- und Kernkraft

Kosten 2

Andere Erneuerbare

Kosten

Erdöl

220 (311)

Biomasse

234

kleine Wasserkraft

189

Offshore-Wind (mit festem Fundament)

189

mittelgroße Wasserkraft

92

Geothermie

117

LNG

92 (136)

Onshore-Wind

116

Kernenergie

ab 90 3

Solar (in Wohngebäuden)

104

Kohle

76 (176)

Solar (sonstige)

71

1 inklusive Politikkosten, die für die Implementierung der Projekte nötig sind, Umrechnung zum Wechselkurs 1 US$ = 140,6 Yen; 2 in Klammern Kosten, wenn in der EU 2023 geltende CO2-Preise dazu addiert werden; 3 keine obere Grenze angegeben.Quelle: METI 2025

Japan setzt auf neue Technologien in der Solarenergie

In der Solarenergie gibt es viel Zubau. Ein Problem sind knappe Flächen. Bei Großprojekten gibt es oft Widerstand der lokalen Bevölkerung. Da auch die Anforderungen in den vergangenen Jahren gestiegen sind, gibt es solche kaum noch. Ein größeres, schon lange laufendes Vorhaben ist das Megasolar-Projekt auf der Insel Ukujima in der Präfektur Nagasaki. Die 480 Megawatt-Anlage soll frühestens im Fiskaljahr 2025 in Betrieb gehen. Die Kosten schätzt die Projektgesellschaft Ukujima Mirai Energy auf 1,3 Milliarden US-Dollar (US$). An der Planung beteiligt war das Berliner Unternehmen Photovolt Development Partners.

Japan fördert die Entwicklung neuartiger Technologien wie etwa Perowskit-Solarzellen. Dadurch hofft es wieder mehr eigene Produkte in den Markt zu bringen und von der einseitigen Abhängigkeit von Importen aus China wegzukommen.

Der massive Ausbau der Solarenergie in Japan begann nach der Katastrophe von Fukushima im März 2011. Daher werden in den kommenden Jahren erstmals nennenswerte Volumina an Solarmodulen vom Netz genommen werden. Vor diesem Hintergrund wird Japan voraussichtlich ein System für ein verpflichtendes Recycling von Solarmodulen einführen. 

Gute Chancen für ausländische Anbieter in der Offshore-Windkraft

Bisher nutzt Japan nur wenig Windenergie. Die Nutzung konzentriert sich auf das Festland. Das soll sich ändern. Die Ziele für das Volumen der angestoßenen Projekte der Offshore-Windenergie liegen bei 10 Gigawatt im Jahr 2030 und 30 bis 45 Gigawatt im Jahr 2040. Daher will das Ministry of Economy, Trade and Industry (METI) bis 2030 jedes Jahr neue Vorhaben von etwa 1 Gigawatt anstoßen. Das Ziel für tatsächlich installierte Kapazitäten in der Offshore-Windenergie im Fiskaljahr 2030 beträgt 5,7 Gigawatt .

Offshore-Windparks entstehen vor allem in Nordjapan und um KyushuLangfristige Zubau-Ziele: Kapazität der gestarteten Projekte in Gigawatt
Region

bis 2030

bis 2040

Insgesamt, darunter

circa 10

circa 30 bis 45

  Hokkaido

1,2 bis 2,1

9,6 bis 14,7

  Tohoku

4,1 bis 5,3

5,9 bis 9,0

  Kyushu

2,2 bis 3,0

7,8 bis 11,9

  Tokyo

0,4

2,5 bis 3,7

Quelle: Zweite öffentlich-private Beratungen zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit der Offshore-Windenergie beim METI, 15. Dezember 2020

Bisher schrieb das METI drei Tranchen für Offshore-Windvorhaben aus. Eine vierte dürfte 2025 folgen und unter anderem Projekte vor der Insel Hokkaido enthalten. In der zweiten Runde erhielt Ende 2023 auch ein Konsortium unter Beteiligung von RWE Offshore Wind einen Zuschlag. Im Jahr 2024 kamen Vorhaben mit Beteiligung der ausländischen Projektentwickler BP und Iberdrola zum Zuge. Kostensteigerungen und ein billiger Yen führten dazu, dass für keines der in den drei Runden vergebenen Projekte bisher eine Investitionsentscheidung getroffen wurde.

