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Special | Kolumbien | Start-ups

Kolumbianische Start-up-Szene weiterhin dynamisch

Der Staat und die Privatwirtschaft fördern die Entwicklung von Start-ups. Der Sektor wird attraktiver für große Risikokapitalgeber - doch kleine Unternehmen haben Schwierigkeiten.

Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Steckbrief Start-ups in Kolumbien

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Start-up-Branche hat Wachstumspotenzial

    Der Sektor gewinnt an Substanz und zieht ausländische Investitionen an. Besonders attraktiv ist FinTech. 

    Kolumbien liegt beim Thema Innovation und Wettbewerb in Lateinamerika nur im Mittelfeld. Zudem geht die Anzahl der Neugründungen von Start-ups seit 2017 stetig zurück. Im Jahr 2021 wurden laut dem Colombia Tech Report 2021 lediglich fünf neue Start-ups gegründet. Im Jahr 2017 waren es noch 143. Nichtsdestotrotz könnte die Startup-Branche in den kommenden Jahren neue Fahrt aufnehmen. 

    So sorgen öffentliche Investitionen und Initiativen für gute Aussichten. In Bogotá entsteht beispielsweise der Innovations- und Technologiedistrikt DCTIB (Distrito de Ciencia, Tecnología e Innovación de Bogotá Región). Auf 40.000 Quadratmetern bietet das Areal ab 2025 unter anderem Produktlabore, Trainingszentren und Coworking-Räume. Die Investitionen belaufen sich auf knapp 70 Millionen US-Dollar (US$). Zahlreiche nationale Programme, Inkubatoren und Acceleratoren fördern zunehmend die unternehmerische Bildung und Vernetzung in Kolumbien. Gesetzliche Rahmenbedingungen wie das Ley de Emprendimiento von 2020 sowie ein im regionalen Vergleich hohes Bildungsniveau sorgen zusätzlich für ein fruchtbares unternehmerisches Umfeld. 

    Neben solchen lokalen Vorhaben interessieren sich auch Großunternehmen und ausländische Venture-Capital-Fonds zunehmend für Kolumbien. So gewinnt das Start-up-Ökosystem des Landes abseits des Vorzeigeunternehmens Rappi weiter an Substanz. Im Jahr 2021 sind die Investitionen in den Sektor um 225 Prozent gestiegen. Brancheninsider rechnen mit mindestens zwei zusätzlichen Unternehmen, die 2022 den Status eines Unicorn erreichen werden.

    Großteil der Start-ups in Bogotá und Medellín 

    Die kolumbianische Start-up-Szene konzentriert sich auf die größten Städte des Landes, allen voran die Hauptstadt Bogotá. Hier haben rund 60 Prozent aller landesweitenjungen Unternehmen ihren Sitz. Im Global Startup Ecosystem Report 2021 von Startup Genome nimmt Bogotá Rang drei in Lateinamerika ein - nach São Paulo und Mexiko-Stadt. Schwerpunkte des Ökosystems in der Stadt sind die Bereiche FinTech, E-Commerce und PropTech. Letzteres bezieht sich auf Start-ups im Bereich der Immobilienwirtschaft. Wichtige Keimzelle ist die Universidad de los Andes, an der die meisten Gründer der erfolgreichsten Start-ups ihren Abschluss gemacht haben.

    Auswahl an Inkubatoren in Kolumbien

    Name

    Fokus

    Ort

    Incubar Colombia 

    Technologie

    Bogotá

    PappCorn 

    Digitalwirtschaft

    Bogotá

    Gestando 

    Solidarische Wirtschaft

    Bogotá

    Espacio 

    Medien

    Medellín

    ProEmpresas 

    Nachhaltigkeit

    Cúcuta

    Quelle: Colombia Tech Report 2021; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Bogotá zieht immer mehr ausländische Direktinvestitionen an. Grund dafür sind zahlreiche öffentliche Initiativen der Stadt, um die Metropole attraktiv für junge Unternehmen zu machen. Der Open Innovation Summit in Bogotá gilt als wichtiges Vernetzungsevent. Nationale Institutionen wie INNpulsa wollen neuen Firmen mit hohem Potenzial unter anderem mit Finanzierungsprogrammen helfen. Initiativen wie Apps.co des Ministeriums für Informations- und Kommunikationstechnologien fördern junge Unternehmen unter anderem mit Ausbildungsprogrammen.

