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Special | Lateinamerika | Global Gateway

Digitalallianz zwischen EU und Lateinamerika nimmt Fahrt auf

Überregionale Projekte in den Bereichen Digitalinfrastruktur, Forschung und Start-Up-Förderung sind Teil der Global-Gateway-Initiative. (Stand: 18.12.2024)

Von Dorothea Netz | Bonn

Lateinamerika ist eine wichtige Partnerregion der Europäischen Union. Eines der Fokusthemen dabei ist Digitalisierung. Im Rahmen ihrer Konnektivitätsinitiative Global Gateway gibt es verschiedene Leuchtturmprojekte in der Region.

Die EU und 20 lateinamerikanische Staaten haben 2023 die EU-LAC Digital Alliance ins Leben gerufen. Damit wollen sie ihre Zusammenarbeit zu Digitalisierungsthemen ausweiten. Die EU finanziert die Allianz mit 172 Millionen Euro. Die Beteiligten betonen gemeinsame Werte und Ziele: ein demokratisches und transparentes Umfeld fördern, die Privatsphäre schützen und digitale Rechte gewährleisten. Dabei bauen sie auf bestehende Kooperationen auf. Ein wichtiges Instrument der Zusammenarbeit sind Politikdialoge zu Themen wie Datenschutz, Datenflüssen, Cybersecurity, Künstlicher Intelligenz und Satellitendaten. Darüber hinaus umfasst die Allianz drei konkrete Initiativen, diese werden zu den Global-Gateway-Leuchtturmprojekten gezählt.

Die Säulen der EU-LAC Digital Alliance:

  1. Politik- und Multistakeholderdialoge
  2. BELLA II: Anschluss weiterer Länder in Lateinamerika und der Karibik an das Ella Link Glasfaserkabel 
  3. Errichtung von Copernicus-Datenzentren in Panama und Chile 
  4. Aufbau eines "EU LAC Digital Accelerators"-Plattform für Start-Ups und Unternehmen.

Erweiterung der digitalen Infrastruktur geplant

Das Unterseekabel Ella Link verbindet seit 2021 Europa (Sines, Portugal) und Lateinamerika (Fortaleza, Brasilien) und ist die erste direkte Hochleistungsdatenleitung zwischen beiden Kontinenten. Dies geschah im Rahmen des BELLA-Projekts, das die EU gemeinsam mit verschiedenen Partnern umgesetzt hatte. Die EU finanzierte 50 Prozent dieses Leuchtturmprojektes. Das Gesamtvolumen betrug 53 Millionen Euro. Schwerpunktnutzer der Datenübertragung sind Forschungsinstitutionen auf beiden Kontinenten.

Seit 2023 läuft das Nachfolgeprogramm BELLA II, das neben der Anbindung weiterer Länder in Lateinamerika an das Datenkabel auch Elemente zur Bildung und Innovationsförderung beinhaltet. Die EU finanziert das Projekt mit 13 Millionen Euro über das Außenhilfeinstrument NDICI. Durchführer ist RedCLARA, ein Internetforschungsnetzwerk mit Sitz in Uruguay, dessen Träger 13 lateinamerikanische Staaten sind.

BELLA II verfolgt folgende Ziele:

  • Planung, Bau und Betrieb von digitaler Infrastruktur zur Anbindung von Peru, Costa Rica, Guatemala, El Salvador und Honduras an die übrige Infrastruktur von BELLA. Gegebenenfalls Ausdehnung auf Karibikstaaten, Mexiko, Belize, Bolivien, Paraguay und Uruguay.
  • Nutzung digitaler Technologien zur Entwicklung digitaler Forschungs- und Bildungslösungen
  • Intensivierung der Kooperation mit europäischen digitalen Ökosystemen in Forschung und Bildung
  • Beteiligung an europäischen Initiativen zur Anwendung von Technologien für die digitale Transformation

Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren Aufträge zur Umsetzung der geplanten Aktivitäten vergeben werden. RedCLARA schrieb 2024 eine Beratervertrag zur Entwicklung eines Beschaffungsprozederes für BELLA II aus.  

