Die EU betrachtet Lateinamerika als wichtige Partnerregion. Erneuerbare Energien, Rohstoffe und digitale Partnerschaften sind zentrale Global-Gateway-Vorhaben.
Lateinamerika und die Karibik haben 2024 die Asien-Pazifikregion als zweitwichtigste Zielregion von Global Gateway abgelöst; zumindest nach der Anzahl der Flagship-Projekte. Für Lateinamerika hat die EU 2023 und 2024 insgesamt 47 Leuchtturmprojekte ausgewählt, die sie gemeinsam mit ihren Partnerländern in der Region auf den Weg bringen will. Auf dem EU-Lateinamerika-Gipfel im Juli 2023 hat die EU ein Investitionsziel in Höhe von 45 Milliarden Euro bis 2027 angekündigt. Grundlage dafür ist eine gemeinsame Global-Gateway-Investitionsagenda.
Überregionale Projekte in den Bereichen Digitalinfrastruktur, Forschung und Start-Up-Förderung sind Teil der Global-Gateway-Initiative. (Stand: 18.12.2024)
Lateinamerika ist eine wichtige Partnerregion der Europäischen Union. Eines der Fokusthemen dabei ist Digitalisierung. Im Rahmen ihrer Konnektivitätsinitiative Global Gateway gibt es verschiedene Leuchtturmprojekte in der Region.
Die EU und 20 lateinamerikanische Staaten haben 2023 die EU-LAC Digital Alliance ins Leben gerufen. Damit wollen sie ihre Zusammenarbeit zu Digitalisierungsthemen ausweiten. Die EU finanziert die Allianz mit 172 Millionen Euro. Die Beteiligten betonen gemeinsame Werte und Ziele: ein demokratisches und transparentes Umfeld fördern, die Privatsphäre schützen und digitale Rechte gewährleisten. Dabei bauen sie auf bestehende Kooperationen auf. Ein wichtiges Instrument der Zusammenarbeit sind Politikdialoge zu Themen wie Datenschutz, Datenflüssen, Cybersecurity, Künstlicher Intelligenz und Satellitendaten. Darüber hinaus umfasst die Allianz drei konkrete Initiativen, diese werden zu den Global-Gateway-Leuchtturmprojekten gezählt.
BELLA II: Anschluss weiterer Länder in Lateinamerika und der Karibik an das Ella Link Glasfaserkabel
Errichtung von Copernicus-Datenzentren in Panama und Chile
Aufbau eines "EU LAC Digital Accelerators"-Plattform für Start-Ups und Unternehmen.
Erweiterung der digitalen Infrastruktur geplant
Das Unterseekabel Ella Link verbindet seit 2021 Europa (Sines, Portugal) und Lateinamerika (Fortaleza, Brasilien) und ist die erstedirekte Hochleistungsdatenleitung zwischen beiden Kontinenten. Dies geschah im Rahmen des BELLA-Projekts, das die EU gemeinsam mit verschiedenen Partnern umgesetzt hatte. Die EU finanzierte 50 Prozent dieses Leuchtturmprojektes. Das Gesamtvolumen betrug 53 Millionen Euro. Schwerpunktnutzer der Datenübertragung sind Forschungsinstitutionen auf beiden Kontinenten.
Seit 2023 läuft das Nachfolgeprogramm BELLA II, das neben der Anbindung weiterer Länder in Lateinamerika an das Datenkabel auch Elemente zur Bildung und Innovationsförderung beinhaltet. Die EU finanziert das Projekt mit 13 Millionen Euro über das Außenhilfeinstrument NDICI. Durchführer ist RedCLARA, ein Internetforschungsnetzwerk mit Sitz in Uruguay, dessen Träger 13 lateinamerikanische Staaten sind.
BELLA II verfolgt folgende Ziele:
Planung, Bau und Betrieb von digitaler Infrastruktur zur Anbindung von Peru, Costa Rica, Guatemala, El Salvador und Honduras an die übrige Infrastruktur von BELLA. Gegebenenfalls Ausdehnung auf Karibikstaaten, Mexiko, Belize, Bolivien, Paraguay und Uruguay.
Nutzung digitaler Technologien zur Entwicklung digitaler Forschungs- und Bildungslösungen
Intensivierung der Kooperation mit europäischen digitalen Ökosystemen in Forschung und Bildung
Beteiligung an europäischen Initiativen zur Anwendung von Technologien für die digitale Transformation
Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren Aufträge zur Umsetzung der geplanten Aktivitäten vergeben werden. RedCLARA schrieb 2024 eine Beratervertrag zur Entwicklung eines Beschaffungsprozederes für BELLA II aus.
Außerdem finanzieren die EU und ihre Mitgliedsstaaten weitere Projekte zum Ausbau der Digitalinfrastruktur in Lateinamerika, zum Beispiel in Kolumbien, El Salvador und der Dominikanischen Republik.
Zusammenarbeit mit europäischem Erdbeobachtungssystem
Teil der Kooperation ist auch die Ausweitung der Copernicus-Zusammenarbeit. Das EU-Erdbeobachtungsprogramm umfasst Informationsdienste auf der Basis satellitengestützter Erdbeobachtung und weiterer Quellen. Die Daten sind für viele Nutzergruppen frei zugänglich. Mit Chile, Kolumbien und Brasilien unterzeichnete die EU bereits 2018 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit. Copernicus profitiert von der Kooperation durch Zugang zu Daten aus regionalen Beobachtungsnetzen sowie des brasilianischen Erdbeobachtungssatelliten.
Die lateinamerikanischen Partner erhalten im Rahmen der Digitalallianz einen Datentransfer aus dem EU-Erdbeobachtungsprogramm und Unterstützung bei der Auswertung. So wollen sie Ansätze zum Umgang mit Umweltproblemen, dem Klimawandel und Naturkatastrophen sowie für das Wassermanagement erarbeiten.
Die Aktivitäten konzentrieren sich auf zwei regionale Copernicus-Zentren, eines in Chile und eines in Panama. Die Zusammenarbeit in Chile ist bereits etabliert. Ihre Schwerpunkte sind die Beobachtung der Landbedeckung und -nutzung, des städtischen Raums und das Monitoring der Ozeane. In Panama wurde die Vereinbarung zum Aufbau eines regionalen Copernicus-Zentrums 2022 geschlossen. Erste Pilotvorhaben befassen sich mit der Nutzung von Copernicus-Daten für die Verringerung des Katastrophenrisikos und für ein Risiko- und Recovery Mapping.
Im Rahmen der Initiative organisiert eine LAC Copernicus Academy einen strukturierten Dialog zwischen Hochschulen, Politik, Bürgern und Unternehmen. Ziel ist die Ableitung und Entwicklung konkreter Anwendungsmöglichkeiten aus der Copernicus-Kooperation. Für Unternehmen mit Geschäftsmodellen zur Auswertung großer Datenmengen können sich Anknüpfungspunkte ergeben.
