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Branchen | Kuwait | Gesundheitswesen

Gesundheitssystem wird umstrukturiert und ausgebaut

Kuwait investiert weiterhin kräftig in die Gesundheitsinfrastruktur. Der Aufbau eines getrennten Versorgungssystems für die ausländische Bevölkerung ist weit fortgeschritten.

Von Robert Espey | Dubai

Die Kapazitäten der staatlichen Krankenhäuser sind von 2017 bis 2020 deutlich gestiegen. Die Zahl der Krankenhausbetten erhöhte sich um 37 Prozent auf rund 10.100. Die beiden wichtigsten Neuzugänge waren das New Al Jahra Hospital und das Al Jaber al Ahmed al Jaber al Sabah Hospital.

Zwei Krankenhausgroßprojekte abgeschlossen

Das 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) teure New Al Jahra Hospital mit 1.234 Betten (auch Al Jahra Medical City genannt) ist ein Projekt des Herrscherhauses (Amiri Diwan). Es wurde 2018 offiziell eröffnet, ging aber erst 2019 in den Vollbetrieb. Im Dezember 2019 hat das südkoreanische Seoul National University Hospital den Zuschlag als Krankenhausbetreiber erhalten.

Der Bau des 1,1 Milliarden US$ Al Jaber Hospital (1.067 Betten) wurde bereits im Frühjahr 2016 abgeschlossen. Aber erst im Dezember 2018 konnte eine 1. Phase in Betrieb genommen werden. Krankenhausbetreiber ist derzeit das Gesundheitsministerium. Es soll jedoch ebenfalls eine internationale Betreibergesellschaft gefunden werden.

Kapazitätsausbau wird mit Milliardeninvestitionen fortgesetzt

Das Gesundheitsministerium hat noch keine Zahlen über die Entwicklung der Bettenkapazitäten 2021 veröffentlicht. Gemäß der MEED-Projektdatenbank (MEED Projects) wurden seit Anfang 2021 zwei Krankenhausprojekte fertiggestellt. Die Erweiterung des Kuwait Cancer Center um über 600 Betten für 570 Millionen US$ ist Mitte 2021 abgeschlossen worden. Im Juni 2022 wurde der Ausbau des Al Farwaniya Hospital um 940 Betten für 941 Millionen US$ fertiggestellt. Beide Krankenhäuser gehören zum Gesundheitsministerium.

Die Inbetriebnahme der beiden Erweiterungsprojekte erhöht Kuwaits Bettenkapazität auf rund 13.000. Durch die Fertigstellung noch im Bau befindlicher Projekte im Wert von 2,9 Milliarden US$ wird die Bettenzahl geschätzt um weitere 3.000 steigen. Mit Ausnahme der zwei Krankenhäuser für Ausländer handelt es sich um staatliche Projekte.

Krankenhausprojekte in der Bauphase

Projekt

Investitionssumme (Mio. US$)

Bettenzahl

Projektbetreiber *)

Al-Adan Hospital Expansion

772

637

MoH

New Maternity Hospital in Al Sabah

730

789

MPW

Al Sabah Hospital Expansion

636

617

MoH

Expatriate Hospital in Ahmadi

265

300

Dhaman

Expatriate Hospital in Jahra

240

300

Dhaman

Sabah Al Ahmad New Physical Therapy Hospital

240

k.A.

MoH

*) MoH = Ministry of Health, MPW = Ministry of Public WorksQuelle: MEED Projects 2022; Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

MEED Projects gibt den Wert geplanter Gesundheitsprojekte mit 4,6 Milliarden US$ an. Allerdings ist bei einigen Projekten die weitere Entwicklung unklar. Dies gilt insbesondere für große Vorhaben. Dazu gehören ein seit langem geplantes Krankenhaus der US-Armee für 1,7 Milliarden US$, das New Sabah Al Ahmad Hospital für 1 Milliarde US$, das New Pediatric Hospital in Al-Sabah für 0,9 Milliarden US$ und ein Krankenhaus der Kuwait Universität für 0,6 Milliarden US$.

Krankenhausprojekte in der Planungsphase

Projekt

Investitionssumme (Mio. US$)

Projektstand 1)

Projektbetreiber 2)

Kuwait Armed Forces Hospital

1.700

ST

US Army Corps of Engineers

New Sabah Al Ahmad Hospital

1.000

ST

MoH

New Pediatric Hospital in Al-Sabah Medical Area

850

DE

MPW

Sabah Al-Salem University: Medical Campus: Hospital

635

DE

Kuwait University

Sabah Al Ahmed Township: Medical City

175

ST

PAHW

Central Prison Hospital

135

ST

MoH

Kuwait Center for Nephrology

50

DE

MoH

Jaber Al-Ahmad Private Hospital

40

AP

PAHW

South Hawally Health Center

30

A

MoH

X-Ray Center in Mubarak Al Kabeer Hospital

16

DE

MoH

1) ST = Studie, DE = Design, AP = Angebotsprüfung, A = Ausschreibung; 2) MoH = Ministry of Health, MPW = Ministry of Public Works, PAHW = Public Authority for Housing WelfareQuelle: MEED Projects 2022; Recherchen von Germany Trade & Invest 2022

Seit Anfang 2022 liegen Angebote für ein mit 40 Millionen US$ kalkuliertes Krankenhausprojekt der Public Authority for Housing Welfare in Jaber Al Ahmad City vor. Der Bau eines ambulanten Gesundheitszentrums des Gesundheitsministeriums im Bezirk South Hawally für geschätzt 30 Millionen US$ ist ausgeschrieben. Die Vergabe wird für September erwartet.

