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Wirtschaftsumfeld | Japan | FDI

Japan will mehr ausländische Investitionen anziehen

Im internationalen Investitionsinteresse rangiert Japan eher im hinteren Feld. Das Land soll durch Deregulierung und Anreizprogramme für Investoren attraktiver werden.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan erwartet 2022 eine Belebung des Zuflusses von ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI). Darauf zielt die Regierung strategisch ab. Sie will die Anreize für Investitionen im Archipel erhöhen und dafür die Wirtschaft digitalisieren, dekarbonisieren und deregulieren. Ziel ist es, die lokale Produktionsbasis auszubauen und das Land zu einem internationalen Standort für Finanzdienstleistungen zu entwickeln.

Digitale Transformation zieht Investitionen an

Eine Großinvestition ist das Halbleiterprojekt von TSMC: In einem Flaggschiffprojekt stecken die taiwanische Chip-Foundry, der japanische Tech-Konzern Sony, der Automobilzulieferer Denso und der japanische Staat mehrere Milliarden US-Dollar (US$) in eine neue Produktionsstätte in Japan. Zudem sind mehrere Projekte im Bereich Rechenzentren angekündigt. Hier sind US-amerikanische, singapurische und australische Investoren aktiv.

Aus Deutschland kommt ein FDI-Vorhaben mit einem etwas kleineren Maßstab. So hat Bosch im Februar 2022 angekündigt, umgerechnet mehr als 300 Millionen US$ in ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum in Yokohama zu investieren. Das Public Private Partnership-Projekt soll bis Herbst 2024 fertig sein und sich mit Fragen der zukünftigen Mobilität befassen.

Inbound FDI sind vergleichsweise gering

Trotz Coronapandemie haben deutsche Unternehmen ihre FDI in Japan in den Jahren 2020 und 2021 erhöht. Allerdings sanken die zugeflossenen Direktinvestitionen auf dem Archipel 2021 insgesamt auf 27,3 Milliarden US$. Damit schrumpften die japanischen FDI auf weniger als die Hälfte des Niveaus von 2020, so Zahlen der Japan External Trade Organization (JETRO). Dieser Rückgang in Japan stand im Gegensatz zur internationalen FDI-Entwicklung. Diese erholte sich 2021 deutlich. 

2020 war für Japan bislang das beste Jahr bei den Inbound FDI. Hier erreichte der Bestand der ausländischen Direktinvestitionen einen Anteil am japanischen Bruttoinlandsprodukt von 5 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland lag er bei 31 Prozent, in den USA bei 52 Prozent, so Daten der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development). Japan rangiert damit unter den industrialisierten Ländern weit hinten.

Größte Herkunftsländer von zugeflossenen Direktinvestitionen in Japan (in Millionen US-Dollar) *

Land

2019

2020

2021

Hongkong, SVR

2.073

1.944

12.354

USA

17.165

1.525

8.474

Singapur

2.512

4.522

5.918

Kaiman-Inseln

1.146

-693

4.798

Australien

427

-1.108

2.767

Deutschland

225

1.454

1.746

Insgesamt

39.958

61.509

27.315

*) Erfassung laut Zahlungsbilanzstatistik des Ministry of FinanceQuelle: Japan External Trade Organization 2022

Regierung schafft Anreize für FDI

Die japanische Regierung ist mit dem bislang erreichten zufrieden. Das im Jahr 2013 gesetzte Ziel von 35 Billionen Yen (261,1 Milliarden US$) an eingeworbenen FDI bis zum Jahr 2020 hat sie übertroffen. Ende Dezember 2020 lag der inländische FDI-Bestand bei 39,7 Billion Yen (268,3 Milliarden US$). Diesen Bestand will die Regierung bis 2030 auf 80 Billionen Yen (596,8 Milliarden US$) verdoppeln.