Digitale Plattform für Start-ups
Die Initiative EU LAC Digital Accelerator zielt darauf ab, etablierte Unternehmen und innovative Start-ups aus der EU, Lateinamerika und Karibik zusammenzubringen und bis zur Investitionsreife zu unterstützen. So soll Technologieentwicklung für die digitale Transformation vorangetrieben werden. Weitere Partner des Accelerators sind Investoren und Finanzierungsinstitutionen wie die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank.Der Kick-off der Initiative fand im März 2023 in Kolumbien statt. Durchführungsorganisation ist Tecnalia, ein spanisches Forschungs- und Technologiezentrum. Die Initiative ist auf vielen einschlägigen Veranstaltungen präsent. In Deutschland stellte sich der Accelerator beim Lateinamerikatag 2024 in Hamburg vor.
Herzstück der Initiative ist eine digitale Matchmaking-Plattform. Dort können Start-ups ihre Produkte präsentieren und etablierte Unternehmen ihre Problemstellungen im Bereich der digitalen Transformation hinterlegen. Die Initiative bietet auch eine individuelle Begleitung. Zudem finden regelmäßig Ideenwettwerbe statt. Der deutsche Konzern Henkel nutzt die Plattform bereits, um unter anderem nach Start-ups zu suchen, die Lösungen für mehr Ressourceneffizienz in Waschsalons entwickeln.
Argentinien bietet viel, was Europa braucht: Rohstoffe, Energie, Nahrungsmittel. Über die schon bestehenden EU-Projekte hinaus fehlt es der Initiative aber an konkreten Neuvorhaben. (Stand: 25.06.2024)
Politische Risiken im Handel mit China und die angestrebte Diversifizierung bei der Einfuhr kritischer Produkte – Europa steht vor großen Herausforderungen. Und braucht neue Partner. Eine Adresse könnte Argentinien sein mit seinen zahlreichen Rohstoffvorkommen – speziell Lithium – sowie hervorragenden Bedingungen zur Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom. Dies gilt umso mehr, da der seit Dezember 2023 amtierende Präsident Javier Milei seine Politik deutlich stärker nach Westen ausrichtet als die Vorgängerregierungen.
Argentinien Ehrengast bei der nächsten EU-Rohstoffwoche 2024
Nicht grundlos ist Argentinien deshalb Ehrengast auf der nächsten "Raw Materials Week" vom 9. bis 13. Dezember 2024 in Brüssel. Allerdings sieht sich das südamerikanische Land selbst großen innenpolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber. In der Folge bewegen sich selbst interessierte ausländische Unternehmen im "Wait-and-see"-Modus.
Solange das so ist, bleiben der EU nur flankierende Maßnahmen, um interessierte Unternehmen aus der EU und Argentinien zusammenzubringen. Und deshalb baut auch die Global-Gateway-Initiative der Europäischen Union (EU) bislang im Wesentlichen noch auf den bereits im Rahmen von Team Europe initiierten Projekten auf.
Eindeutige Priorität bei den Team-Europe-Projekten in Argentinien hat das Thema Klima und Energie. Darunter ist neben der Erzeugung erneuerbarer Energie etwa ein Projekt zu verbessertem Abfallmanagement in Patagonien sowie ein weiteres zum Schutz des Gran Chaco Americano subsumiert. Bei letzterem handelt es sich um ein länderübergreifendes Vorhaben, das neben Argentinien auch Paraguay, Bolivien und Brasilien einbezieht.
Darüber hinaus umfasst "Klima und Energie" jedoch insbesondere das Thema kritische Rohstoffe wie Lithium und Kupfer einschließlich des Aufbaus von Wertschöpfungsketten wie einer Batterieproduktion.
Vor diesem Hintergrund reiste im Februar 2024 eine Delegation unter der damaligen Staatssekretärin für Bergbau Flavia Royón unter anderem nach Brüssel, begleitet von den Gouverneuren der Bergbauprovinzen Salta, Jujuy, Catamarca und San Juan. Ziel war es, die im Juni 2023 von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem damaligen argentinischen Präsidenten Alberto Fernández unterzeichnete Vereinbarung über kritische Rohstoffe mit Leben zu füllen.
Daraufhin war die EU im Mai 2024 mit einem, wenn auch bescheidenen Stand auf der wichtigen Bergbaumesse Expo San Juan Minera vertreten. Für Juli ist ein hochkarätig besetztes Seminar in Jujuy zu kritischen Rohstoffen geplant. Auch auf der Veranstaltung "13th International Seminar: Lithium in South America 2024" in Jujuy im Oktober 2024 wird die EU Flagge zeigen.
Klammer für alle bestehenden Projekte zwischen EU-Ländern und Argentinien
Generell bildet Global Gateway eine "großzügige" Klammer für alle bereits bestehenden gemeinsamen Projekte der Mitgliedsstaaten. Deutschland etwa ist in Argentinien bereits seit Jahren aktiv in den Bereichen erneuerbare Energie und Wasserstoff, etwa mit dem von der EU unterstützten Projekt Euroclima, an dem auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ mitarbeitet. Allerdings sind im Rahmen von Global Gateway bisher keine neuen Gelder hierfür geflossen.
Im Bereich Digitalisierung geht es beim "Internet for All"-Projekt, an dem Deutschland ebenfalls beteiligt ist, um die Steigerung der Konnektivität. Denn der Flächenstaat Argentinien ist bislang kaum mit optischen Kabeln erschlossen. Bis 2027 will die EU für ganz Lateinamerika und die Karibik satte 45 Milliarden Euro für Investitionen in Soft- und Hardware-Infrastruktur mobilisieren.
Global Gateway heißt vor allem Reisen und miteinander Reden
Ansonsten bedeutet Global Gateway in den Worten eines EU-Vertreters derzeit für Argentinien zunächst nur: "Wir reisen zusammen und wir repräsentieren zusammen."Darüber hinausgehende zusätzliche konkrete Vorhaben fehlten bislang. Das liege zum einen an mangelnden Finanzierungsoptionen. Dies komme speziell im verschuldeten Argentinien mit seinen hohen Fremdkapitalrisiken zum Tragen. Bislang gebe es beispielsweise keine Garantien der Europäischen Entwicklungsbank für Global-Gateway-Projekte in dem Land.
Eine gewisse Zugkraft könnte das geplante Incentive-Gesetz für Großprojekte (Régimen de Incentivos a las Grandes Inversiones, RIGI) entwickeln. Mit ihm will Argentinien Investitionen in Höhe von mehr als 200 Millionen US-Dollar steuerlich unterstützen.
Ein weiterer Hemmschuh dürfte indessen sein, dass in der EU mit wenigen Ausnahmen wie Eramet aus Frankreich keine großen Bergbaukonzerne beheimatet sind. Stattdessen liegen die Stärken der europäischen – und auch der deutschen – Firmen eher im Zulieferbereich. "Und zum Investieren kann man kein Unternehmen zwingen", so eine Rohstoffexpertin.
Nach Einschätzung einer Vertreterin der EU ist Argentinien angesichts der großen natürlichen Potenziale jedoch grundsätzlich für Unternehmen aus dem Ausland interessant. Aufgrund der bestehenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten beziehungsweise des hohen Länderrisikos gelte dies derzeit jedoch in erster Linie für Großunternehmen, die sich mit einem weiteren Standbein diversifizieren wollten, und weniger für kleinere und mittlere Unternehmen mit geringeren Reserven in der Hinterhand. Andere Länder wie die USA, Kanada und nicht zuletzt China machen dies vor, allen voran im Bergbau.
