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Branchen | Kenia | Abfallwirtschaft

Private Abfallentsorger und Recycler suchen Partnerschaften

Kenias Abfallmenge steigt drastisch. Die Entsorger sind dem nicht gewachsen. Für deutsche Unternehmen gibt es verschiedene Möglichkeiten, in den Sektor einzutreten.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Kenias Abfallproblem wächst. Der kommunalen Abfallentsorgung fehlt es an Geld. Auch bei den meisten privaten Akteuren hält sich die Verfügbarkeit von Kapital sowie der Professionalisierungsgrad in Grenzen. Dennoch gibt es Ansatzpunkte zum Markteintritt. Auch für deutsche Unternehmen.

Urbanisierung und Bevölkerungszuwachs erhöhen den Bedarf

Gründe für den steigenden Bedarf sind die rapide Urbanisierung, der jährliche Bevölkerungszuwachs von etwa 1,2 Millionen Menschen sowie der zunehmende Plastikmüll. In den Städten funktioniert die Müllabfuhr gerade in den ärmeren Gegenden nur eingeschränkt. Immer wieder gibt es Bilder aus Stadtvierteln, in denen sich die Müllberge auftürmen.

Auch die Deponien sind überfüllt und zum Teil nicht gesichert, so dass toxische Flüssigkeiten ins Grundwasser gelangen können. Der aktuell hoch verschuldeten Regierung fehlt das Geld, um den Sektor nachhaltig zu modernisieren. Auch genießt das Thema Abfallentsorgung keine derart hohe Priorität, um eine ausgefeilte Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Es geht ihr in erster Linie darum, den Müll abzutransportieren.

Geber engagieren sich verstärkt

Das könnte sich angesichts zunehmender Umweltprobleme ändern. Auch Geberorganisationen entdecken für sich "grüne Themen" wie Recycling und nehmen diese verstärkt in ihre Projektportfolios auf. Sind westliche Geber wie die Weltbank, Afrikanische Entwicklungsbank oder die EU involviert, dann bestehen auch für deutsche Komponenten und Beratungsleistungen Chancen. "Sie müssen jedoch im Vorfeld bei den Entscheidungsträgern für die Vorzüge ihrer Lösungen intensiv werben, ansonsten gewinnt in der Regel die günstigere Technologie aus Asien", sagt George Warutere, Senior Projektmanager bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika (AHK).

Eines dieser Projekte ist das Clean Oceans Project Identification & Preparation (COPIP), das von der Europäischen Investitionsbank (EIB) finanziert wird. Im Rahmen von COPIP sollen Maßnahmen durchgeführt werden, die den Anfall von Plastikmüll entlang der Ozeanküste reduzieren. Gerade um die Hafenstadt Mombasa bieten sich Maßnahmen an.

Nairobis neue Müllkippe lässt auf sich warten

Ins Stocken geraten ist in der Hauptstadt Nairobi hingegen die Einrichtung einer neuen Mülldeponie vor den Toren der Stadt. Die derzeit einzige Deponie in Dandora ist völlig überfüllt. Um das Müllvolumen zu reduzieren, war dort eine Waste-to-Energy-Anlage geplant. Fehlende Finanzierung sowie technische Unklarheiten führten dazu, dass das Projekte aktuell auf Eis gelegt ist. Dabei wächst neben den Müllbergen auch die Nachfrage nach Energie rasant.

Eine Änderung hat es in Nairobi zuletzt gegeben: Die für die Abfallentsorgung zuständige vom Militär geführte Behörde Nairobi Metropolitan Services (NMS) gibt es seit 2023 nicht mehr, sodass der Sektor nun wieder bei der Stadtverwaltung angesiedelt ist.

Wichtige Akteure im Abfallbereich
Nairobi City CountyStaatliche Beschaffungsstelle   
Kisumu CountyStaatliche Beschaffungsstelle 
Mombasa CountyStaatliche Beschaffungsstelle
Kiambu CountyStaatliche Beschaffungsstelle
Kajiado CountyStaatliche Beschaffungsstelle
Nakuru CountyStaatliche Beschaffungsstelle
Takataka SolutionsAbfalltransport, Recycling. Privates Unternehmen unter deutscher Leitung.
KEPRORecyclinginitiative
PAKPRO (früher PETCO)Recyclinginitiative
Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest

Recyclingsektor könnte sich für private Unternehmen lohnen

Gerade weil die kommunale Abfallentsorgung kaum funktioniert, gibt es etliche private Player. Als reine Abnehmer von Technologie aus Deutschland sind diese Unternehmen kaum geeignet. Dafür fehlt an Kapital und Know-how. Gleichwohl können sie interessante Partner für deutsche Unternehmen sein, die sich langfristig im kenianischen Abfallsektor engagieren wollen.

