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Wasserwirtschaft mit hohen Investitionen

Kuwait muss zur Deckung des kontinuierlich steigenden Wasserbedarfs in weitere Meerwasserentsalzungsanlagen investieren. Auch das Abwassersystem wird erweitert.

Von Robert Espey | Dubai

In Kuwait hat sich der Frischwasserverbrauch im Zehnjahreszeitraum von 2011 bis 2020 um 25 Prozent auf durchschnittlich 2,1 Millionen Kubikmeter/Tag erhöht. Der in den heißen Sommermonaten erreichte Spitzenverbrauch stieg um 26 Prozent auf 2,4 Millionen Kubikmeter/Tag. Die mittelfristigen Prognosen kalkulieren mit jährlichen Verbrauchszuwächsen von durchschnittlich 2 bis 3 Prozent. Die Frischwasserversorgung erfolgt nahezu ausschließlich durch Meerwasserentsalzung.

Frischwasserkapazitäten vorerst ausreichend

Die Kapazitäten der Meerwasserentsalzungsanlagen sind gegenwärtig ausreichend. In Phasen sehr hohen Verbrauchs kann auf die Frischwasserspeicher zurückgegriffen werden. Aktuell liegen die installierte Leistung aller Entsalzungsanlagen bei 3,1 Millionen Kubikmeter/Tag. Seit 2015 haben sich die Kapazitäten um 1,2 Millionen Kubikmeter/Tag erhöht.

Der Zuwachs verteilt sich auf die Meerwasserentsalzungsanlage der Phase 1 des IWPP-Projekts (Independent Water and Power Plant) Az Zour North (Inbetriebnahme: 2016; Kapazität: 0,49 Millionen Kubikmeter/Tag), die Shuaiba North Anlage (2011; 0,20 Millionen Kubikmeter/Tag) sowie auf die ersten drei RO-Projekte (Reverse Osmosis) mit einer Gesamtleistung von 0,55 Kubikmeter/Tag (Doha West, Az Zour South, Skuwaikh).

Das Projekt Az Zour North 1 ist das erste große Vorhaben im Rahmen einer Public-private-Partnership (PPP) in Kuwait. Die Betreibergesellschaft ist seit 2020 an der Börse notiert. Vor dem Börsengang lag die staatliche Beteiligung bei 60 Prozent, die anderen Investoren waren Engie aus Frankreich, Sumitomo aus Japan und die lokale Abdulla Al Hamad Al Sagar & Brothers Company.

Neue Meerwasserentsalzungsanlagen in Planung

Gegenwärtig ist keine neue Meerwasserentsalzungsanlage in der Bauphase. Allerdings laufen seit Jahren Planungen für mehrere neue Projekte. Gemäß der 2021 veröffentlichen Regierungsplanung sollen die Kapazitäten bis 2026 auf 3,5 Millionen Kubikmeter/Tag ausgeweitet werden. Im März 2022 erklärte das Ministerium für Elektrizität und Wasser (MEW), dass bis 2030 eine Erhöhung auf 4,1 Millionen Kubikmeter/Tag vorgesehen sei.

Entwicklung der installierten Kapazitäten der Meerwasserentsalzungsanlagen 2018 bis 2026 (in Millionen Kubikmeter pro Tag)

Anlagen (Produktionsstart)

2018

2022

2026 1)

Shuwaikh (1982)

0,22

0,22

0,22

Shuaiba South (1972) 2)

0,14

0,14

0

Shuaiba North (2011)

0,20

0,20

0,20

Doha East (1978) 3)

0,19

0,19

0

Doha West (1983)

0,50

0,77

0,77

Az Zour South (1988)

0,64

0,64

0,66

Subiya (2006)

0,45

0,45

0,45

Az Zour North (2016)

0,49

0,49

1,18

Insgesamt installierte Kapazität 4)

2,84

3,11

3,50

1) Planung; 2) geplante Stilllegung 2025; 3) geplante Stilllegung 2026; 4) Summen enthalten RundungsdifferenzenQuelle: Ministry of Electricity and Water 2022

Der bis 2026 geplante Kapazitätszuwachs wird im Wesentlichen auf die kombinierte Phase 2 & 3 der Az Zour North IWPP entfallen. Die Entsalzungsanlage soll über eine Leistung von 0,7 Millionen Kubikmeter/Tag verfügen und schon 2024 in Betrieb gehen. Dieser Zeitplan erscheint aber wenig realistisch.