Anfang 2024 haben Deutschland und Argentinien eine Kooperation bei kritischen Rohstoffen unterzeichnet. Speziell bei Lithium ist der Andenstaat ein spannender Partner. (Stand: 3.4.2024)
Argentinien besitzt weltweit die drittgrößten Lithiumvorkommen. Bei der Förderung steht das Land auf Rang 4. Doch die Tendenz zeigt nach oben. Dank vieler neuer Projekte könnte der Andenstaat künftig auf Rang 3 aufsteigen. Für das extrem devisenknappe Land ist das eine erfreuliche Entwicklung. Schon 2023 konnte Argentinien die Einnahmen aus dem Lithiumexport um 20,2 Prozent auf 385 Millionen US-Dollar (US$) steigern – und dies, obwohl der Lithiumpreis derzeit im Keller ist.
Jedoch schafft es das hochverschuldete Land nicht aus eigener Kraft, den für die Energiewende so wichtigen Rohstoff stärker zu erschließen. Damit die Einnahmen künftig noch mehr sprudeln, braucht es Investoren aus dem Ausland.
Milei-Regierung bevorzugt Investoren aus dem Westen
Wie in der gesamten Außenpolitik orientiert sich die neue Regierung unter Präsident Javier Milei dabei stärker nach Westen. Die Absage des Beitritts zur BRICS-Staatengruppe Ende 2023 war nur ein Beispiel. Speziell China steht die Milei-Regierung kritischer gegenüber als ihre Vorgängerinnen und bevorzugt Investitionen aus Europa und Amerika.
Doch Argentinien sollte sich beeilen. Da sich alternative Batterietechnologien bereits in der Entwicklung befänden, bleibe dem Land – ebenso wie Bolivien und Chile– nur ein begrenztes Zeitfenster, um vom Zustrom ausländischen Kapitals zu profitieren, sagt Oswald Eppers von der Firma K-UTEC.
"Dabei steht Argentinien mit den beiden anderen führenden Lithiumproduzenten Chile und Australien in einem rasanten globalen Wettbewerb um neue Investitionen. Produktionssteigerungen in Australien und Brasilien sowie Entdeckungen großer Vorkommen in den USA haben den Druck zusätzlich erhöht."
Oswald Eppers, Repräsentant von K-UTEC AG Salt Technologies in Argentinien
Die Ingenieursfirma aus Sachsen-Anhalt berät Rohstoffunternehmen vor Ort und in ganz Lateinamerika zu ökologisch möglichst verträglichen und zugleich ökonomisch effizienten technischen Lösungen.
Hochrangige Delegation reist nach Europa
Vor diesem Hintergrund reiste im Februar 2024 eine Delegation unter der damaligen Staatsekretärin für Bergbau Flavia Royón nach Brüssel, begleitet von den Gouverneuren der Bergbauprovinzen Salta, Jujuy, Catamarca und San Juan. Ziel der Reise war es, die im Juni 2023 von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem damaligen argentinischen Präsidenten Alberto Fernández unterzeichnete Vereinbarung über kritische Rohstoffe mit Leben zu füllen. Der Besuch war auch eine Fortsetzung der Handelsmission "Team-Europe", die im Dezember 2023 stattgefunden hatte, und ist Teil der Global-Gateway-Initiative der EU.
Die zweite Station war Berlin. Auf der Konferenz zu mineralischen Ressourcen und kritischen Rohstoffen wurde ein Abkommen zur Zusammenarbeit bei kritischen Rohstoffen unterschrieben. Federführend auf deutscher Seite war Franziska Brantner, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Zugleich vereinbarte die deutsche, auf Energiewendeprojekte spezialisierte Firma Eusati unter anderem mit den Provinzregierungen eine Kooperation zur Nutzung der lokalen Lithiumvorkommen. Ziel ist neben dem Lithiumabbau der Aufbau einer Batterieproduktion. Eusati ist eine Tochter des Düsseldorfer Beratungs- und Investmentunternehmens Droege Group.
Deutsche Unternehmen wünschen sich mehr finanzielle Unterstützung
Firmenvertreter sehen die offiziellen Bemühungen seitens der EU und auch Deutschlands, über derartige Abkommen stärker in Argentinien Fuß zu fassen, eher skeptisch. Letztlich müsse jedes Unternehmen selbst sehen, wie es sie mit Leben fülle. "Es fehlt an finanziellen Incentives für Investitionen, wie sie beispielsweise Firmen aus den USA geboten werden, oder an Instrumenten, die für Early-Stage-Projekte mit ins Risiko gehen, so wie das die Chinesen vormachen. Natürlich gelingt nicht jedes Projekt, aber das eine oder andere erfolgreiche macht den Schaden mehr als wett", sagt ein deutscher Firmenvertreter.
Australien und China ganz vorne mit dabei
Das Geschäft machen derweil vor allem Firmen aus anderen Ländern. Hauptinvestor im argentinischen Lithiumabbau ist Australien. Auch China spielt eine wichtige Rolle. Aus der EU ist – in den weiter fortgeschrittenen Entwicklungsphasen – Eramet aus Frankreich aktiv, gemeinsam mit einem chinesischen Partner. Hinzu kommt das aus steuerlichen Gründen in Irland ansässige Unternehmen Arcadium Lithium, das 2024 aus einer Fusion zwischen Livent (USA) und Allkem (Australien) hervorgegangen ist.
Nach dem Amtsantritt von Milei hoffen ausländische Investoren auf Marktreformen in Argentinien und blicken vermehrt auf das Land. Allein im Februar 2024 wurden folgende Vorhaben bekannt:
Während des Israel-Besuchs von Milei gab die Regierung bekannt, dass das israelische Unternehmen XtraLit rund 104 Millionen US$ in die Lithiumexploration in Argentinien investieren will.
Bei einem Treffen mit der argentinischen Kammer der Bergbauunternehmen (CAEM) sagte Brian A. Nichols, der stellvertretende US-Außenminister für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre, Argentinien solle als "strategischer Akteur" positioniert werden. Mit am Tisch saßen Vertreter von Arcadium Lithium, Albemarle, Livent, Lake Resources und Lilac Solutions.
Milei unterrichtete die Öffentlichkeit von einem Telefonat mit Tesla-Mitbegründer Elon Musk, dieser interessiere sich für Lithium aus Argentinien.
"Derzeit werden Explorationsbohrungen vorbereitet, um die Zusammensetzung und das Volumen des Vorkommens zu quantifizieren, was Grundlage für die Entwicklung einer maßgeschneiderten Gewinnungsmethode ist. Bei erfolgreicher Umsetzung kann in wenigen Jahren eine Anlage vor Ort in Betrieb gehen, die Lithiumhydroxid oder -carbonat direkt an die deutsche oder europäische Batterieindustrie verkauft."