Bei einer solchen Partnerschaft kann die deutsche Seite den kenianischen Partner bei der Weiterentwicklung des Geschäfts unterstützen, in deren Rahmen es auch zu Lieferung von Technologie kommen kann. Umgekehrt lernt im besten Fall das deutsche Unternehmen den Bedarf des kenianischen Abfallmarktes kennen und kann seine eigenen Produkte besser daran anpassen.

Interessant könnten solche Partnerschaften im Recycling sein, da es hier Bewegung gibt. Einige Recycler exportieren, denn "food-grade" PET-Recycling ist wegen der fehlenden Mülltrennung in Kenia noch nicht möglich. Es könnten toxische Materialien in die Nahrungsmittel gelangen. Andere Recycler verarbeiten nicht-recyclebares Plastik PET für den kenianischen Markt zum Beispiel zu Pfählen. Mögliche Anknüpfungspunkte bieten auch sogenannte Producer Responsibility Organisations (PRO) wie KEPRO und PAKPRO (früher PETCO). Beide werden als Mitgliederorganisationen zum Beispiel von der Nahrungsmittelindustrie finanziert, die eine Menge Plastikmüll produziert. Über KEPRO und PAKPRO wiederum werden existierende Plastikrecycler finanziell unterstützt.

"Da im Sektor des Plastikrecyclings die notwendigen finanziellen Anreize für die Privatwirtschaft bestehen, konnten sich diese PROs freiwillig, ohne eine gesetzliche Grundlage von Extended Producer Responsibilities (EPR), gründen“, erläutert Hanna Dittmeyer, Leiterin des Kompetenzzentrums unter anderem für Umweltsektoren an der AHK.

Auch bei Elektroschrott/E-Waste gibt es Initiativen von Großunternehmen, wie Banken oder dem Mobilfunknetzbetreiber Safaricom, aber auch von GOGLA, dem Verband für Off-Grid-Solarunternehmen. Sie unterstützen E-Waste-Recycler, auch weil sie an internationale Umweltstandards gebunden sind oder sich freiwillig binden. Die Verarbeitung von Biomüll zu Biogas bietet sich bei Agrarproduzenten, zum Beispiel Rinder- oder Blumenfarmen an.

Informelle Müllsammler dominieren noch immer die Abfalltrennung

Die Mülltrennung ist bislang überwiegend in den Händen sogenannter "Waste-Picker". Das sind oft in informellen Kartellen organisierte Müllsammler, die unter schwersten gesundheitlichen Bedingungen Wertstoffe wie Metall, Glas, Kunststoff oder Papier aus dem Müll ziehen. Diese werden dann an Converter verkauft, die die Rohstoffe in der Regel reinigen, pressen oder schreddern.

Trotz der Problematik ist das Müllaufkommen in Kenia noch gering. Durchschnittlich verursacht jeder Kenianer 0,5 Kilogramm Abfall pro Tag. In Deutschland sind es etwa 2,7 Kilogramm. Bislang besteht der Großteil des Mülls aus organischem Abfall plus geringerer Mengen von Glas, Papier, Metall und Kunststoff.

Kontaktadressen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Ostafrika

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

German RETech Partnership e.V.

Netzwerk deutscher Unternehmen und Institutionen der Entsorgungs- und Recyclingbranche zur Exportförderung

Ministry of Environment, Climate Change & Forestry

Für den Abfallsektor zuständiges Ministerium

National Environmental Management Authority (NEMA)

Regulierungsbehörde für den Abfallsektor. Vergibt auch Lizenzen an Unternehmen. 

Waste And Environment Management Association Of Kenya (WEMAK)

Verband für Müllentsorger

Kenya Association of Waste Recyclers (KAWR)

Verband für Recycler

Public Procurement Information Portal (PPIP)

Zentrale Ausschreibungsplattform für staatliche Ausschreibungen

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