Um Direktinvestitionen in Japan für ausländische Unternehmen attraktiver zu machen, hat die Regierung für verschiedene Branchen eine Reihe von Anreizen geschaffen. Darunter sind einige neuere Programme, wie das "Pharmaceutical Startup Ecosystem Project", die "Development of Regional Data Centre Projects" oder das "Securing Domestic Production Sites for Advanced Semiconductor Project". Branchenunabhängig existieren Steuervorteile unter anderem für Forschung und Entwicklung, Fördertöpfe für Start-up-Ökosysteme und Anreize für Ansiedlungen in Spezialzonen.

Archipel ist als Ziel für Übernahmen attraktiv

Wesentlich umfangreicher als die FDI-Aktivitäten waren 2021 die Fusionen und Übernahmen, also die Mergers and Acquisitions (M&A)-Transaktionen. Laut der Beratungsfirma Recof Corp. erreichten die von ausländischen Firmen durchgeführten Fusionen und Übernahmen (Out-In) 63,2 Milliarden US$. Gegenüber 2020 sank damit Japans wertmäßiger M&A-Zufluss um knapp 9 Prozent. Jedoch stieg die Zahl der Transaktionen um rund 39 Prozent auf 318 Fälle.

Die M&A-Aktivitäten auf dem Archipel dürften sich 2022 dynamisch entwickeln. Die Reorganisation und Fokussierung in japanischen Unternehmen sorgt für eine Vielzahl möglicher Fusionen und Übernahmen. Dass die Landeswährung 2022 an Wert verloren hat, kommt neuen Investitionen in Japan grundsätzlich entgegen. Dank der Niedrigzinspolitik des Landes ist zudem die Aufnahme von Kapital vergleichsweise günstig.

Ausländische Beteiligungsfirmen besonders aktiv

Beispielsweise hat Mitte März 2022 die US-Beteiligungsfirma KKR (Kohlberg Kravis Roberts) gemeldet, die Immobilienverwaltungsfirma Mitsubishi Corp.-UBS Reality aufzukaufen. Zudem ist KKR in einen Deal mit der Hitachi Group involviert. Diese wandelt sich zu einem Technologiedienstleistungskonzern und trennt sich von Geschäftsteilen. Im April 2022 kündigte KKR an, das Logistikunternehmen Hitachi Transport System für 5,2 Milliarden US$ ganz zu übernehmen.

Bereits 2021 hatte sich Hitachi von seiner Tochter Hitachi Metals getrennt. Ein Konsortium, geführt von der US-amerikanischen Private Equity Gesellschaft Bain Capital, hat dafür 7,5 Milliarden US$ bezahlt. Im September 2021 hat die amerikanische Bezahlplattform Paypal angekündigt, das japanische Start-up Paidy für 2,7 Milliarden US$ zu übernehmen. Paidy offeriert die Bezahlmethode des "Buy Now, Pay Later" (Rechnungskauf).

Investitionshürden sind gering

Die umfangreichsten japanischen Inbound FDI kamen 2021 aus Hongkong. Darunter dürften einige Investitionen chinesischer Firmen sein. Sie sind über ihre Notierung am Hongkonger Aktienmarkt im Ausland tätig. So hat sich 2021 der Tech-Konzern Tencent Anteile am japanischen Mobil- und E-Commerce-Anbieter Rakuten in Höhe von 3,7 Prozent und am Verlagshaus Kadokawa in Höhe von knapp 6,9 Prozent gesichert.

Dabei hat Japan in den vergangenen beiden Jahren die Schwellen für den Erwerb von Firmen durch ausländische Investoren erhöht. Die Regierung hat 2020 die Meldepflicht für den Anteilserwerb an japanischen Firmen auf 1 Prozent gesenkt. Zudem hat sie mehr staatliche Kontrollmechanismen erlassen, um die wirtschaftlichen Interessen und die nationale Sicherheit Japans zu wahren. Insgesamt bleiben die Beschränkungen nach Aussagen von Branchenexperten überschaubar.

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