Micha Zauner
Vorstand von DEM
Neben den bisherigen Akteuren interessieren sich auch andere Länder für argentinisches Lithium. Den jüngsten Vorstoß unternahm Anfang 2024 Khanij Bidesh India (Kabil). Das staatliche Bergbauunternehmen will laut der mit dem Provinzunternehmen CAMYEN geschlossenen Vereinbarung in Catamarca 24 Millionen US$ in die Exploration und Gewinnung von Lithium investieren. Und dies soll erst der Anfang sein.
Lithiumpreise am Tropf der E-Mobilität
Das Interesse hält trotz des aktuell niedrigen Lithiumpreises an, selbst wenn verschiedene Investoren vor Ort vorsichtiger agieren. Beispielsweise kündigte Lithium America an, die Investitionen vorläufig zu drosseln und Mitarbeiter zu entlassen – ein Phänomen, das derzeit jedoch den gesamten Sektor trifft.
Grundsätzlich rechnet die Branche aber damit, dass die Notierungen mittelfristig wieder stegen, wobei viel davon abhängt, inwieweit die E-Mobilität weltweit vorangetrieben wird.
"Der Lithiummarkt ist immer noch recht jung, klein und unterentwickelt. Das befeuert diese hohe Volatilität. Insgesamt ist der Lithiummarkt vor allem regulatorisch getrieben und weniger durch die Nachfrage von Endverbrauchern. Dies führt zu Verunsicherungen und Preissprüngen, wenn beispielsweise in China oder Europa Förderinstrumente auslaufen oder gestrichen werden."
Michael Schmidt
Rohstoffexperte, Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Lithiumpreise auf Berg- und Talfahrt
Nach einem Spitzenwert von 80.000 US$ pro Tonne Ende 2022 sackte der Lithiumpreis bis Ende 2023 auf unter 15.000 US$ ab. Branchenexperten erklären die niedrigen Preise mit der schwächelnden Konjunktur in China, dem Abbau von Lagerbeständen sowie geringeren oder gestrichenen Subventionen für E-Autos in Europa. Doch hat sich der Preis schon in der Vergangenheit immer sehr volatil gezeigt – und nicht frei von Spekulation.
Die Europäische Union verstärkt die Kooperation mit dem rohstoff- und energiereichen Chile. Hierfür stellt sie Millionenbeträge bereit. Auch deutsche Firmen sind antragsberechtigt. (Stand: 29.09.2023)
Lieferengpässe bei Gas, politische Risiken im Handel mit China und die angestrebte Energiewende - Europa steht vor großen Herausforderungen. Und braucht neue Partner. Eine erste Adresse ist das demokratisch ausgerichtete Chile mit seinen gewaltigen Lithium- und Kupfervorkommen sowie exzellenten Bedingungen zur Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom.
In den vergangenen Monaten haben die Europäische Union und der Andenstaat bereits erste Vereinbarungen getroffen. Während eines Besuchs in Santiago de Chile unterzeichneten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der chilenische Staatspräsident Gabriel Boric im Juni 2023 zwei Abkommen zu grünem Wasserstoff:
Team Europe Projekt für die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Chile (spanisch: Proyecto Team Europe para el Desarrollo de Hidrógeno Renovable en Chile)
Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile (spanisch: Fondo Team Europe de Hidrógeno Renovable en Chile)
Nun soll die Zusammenarbeit weiter konkretisiert werden. Hierzu findet am 25. und 26. Oktober 2023 in Santiago de Chile der 5. Chile-Lateinamerika-Gipfel zu grünem Wasserstoff statt (5th Green Hydrogen Summit Chile LAC 2023).
Auf diesem Gipfel wird die chilenische Entwicklungsagentur Corfo in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für den Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile vorstellen.
Team Europe in Chile
Team Europe Projekt für die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Chile
Programm zur technischen Unterstützung, um die Bedingungen für die Förderung einer grünen und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft in Chile zu verbessern.
Finanzierung: EU, Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK, jeweils 4 Mio. Euro).
Durchführer: Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GIZ) in Kooperation mit dem chilenischen Energieministerium.
Zuständig für die Erstellung von Studien ist die spanische Entwicklungsgesellschaft AECID.
Team Europe Fonds für grünen Wasserstoff in Chile
Gemeinsame Initiative der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unter der Leitung der Delegation der Europäischen Union.
Der Fonds kombiniert einen Zuschuss von 16,5 Mio. Euro aus der Investitionsfazilität der EU für Lateinamerika und die Karibik (EU LACIF) mit jeweils 100 Mio. Euro an Darlehen der EIB und der KfW.
Die ersten Gelder sollen ab 2024 – in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen, zinsvergünstigten Krediten oder Kreditgarantien – ausgereicht werden. Ziel ist die Stärkung der Energiesicherheit, sowohl in der EU als auch in Chile.
Quelle: EU-Delegation in Chile 2023
Vom Abkommen zu grünem Wasserstoff können auch deutsche Firmen profitieren
Zur Förderung von Projekten im Bereich grüner Wasserstoff in Chile stehen insgesamt rund 216 Millionen Euro bereit, die die EU beziehungsweise ihre Partner – in diesem Fall die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beziehungsweise die Europäische Investitionsbank (EIB) – im Rahmen der Global-Gateway-Initiative der EU investieren wollen. Antragsberechtigt sind auch Vorhaben deutscher Firmen oder Gemeinschaftsprojekte wie zum Beispiel Haru Oni, eine Pilotanlage im Süden Chiles zur Produktion von eFuels, an der auch Siemens Energy und Porsche beteiligt sind.
Ferner bereiten die Weltbank und die Interamerikanische Entwicklungsbank Kreditprogramme für die Förderung von Projekten in den Bereichen erneuerbare Energie und grüner Wasserstoff für Chile vor, sodass das Land mit Zuflüssen von insgesamt bis zu 1 Milliarde US-Dollar rechnen kann.
Strategisches Rohstoffabkommen muss weiter konkretisiert werden
Darüber hinaus schlossen Vertreter der EU und Chiles im Juli 2023 in Brüssel eine Absichtserklärung über eine strategische Rohstoffpartnerschaft ab. Die Unterzeichnung fand am Rande des Gipfeltreffens mit 33 lateinamerikanischen Staaten statt. Die Europäer erhoffen sich vor allem Zugang zu den umfangreichen Lithiumvorkommen Chiles; Chile möchte neben dem Abbau vor allem seine Wertschöpfungskette nach oben erweitern. Weitere Konkretisierungen stehen indessen noch aus.
Auf deutscher Ebene besteht schon seit zehn Jahren eine bilaterale Vereinbarung zwischen beiden Regierungen zur engen Kooperation im Bereich Bergbau und Rohstoffe, die im Januar 2023 als Deutsch-Chilenische Partnerschaft für Bergbau, Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft erweitert und aktualisiert wurde. Das Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe an der AHK in Santiago steht als Anlaufstelle für Unternehmen, aber auch für Fach-, Bildungs- und Forschungsinstitutionen bereit.
Global Gateway – die partnerschaftliche Alternative zur Neuen Seidenstraße
All diese Vorhaben sind Elemente der europäischen Global-Gateway-Initiative. Mit ihrem "Tor zur Welt" setzt die EU seit 2021 dem chinesischen Konzept der "Neuen Seidenstraße" eine nachhaltige und partnerschaftliche Alternative ohne versteckte Abhängigkeiten entgegen. Gleichzeitig will sie sich selbst geopolitisch besser positionieren.
