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Special | Lateinamerika | Global Gateway

Global Gateway in Lateinamerika

Die EU betrachtet Lateinamerika als wichtige Partnerregion. Erneuerbare Energien, Rohstoffe und digitale Partnerschaften sind zentrale Global-Gateway-Vorhaben. (Stand: 15.6.2023)

Lateinamerika und die Karibik haben 2024 die Asien-Pazifikregion als zweitwichtigste Zielregion von Global Gateway abgelöst; zumindest nach der Anzahl der Flagship-Projekte. Für Lateinamerika hat die EU 2023 und 2024 insgesamt 47 Leuchtturmprojekte ausgewählt, die sie gemeinsam mit ihren Partnerländern in der Region auf den Weg bringen will. Auf dem EU-Lateinamerika-Gipfel im Juli 2023 hat die EU ein Investitionsziel in Höhe von 45 Milliarden Euro bis 2027 angekündigt. Grundlage dafür ist eine gemeinsame Global-Gateway-Investitionsagenda. 

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  • Argentinien sucht ausländische Investoren für Lithiumabbau

    Anfang 2024 haben Deutschland und Argentinien eine Kooperation bei kritischen Rohstoffen unterzeichnet. Speziell bei Lithium ist der Andenstaat ein spannender Partner. 

    Argentinien besitzt weltweit die drittgrößten Lithiumvorkommen. Bei der Förderung steht das Land auf Rang 4. Doch die Tendenz zeigt nach oben. Dank vieler neuer Projekte könnte der Andenstaat künftig auf Rang 3 aufsteigen. Für das extrem devisenknappe Land ist das eine erfreuliche Entwicklung. Schon 2023 konnte Argentinien die Einnahmen aus dem Lithiumexport um 20,2 Prozent auf 385 Millionen US-Dollar (US$) steigern – und dies, obwohl der Lithiumpreis derzeit im Keller ist.

    Jedoch schafft es das hochverschuldete Land nicht aus eigener Kraft, den für die Energiewende so wichtigen Rohstoff stärker zu erschließen. Damit die Einnahmen künftig noch mehr sprudeln, braucht es Investoren aus dem Ausland. 

    Milei-Regierung bevorzugt Investoren aus dem Westen

    Wie in der gesamten Außenpolitik orientiert sich die neue Regierung unter Präsident Javier Milei dabei stärker nach Westen. Die Absage des Beitritts zur BRICS-Staatengruppe Ende 2023 war nur ein Beispiel. Speziell China steht die Milei-Regierung kritischer gegenüber als ihre Vorgängerinnen und bevorzugt Investitionen aus Europa und Amerika.

    Doch Argentinien sollte sich beeilen. Da sich alternative Batterietechnologien bereits in der Entwicklung befänden, bleibe dem Land ebenso wie Bolivien und Chile nur ein begrenztes Zeitfenster, um vom Zustrom ausländischen Kapitals zu profitieren, sagt Oswald Eppers von der Firma K-UTEC.

    "Dabei steht Argentinien mit den beiden anderen führenden Lithiumproduzenten Chile und Australien in einem rasanten globalen Wettbewerb um neue Investitionen. Produktionssteigerungen in Australien und Brasilien sowie Entdeckungen großer Vorkommen in den USA haben den Druck zusätzlich erhöht." 

    Oswald Eppers, Repräsentant von K-UTEC AG Salt Technologies in Argentinien Die Ingenieursfirma aus Sachsen-Anhalt berät Rohstoffunternehmen vor Ort und in ganz Lateinamerika zu ökologisch möglichst verträglichen und zugleich ökonomisch effizienten technischen Lösungen.

    Hochrangige Delegation reist nach Europa

    Vor diesem Hintergrund reiste im Februar 2024 eine Delegation unter der damaligen Staatsekretärin für Bergbau Flavia Royón nach Brüssel, begleitet von den Gouverneuren der Bergbauprovinzen Salta, Jujuy, Catamarca und San Juan. Ziel der Reise war es, die im Juni 2023 von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem damaligen argentinischen Präsidenten Alberto Fernández unterzeichnete Vereinbarung über kritische Rohstoffe mit Leben zu füllen. Der Besuch war auch eine Fortsetzung der Handelsmission "Team-Europe", die im Dezember 2023 stattgefunden hatte, und ist Teil der Global-Gateway-Initiative der EU.