    Auswahl an Acceleratoren in Kolumbien

    Name

    Fokus

    Ort

    Rockstart 

    Energie, AgriFood und neue Technologien

    Bogotá

    Endeavor 

    High-Impact Entrepreneurship

    Bogotá

    Estratek

    Corporate Entrepreneurship/Binnenunternehmertum

    Medellín

    InsituBG 

    Frauen und Unternehmerinnen im Südwesten Kolumbiens

    Cali

    Innomake

    Innovationslabor

    Barranquilla

    Quelle: Colombia Tech Report 2021; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Auf den Bundesstaat Antioquia mit dessen Hauptstadt Medellín entfallen 20 Prozent der Start-up-Szene des Landes. Die Stadt gilt in Kolumbien als fortschrittlich und unternehmensfreundlich. Die Bevölkerung der Metropole hat den Ruf, geschäftstüchtig zu sein. Auch in Medellín befinden sich zahlreiche Inkubatoren und Acceleratoren, darunter das Innovationszentrum Ruta N, das Start-ups Büros, Finanzierung und Netzwerkmöglichkeiten bietet. 

    Stärkstes Potenzial bei FinTech 

    Kolumbien zählte 2021 insgesamt 1.110 Start-ups. Der größte Teil davon entfällt auf FinTechs. In diesem Feld zählt das Land zu den größten und am schnellsten wachsenden Staaten in der Region. Laut dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen EY nutzten 2019 etwa 76 Prozent der Bevölkerung eine Form von FinTech-Diensten, der höchste Wert in Lateinamerika. Eines der bedeutendsten Start-ups in diesem Segment ist Addi aus Bogotá.

    Überblick über Start-ups nach Sektoren

    Sektor

    Zahl der Unternehmen

    Anteil in Prozent

    Gesamt, darunter

    1.100

    100,0

      FinTech

    170

    15,3

      MarTech (Marketing)

    101

    9,1

      DeepTech (Informationstechnologien)

    94

    8,5

      RetailTech (Einzelhandel)

    92

    8,3

      PropTech

    65

    5,9

      EdTech

    63

    5,7

    Quelle: Colombia Tech Report 2021


    Rappi ist bekanntestes Unicorn

    Kolumbiens erstes Unicorn war das Start-up Lifemiles, bei dem Kunden beim Reisen und Einkaufen Bonuspunkte sammeln können. Das aktuell bekannteste Einhorn ist der Lieferdienst Rappi. Das Unternehmen sicherte sich seit 2016 Investitionen in Höhe von 2,2 Milliarden US$. Im Jahr 2021 stand der Lieferdienst für 61 Prozent der Investitionen in die kolumbianische Start-up-Szene. Bei einer Finanzierungsrunde über eine halbe Milliarde US$ beteiligten sich im Juli 2021 Investmentfirmen wie T. Rowe Price, Baillie Gifford und Third Point. Im Mai 2022 sicherte sich das Immobilien-Start-up Habi bei einer Investmentrunde 200 Millionen US$ und folgte in den Club kolumbianischer Unicorns. 

    Top-Start-ups in Kolumbien

    Name

    Kapitalbeschaffung in Mio. US$ *)

    Branche

    Rappi

    2.200

    Supply Chain

    Habi

    391

    Real Estate

    Addi

    376

    FinTech

    LaHaus

    212

    Real Estate

    Frubana

    202

    FoodTech

    RobinFood

    103

    FoodTech

    Merqueo

    88

    RetailTech

    Platzi

    78

    EdTech

    *) Stand: Juli 2022Quelle: Colombia Tech Report 2021; Crunchbase 2022

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Finanzierung wird breiter

    Venture Capital und private Investoren gewinnen in Kolumbien an Bedeutung. Allerdings fließt das Geld meist an wenige große Akteure. Die Zinswende gefährdet die Branche.

    Abseits der großen Finanzierungsrunden für das Unicorn Rappi wachsen die Investitionen in das Start-up-Ökosystem Kolumbiens so stark wie nie zuvor. Allerdings konzentriert sich das Geld bislang auf eine kleine Zahl fortgeschrittener Start-ups. Zwar bieten zahlreiche Acceleratoren und die öffentliche Innovationsagentur INNpulsa Unterstützung für Start-ups. Unternehmer berichten jedoch, dass es für kleinere Start-ups schwierig sei, an Geld zu kommen. Viele Programme richten ihren Fokus vor allem auf inhaltliche Förderung.