Unterfüttert werden soll Global Gateway bis 2027 durch Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern von bis zu 300 Milliarden Euro. Davon sollen mehr als 45 Milliarden Euro nach Lateinamerika fließen, so die EU-Kommission. Generelle Schwerpunkte bilden die Bereiche Digitales, Energie und Klima, Transport, Gesundheit, Bildung und Forschung.
Breite Nutzungsmöglichkeiten für das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus
In Chile spielt neben Wasserstoff und Lithium der Bereich Digitales eine hervorragende Rolle. So unterstützt die EU die renommierte Universidad de Chile mit 4 Millionen Euro bei der Auswertung von Daten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Denn während die Nutzer unentgeltlichen Zugriff auf die riesigen Mengen an Daten der satelliten-, boden-, luft- und seegestützten Messsysteme haben, erfolgt die Verarbeitung der Daten nicht kostenlos.
Mit den Mitteln will die Universität einen Daten-Hub für die gesamte Region Lateinamerika und Karibik aufbauen. Anwendungsmöglichkeiten wären unter anderem:
die Lokalisierung günstiger Standorte für Meerwasserentsalzungsanlagen (Orte, an den möglichst wenige Fische oder Wale leben)
Katastrophenmanagement
Erforschung des Klimawandels
Unterstützung von Wiederaufforstungsmaßnahmen
Grundwasser-Mapping für fragile Salare bei der Ausbeutung von Lithium.
EllaLink – die digitale Datenautobahn zwischen Europa und Lateinamerika
Eine zentrale Rolle kommt hierbei EllaLink zu. Seit 2021 verbindet das Telekommunikations-Seekabel die Stadt Fortaleza im Nordosten Brasiliens mit Sines in Portugal. Das von der EU im Rahmen des BELLA-Programms mit 26,5 Millionen Euro kofinanzierte optische Kabel ist die erste direkte Datenverbindung mit hoher Kapazität zwischen den beiden Kontinenten. EllaLink schafft somit die Voraussetzung dafür, dass Copernicus-Daten schnell und günstig bis nach Chile gelangen.
Generell soll BELLA die Möglichkeiten für den wissenschaftlichen, akademischen und kulturellen Austausch erweitern. Im Rahmen von Global Gateway soll die Nutzung kontinuierlich ausgebaut werden.
Chile erhält Kredite zur Förderung von grünem Wasserstoff. Die Projekte sollen die Erzeugung und Verwendung im Land ankurbeln. Dabei gibt es aber Hindernisse. (Stand: 04.07.2023)
Aus Europa und von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) erhielt Chile im Juni 2023 Zusagen für Kredite und Zuschüsse in Höhe von 638 Millionen US-Dollar (US$). Mit dem Geld will Chile konkrete Wasserstoff-Projekte finanzieren und die Rahmenbedingungen für seine eigene Energiewende verbessern.
Ziel des Andenstaats ist es, zu einem der größten Exporteure von grünem Wasserstoff aufzusteigen. Aufgrund der guten Produktionsbedingungen für grünen Strom zählt Chile weltweit zu den Ländern mit dem größten Potential für die Herstellung von grünem Wasserstoff. Der Norden des Landes hat die höchste Sonneneinstrahlung auf der Erde und vor der Südküste wehen konstante Winde aus dem Pazifik.
Von der IDB erhält Chile ein Darlehen in Höhe von 400 Millionen US$, um seine grüne Wasserstoffindustrie auszubauen. Mit den Mitteln will die chilenische Regierung technologische Innovationen und Forschung unterstützen sowie die private Finanzierung von neuen Projekten erleichtern. Institutionen, Unternehmen und Beschäftigte aus der Industrie sollen von den Maßnahmen profitieren.
Davon gehen 350 Millionen US$ in Investitionen in Projekte zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Speziell entwickelte Finanzierungsinstrumente stellen Kredite und Garantien bereit. Die Finanzierung richtet sich an größere Unternehmen zum Kauf oder zur Installation von Elektrolyse-Anlagen. Dabei strebt die Bank eine Größenordnung von 50 Millionen US$ pro Vorgang an.
Weitere 50 Millionen US$ stellt die IDB bereit, um die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der chilenischen Wasserstoffindustrie zu verbessern. Ziel ist es, die Inlandsnachfrage nach Wasserstoff anzukurbeln. Für die chilenische Energiewende sollen Unternehmen Anreize erhalten, Wasserstoff in ihren Produktionsprozessen zu nutzen. So will das Land seine Wirtschaft dekarbonisieren.
Speziell gefördert werden die Aus- und Fortbildung sowie die Schaffung von Zwischenprodukten und Dienstleistungen in der Wasserstoffindustrie. Ebenfalls werden angewandte Forschung und die Entwicklung technologischer Innovationen finanziert und das Unternehmertum gefördert.
Verantwortlich für die Umsetzung der Maßnahmen ist die chilenische Wirtschaftsfördergesellschaft CORFO (Corporación de Fomento de la Producción). CORFO schreibt somit die notwendigen Waren und Dienstleistungen aus. An den Ausschreibungen können Firmen und Einzelpersonen aus allen Mitgliedsländern der IDB teilnehmen, darunter aus Deutschland.
Europa fördert klimaneutralen Wasserstoff in Chile
Für seine Energiewende benötigt Europa grünen Wasserstoff und sucht überall auf der Welt nach Bezugsquellen. Dabei hat es seit Längerem das Andenland im Visier. Beim Besuch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Juni 2023 unterzeichneten die EU und Chile Kreditverträge zur Finanzierung und technischen Unterstützung des Wasserstoffsektors.
Insgesamt geht es um Kredite in Höhe von 216,5 Millionen Euro. Federführend bei der Kreditvergabe sind die Europäische Investitionsbank (EIB) sowie die deutsche KfW Entwicklungsbank. Beide Banken stellen jeweils bis zu 100 Millionen Euro bereit. Ein weiterer Zuschuss von 16,5 Millionen Euro stammt aus der Investitionsfazilität der EU für Lateinamerika und die Karibik (LACIF).
Beide Seiten wollen mit dem Geld die Dekarbonisierung der chilenischen Wirtschaft fördern und grüne Arbeitsplätze schaffen. Dabei sollen Geschäftschancen für chilenische und europäische Unternehmen entstehen. Gleichzeitig soll die europäische Nachfrage nach klimaneutralem Wasserstoff gedeckt werden.
"Team Europa fördert mit vereinten Kräften eine Investitionspriorität der Global-Gateway-Initiative, die Chiles ehrgeizigen Klimaschutzzielen entspricht. Die EIB Global ist der richtige Partner für das Land. Ich freue mich, dass die Zusammenarbeit zwischen Europa und Chile dank Projekten wie diesem wächst." sagte Kristin Lang, Leiterin der EIB-Abteilung Öffentlicher Sektor - Lateinamerika und Karibik.
Auch für die Kredite der Europäer ist CORFO zuständig. Sie leitet die Mittel an Initiativen für grünen Wasserstoff in Chile weiter.