    Die zweite Station war Berlin. Auf der Konferenz zu mineralischen Ressourcen und kritischen Rohstoffen wurde ein Abkommen zur Zusammenarbeit bei kritischen Rohstoffen unterschrieben. Federführend auf deutscher Seite war Franziska Brantner, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Zugleich vereinbarte die deutsche, auf Energiewendeprojekte spezialisierte Firma Eusati unter anderem mit den Provinzregierungen eine Kooperation zur Nutzung der lokalen Lithiumvorkommen. Ziel ist neben dem Lithiumabbau der Aufbau einer Batterieproduktion. Eusati ist eine Tochter des Düsseldorfer Beratungs- und Investmentunternehmens Droege Group.

    Deutsche Unternehmen wünschen sich mehr finanzielle Unterstützung

    Firmenvertreter sehen die offiziellen Bemühungen seitens der EU und auch Deutschlands, über derartige Abkommen stärker in Argentinien Fuß zu fassen, eher skeptisch. Letztlich müsse jedes Unternehmen selbst sehen, wie es sie mit Leben fülle. "Es fehlt an finanziellen Incentives für Investitionen, wie sie beispielsweise Firmen aus den USA geboten werden, oder an Instrumenten, die für Early-Stage-Projekte mit ins Risiko gehen, so wie das die Chinesen vormachen. Natürlich gelingt nicht jedes Projekt, aber das eine oder andere erfolgreiche macht den Schaden mehr als wett", sagt ein deutscher Firmenvertreter.

    Australien und China ganz vorne mit dabei

    Das Geschäft machen derweil vor allem Firmen aus anderen Ländern. Hauptinvestor im argentinischen Lithiumabbau ist Australien. Auch China spielt eine wichtige Rolle. Aus der EU ist – in den weiter fortgeschrittenen Entwicklungsphasen – Eramet aus Frankreich aktiv, gemeinsam mit einem chinesischen Partner. Hinzu kommt das aus steuerlichen Gründen in Irland ansässige Unternehmen Arcadium Lithium, das 2024 aus einer Fusion zwischen Livent (USA) und Allkem (Australien) hervorgegangen ist.

    Nach dem Amtsantritt von Milei hoffen ausländische Investoren auf Marktreformen in Argentinien und blicken vermehrt auf das Land. Allein im Februar 2024 wurden folgende Vorhaben bekannt: 

    • Während des Israel-Besuchs von Milei gab die Regierung bekannt, dass das israelische Unternehmen XtraLit rund 104 Millionen US$ in die Lithiumexploration in Argentinien investieren will. 
    • Bei einem Treffen mit der argentinischen Kammer der Bergbauunternehmen (CAEM) sagte Brian A. Nichols, der stellvertretende US-Außenminister für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre, Argentinien solle als "strategischer Akteur" positioniert werden. Mit am Tisch saßen Vertreter von Arcadium Lithium, Albemarle, Livent, Lake Resources und Lilac Solutions.
    • Milei unterrichtete die Öffentlichkeit von einem Telefonat mit Tesla-Mitbegründer Elon Musk, dieser interessiere sich für Lithium aus Argentinien.

    Deutschland mit einer Firma vertreten

    Bislang wird in Argentinien an drei Salaren Lithium abgebaut (Fénix, Olaroz und Caucharí-Olaroz). Weitere fast 40 Vorhaben befinden sich in der Pipeline, darunter das Projekt Carachi Blanco der Dresdner Firma Deutsche E Metalle (DEM)

    "Derzeit werden Explorationsbohrungen vorbereitet, um die Zusammensetzung und das Volumen des Vorkommens zu quantifizieren, was Grundlage für die Entwicklung einer maßgeschneiderten Gewinnungsmethode ist. Bei erfolgreicher Umsetzung kann in wenigen Jahren eine Anlage vor Ort in Betrieb gehen, die Lithiumhydroxid oder -carbonat direkt an die deutsche oder europäische Batterieindustrie verkauft."