    Auswahl an öffentlichen Programmen für Start-ups in Kolumbien

    Name

    Beschreibung

    Finanzierungsphase

    CEmprende

    Nationale Netzwerkförderung zwischen Privatwirtschaft, Wissenschaft und Staat zur Stärkung von Innovation und Unternehmertum

    Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung, Konsolidierung

    MiLAB

    Nationales Innovationslabor, um Lösungen für die öffentliche Verwaltung zu finden und öffentliche Sektoren innovativer zu machen

    Frühphase, Skalierung

    MegaINN

    Instrument zur Förderung von Unternehmenswachstum durch Innovation

    Skalierung, Konsolidierung

    Ruta de los Héroes

    Nationale Initiative, um das Unternehmertum durch Konferenzen, Workshops und Wissensaustausch landesweit zu stärken

    Pre-Seed, Seed, Frühphase

    Núcleo E

    Programm, um Unternehmen von prekären Bevölkerungsgruppen zu stärken, Fokus auf Wachstum und Nachhaltigkeit

    Seed, Frühphase

    Lab Digital

    Fokussiert auf digitales Unternehmertum und die Generierung von sozialem und wirtschaftlichem Wert durch den strategischen Einsatz digitaler Technologien.

    Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung

    Aldea

    Zielt auf die Schaffung eines Netzwerks von Unternehmen und den Erfahrungsaustausch zwischen diesen und Mentoren ab

    Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung

    Capital Lab

    Das Programm soll Unternehmen stärken, um ihnen den Zugang zu Finanzierungen zu erleichtern.

    Seed, Frühphase, Skalierung, Konsolidierung

    Apps.co

    Initiative des Informations- und Kommunikationsministeriums, um Unternehmen in der Digitalwirtschaft u.a. durch Mentoren zu stärken

    Pre-Seed, Seed, Frühphase, Skalierung

    Entorno

    Regionalprogramm der Stadt Bogotá, um 600 Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen 

    k.A.

    Quelle: INNpulsa 2022; Recherchen von Germany Trade & Invest

    Bekannte Fonds in Kolumbien aktiv

    Kolumbiens Start-up-Szene wird für Venture Capital zunehmend interessanter. Die drei wichtigsten Fonds sind Wayra, Y Combinator und Monashees, so der Colombia Tech Report 2021. Wayra aus Spanien gehört zum Telefónica-Konzern und zählt insgesamt rund 400 Start-ups in seinem Portfolio. Einer der sieben Hubs des Fonds befindet sich in Bogotá. Seit 2011 hat dieser 3,5 Millionen US$ in 58 Tech-Unternehmen in Kolumbien investiert. 

    Das Spitzengründungszentrum Y Combinator aus dem Silicon Valley hat mit Rappi, Platzi und Frubana drei der wertvollsten kolumbianischen Start-ups in seinem Portfolio. In der jüngsten Gruppe von Investments in lateinamerikanische Start-ups befinden sich sieben aus Kolumbien. Monashees aus Brasilien hat bislang in sechs kolumbianische Start-ups investiert, darunter das Unicorn Rappi sowie Addi. 

    Neben großen Investmentfonds haben auch Firmen und private Acceleratoren inzwischen Instrumente und Wettbewerbe gestartet, um Start-ups zu unterstützen und am Erfolg vielversprechender Unternehmen teilzuhaben. 

    Auswahl an privaten Programmen für Start-ups in Kolumbien

    Name

    Veranstalter

    Beschreibung

    Venture Client

    Grupo Energía Bogotá (GEB)

    Programm für Start-ups, das dazu beitragen soll, den Energiekonzern GEB innovativer zu machen

    Startups Demoday

    Platzi

    Siebenwöchiges Programm mit Workshops, Schulungen, Mentoren; Teilnehmende stellen am Ende ihre Idee vor 100 Investoren vor

    Propulsor 

    Tetra Pak

    Innovationsprogramm zur Förderung von Unternehmen in der nationalen Lebensmittel- und Getränkeindustrie 

    ScaleUp

    Endeavor Colombia

    Förderprogramm für über 20 Unternehmen einschließlich Netzwerkmöglichkeiten und Mentoring

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Seit 2021 organisieren sich investitionsfreudige Personen in Kolumbien zunehmend. Hierzu zählt das 2021 gestartete Business Angel-Netzwerk "Red de Angeles Inversionistas", eine Initative der Fundación Bolívar Davivienda. Bisher nehmen rund 45 Investoren an dem Projekt teil, der Großteil davon aus Kolumbien. Ziel sei es, das Netz auf 150 Investoren auszuweiten. Bereits über 80 Start-ups kamen in den Genuss von Finanzspritzen zwischen 10.000 und 1 Million US$. Die Investitionen finden in der Regel in der Pre-Seed bis Serie A-Phase statt. Start-ups, die an dem Programm teilnehmen möchten, müssen eine gewisse Erfahrung und einen Mindestumsatz aufweisen.