Unternehmen bieten sich Geschäftsmöglichkeiten
Deutsche Unternehmen können von der Dekarbonisierung in Chile profitieren. Im chilenischen Solarmarkt und beim Aufbau der Wasserstoffindustrie bieten sich Geschäftsmöglichkeiten als Lieferant von moderner Umwelt- und Energietechnik sowie bei Planung, Bau und Inbetriebnahme von Solarkraftwerken und Elektrolyse-Anlagen. Beratende Ingenieure können bei Planungsverfahren und Machbarkeitsstudien zum Zuge kommen.
Die Investitionen in die grüne Wasserstoffindustrie in Chile stecken noch in den Kinderschuhen und stehen vor den typischen Herausforderungen einer im Entstehen begriffenen Industrie. Aktuell gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Projekten mit noch hohen Kosten. Zudem ist ungewiss, wie leistungsfähig die Technologie über einen längeren Zeitraum ist.
Probleme haben aktuell auch die Erzeuger von grünem Strom in Chile. Sie stehen vor massiven Finanzproblemen. Gründe sind technische Faktoren wie mangelnde Netz- und Übertragungskapazitäten. Hinzu kommen regulatorische Defizite, welche zu einem zu niedrigen Einspeisepreis für Strom aus erneuerbaren Energien in das Hochspannungsnetz führen. Die Produzenten von grünem Strom erleiden finanzielle Verluste, die ersten Insolvenzen wurden bereits beantragt, weitere drohen.
Internationale Banken, darunter die KfW IPEX-Bank, werden keine weiteren Solar- und Windparks in Chile finanzieren, solange sich die Marktbedingungen nicht verbessern.
Europas Konnektivitätsinitiative soll die Infrastruktur in Peru stärken. Gleichzeitig baut China seine Präsenz im Land weiter aus. (Stand: 08.07.2024)
In Peru versuchen die Europäische Union und China mit ihren jeweiligen Konnektivitätsinitiativen Infrastrukturprojekte voranzutreiben – und das Land enger an sich zu binden. Während China schon seit vielen Jahren in Großprojekte in Peru investiert, präsentierte die Europäische Union ihren 45 Milliarden Euro schweren Investitionsplan Global Gateway für Lateinamerika und die Karibik erst im Juli 2023. Nun soll mit Leuchtturmprojekten und anderen Vorhaben die Infrastruktur in Peru ausgebaut werden. Viele der Projekte waren allerdings bereits vor dem Start von Global Gateway in Planung und stehen teilweise kurz vor der Fertigstellung.
Global Gateway Projekte in Peru
Projektname
Projektvolumen (in Millionen US-Dollar)
Beschreibung und Projektstand
Beteiligte Länder
Finanzierung
Ausbau des Flughafens in Lima (Leuchtturmprojekt 2024)
2.000
Projekt des deutschen Unternehmens Fraport AG zum Ausbau des Flughafens, (neuer Terminal, zweite Start- und Landebahn und ein Tower); Baufortschritt liegt bei 85 Prozent, Fertigstellung für Dezember 2024 geplant
k.A.
IDB, KfW
Metrolinie 2 in Lima (Leuchtturmprojekt 2024)
5.300
Finanzierung des Ausbaus der Metrolinie, Transport von mehr als 2,3 Millionen Einwohnern vorgesehen, Reduzierung der Umweltbelastung; Bei zehn von elf Stationen der Etappe 1B sind Bauarbeiten zu 90 Prozent abgeschlossen; Bau der Station E-13 steht aus, da Genehmigung fehlen
k.A.
KfW, IDB, World Bank, CAF, AFD
Team Europe Initiative Green Deal: Sicheres Trinkwasser und nachhaltige Wasserwirtschaft in städtischen Gebieten (Leuchtturmprojekt 2024)
k.A.
Aufnahme des Projekts in peruanisches Schuldengesetz 2025, Ausweitung des EUROCLIMA+ Programms zu Wassersicherheit auf Ayacucho
Deutschland, Spanien, Frankreich
IDB, CAF, Weltbank, IFC, AFD
Team Europe Initiative Global Green Bond: Grüne Anleihen (Leuchtturmprojekt 2024)
450 (insgesamt in der Region)
Technische Unterstützung für Ausgabe grüner Anleihen
k.A.
k.A.
Investitionsvorschlag für Nationalparks und geschützte Gebiete, Förderung des nachhaltigen Tourismus und der wirtschaftlichen Entwicklung
k.A.
k.A.
Deutschland, Spanien
CAF
Klimaschutzdarlehen: Investitionen in grüne Energie, einschließlich dezentraler Stromnetze in ländlichen Gebieten
k.A.
k.A.
Deutschland, Spanien
EIB, IDB, Weltbank, IFC
Fondo MiVivienda, Phase 4: Nachhaltiger sozialer städtischer Wohnungsbau
398
k.A.
Deutschland, Frankreich
IDB
Team Europe Initiative: Kreislaufwirtschaft und Wertschöpfungsketten (Leuchtturmprojekt 2023)
k.A.
k.A.
Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich, Niederland, Österreich
EIB, IDB, Weltbank, IFC
Infrastruktur für die Stromübertragung in Peru-Ecuador, Stärkung der regionalen Energieintegration des Anden-Stromverbundsystems
289
Peruanische Umweltbehörde SENACE genehmigte den Bürgerbeteiligungsplan entsprechend der detaillierten Umweltstudie des Projekts
Spanien
IDB, CAF
Plan für urbane Mobilität (Busschnellverkehr) in der Stadt Trujillo
150
Initiative läuft, um Projekt zu nationalem Interesse zu erklären
Deutschland, Frankreich
KfW, CAF
Urbaner Mobilitätsplan Arequipa: Bau der Stadtbahn
522
Projektvorschlag vom Ministerium für Verkehr und Kommunikation (MTC), derzeit Planungsphase
Deutschland, Frankreich
CAF
Quelle: LAIF, BNamericas, EU 2024
Die Infrastrukturmaßnahmen sind dringend notwendig. Laut dem Global Infrastructure Index 2023 des Marktforschungsunternehmens Ipsos gehört Peru zu den Ländern, in denen die Bevölkerung mit der lokalen Infrastruktur am unzufriedensten ist. Vor allem Straßen- und Schienenwege sind in den Augen der Bevölkerung unzureichend.
Megaprojekte in Lima mit Unterstützung der EU
Eines der größten Projekte von Global Gateway in Peru ist der Ausbau des Flughafens in der Hauptstadt Lima. Das deutsche Unternehmen Fraport ist Mehrheitsgesellschafter des Flughafens und wird den Bau eines neuen Terminals mitsamt Start- und Landebahn sowie eines neuen Towers für 2 Milliarden US-Dollar (US$) im Dezember 2024 fertigstellen. Laut Unternehmensaussagen wird der Flughafen dann zu den fünf Flughäfen mit der größten Passagierkapazität in der Region gehören. Weitere am Ausbau beteiligte Unternehmen sind unter anderem Steer aus England und Sacyr aus Spanien. Anfang 2023 hatte der Flughafenbetreiber LAP mit den Banken BBVA, IDB Invest, KfW IPEX, MUFG, Scotiabank, Société Générale und SMFG eine Finanzierungsvereinbarung über 1,3 Milliarden US$ für den Ausbau geschlossen.
