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Wirtschaftsumfeld | Kolumbien | Zahlungsverhalten und Kreditsicherung

Bonität

In Kolumbien kommt es häufig zu Zahlungsverzögerungen. Ein Schutz vor Zahlungsausfällen ist ratsam. 

Von Janosch Siepen | Bogotá

Zahlungsmoral und Bonitätsprüfung

Nach Angaben von Allianz Trade (ehemals Euler Hermes) wird in Kolumbien durchschnittlich zwischen 30 und 60 Tage später gezahlt als vereinbart. Dieser Wert ist im Vergleich zu anderen Ländern hoch; die Zahlungsmoral hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Deutsche Unternehmen berichten, dass die Zahlungsmoral nicht mit Deutschland vergleichbar sei und man je nach Sektor lange Zahlungsfristen gewähren müsse.

Recht hohes Kreditrisiko

Die Länderklassifizierung für Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland ("Hermesdeckungen") führt Kolumbien schon seit einigen Jahren in der Kategorie 4 – ebenso wie Serbien, Südafrika und Vietnam. Laut der internationalen Inkassofirma Coface herrscht in Kolumbien ein ausgewogenes Geschäftsklima, jedoch zugleich ein recht hohes Kreditrisiko wie beispielsweise in China, Griechenland und Marokko.

Sowohl die Aufsichtsbehörde Superintendencia de Sociedades de Colombia und die lokalen Handelskammern (Cámara de Comercio, Liste aller regionalen Kammern) stellen Informationen über Unternehmen wie etwa Adresse, Gründungsdatum, Kapital und Geschäftsführung bereit. Aufgrund der häufigen Informalität von kleinen und mittelständischen Firmen in Kolumbien kann es schwierig sein, verlässliche Informationen zu erhalten. Hilfe bieten spezialisierte Anbieter.

Die beiden großen Auskunfteien Informa D&B und Datacrédito Experian geben Bonitätsauskünfte über Unternehmen. Ähnlich wie die Schufa in Deutschland erteilt das Kreditbüro TransUnion Informationen über das Zahlungsverhalten von Privatpersonen. Die Deutsch-Kolumbianische Industrie- und Handelskammer (AHK Kolumbien) unterstützt Firmen bei Auskünften und erteilt Informationen über die genannten Auskunfteien.

Große lokale und internationale Auskunfteien

Absicherung von Zahlungsausfällen

In der Länderbewertung sieht Allianz Trade für Kolumbien insgesamt ein mittleres Risiko in Bezug auf Zahlungsausfälle (Stufe B2, Stand: Dezember 2022).

Akkreditive und Exportkreditgarantien des Bundes sichern ab 

Übliche Absicherungen gegen Zahlungsausfälle sind Exportkreditgarantien oder Investitionsabsicherungen des Bundes. Ein weiteres Instrument zur Absicherung gegen Zahlungsausfälle beim Geschäftspartner bietet das Akkreditiv. Dieses Mittel ist ein Versprechen der Bank des Importeurs gegenüber dem Exporteur, eine bestimmte Zahlung an den Exporteur vorzunehmen. Dabei gilt es, eine Frist zu beachten und jene Dokumente vorzulegen, die im Akkreditiv aufgeführt sind. Eine andere Möglichkeit der Absicherung ist die Bezahlung per Vorkasse.

Weitere Informationen zu vertraglichen Sicherungsmitteln finden Sie unter: Recht kompakt - Kolumbien.

Renommierte Firmen bieten Schutz und Abhilfe

Weiteren Schutz gegen Zahlungsausfälle bieten Kreditversicherungen. Verschiedene Finanzinstitute bieten diese zusammen mit dem Abschluss eines Kreditvertrages an. Renommierte Anbieter sind Unternehmen wie Howden, Solunion (Gemeinschaftsunternehmen von Allianz Trade und Mapfre) und Coface.

Bei Zahlungsausfall können Inkassofirmen Abhilfe schaffen. In Kolumbien sind diverse international bekannte Firmen auf dem Gebiet tätig, darunter Coface, Interia und Solunion. Auch die AHK Kolumbien vermittelt bei Zahlungsausfällen. Hinzu kommen lokale Inkassofirmen (Agencias de cobranzas) und auf Schuldendienst spezialisierte Rechtsanwaltskanzleien.

Inkassoverfahren meist sehr kompliziert

Laut dem Allianz Trade Collection Complexity Score 2022 ist die Komplexität von Inkassoverfahren in Kolumbien außerordentlich hoch. Vor allem gelten entsprechende Gerichtsverfahren als kosten- und zeitaufwendig. Gleiches gilt für Insolvenzverfahren. Experten empfehlen daher, Kosten und Nutzen von Zwangsmaßnahmen und Inkassofirmen gründlich abzuwägen. So ist eine außergerichtliche Einigung oft einfacher und kostengünstiger. Gerichtsverfahren sind in Kolumbien teuer und können laut der Kreditversicherungsgruppe bis zu einem Urteil in erster Instanz fünf Jahre dauern, der gesamte Prozess bis zu zehn Jahre. Genauere Informationen zu Inkassoverfahren bietet Allianz Trade.

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