    Micha Zauner Vorstand von DEM

    Neben den bisherigen Akteuren interessieren sich auch andere Länder für argentinisches Lithium. Den jüngsten Vorstoß unternahm Anfang 2024 Khanij Bidesh India (Kabil). Das staatliche Bergbauunternehmen will laut der mit dem Provinzunternehmen CAMYEN geschlossenen Vereinbarung in Catamarca 24 Millionen US$ in die Exploration und Gewinnung von Lithium investieren. Und dies soll erst der Anfang sein.

    Lithiumpreise am Tropf der E-Mobilität

    Das Interesse hält trotz des aktuell niedrigen Lithiumpreises an, selbst wenn verschiedene Investoren vor Ort vorsichtiger agieren. Beispielsweise kündigte Lithium America an, die Investitionen vorläufig zu drosseln und Mitarbeiter zu entlassen ein Phänomen, das derzeit jedoch den gesamten Sektor trifft.

    Grundsätzlich rechnet die Branche aber damit, dass die Notierungen mittelfristig wieder stegen, wobei viel davon abhängt, inwieweit die E-Mobilität weltweit vorangetrieben wird.

    "Der Lithiummarkt ist immer noch recht jung, klein und unterentwickelt. Das befeuert diese hohe Volatilität. Insgesamt ist der Lithiummarkt vor allem regulatorisch getrieben und weniger durch die Nachfrage von Endverbrauchern. Dies führt zu Verunsicherungen und Preissprüngen, wenn beispielsweise in China oder Europa Förderinstrumente auslaufen oder gestrichen werden."

    Michael Schmidt Rohstoffexperte, Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)

    Lithiumpreise auf Berg- und Talfahrt

    Nach einem Spitzenwert von 80.000 US$ pro Tonne Ende 2022 sackte der Lithiumpreis bis Ende 2023 auf unter 15.000 US$ ab. Branchenexperten erklären die niedrigen Preise mit der schwächelnden Konjunktur in China, dem Abbau von Lagerbeständen sowie geringeren oder gestrichenen Subventionen für E-Autos in Europa. Doch hat sich der Preis schon in der Vergangenheit immer sehr volatil gezeigt – und nicht frei von Spekulation.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Global Gateway öffnet sich nach Chile

    Die Europäische Union verstärkt die Kooperation mit dem rohstoff- und energiereichen Chile. Hierfür stellt sie Millionenbeträge bereit. Auch deutsche Firmen sind antragsberechtigt. (Stand: 29.09.2023)

    Lieferengpässe bei Gas, politische Risiken im Handel mit China und die angestrebte Energiewende - Europa steht vor großen Herausforderungen. Und braucht neue Partner. Eine erste Adresse ist das demokratisch ausgerichtete Chile mit seinen gewaltigen Lithium- und Kupfervorkommen sowie exzellenten Bedingungen zur Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom.

    In den vergangenen Monaten haben die Europäische Union und der Andenstaat bereits erste Vereinbarungen getroffen. Während eines Besuchs in Santiago de Chile unterzeichneten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der chilenische Staatspräsident Gabriel Boric im Juni 2023 zwei Abkommen zu grünem Wasserstoff:

    • Team Europe Projekt für die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Chile (spanisch: Proyecto Team Europe para el Desarrollo de Hidrógeno Renovable en Chile)
    • Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile (spanisch: Fondo Team Europe de Hidrógeno Renovable en Chile)

    Nun soll die Zusammenarbeit weiter konkretisiert werden. Hierzu findet am 25. und 26. Oktober 2023 in Santiago de Chile der 5. Chile-Lateinamerika-Gipfel zu grünem Wasserstoff statt (5th Green Hydrogen Summit Chile LAC 2023).

    Auf diesem Gipfel wird die chilenische Entwicklungsagentur Corfo in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für den Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile vorstellen.

    Team Europe in Chile
    Team Europe Projekt für die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Chile

    Programm zur technischen Unterstützung, um die Bedingungen für die Förderung einer grünen und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft in Chile zu verbessern.

     

    Finanzierung: EU, Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK, jeweils 4 Mio. Euro).

     

    Durchführer: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GIZ) in Kooperation mit dem chilenischen Energieministerium.

     

    Zuständig für die Erstellung von Studien ist die spanische Entwicklungsgesellschaft AECID.

    Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile

    Gemeinsame Initiative der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unter der Leitung der Delegation der Europäischen Union.

     

    Der Fonds kombiniert einen Zuschuss von 16,5 Mio. Euro aus der Investitionsfazilität der EU für Lateinamerika und die Karibik (EU LACIF) mit jeweils 100 Mio. Euro an Darlehen der EIB und der KfW.

     

    Die ersten Gelder sollen ab 2024 – in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen, zinsvergünstigten Krediten oder Kreditgarantien – ausgereicht werden. Ziel ist die Stärkung der Energiesicherheit, sowohl in der EU als auch in Chile.

    Quelle: EU-Delegation in Chile 2023

    Vom Abkommen zu grünem Wasserstoff können auch deutsche Firmen profitieren

    Zur Förderung von Projekten im Bereich grüner Wasserstoff in Chile stehen insgesamt rund 216 Millionen Euro bereit, die die EU beziehungsweise ihre Partner – in diesem Fall die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beziehungsweise die Europäische Investitionsbank (EIB) – im Rahmen der Global-Gateway-Initiative der EU investieren wollen. Antragsberechtigt sind auch Vorhaben deutscher Firmen oder Gemeinschaftsprojekte wie zum Beispiel Haru Oni, eine Pilotanlage im Süden Chiles zur Produktion von eFuels, an der auch Siemens Energy und Porsche beteiligt sind.

    Ferner bereiten die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank Kreditprogramme für die Förderung von Projekten in den Bereichen erneuerbare Energie und grüner Wasserstoff für Chile vor, sodass das Land mit Zuflüssen von insgesamt bis zu 1 Milliarde US-Dollar rechnen kann.

    Strategisches Rohstoffabkommen muss weiter konkretisiert werden

    Darüber hinaus schlossen Vertreter der EU und Chiles im Juli 2023 in Brüssel eine Absichtserklärung über eine strategische Rohstoffpartnerschaft ab. Die Unterzeichnung fand am Rande des Gipfeltreffens mit 33 lateinamerikanischen Staaten statt. Die Europäer erhoffen sich vor allem Zugang zu den umfangreichen Lithiumvorkommen Chiles; Chile möchte neben dem Abbau vor allem seine Wertschöpfungskette nach oben erweitern. Weitere Konkretisierungen stehen indessen noch aus.

    Auf deutscher Ebene besteht schon seit zehn Jahren eine bilaterale Vereinbarung zwischen beiden Regierungen zur engen Kooperation im Bereich Bergbau und Rohstoffe, die im Januar 2023 als Deutsch-Chilenische Partnerschaft für Bergbau, Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft erweitert und aktualisiert wurde. Das Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe an der AHK in Santiago steht als Anlaufstelle für Unternehmen, aber auch für Fach-, Bildungs- und Forschungsinstitutionen bereit.

    Global Gateway – die partnerschaftliche Alternative zur Neuen Seidenstraße

    All diese Vorhaben sind Elemente der europäischen Global-Gateway-Initiative. Mit ihrem "Tor zur Welt" setzt die EU seit 2021 dem chinesischen Konzept der "Neuen Seidenstraße" eine nachhaltige und partnerschaftliche Alternative ohne versteckte Abhängigkeiten entgegen. Gleichzeitig will sie sich selbst geopolitisch besser positionieren.

    Unterfüttert werden soll Global Gateway bis 2027 durch Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern von bis zu 300 Milliarden Euro. Davon sollen mehr als 45 Milliarden Euro nach Lateinamerika fließen, so die EU-Kommission. Generelle Schwerpunkte bilden die Bereiche Digitales, Energie und Klima, Transport, Gesundheit, Bildung und Forschung.

    Breite Nutzungsmöglichkeiten für das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus

    In Chile spielt neben Wasserstoff und Lithium der Bereich Digitales eine hervorragende Rolle. So unterstützt die EU die renommierte Universidad de Chile mit 4 Millionen Euro bei der Auswertung von Daten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Denn während die Nutzer unentgeltlichen Zugriff auf die riesigen Mengen an Daten der satelliten-, boden-, luft- und seegestützten Messsysteme haben, erfolgt die Verarbeitung der Daten nicht kostenlos.