Metro profitiert von europäischen Geldern
Ein weiteres Großprojekt ist der Ausbau der Metrolinie 2 in Lima (5,3 Milliarden US$). Global Gateway stellt die Mittel bereit: An der Finanzierung sind unter anderem die deutsche KfW und die französische Entwicklungsbank AFD beteiligt. Neben Hitachi aus Japan und lokalen Firmen sind auch italienische, spanische, französische und luxemburgische Unternehmen mit Baumaßnahmen beauftragt. Herrenknecht aus Schwanau liefert Tunnelbohrtechnik. Nach Fertigstellung soll die Linie täglich660.000 Personen befördern und so die Umwelt entlasten. Fünf der 27 Stationen sind seit März 2024 in Betrieb, die Linie 2 soll erst 2028 voll funktionsfähig sein.
In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Streitigkeiten wegen Bauverzögerungen. Cosapi, Teil des Konzessionärs der Metrolinie 2, hat im Rechtsstreit mit der Stadt Lima wegen Bauverzögerungen bereits 40 Millionen US-Dollar erhalten. Zudem droht ein Baustopp wegen fehlender Genehmigungen. Limas Bürgermeister Rafael López Aliaga lehnt den Bauplan ab, weil er ein Verkehrschaos befürchtet.
Gelder fließen in Nahverkehr in Trujillo und Arequipa
Chancen für deutsche und europäische Firmen gibt es auch außerhalb Limas. Auf der EU-Investitionsagenda steht ein Busschnellsystem in der Stadt Trujillo (150 Millionen US$), das von der deutschen Entwicklungsbank KfW finanziert wird. Das Projekt befindet sich in der Studienphase, 2026 soll der Bau beginnen. Projektträger sind die Provinz Trujillo und das peruanische Transportministerium. Benötigt werden unter anderem Busverkehrstechnik, Überwachungskameras und Ampelsysteme. Hinzu kommt eine Stadtbahn in Arequipa (522 Millionen US$). Das Vorhaben befindet sich in der Phase der Machbarkeitsstudien. Hier arbeitet die Provinz Arequipa mit dem Transportministerium als Projektträger zusammen.
Stromverbund soll Energiesicherheit gewährleisten
Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Bau einer Stromleitung zwischen Peru und Ecuador (289 Millionen US$) im Rahmen des Andenverbundsystems SINEA. Das Projekt wird von der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Interamerikanischen Entwicklungsbank finanziert. Die Vergabe des ecuadorianischen Teils der Leitung wird 2024 vorbereitet und ist für Ende des Jahres vorgesehen. Die Vergabe für Bau und Betrieb des peruanischen Teils ging Mitte 2023 an das spanische Unternehmen Celeo Redes (Elecnor). Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant.
Die Übertragungsleitung wird die Energiesicherheit erhöhen. Derzeit nutzen beide Länder Wasserkraft zur Stromerzeugung. Dies macht sie anfällig für Engpässe, die durch Trockenheit während des Extremwetterphänomens El Niño verursacht werden. Der Interkonnektor wird überschüssige Energie aus Regenfällen in Ecuador übertragen, wenn es in Peru trocken ist. Dadurch sollen die Stromkosten in beiden Ländern sinken.
Chinas Konnektivitätsvorhaben in Peru weit fortgeschritten
Im Rahmen von Chinas Neuer Seidenstraße baut der Logistikriese Cosco den ersten von der Volksrepublik kontrollierten Hafen Südamerikas. Der 3,6 Milliarden-US$ teure Hafen von Chancay soll im November 2024 in Betrieb gehen. Dann wird der Tiefseehafen die größten Containerschiffe der Welt abfertigen, die in anderen südamerikanischen Häfen nicht anlegen können. Peru wird zu einem der wichtigsten Logistikhubs Südamerikas.
Das Megaprojekt ist nur eines in einer Reihe von Vorhaben, mit denen sich die Volksrepublik in Peru breiter aufstellen möchte. Dabei übernehmen chinesische Unternehmen immer mehr Teile der Wertschöpfungskette. In Lima liegt nach dem Kauf von Beteiligungen an Enel Perú durch China Southern Power Grid die Stromversorgung der Stadt in den Händen chinesischer Staatsunternehmen. Nach Angaben des Informationsdienstleisters BNamericas belaufen sich die chinesischen Projekte - in Betrieb oder in Planung - auf über 50 Milliarden US$. So ist Global Gateway auch als Antwort auf Chinas zunehmenden Einfluss in Peru zu verstehen. Die europäischen Investitionsvorhaben könnten für mehr Wettbewerbsfähigkeit für europäische Firmen gegenüber den kapitalstarken Unternehmen Chinas sorgen. Gleichzeitig kann Peru unabhängiger von chinesischen Geldern werden.
"Mit Global Gateway bietet die EU Investitionspakete für eine nachhaltige und hochwertige Infrastruktur"
Olivier Coupleux ist Leiter der Wirtschafts- und Handelsabteilung der EU-Delegation in Peru. Im Interview spricht er über die Chancen und Herausforderungen von Global Gateway in Peru.
Herr Coupleux, welche Rolle spielt Global Gateway in Peru?
EU-Unternehmen und -Mitgliedstaaten haben bereits in diversen wichtigen Sektoren wie Digitalisierung und Energie investiert. Allerdings verstärken auch andere internationale Partner Perus ihre Präsenz im Land – beispielsweise China mit Investitionen in den Hafen von Chancay. Ziel der Global-Gateway-Initiative ist es, Peru ein koordiniertes EU-Investitionsangebot zu unterbreiten. EU-Unternehmen werden so attraktive öffentlich-private Investitionspakete anbieten können, die nachhaltig sind und den höchsten Sozial- und Umweltstandards entsprechen.
Was sind weitere Ziele von Global Gateway?
Global Gateway ermöglicht es der EU und europäischen Unternehmen, mit Peru bei Fragen der Regulierung oder zur Investitionserleichterung zusammenzuarbeiten und mit einer europäischen Stimme zu sprechen. Global Gateway zielt zudem darauf ab, durch seine Investitionen europäische Werte zu fördern, zum Beispiel in Bezug auf Nachhaltigkeit, Umwelt und soziale Fragen.
Was ist dabei erfolgskritisch?
Es ist wichtig, dass das peruanische Wirtschafts- und Finanzministerium und andere Ministerien ihre Investitionsprioritäten so klar wie möglich definieren, ihre Projektportfolios ausgereift sind und sie ihre Finanzierungszusagen während der Projektdurchführung einhalten.
Und welche Herausforderungen bestehen?
Für die EU, ihre Mitgliedstaaten und die europäischen Unternehmen kann die Zusammenarbeit in Investitionsfragen manchmal kompliziert erscheinen. Aber es ist zu hoffen, dass die wirtschaftlichen Erfolge das Interesse an einer Zusammenarbeit verstärken.
Wie können deutsche Unternehmen von Global Gateway in Peru profitieren?
