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Private Investoren engagieren sich in der Wasserwirtschaft
Zum Schutz der Grundwasserreservoirs wurde der Anbau bewässerungsintensiver Pflanzen reduziert. Neue Meerwasserentsalzungsanlagen decken den wachsenden Bedarf in den Städten.
15.05.2023
Von Robert Espey | Dubai
Nach Schätzungen des Ministry of Environment, Water and Agriculture (MEWA) erreichte der Wasserverbrauch in Saudi-Arabien 2015 mit 24,8 Milliarden Kubikmetern den Höchststand. In den drei Folgejahren bewegte sich der Konsum zwischen 23,4 Milliarden und 23,9 Milliarden Kubikmetern. Ein starker Rückgang auf 15,4 Milliarden Kubikmeter wird 2019 ausgewiesen. Nur noch 12,8 Milliarden Kubikmeter waren es 2020. Es folgte 2021 ein Anstieg auf 14,3 Milliarden Kubikmeter.
Wasserverbrauch des Agrarsektors stark gesunken
Der seit 2019 stark reduzierte Wasserverbrauch ist auf eine Drosselung der Nutzung in der Landwirtschaft zurückzuführen. Hauptgrund ist das 2019 in Kraft getretene weitgehende Anbauverbot für wasserintensive Futterpflanzen (insbesondere Alfalfa).
Damit ist der Anteil des Agrarsektors am gesamten Wasserverbrauch von 80 Prozent (2018) auf 71 Prozent (2021) geschrumpft. Die Landwirtschaft deckt ihren Wasserbedarf zum Großteil aus nicht erneuerbaren Grundwasservorkommen, die in vielen Teilen des Landes mittlerweile ein kritisch niedriges Niveau erreicht haben.
Kommunaler Wasserbedarf steigt kontinuierlich
Der jährliche kommunale Wasserverbrauch stieg von 2011 bis 2021 um 47 Prozent auf 3,6 Milliarden Kubikmeter. Die privaten Haushalte haben einen Anteil am kommunalen Verbrauch von über 80 Prozent, die restlichen 20 Prozent entfallen auf das nicht industrielle Gewerbe. Die Region Riad ist der größte Verbraucher mit 1,1 Milliarden Kubikmetern. Es folgen die Region Mekka mit 0,8 Milliarden Kubikmetern, die Ostprovinz mit 0,7 Milliarden Kubikmetern und die Provinz Medina mit 0,3 Milliarden Kubikmetern (Angaben für das Jahr 2021).
Die staatliche Planung geht zwischen 2020 und 2030 von einem Anstieg des kommunalen Wasserbedarfs um insgesamt 29 Prozent aus. Dabei sind eine Drosselung des Verbrauchsanstiegs durch Einsatz wassersparender Technologien sowie höhere Wasserpreise (infolge von Subventionsabbau) eingerechnet. Ferner wird angestrebt, die hohen Netzverluste deutlich zu reduzieren, die durch Leitungsschäden und illegale Wasserentnahmen entstehen.
Kräftiger Ausbau der Meerwasserentsalzung
Die Kommunen decken ihren Wasserbedarf vor allem durch Meerwasserentsalzungsanlagen. Es wird aber auch weiterhin in erheblichem Umfang Grundwasser genutzt. Es ist jedoch geplant, die Kommunen von Grundwasser weitgehend unabhängig zu machen. Der Anteil des Grund- und Oberflächenwassers soll bis 2030 auf nur noch 8 Prozent sinken. Dazu sind Milliardeninvestitionen in neue Meerwasserentsalzungsanlagen erforderlich.
Gemäß MEWA-Daten haben die Entsalzungsanlagen im Jahr 2021 rund 2,3 Milliarden Kubikmeter Wasser an die Kommunen geliefert, dies entsprach 65 Prozent des Gesamtverbrauchs. Von den restlichen 1,3 Milliarden Kubikmeter entfielen 91 Prozent auf nicht erneuerbares Grundwasser, die restlichen 9 Prozent auf erneuerbares Grund- und Oberflächenwasser (Staudämme) sowie aufbereitetes Abwasser.
Privatsektor soll Führungsrolle übernehmen
Der Bau neuer Entsalzungskapazitäten muss nicht nur die Substitution des Grundwassers und den steigenden Wasserverbrauch berücksichtigen, sondern auch die Stilllegung alter, ineffizienter MSF-Anlagen (Multi Stage Flash) ausgleichen. Private Investoren sollen zukünftig den Großteil der Wasserprojekte durchführen. Der Staat bietet langfristige Wasserabnahmeverträge an.