    Mit den Mitteln will die Universität einen Daten-Hub für die gesamte Region Lateinamerika und Karibik aufbauen. Anwendungsmöglichkeiten wären unter anderem:

    • die Lokalisierung günstiger Standorte für Meerwasserentsalzungsanlagen (Orte, an den möglichst wenige Fische oder Wale leben)
    • Katastrophenmanagement
    • Erforschung des Klimawandels
    • Unterstützung von Wiederaufforstungsmaßnahmen
    • Grundwasser-Mapping für fragile Salare bei der Ausbeutung von Lithium.

    EllaLink – die digitale Datenautobahn zwischen Europa und Lateinamerika

    Eine zentrale Rolle kommt hierbei EllaLink zu. Seit 2021 verbindet das Telekommunikations-Seekabel die Stadt Fortaleza im Nordosten Brasiliens mit Sines in Portugal. Das von der EU im Rahmen des BELLA-Programms mit 26,5 Millionen Euro kofinanzierte optische Kabel ist die erste direkte Datenverbindung mit hoher Kapazität zwischen den beiden Kontinenten. EllaLink schafft somit die Voraussetzung dafür, dass Copernicus-Daten schnell und günstig bis nach Chile gelangen.

    Generell soll BELLA die Möglichkeiten für den wissenschaftlichen, akademischen und kulturellen Austausch erweitern. Im Rahmen von Global Gateway soll die Nutzung kontinuierlich ausgebaut werden.

    Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile

  • Entwicklungsbanken fördern Chiles Dekarbonisierung

    Chile erhält Kredite zur Förderung von grünem Wasserstoff. Die Projekte sollen die Erzeugung und Verwendung im Land ankurbeln. Dabei gibt es aber Hindernisse. (Stand: 04.07.2023)

    Aus Europa und von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) erhielt Chile im Juni 2023 Zusagen für Kredite und Zuschüsse in Höhe von 638 Millionen US-Dollar (US$). Mit dem Geld will Chile konkrete Wasserstoff-Projekte finanzieren und die Rahmenbedingungen für seine eigene Energiewende verbessern.

    Ziel des Andenstaats ist es, zu einem der größten Exporteure von grünem Wasserstoff aufzusteigen. Aufgrund der guten Produktionsbedingungen für grünen Strom zählt Chile weltweit zu den Ländern mit dem größten Potential für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Der Norden des Landes hat die höchste Sonneneinstrahlung auf der Erde und vor der Südküste wehen konstante Winde aus dem Pazifik.

    Interamerikanische Entwicklungsbank bewilligt Darlehen

    Von der IDB erhält Chile ein Darlehen in Höhe von 400 Millionen US$, um seine grüne Wasserstoffindustrie auszubauen. Mit den Mitteln will die chilenische Regierung technologische Innovationen und Forschung unterstützen sowie die private Finanzierung von neuen Projekten erleichtern. Institutionen, Unternehmen und Beschäftigte aus der Industrie sollen von den Maßnahmen profitieren.

    Davon gehen 350 Millionen US$ in Investitionen in Projekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Speziell entwickelte Finanzierungsinstrumente stellen Kredite und Garantien bereit. Die Finanzierung richtet sich an größere Unternehmen zum Kauf oder zur Installation von Elektrolyse-Anlagen. Dabei strebt die Bank eine Größenordnung von 50 Millionen US$ pro Vorgang an.

    Weitere 50 Millionen US$ stellt die IDB bereit, um die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der chilenischen Wasserstoffindustrie zu verbessern. Ziel ist es, die Inlandsnachfrage nach Wasserstoff anzukurbeln. Für die chilenische Energiewende sollen Unternehmen Anreize erhalten, Wasserstoff in ihren Produktionsprozessen zu nutzen. So will das Land seine Wirtschaft dekarbonisieren.

    Speziell gefördert werden die Aus- und Fortbildung sowie die Schaffung von Zwischenprodukten und Dienstleistungen in der Wasserstoffindustrie. Ebenfalls werden angewandte Forschung und die Entwicklung technologischer Innovationen finanziert und das Unternehmertum gefördert.

