Wirtschaftsausblick | Kuwait
Höhere Ölproduktion soll Rezession beenden
In Kuwait hat der dominierende Ölsektor die Gesamtwirtschaft erneut schrumpfen lassen. Zukünftig soll die Steigerung der Ölförderung die Wirtschaft aber wieder wachsen lassen.
28.11.2024
Von Robert Espey | Dubai
Top-Thema: Chancen für erstes großes Solarkraftwerk steigen
Im März 2024 legte das kuwaitische Energieministerium eine Strategie zur Entwicklung erneuerbarer Energien vor. Bis 2030 soll die installierte Kapazität 22 Gigawatt erreichen. Dabei sollen neben großen Solar- und Windkraftwerken auch Fotovoltaikdachanlagen zur Erreichung des Ziels beitragen, so die Pläne des Ministeriums für Strom, Wasser und erneuerbare Energien.
Aktuell sind in Kuwait erneuerbare Energien noch unbedeutend. Die installierte Kapazität des Ad Dibdibah & Shagaya Renewable Energy Complex umfasst bislang lediglich 70 Megawatt. Das Emirat leidet vor allem im Sommer unter häufigen Stromausfällen und benötigt dringend einen Ausbau der Kapazitäten bei der Stromproduktion. Weitere Gaskraftwerke sind geplant, jedoch ist Kuwait auf Gasimporte angewiesen. Die Strategie ist daher ein erster wichtiger Schritt hin zu einer Reduzierung der Importabhängigkeit zur Energiegewinnung.
Die weiteren Ausbauphasen des Energieparks Ad Dibdibah & Shagaya sollen möglichst von privaten Investoren als Private-Public-Partnership- Projekte realisiert werden. Einer lokalen Pressemeldung zufolge sieht die aktuelle Planung vor, im Energiepark weitere drei Ausbauphasen zu realisieren. In den nächsten Stufen sollen Leistungen von 200, 1.500 beziehungsweise und 1.700 Megawatt installiert werden. Damit wären es insgesamt 4.570 Megawatt.
Wirtschaftsausblick: Ende der Talfahrt erwartet
In der Gruppe der sechs Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) wird Kuwait 2024 das einzige Land mit einem erneut sinkenden BIP sein, so die aktuelle IWF-Prognose. Grund ist die besonders hohe Abhängigkeit vom schrumpfenden Ölsektor. Der IWF erwartet 2024 in Kuwait einen realen BIP-Rückgang um 2,7 Prozent. Die Weltbank ist mit einem errechneten Minus von 1 Prozent optimistischer. Die National Bank of Kuwait kalkuliert mit einem Rückgang von 2,3 Prozent.
Wenn Kuwait seine Ölförderung steigert, wird für 2025 eine Kehrtwende zum Wachstum erwartet. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert einen realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,3 Prozent, die Weltbank erwartet 2,5 Prozent.
Nach vorläufigen Berechnungen der Statistikbehörde sank das BIP im 1. Halbjahr 2024 gegenüber dem Vergleichszeitraum real um 2,6 Prozent. Der Ölsektor schrumpfte um 8,4 Prozent, sein BIP-Anteil ging auf 48 Prozent zurück. Die Nichtölwirtschaft expandierte um 3,4 Prozent. Das verarbeitende Gewerbe legte um 5,9 Prozent zu. Hier macht sich vor allem eine gestiegene Raffinerieproduktion bemerkbar.
Kuwait hat 2024 seine Ölförderung im Rahmen der OPEC+ Gruppe weiter gedrosselt. Im Jahresdurchschnitt wird ein Ausstoß von 2,4 Barrel pro Tag erwartet. Die derzeitige Planung für 2025 sieht eine schrittweise Steigerung auf 2,55 Millionen Barrel pro Tag vor. Der Jahresdurchschnitt soll bei 2,5 Millionen Barrel pro Tag liegen. Ob die Entwicklung auf den internationalen Ölmärkten die geplante Fördererhöhung zulässt, ist allerdings fraglich.
Regionales Schlusslicht bei ausländischen Direktinvestitionen
Bei den ausländischen Direktinvestitionen liegt Kuwait in der GCC-Ländergruppe weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Zentralbank gibt den Bestand im März 2024 mit 16,4 Milliarden US$ an. Die staatliche Kuwait Direct Investment Promotion Authority genehmigte nach eigenen Angaben 2022/2023 (April bis März) Investitionen im Gesamtwert von 0,6 Milliarden US$.
Kuwaits Außenhandelsüberschuss ging 2024 erneut zurück. Im 1. Halbjahr 2024 schrumpften die Ausfuhren um 6 Prozent auf 37,7 Milliarden US$, davon entfielen 35,8 Milliarden US$ auf Öl. Die Importe sanken um 5 Prozent auf 18 Milliarden US$ (cif). Hauptlieferländer waren China, die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate (vor allem Reexporte über Dubai), Saudi-Arabien, Japan und Indien.
Der Überschuss hatte 2023 noch 51,2 Milliarden US$ betragen. Die Einnahmen aus dem Ölexport sanken 2023 um 17 Prozent auf 78,1 Milliarden US$, der Anteil am Gesamtexport lag bei 93 Prozent. Die Einfuhren erhöhten sich um 16 Prozent auf 33 Milliarden US$ (fob).
Deutsche Perspektive: Ölimporte aus Kuwait wieder rückläufig
Destatis zufolge gingen die deutschen Ölimporte aus Kuwait in den ersten acht Monaten 2024 gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 24 Prozent zurück und erreichten 296 Millionen Euro. Der deutsche Gesamtimport aus Kuwait verminderte sich um 21 Prozent auf 311 Millionen Euro.
Im Jahr 2023 hatten sich die deutschen Bezüge aus Kuwait aufgrund von Ölimporten sprunghaft auf 696 Millionen Euro erhöht.
Die deutschen Ausfuhren nach Kuwait stiegen 2023 um 2 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. In den ersten acht Monaten 2024 kam es zu einer Schrumpfung um 2 Prozent auf 713 Millionen Euro. Positiv entwickelten sich die Exporte von Maschinen und Pharmazeutika. Stark rückläufig waren dagegen die Ausfuhren von Straßenfahrzeugen.
Weitere Informationen zu Kuwait bieten unter anderem unsere Reihen "Wirtschaftsstandort", "Wirtschaftsdaten kompakt" und "Branche kompakt". Ferner sind auf der GTAI-Länderseite zahlreiche Berichten zum Wirtschaftsumfeld, zu Branchen sowie Rechts- und Zollthemen zu finden. |