Vorerst bleibt aber die staatliche Saline Water Conversion Corporation (SWCC) der dominierende Betreiber von Entsalzungsanlagen. Die SWCC verfügt über 30 Entsalzungsanlagen mit einer Produktionskapazität von 6,6 Millionen Kubikmetern/Tag (2022). Dies entspricht über 70 Prozent der Gesamtkapazität des Landes. Bis 2025 sollen die SWCC-Kapazitäten auf 7,7 Millionen Kubikmeter/Tag steigen. Zu den im Bau befindlichen SWCC-Anlagen gehören unter anderem Shoaiba 4 (Kapazität: 0,4 Millionen Kubikmeter/Tag) und Shoaiba 5 (0,6 Millionen Kubikmeter/Tag).
Projekt (Projektstand) *) | Geplante Inbetriebnahme | Kapazität (Kubikmeter/Tag) | Investitionssumme (Millionen US$) |
---|---|---|---|
Al Khobar Desalination Plant Phase 4 (ST) | 2027 | 775.000 | 800 |
Yanbu 2 (A) | 2025 | 500.000 | 600 |
3 Brackish Water Reverse Osmosis Desalination Plants (PQ) | 2026 | 76.000 | 400 |
Yanbu 5 (ST) | 2026 | 400.000 | 400 |
Jeddah 5 (ST) | 2027 | 400.000 | 400 |
Ras al Khair (ST) | 2026 | 400.000 | 400 |
Megaton at Ras al Khair (FEED) | 2026 | 50.000 | 150 |
Oasis (with Post-Treatment Facilities) (AP) | 2025 | k.A. | 100 |
Umm Lajj (PQ) | 2026 | k.A. | 100 |
Yanbu (ST) | 2026 | 5.200 | 50 |
Zuständig für die Planung und Ausschreibung privater Entsalzungsanlagen sowie für den Abschluss von Wasserabnahmeverträgen ist die zum Finanzministerium gehörende Saudi Water Partnership Company (SWPC). Die aktuelle SWPC-Planung (7-Year Statement 2022 bis 2028) kalkuliert für 2022 mit einem städtischen Wasserbedarf von 14,4 Millionen Kubikmeter/Tag. Bis 2030 wird ein Anstieg auf 17,9 Millionen Kubikmeter/Tag erwartet.
Die SWPC strebt im Zeitraum 2022 bis 2027 die Inbetriebnahme privater Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Gesamtkapazität von 6,2 Millionen Kubikmetern/Tag an. In der Regel kommt es aber bei SWPC-Projekten zu erheblichen Verzögerungen.
Projekt (Projektstand) *) | Geplante Inbetriebnahme | Kapazität (Kubikmeter/Tag) | Investitionssumme (Millionen US$) |
---|---|---|---|
Jizan 1 (ST) | 2026 | 400.000 | 400 |
Shuqaiq 4 (ST) | 2026 | 400.000 | 400 |
Ras Mohaisen (A) | 2026 | 300.000 | 300 |
Jubail 4 & 6 (PQ) | 2027 | 600.000 | 600 |
Ras Al Khair 2 (ST) | 2027 | 600.000 | 600 |
Ras al Khair 3 (ST) | 2027 | 400.000 | 400 |
Tabuk 1 (ST) | 2027 | 400.000 | 400 |
Ar Rayis 2 (ST) | 2027 | 300.000 | 300 |
Rabigh 5 (ST) | 2029 | 400.000 | 400 |
Zwei große SWPC-Projekte konnten 2022 abgeschlossen werden. Anfang 2022 hat die 600 Millionen US$ teure Entsalzungsanlage Shuqaiq 3B mit einer Leistung von 450.000 Kubikmeter/Tag den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Investor ist ein Konsortium der Marubeni Corporation (Japan), Acciona Agua (Spanien) und den beiden lokalen Firmen Abdul Latif Jameel und Rawafid Alhadarah. Das Projekt wird auf BOO-Basis (Build-Own-Operate) mit einer Laufzeit von 25 Jahren realisiert.
Mitte 2022 ging das SWPC-Projekt Jubail 3A in Produktion (Kapazität: 600.000 Kubikmeter/Tag). Investoren sind die saudi-arabischen Unternehmen Al Bawani und Acwa Power gemeinsam mit der Gulf Investment Corporation aus Kuwait.
Drei SWPC-Projekte befinden sich in der Bauphase: Rabigh 4 (Kapazität 600.000 Kubikmeter/Tag; erwartete Fertigstellung: 2026), Shuaibah 3 (600.000 Kubikmeter/Tag; 2025) und Ar Rayis 1 (450.000 Kubikmeter/Tag; 2023). Das 762-Millionen-US$-Projekt Rabigh 4 ging an ein Konsortium aus dem emiratischen Unternehmen Metito und der Saudi Services for Electro Mechanic Works Company. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner ist als Berater engagiert.
Für 640 Millionen US$ realisiert Acwa Power gemeinsam mit der zum Public Investment Fund gehörenden Water and Electricity Holding das Projekt Shuaibah 3. Das 708 Millionen US$ schwere Projekt Ar Rayis 1 führt Engie aus Frankreich gemeinsam mit den lokalen Firmen Nesma und Mowah durch.