Aufbau eines separaten Gesundheitssystems für Ausländer weit fortgeschritten

Die Erweiterung der staatlichen Krankenhauskapazitäten wird im Wesentlichen der einheimischen Bevölkerung zugutekommen, deren Bevölkerungsanteil 2021 bei 32 Prozent lag (1,4 Millionen von 4,6 Millionen). Die Versorgung der in Kuwait lebenden Ausländer in staatlichen Gesundheitseinrichtungen soll stark beschränkt werden.

Derzeit können Ausländer mit der obligatorischen Krankenversicherungskarte die zum Gesundheitsministerium gehörenden Krankenhäuser und ambulanten Kliniken nutzen. Die Jahresgebühr der Versicherungskarte beträgt 50 Kuwait-Dinar (KD; umgerechnet rund 160 US$). Die Gesundheitsleistungen sind jedoch mit teilweise erheblichen Zuzahlungen verbunden.

Zukünftig müssen alle im Privatsektor beschäftigten Ausländer eine Versicherungskarte für zunächst 130 KD (423 US$) im Jahr erwerben. Der Preis soll schrittweise auf 190 KD (618 US$) angehoben werden. Die Gebühr muss für jedes Familienmitglied einzeln entrichtet werden. Für Ausländer ab 60 Jahren sind 500 KD (1.628 US$) fällig.

Diese Karte berechtigt zur Nutzung des separaten Gesundheitssystems für Ausländer, das derzeit aufgebaut wird. Einrichtungen des Gesundheitsministeriums werden dann nur noch in bestimmten Fällen in Anspruch genommen werden können.

Die Hospitäler und ambulanten Gesundheitszentren des neuen Ausländergesundheitssystems gehören der 2014 gegründeten Health Assurance Hospitals Company (Dhaman). Das in privater Rechtsform geführte Unternehmen ist eine staatliche Initiative und wird als Public-private-Partnership geführt. Anteilseigner sind eine staatliche Organisation mit 24 Prozent, die Arabi Group Holding, ein strategischer privater kuwaitischer Partner mit 26 Prozent sowie kuwaitische Staatsbürger mit 50 Prozent.

Die Zahl der Nutzer des Dhaman-Gesundheitssystems wird auf bis zu 3 Millionen Ausländer geschätzt. Es gab 2021 etwa 2,2 Millionen im Privatsektor beschäftigte Ausländer, hinzu kommen deren Familienmitglieder.

Die 1. Phase des Dhaman-Systems wird aus zwei Krankenhäusern und fünf ambulanten Kliniken (Primary Health Center/PHC) bestehen. Die Aufträge für das 265 Millionen US$ teure Ahmadi Hospital sowie für das 240 Millionen US$-Projekt Jahra Hospital gingen 2016 an die Metallurgical Corporation of China. Dhaman zufolge waren die beiden Krankenhäuser im April 2022 zu 70 Prozent fertiggestellt. Mit einer Eröffnung ist 2023 zu rechnen.

Jedes Krankenhaus wird über 300 Betten verfügen. Die Zahl der Intensivbetten wird jeweils mit 21 angegeben, einschließlich der Betten für Frühgeborene. In beiden Häusern, die auch eine ambulante Versorgung anbieten, sollen jeweils 14 Operationssäle zur Verfügung stehen.

Insgesamt vier PHC sind an den Standorten Hawally, Fawaniya, Dhajeej und Jahra schon in Betrieb. Das 2.100 Quadratmeter große PHC in Jahra eröffnete im Juni 2022. In Ahmadi soll das fünfte PHC bis Ende 2022 fertiggestellt sein.

Westliche Ausländer dürften in der Regel neben der verpflichtenden Krankenversicherung zusätzlich eine private Krankenversicherung abschließen, um die Behandlungskosten in privaten Krankenhäusern und privaten ambulanten Einrichtungen zu decken. Statistische Daten liegen dazu nicht vor.

Coronakrise scheint überstanden

In Kuwait hat die Coronaepidemie nicht zu einer Überlastung des Gesundheitssystems geführt. Mittlerweile (Stand: 14. Juli 2022) wurden 8,12 Millionen Impfungen durchgeführt, rund 78 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Seit Monaten gibt es kaum noch Todesfälle. Die Zahl der in Krankenhäusern versorgten Patienten mit kritischem Verlauf bewegt sich derzeit zumeist im einstelligen Bereich. Die offizielle Statistik weist insgesamt 648.216 Infektionen und 2.556 Todesfälle aus.


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