Außerdem finanzieren die EU und ihre Mitgliedsstaaten weitere Projekte zum Ausbau der Digitalinfrastruktur in Lateinamerika, zum Beispiel in Kolumbien, El Salvador und der Dominikanischen Republik.

Zusammenarbeit mit europäischem Erdbeobachtungssystem 

Teil der Kooperation ist auch die Ausweitung der Copernicus-Zusammenarbeit. Das EU-Erdbeobachtungsprogramm umfasst Informationsdienste auf der Basis satellitengestützter Erdbeobachtung und weiterer Quellen. Die Daten sind für viele Nutzergruppen frei zugänglich. Mit Chile, Kolumbien und Brasilien unterzeichnete die EU bereits 2018 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit. Copernicus profitiert von der Kooperation durch Zugang zu Daten aus regionalen Beobachtungsnetzen sowie des brasilianischen Erdbeobachtungssatelliten. 

Die lateinamerikanischen Partner erhalten im Rahmen der Digitalallianz einen Datentransfer aus dem EU-Erdbeobachtungsprogramm und Unterstützung bei der Auswertung. So wollen sie Ansätze zum Umgang mit Umweltproblemen, dem Klimawandel und Naturkatastrophen sowie für das Wassermanagement erarbeiten. 

Die Aktivitäten konzentrieren sich auf zwei regionale Copernicus-Zentren, eines in Chile und eines in Panama. Die Zusammenarbeit in Chile ist bereits etabliert. Ihre Schwerpunkte sind die Beobachtung der Landbedeckung und -nutzung, des städtischen Raums und das Monitoring der Ozeane. In Panama wurde die Vereinbarung zum Aufbau eines regionalen Copernicus-Zentrums 2022 geschlossen. Erste Pilotvorhaben befassen sich mit der Nutzung von Copernicus-Daten für die Verringerung des Katastrophenrisikos und für ein Risiko- und Recovery Mapping.

Im Rahmen der Initiative organisiert eine LAC Copernicus Academy einen strukturierten Dialog zwischen Hochschulen, Politik, Bürgern und Unternehmen. Ziel ist die Ableitung und Entwicklung konkreter Anwendungsmöglichkeiten aus der Copernicus-Kooperation. Für Unternehmen mit Geschäftsmodellen zur Auswertung großer Datenmengen können sich Anknüpfungspunkte ergeben.

Digitale Plattform für Start-ups

Die Initiative EU LAC Digital Accelerator zielt darauf ab, etablierte Unternehmen und innovative Start-ups aus der EU, Lateinamerika und Karibik zusammenzubringen und bis zur Investitionsreife zu unterstützen. So soll Technologieentwicklung für die digitale Transformation vorangetrieben werden. Weitere Partner des Accelerators sind Investoren und Finanzierungsinstitutionen wie die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank. Der Kick-off der Initiative fand im März 2023 in Kolumbien statt. Durchführungsorganisation ist Tecnalia, ein spanisches Forschungs- und Technologiezentrum. Die Initiative ist auf vielen einschlägigen Veranstaltungen präsent. In Deutschland stellte sich der Accelerator beim Lateinamerikatag 2024 in Hamburg vor.

Herzstück der Initiative ist eine digitale Matchmaking-Plattform. Dort können Start-ups ihre Produkte präsentieren und etablierte Unternehmen ihre Problemstellungen im Bereich der digitalen Transformation hinterlegen. Die Initiative bietet auch eine individuelle Begleitung. Zudem finden regelmäßig Ideenwettwerbe statt. Der deutsche Konzern Henkel nutzt die Plattform bereits, um unter anderem nach Start-ups zu suchen, die Lösungen für mehr Ressourceneffizienz in Waschsalons entwickeln. 

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