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Malaysia plant Ausbau der Solarenergie
Im sonnenreichen Malaysia bietet Solarenergie viel Potenzial. Eine umfängliche Energiewende steht auf der Regierungsagenda weit oben, doch strukturelle Probleme bremsen den Ausbau.
18.07.2024
Von Niklas Mahlke | Berlin
Die malaysische Regierung verfolgt bei ihrer Energiewende ambitionierte Ziele: Bis zum Jahr 2035 soll der Anteil erneuerbarer Energien an den gesamten installierten Kapazitäten 40 Prozent betragen. Bis 2050 soll er auf 70 Prozent steigen. Nach Angaben der malaysischen Energiekommission Suruhanjaya Tenaga (ST) lag der Anteil im Jahr 2020 bei etwa 23,5 Prozent. Das entsprach rund 8,5 Gigawatt an installierter Kapazität.
Hohes Potenzial für Solarenergie
Das größte Potenzial für die Transformation sieht Malaysias Sustainable Energy Development Authority (SEDA) in der Solarenergie. Auf sie entfallen heute nur 2,1 Prozent der installierten Kapazität. Wasserkraft trägt aktuell den mit Abstand größten Anteil an den Erneuerbaren.
Dank Malaysias geografischer Nähe zum Äquator sind die Bedingungen für Solarenergie ideal. Die Sonneneinstrahlung ist besonders hoch, vor allem im Nordwesten der malaysischen Halbinsel. SEDA schätzt das Gesamtpotenzial für Photovoltaik auf eine Kapazität von insgesamt 269 Gigawatt. Davon könnten 210 Gigawatt auf Freiflächen-, 42 Gigawatt auf Dächern und 17 Gigawatt auf schwimmenden Anlagen entstehen. Deutlich weniger, aber immer noch signifikantes Potenzial sieht die Behörde bei weiteren Wasserkraftanlagen – etwa 14 Gigawatt.
In seiner National Energy Transition Roadmap (NETR) schätzt das malaysische Wirtschaftsministerium die benötigten Investitionen für die Energiewende bis 2050 auf etwa 253 Milliarden US-Dollar (US$). Die Regierung will öffentliches und privates Kapital dafür bündeln und vermehrt ausländische Direktinvestitionen anziehen.
Für den Ausbau der Solarenergie gibt es verschiedene Instrumente, die Investitionen begünstigen sollen. Dazu zählen unter anderem Einspeisevergütungen und staatliche Photovoltaik-Ausschreibungen.
Förderinstrument | Anmerkungen |
Feed-in Tariff (FiT) | Staatlich festgelegte Einspeisevergütung |
Large Scale Solar auction (LSS) | Staatliche Photovoltaik-Ausschreibungen |
Net Energy Metering (NEM) | Nettomessung für Verbraucher, bei der nur die Differenz zwischen eingespeistem und bezogenem Strom in Rechnung gestellt wird |
Self-Consumption (SELCO) | Autarke Stromerzeugung ohne Einspeisemöglichkeit ins Stromnetz |
Green Technology Financing Scheme (GTFS) | Finanzierungssystem zur Entwicklung grüner Technologien |
Green Investment Tax Allowance (GITA) | Freibeträge für grüne Investitionen |
Green Income Tax Exemption (GITE) | Einkommensteuerbefreiung für Dienstleister mit Bezug zu grünen Technologien* |
Laut Marktbeobachtern dürfte der Photovoltaikmarkt mittel- bis langfristig deutlich wachsen. Der Ausbau der Erneuerbaren wird seit einigen Jahren auf allen Regierungsebenen forciert, was sich in diversen Strategiepapieren widerspiegelt. Dennoch gibt es zahlreiche Gründe, weshalb der Ausbau heute noch stockt und auch in der Zukunft hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte.
Subventionen für fossile Brennstoffe hemmen den Ausbau der Erneuerbaren
Bislang entfallen nur etwa 28 Prozent des malaysischen Gesamtenergieverbrauchs auf Strom. Deshalb ist der Anteil erneuerbarer Energien an der Primärenergieerzeugung sehr gering. Er beträgt lediglich 3,9 Prozent. Malaysias Energieverbrauch wird nach wie vor von fossilen Brennstoffen dominiert.
Zwar sind die reinen Stromerzeugungskosten von Solarenergie heute günstiger als die von fossilen Brennstoffen. Dies gilt allerdings nur, wenn man die erheblichen Investitionen für die benötigte Infrastruktur nicht einberechnet. Die Wettbewerbssituation für Erneuerbare wird zusätzlich erschwert durch die seit Jahrzehnten etablierten indirekten und direkten Energiesubventionen für konventionelle Energieträger. Die Regierung zahlt sie, um Energie für die breite Bevölkerung erschwinglich zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Die International Renewable Energy Agency (IRENA) rät dazu, die Subventionen stärker auf Investitionen in die Erneuerbaren zu lenken.
Mehr Sicherheit und gezieltere Förderung notwendig für große Investitionsprojekte
Ein weiteres Hemmnis für den Ausbau der Solarenergie ist die Identifikation und Sicherstellung von geeigneten Flächen für große, investorengetriebene Solarprojekte. Laut SEDA seien die damit verbundenen Kosten und Unsicherheiten ein Dorn im Auge potenzieller Investoren. Auch die Anzahl an Förderinstrumenten ist noch ausbaufähig – insbesondere bei Kreditfinanzierungen von Solarpanelen für Hausbesitzer. Einzelne Banken wie die OCBC bieten derweil vereinzelt 0 Prozent-Finanzierungen für Installationen an.
Im Jahr 2019 wurden in Malaysia grüne Tarife eingeführt, die es Konsumenten erlauben, beim Kauf ihres Stromes einen höheren Anteil an Erneuerbaren zu wählen. Genutzt werden sie aber kaum. Zudem fehlt Unternehmen ein regulativer Rahmen, in dem sogenannte Power Purchase Agreements (PPA) möglich sind und worüber sie ihre Kraftwerksbetreiber selbst bestimmen können.
Regierung beginnt mit vorsichtigem Subventionsabbau
An dem Ausbau grüner Energieproduktion hat Malaysia aus verschiedenen Gründen großes Interesse. Zum einen will das Land seinen Anteil zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Dessen Auswirkungen spüren die Malaysier immer häufiger in Form von Dürren und Überflutungen. Auf der anderen Seite gehen dem traditionell Öl- und Gas produzierenden Land nach eigenen Prognosen bereits 2030 die Reserven aus, sollten keine neuen Öl- und Gasfelder erschlossen werden.
Ohne Umstellung auf andere Energieträger kann Malaysia zukünftig auch bei Öl und Gas ein Nettoimporteur werden. Bei Kohle, die ebenfalls einen großen Teil zur Energieerzeugung beiträgt, ist dies schon der Fall. Höhere Energieimporte würden die Staatskasse noch stärker belasten, vor allem wenn die Subventionen für fossile Brennstoffe unverändert fortgeführt werden. Diese haben das Wirtschaftswachstum mit angetrieben und sollen nun schrittweise abgebaut werden. Erste Subventionskürzungen unternahm die Regierung im Juni 2024. Der Preis für Diesel-Treibstoff stieg daraufhin um 50 Prozent. In Südostasien gehören Malaysias Dieselpreise dennoch weiterhin zu den niedrigsten.