    Ziel ist oftmals die Vernetzung

    In verschiedenen Branchen wie dem Energie- oder Nahrungsmittelsektor bestehen Möglichkeiten für Jungunternehmen, um sich weiterzubilden und Mittel für ihre Projekte einzuwerben. Ziel ist dabei oftmals nicht die direkte Finanzierung, sondern der Zugang zu Investoren und die Vernetzung.

    Abseits dieser Einzelvorhaben gibt es mit der Internetplattform Innpactia ein niedrigschwelliges Angebot, um Start-ups die Finanzierung im Land zu erleichtern. Über Innpactia können sich nachhaltige und soziale Start-ups mit anderen Unternehmen, Beratern, Organisationen und Investoren vernetzen. Das Netzwerk soll den Unternehmen Investitionen zugänglicher machen und so soziale Projekte im Land vorantreiben.

    Zinswende und globale Unsicherheit erschweren Zugang zu Finanzen

    Trotz der zahlreichen Initiativen und der guten Zahlen des Sektors steht die Start-up-Szene vor schwierigen Zeiten. Branchenkenner rechnen 2022 mit einem Rückgang der privaten Investitionen in den Sektor um 70 Prozent. Dieser Trend zeichnet sich bereits seit Ende 2021 ab. Im April 2022 entließen bekannte Start-ups in Lateinamerika hunderte Beschäftigte. Die Aktienkurse großer Start-ups sind bereits deutlich gefallen. Die Gründe: Zentralbanken erhöhen aufgrund der hohen Inflation in vielen Ländern die Zinssätze, und Investoren ziehen sich zunehmend aus dem Hochrisikomarkt Lateinamerika zurück. Laut Experten trifft diese Entwicklung besonders Unicorns im Techbereich.

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Was ausländische Gründer in Kolumbien berichten

    Der Andenstaat unterscheidet sich bei Finanzierung, Unternehmenspraxis und -kultur zum Teil deutlich von anderen Ländern. Drei Unternehmer berichten von ihren Erfahrungen.

    Tilman Burfeind ist Mitbegründer der Plattform VICO. Das Start-up aus Medellín hat 2018 ein Portal zum Mieten und Vermieten von Unterkünften entwickelt. Laut Burfeind lädt die kolumbianische Unternehmerkultur dazu ein, zu gründen. Das gelte besonders für die quirlige Metropole Medellín. "In Kolumbien fängst du direkt an und schaust dann, wie es weitergeht, anstatt erst zwei Jahre einen Finanzplan auszuarbeiten", sagt er.  

    Arbeitskräfte sind günstig 

    Laut Experten mangelt es in Kolumbien zwar nicht an Veranstaltungen, um Ideen zu präsentieren. Doch große internationale Venture-Capital-Fonds seien vergleichsweise rar. Meist komme das Geld für neue Start-ups aus dem Familien- und Bekanntenkreis. So ging es auch VICO, gerade zu Beginn. Burfeind besuchte zahlreiche Events und konnte leicht Kontakte knüpfen. Die Finanzierung vor allem aus dem Land selbst sei dagegen sehr schwierig gewesen. "Alle Start-ups, die ich persönlich kenne, haben Probleme damit." Die meisten Investoren von VICO sitzen im lateinamerikanischen Ausland.

    Allerdings kommen Start-ups in Kolumbien schon mit wenig Kapital recht weit. Das liegt vor allem an den vergleichsweise niedrigen Löhnen, sagt Burfeind. Oft ziehe es internationale Firmen wegen der günstigen Arbeitskräfte in das Land. So könnte beispielsweise ein Start-up wie Rappi in den USA nicht funktionieren, da die Personalkosten deutlich höher seien, berichten andere Brancheninsider. In Kolumbien ist zudem die Affinität zu Technologie und Smartphones sehr hoch. Es herrsche ein großer Talentpool im Technikbereich.

    Burfeind rät ausländischen Gründern, die kulturellen Unterschiede in Kolumbien zu beachten. Diese seien in dem Land zwischen verschiedenen Städten und Regionen noch stärker ausgeprägt als in Deutschland. Die Menschen im Land seien zwar sehr kontaktfreudig. Man brauche aber länger, um sich Vertrauen zu erarbeiten. Gleichzeitig empfiehlt er, auch selbst ein gesundes Maß an Vorsicht zu bewahren. "Viel funktioniert über persönliche Kontakte, man muss vor Ort sein, Leuten die Hand schütteln, sich kennenlernen", sagt der Unternehmer. 