Mit Global Gateway will die EU gemeinsam mit der peruanischen Regierung neue öffentlich-private Investitionssektoren erschließen. Investitionsmöglichkeiten im Bergbau, Agrarexport, bei der Verkehrs- und Energieinfrastruktur, Wasserwirtschaft sowie Umwelt spielen eine Schlüsselrolle. Deutsche Unternehmen haben dabei mit Technologie und Know-how viel zu bieten. Daraus ergeben sich vielfältige Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen.
Die deutsche Fraport AG baut den Flughafen in Lima aus, ein Global-Gateway-Leuchtturmprojekt. Im Interview spricht CCO Norbert Onkelbach über die Bedeutung des Vorhabens. (Stand: 20.09.2024)
Mehr als 2 Milliarden US-Dollar (US$) fließen in den Ausbau des Flughafens Jorge Chávez in der peruanischen Hauptstadt Lima. Künftig soll der Airport zu den fünf größten in Lateinamerika gehören. Das Projekt zählt zu den Leuchtturmprojekten der Global Gateway-Initiative der Europäischen Union.
Betreiber des Flughafens ist die Gesellschaft Lima Airport Partners (LAP), an der Fraport 80 Prozent der Anteile hält. Germany Trade & Invest sprach mit Norbert Onkelbach, Chief Commercial Officer (CCO) bei LAP, über das Projekt und wie Peru zu einem Hub in Lateinamerika werden kann.
Herr Onkelbach, Sie stecken viel Geld und Aufwand in die Modernisierung des Flughafens in Lima. Welchen Nutzen hat das Projekt für das Land und die Region?
Wir möchten Infrastruktur für Wachstum bereitstellen. Jetzt müssen der Markt und makroökonomisches Wachstum her. Aber dafür haben wir gute Indikatoren. Trotz der politischen Unsicherheit und der Erfahrung von COVID-19 haben wir in der Privatwirtschaft hier in Peru die Sicherheit, mit unseren Projekten fortzufahren. Das Ziel ist, einen Hub zu entwickeln, der Nord- und Südamerika miteinander verbindet und dem Tourismus und Handel als Gateway dient. Peru als starke Marke für Tourismus hilft dabei ungemein. Dennoch wollen wir Peru in der Welt und in der Region noch besser positionieren, damit wir mehr Flugverbindungen in andere Länder und Flexibilität für unsere Kunden anbieten können. Dadurch soll die Passagier- und Frachtkapazität in Zukunft steigen. Zusätzlich schaffen wir viele neue Arbeitsplätze für die gesamte Region.
Der Ausbau des Flughafens begann 2019. Dann kam Corona – und die Aussichten für die Luftverkehrsbranche trübten sich massiv ein. Wie konnten Sie Ihre Partner von der Sinnhaftigkeit der Investition überzeugen?
Die meisten Verträge wurden mitten in der Coronapandemie ausgehandelt. Dies zeigt, dass unsere Partner von Anfang an an unser Projekt glaubten und sich dafür engagierten. Als guter Geschäftspartner legen wir großen Wert auf die Interessen unserer Investoren. Im Flughafeneinzelhandel beispielsweise ist es uns wichtig, dass unsere Mieter kommerziell erfolgreich sind. Wir bauen also nicht nur den Flughafen, sondern verwalten ihn als Ganzes.
Was raten Sie Unternehmen, um bei solchen Projekten erfolgreich zu sein?
Am Bau waren verschiedene europäische Firmen, vor allem aus Spanien, beteiligt. Für den Bau des Terminals haben wir einen Vertrag mit einem Konsortium aus Sacyr aus Spanien sowie Cumbra aus Peru abgeschlossen. Für die Konstruktion des Towers und Rollfelds waren die spanischen Firmen Ferrovial und Acciona zuständig. Europäische Firmen wie wir und unsere Partner sollten bei Großprojekten eine gewisse Flexibilität mitbringen und in Lateinamerika einen langen Atem haben. Außerdem muss man seinen Markt sehr gut kennen. Man muss wissen, was ihn antreibt und beherrscht. Das ist erfolgskritisch. Für uns haben sich dadurch der Aufwand und die Investitionen gelohnt. Die Konzession ist bislang immer erfolgreich und profitabel gewesen. Und so etwas ist wichtig für Fraport, da etwa ein Drittel des operativen Gewinns aus dem Ausland kommt.
Chinesische Firmen werden in Peru immer präsenter, zuletzt durch das Megaprojekt Chancay. Wie können europäische Firmen dieser Entwicklung begegnen?
Ich würde mir wünschen, dass Deutschland und Europa Südamerika mit ein wenig mehr Begeisterung betrachten. Denn Lateinamerika macht einen nicht zu vernachlässigenden Teil des weltweiten Bruttoinlandsprodukts aus. Deutsche und europäische Firmen sollten deswegen noch stärker zusammenarbeiten, um Präsenz in der Region zu zeigen und Geschäftsabschlüsse zu erzielen. So hat unsere Konzession gezeigt, dass man damit Erfolg haben kann – und dazu geführt, dass wir weiter investieren.
Die Konzession von LAP läuft noch bis 2041. Wie sieht die Zukunft des Flughafens von Lima aus?
In den 2030er Jahren wollen wir das Terminal erneut ausbauen, um eine Kapazität von 50 Millionen Passagieren pro Jahr zu erreichen. Dies ist möglich, weil unser Flughafen modular und dadurch erweiterbar ist. Das heißt, unser Ausbauprojekt umfasst nicht nur ein Rollfeld und das Passagierterminal, sondern eine ganze Flughafenstadt mit verschiedenen Elementen wie Hotels, Logistik- und Einkaufsflächen, Büros und Treibstofflagern. Bereits in der Planung haben wir sichergestellt, dass alles miteinander finanziell abgestimmt ist. Mit den neuen Investitionen und Verträgen fördern wir die Flughafenstadt als Ganzes. Wir sind übrigens der erste Flughafen in Südamerika, der das Konzept einer "Airport City" verfolgt. Je mehr Passagiere in Lima abfliegen und landen, desto besser für unsere Flughafenstadt. Denn je mehr Airlines und Flugverbindungen wir haben, desto mehr Wettbewerb herrscht. Und das macht das Fliegen am Ende günstiger und attraktiver für unsere Kunden.
Eckdaten des Flughafenausbaus in Lima
Betreiber: Lima Airport Partners (LAP); Fraport hält 80 Prozent der Anteile.
Investitionssumme: Mehr als 2 Mrd. US$; Investoren: Fraport und International Finance Corporation (IFC); Finanzierung u.a. mit Krediten der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der spanischen BBVA
Start der Arbeiten: 2019
Betriebsbeginn: Dezember 2024
Gesamtfläche: 935 Hektar
Kapazität:Bei Eröffnung eine Kapazität von 30 Millionen Passagieren; Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2025 rund 26 Millionen Passagiere befördert werden. Das neue Terminal wird dreimal größer sein als das derzeitige Terminal.
Beschäftigte: Zusätzliche 800 Mitarbeitende sowie 20.000 neue Arbeitsplätze am Flughafen
Global Gateway ist die Konnektivitätsinitiative der Europäischen Union. GTAI informiert, wie die EU damit den nachhaltigen Infrastrukturausbau von Entwicklungsländern fördert.