Viele Projekte in der Offshore-Windenergie in Japan
Projektbezeichnung (Präfektur)

Leistung (MW)

Unternehmen / Turbinenanbieter

Fertigstellung

Yurihonjo Offshore Wind (Akita)819Mitsubishi Corporation Energy Solutions, Mitsubishi Corporation, C-Tech Corporation / GE

12/2030

Murakami/Tainai Offshore Wind (Niigata)684Mitsui & Co., RWE Offshore Wind Japan, Osaka Gas / GE

6/2029

Tsugaru Offshore Energy Community (Aomori)615JERA, Green Power Investment, Tohoku Electric Power / Siemens Gamesa

6/2030

Mitane/Oga Offshore Wind (Akita)479Mitsubishi Corporation Energy Solutions, Mitsubishi Corporation, C-Tech Corporation / GE

12/2028

Yamagata Yuza Offshore Wind (Yamagata)450Marubeni, Kansai Electric Power, BP Iota Holdings, Tokyo Gas, Marutake / Siemens Gamesa

6/2030

Enoshima Offshore Wind (Nagasaki)420Sumitomo Corporation, TEPCO Renewable Power / Vestas

8/2029

Choshi Offshore Wind (Chiba) 391Mitsubishi Corporation Energy Solutions, Mitsubishi Corporation, C-Tech Corporation / GE

9/2028

Happocho/Noshiro Offshore Wind (Akita)375Japan Renewable Energy, Iberdrola Renewables Japan, Tohoku Electric Power / Vestas

6/2029

Oga/Katagami/Akita Offshore Wind (Akita)315JERA, Itochu, J-Power, Tohoku Electric Power / Vestas

6/2028

Quelle: METI 2021, 2023 und 2024

Zubau bei Erneuerbaren erfordert Investitionen in den Netzausbau

Für den Netzausbau rechnet Japan in den kommenden Jahren mit Investitionen in Höhe von etwa 43 Milliarden US$. Rund 20 Milliarden US$ davon entfallen auf den Neubau einer Stromnetztrasse von der Insel Hokkaido nach Tokyo. Die Kapazität soll 6 GW bis 8 GW betragen. Von Hokkaido zur japanischen Hauptinsel Honshu sollen dafür Unterwasserkabel verlegt werden. Hintergrund ist, dass die OCCTO erwartet, dass die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen auf Hokkaido und in der Region Tohoku die Nachfrage deutlich übersteigen wird. Daher muss der Strom in Gebiete mit hohem Verbrauch transportiert werden. Aufgrund der großen Entfernungen bietet sich nach Einschätzung der OCCTO Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) an. Gleichzeitig müssen die Netze insbesondere auf Hokkaido und in den Regionen Tokyo und Tohoku verstärkt werden.

Auch auf Kyushu entstehen große neue Kapazitäten bei Erneuerbaren. Daher soll die Anbindung an die Insel Shikoku (Neubau) und die Region Chugoku auf Honshu (Verstärkung des bestehenden Netzes) verbessert werden.

Darüber hinaus will die OCCTO weitere Frequenzumrichter zwischen Ostjapan (Stromspannung 50 Hertz) und Westjapan (60 Hertz) errichten. Damit soll mehr Strom zwischen den beiden Regionen fließen können. Zu den bestehenden Kapazitäten von 2,1 Gigawatt sollen bis März 2028 nochmal 0,9 Gigawatt hinzukommen. Bis 2050 werden voraussichtlich nochmal 2,7 Gigawatt benötigt.

Treibhausgasausstoß fossiler Kraftwerke soll sinken

Japan baut noch neue Gaskraftwerke. Daneben gibt es noch junge Kohlekraftwerke. Um diese weiterzutreiben, entwickelt Japan Technologien zur Ko-Feuerung von Wasserstoff und Ammoniak in fossilen Kraftwerken. Daneben kann in Zukunft die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (CCS) in Japan in Kraftwerken eine Rolle spielen.

Japan baut noch neue Gaskraftwerke - Ausgewählte VorhabenLeistung in Megawatt
Unternehmen 

Leistung 

StandortStatus
Tokyo Gas1.950ChibaBetriebsstart: 2029
Kansai Electric1.800OsakaBetriebsstart: 2029~2030
JERA1.300AichiBetriebsstart: 2029~2030
Kyushu Electric1.200FukuokaBaubeginn: 2027
Quelle: Angaben der Firmen, 2024, 2025

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