    Finanzierung oft schwierig

    "Ausländische und lokale Gründer unterscheiden sich", sagt der Australier Craig Dempsey, der 2014 in Kolumbien das Start-up Biz Latin Hub gründete. Der Marktführer bietet Unternehmen mehrsprachige Handelsvertretungen und Back-Office-Dienste an. Lokalen Gründern mangele es oft am Zugang zu den richtigen Investoren. Viele Start-ups oder Unternehmer aus dem Ausland dagegen hätten zwar gute Verbindungen und Ressourcen, aber Probleme damit, den Markt und den lokalen Kontext zu verstehen, sagt Dempsey. Dieser sei deutlich komplizierter als außerhalb Lateinamerikas. Oftmals gebe es versteckte Kosten.

    Dempsey unterscheidet insgesamt zwischen vier Start-up-Typen in Kolumbien: Den lokalen Unternehmer, das regionale Start-up, das internationale Start-up und den unternehmensbegeisterten Ausländer. Zu letzteren zählt auch Henrik Jessen, der zusammen mit seinem Bruder 2014 in Medellín begann, das Start-up für Bio-Fruchtsäfte D'cada aufzubauen. Nach acht Jahren im Land, ist er jedoch inzwischen dabei, seine Firma in Kolumbien abzuwickeln. Ein chronisches Problem sei von Beginn an der Finanzmangel gewesen. Zwar sind die Markteintrittsbarrieren sehr niedrig, die ersten 100 Verkaufsstellen hätten die beiden schnell erreicht. Ein großer Investitionssprung sei dem Start-up allerdings nie gelungen. Auf eine stabile Finanzierung vor Ort könne man sich nicht verlassen. Mit Glück erhalte man inhaltliche Unterstützung durch Inkubatoren.

    Die Start-up-Förderung sei sehr niedrig gewesen und Kredite teuer. Da Kolumbien als Hochrisikoland eingestuft werde, seien die Kreditzinsen sehr hoch. Zum Teil liegen sie bei 1,5 bis 2 Prozent pro Monat, sagt er. Dadurch sind Gründer zu schnellem Erfolg verdammt. Der Markt ist schnelllebiger als in Deutschland. Viele Leute, die gründen wollen, setzen daher auf konservative Ideen, wie einen Empanada- oder Kleiderladen. "Nach zehn Jahren hat sich in vielen Branchen wenig getan, trotz motivierter Leute", so Jessen. Außerdem hätten große Akteure eine starke Kontrolle über den Markt. Für kleinere Unternehmen sei es dadurch schwieriger, zu expandieren.

    Zielgruppe im Blick behalten

    Jessen rät, sich einen guten Experten an die Seite zu stellen. "Die Hälfte der ausländischen Gründer, die ich in Kolumbien kennengelernt habe, sind am Geschäftsvisum gescheitert", sagt Jessen. Dieses sei fundamental wichtig, aber schwierig zu bekommen. Zudem sollten Unternehmen vermeiden, dass der Preis für ihre Produkte zu einer zu hohen Eintrittshürde für die Konsumenten werde. Die Zielgruppe für Produkte im Premiumsegment sei limitiert. Selbst die wachsende Mittelschicht sei im Vergleich zu Deutschland gering verdienend. "Aus Industrieländern ist man es gewohnt, dass es genügend Zielpersonen für sein Produkt gibt", sagt der Unternehmer.

    Von Janosch Siepen | Bogotá

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkung

    Einrichtungen

    INNpulsa

    Nationale Agentur für Unternehmertum und Innovation 

    Endeavor

    Organisation zur Unterstützung von Start-ups

    FITIC

    Fonds für Innovation, Technologie und Kreativwirtschaft der Hauptstadt Bogotá

    Centro de Emprendimiento 

    Zentrum für Unternehmertum der Universidad de los Andes

    Verbände

    Colombia Fintech

    Kolumbianischer Verband des Finanztechnologiesektors

    Colombia Proptech

    Kolumbianischer Verband der digitalen Immobilienbranche

    ANDI del Futuro

    Innovationszweig des nationalen Wirtschaftsverbandes

    ASEC

    Kolumbianischer Unternehmerverband

    Messen/Veranstaltungen (Ort)

    Open Innovation Summit (Bogotá)

    Wichtigste Veranstaltung für Innovation in Kolumbien

    GoFest (Bogotá)

    Größtes Event für Unternehmer in Kolumbien

    Capital Summit (Cali)

    Wichtiges Finanzierungsevent 

    StartCo (Medellín)

    Veranstaltung für digitale Technologien 

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