Nach aktuellem Planungsstand soll für Az Zour North 2 & 3 noch 2022 ein Präqualifizierungsverfahren eingeleitet werden. Mit einer Ausschreibung wäre frühestens 2023 zu rechnen. Die Vergabeentscheidung könnte sich bis 2024 ziehen. Es ist beabsichtigt, das Projekt ebenfalls auf PPP-Basis durchzuführen. Zuständig ist die Kuwait Authority for Partnership Projects (KAPP). Das MEW bietet einen über 25 Jahre laufenden Wasserabnahmevertrag an.

Die Inbetriebnahme anderer geplanter Meerwasserentsalzungsanlagen ist erst nach 2026 vorgesehen. Sollte es aber bei der Vergabe von Az Zour North 2 & 3 zu weiteren erheblichen Verzögerungen kommen, könnten andere Projekte vorgezogen beziehungsweise beschleunigt vorangetrieben werden.

Bei weiteren zwei Kraftwerks- und Meerwasserentsalzungsprojekten erscheint eine Ausschreibung 2023 oder 2024 möglich. Es handelt sich um die Phase 1 des Khiran IWPP-Projektes mit einer Kapazität von 0,57 Kubikmeter/Tag sowie um die Phase 1 des Al Nuwaiseeb Projekts mit  0,34 Millionen Kubikmeter/Tag. Für Al Nuwaiseeb werden vermutlich keine privaten Investoren gesucht, vielmehr gilt die Ausschreibung eines EPC-Vertrags (Engineering, Procurement, Construction) als wahrscheinlich.

Im September 2021 wurde die Verdoppelung der Kapazität der RO-Anlage in Doha West auf 0,55 Kubikmeter/Tag ausgeschrieben. Die ursprüngliche Abgabefrist (Oktober 2021) ist mehrfach verlängert worden, zuletzt bis August 2022. Es könnte weitere Verlängerungen geben. Falls die Vergabe bis Ende 2022 gelingt, könnte das Projekt 2025 fertiggestellt sein.

Die Realisierung der genannten vier Projekte würde neue Entsalzungskapazitäten von insgesamt 1,9 Millionen Kubikmeter/Tag schaffen. Um Überkapazitäten zu vermeiden, müssten ältere Anlagen stillgelegt werden. Bereits angekündigt sind die Schließungen von Shuaiba South (2025) und Doha East (2026).

Für Notfälle und zur Deckung von Spitzenbedarfen verfügt Kuwait über große Frischwasserspeicher. Deren Kapazität lag 2020 bei 19,7 Millionen Kubikmeter in 196 Reservoirs, darunter 94 Wassertürme mit insgesamt 0,3 Millionen Kubikmeter. Derzeit sind neue Speicher für 0,6 Milliarden US-Dollar (US$) in Planung.

Neue Kläranlagen werden gebaut

Das derzeit größte Vorhaben im Abwassersektor, das neue Um Al Hayman Klärwerk, ist nach langen Verhandlungen 2020 in die Bauphase eintreten. Das BOT-Projekt (Build, Operate, Transfer) umfasst ein 600 Millionen Euro Klärwerk (0,5 Millionen Kubikmeter/Tag) sowie ein Kanalnetz und eine Pumpstation für 950 Millionen Euro. Das Projekt wird von einem Konsortium aus der WTE Wassertechnik GmbH (Essen) und den International Financial Advisers (Kuwait) durchgeführt.

Die Vergabe der mit etwa 600 Millionen US$ veranschlagten Kläranlage Al Mutla wird in Kürze erwartet. Die Verarbeitungskapazität soll 0,4 Millionen Kubikmeter/Tag betragen. Das Projekt schließt ein Pipelinesystem zur Verteilung des aufbereiteten Abwassers ein. Angebote haben unter anderem Egis (Frankreich), Dar Al Handasah (Libanon), die Ace International Consulting Engineers (Abu Dhabi), das Arab Engineering Bureau (Katar) und das Gulf Consulting House (Bahrain) eingereicht.

Die seit langem geplante Modernisierung und Erweiterung der Kläranlage North Kabd für 700 Millionen US$ zeigt keine Fortschritte. Die Anlage Kabd arbeitet seit 2011 mit einer Kapazität von 0,2 Millionen Kubikmeter/Tag.

Ein 254 Millionen US$ teures Pipeline- und Speichersystem für aufbereitetes Abwasser wird im Bezirk Al Asimah gebaut. Das Wasser soll unter anderem zur Bewässerung öffentlicher Grünflächen eingesetzt werden.

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