    Verantwortlich für die Umsetzung der Maßnahmen ist die chilenische Wirtschaftsfördergesellschaft CORFO (Corporación de Fomento de la Producción). CORFO schreibt somit die notwendigen Waren und Dienstleistungen aus. An den Ausschreibungen können Firmen und Einzelpersonen aus allen Mitgliedsländern der IDB teilnehmen, darunter aus Deutschland.

    Europa fördert klimaneutralen Wasserstoff in Chile

    Für seine Energiewende benötigt Europa grünen Wasserstoff und sucht überall auf der Welt nach Bezugsquellen. Dabei hat es seit Längerem das Andenland im Visier. Beim Besuch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Juni 2023 unterzeichneten die EU und Chile Kreditverträge zur Finanzierung und technischen Unterstützung des Wasserstoffsektors.

    Insgesamt geht es um Kredite in Höhe von 216,5 Millionen Euro. Federführend bei der Kreditvergabe sind die Europäische Investitionsbank (EIB) sowie die deutsche KfW Entwicklungsbank. Beide Banken stellen jeweils bis zu 100 Millionen Euro bereit. Ein weiterer Zuschuss von 16,5 Millionen Euro stammt aus der Investitionsfazilität der EU für Lateinamerika und die Karibik (LACIF).

    Beide Seiten wollen mit dem Geld die Dekarbonisierung der chilenischen Wirtschaft fördern und grüne Arbeitsplätze schaffen. Dabei sollen Geschäftschancen für chilenische und europäische Unternehmen entstehen. Gleichzeitig soll die europäische Nachfrage nach klimaneutralem Wasserstoff gedeckt werden.

    "Team Europa fördert mit vereinten Kräften eine Investitionspriorität der Global-Gateway-Initiative, die Chiles ehrgeizigen Klimaschutzzielen entspricht. Die EIB Global ist der richtige Partner für das Land. Ich freue mich, dass die Zusammenarbeit zwischen Europa und Chile dank Projekten wie diesem wächst." sagte Kristin Lang, Leiterin der EIB-Abteilung Öffentlicher Sektor - Lateinamerika und Karibik.

    Auch für die Kredite der Europäer ist CORFO zuständig. Sie leitet die Mittel an Initiativen für grünen Wasserstoff in Chile weiter.

    Unternehmen bieten sich Geschäftsmöglichkeiten

    Deutsche Unternehmen können von der Dekarbonisierung in Chile profitieren. Im chilenischen Solarmarkt und beim Aufbau der Wasserstoffindustrie bieten sich Geschäftsmöglichkeiten als Lieferant von moderner Umwelt- und Energietechnik sowie bei Planung, Bau und Inbetriebnahme von Solarkraftwerken und Elektrolyse-Anlagen. Beratende Ingenieure können bei Planungsverfahren und Machbarkeitsstudien zum Zuge kommen.

    Germany Trade & Invest (GTAI) informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen internationaler Geberorganisationen in Chile.

    Wasserstoffsektor braucht politische und technische Unterstützung

    Die Kredite kommen zur rechten Zeit, um insbesondere Hindernisse bei der Erzeugung und beim Transport von grünem Strom in Chile aus dem Weg zu räumen. Ohne grünen Strom gibt es auch keinen klimaneutralen Wasserstoff.

    Die Investitionen in die grüne Wasserstoffindustrie in Chile stecken noch in den Kinderschuhen und stehen vor den typischen Herausforderungen einer im Entstehen begriffenen Industrie. Aktuell gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Projekten mit noch hohen Kosten. Zudem ist ungewiss, wie leistungsfähig die Technologie über einen längeren Zeitraum ist.

    Probleme haben aktuell auch die Erzeuger von grünem Strom in Chile. Sie stehen vor massiven Finanzproblemen. Gründe sind technische Faktoren wie mangelnde Netz- und Übertragungskapazitäten. Hinzu kommen regulatorische Defizite, welche zu einem zu niedrigen Einspeisepreis für Strom aus erneuerbaren Energien in das Hochspannungsnetz führen. Die Produzenten von grünem Strom erleiden finanzielle Verluste, die ersten Insolvenzen wurden bereits beantragt, weitere drohen.

    Internationale Banken, darunter die KfW IPEX-Bank, werden keine weiteren Solar- und Windparks in Chile finanzieren, solange sich die Marktbedingungen nicht verbessern.

    Von Martin Walter | Bonn

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