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Branche kompakt | Malaysia | Medizintechnik

Markttrends

Malaysia investiert in seine Gesundheitsversorgung und der Bedarf an Medizintechnik wächst. Die Regierung will bis 2030 landesweit digitale Krankenakten einführen.

Von Boris Alex | Kuala Lumpur

Malaysia bleibt ein bedeutender Absatzmarkt für Medizintechnik in Südostasien. Die Branche profitiert von den steigenden privaten und öffentlichen Gesundheitsausgaben, einer alternden Bevölkerung und dem wachsenden Medizintourismus. Die malaysische Regierung hat in ihrem Haushaltsentwurf für 2025 angekündigt, die Ausgaben für den Gesundheitssektor um 10 Prozent auf umgerechnet 10,3 Milliarden US-Dollar (US$) zu erhöhen - nach einem Plus von 13 Prozent im Jahr 2024. Bis 2028 sollen sowohl die öffentlichen als auch die privaten Gesundheitsausgaben um jeweils 8 Prozent jährlich steigen, prognostiziert der Marktforscher BMI.

8 Prozent

pro Jahr soll der Umsatz mit Medizintechnik in Malaysia bis 2028 wachsen.

Hohe Importabhängigkeit bietet Chancen für Medizintechnik aus Deutschland

Der Bedarf an Medizintechnik entwickelt sich parallel dazu und das Marktvolumen dürfte bis 2028 um durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr auf 3,3 Milliarden US$ zulegen. Damit zählt Malaysia nach Vietnam und Singapur zu den dynamischsten Absatzmärkten in Südostasien, so die Analyse von BMI. Dies eröffnet auch den deutschen Herstellern wachsende Lieferchancen, denn Malaysia ist bei medizintechnischer Ausrüstung je nach Segment noch stark auf Importe angewiesen. Deutschland zählt mit China, den USA und Japan zu den wichtigsten Lieferländern. Im Gegenzug ist Malaysia auch ein bedeutender Exporteuer insbesondere von Orthopädietechnik sowie von medizinischen Verbrauchsartikeln.

Die Nachfrage nach Medizintechnik wird sowohl durch den öffentlichen Gesundheitssektor als auch durch die wachsende Zahl privater Anbieter vorangetrieben. Die malaysische Regierung hat in ihrem Haushaltsentwurf für 2025 gut 300 Millionen US$ für die Modernisierung der staatlichen Kliniken vorgesehen. Weitere 230 Millionen US$ sind für den Bau von 15 Krankenhäusern in medizinisch unterversorgten Regionen eingeplant. Darüber hinaus will die Regierung für 120 Millionen US$ medizinische Geräte beschaffen, so die Informationen des Finanzministeriums. 

Mehr Haushaltsmittel für die Gesundheitsversorgung

Der Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukts war 2021 mit 2,2 Prozent nur halb so groß wie der Durchschnitt der "Upper Middle Income Countries", zu denen Malaysia nach Definition der Weltbank zählt. Die Regierung will in den nächsten Jahren die Mittel für die Gesundheitsversorgung erhöhen und zu den anderen Ländern aufschließen. Rund 85 Prozent der öffentlichen Ausgaben sind Betriebskosten. Die Mittel für Neuinvestitionen stiegen 2024 um 20 Prozent auf 1,3 Milliarden US$. In der kommenden Haushaltsperiode dürften diese zwischen 10 und 15 Prozent zulegen, so Regierungsschätzungen.

Die Investitionen im privaten Gesundheitssektor werden ebenfalls in den nächsten Jahren weiter steigen. Zwar stellt das staatliche Gesundheitssystem die medizinische Grundversorgung für die Bevölkerung weitestgehend sicher. Steigende Haushaltseinkommen sowie ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein sorgen aber dafür, dass die Out-of-Pocket-Ausgaben kontinuierlich wachsen. Dieser Trend wird sich fortsetzen - auch mit Unterstützung der Regierung. So können Haushalte Aufwendungen für private Krankenversicherungen und medizinische Behandlungen bis zu 3.200 US$ pro Jahr steuerlich geltend machen.

Medizintourismus erreicht Vor-Corona-Niveau

Der Medizintourismus ist eine wichtige Einnahmequelle im privaten Gesundheitssektor. Die Zahl der Ausländer, die für eine Behandlung nach Malaysia reisen, lag 2023 mit 1,1 Millionen Patienten nur knapp unter dem Rekord von 1,2 Millionen Touristen aus dem Jahr 2019. Dieser könnte 2024 erstmals übertroffen werden, prognostiziert der Malaysia Healthcare Travel Council (MHTC). Gut 70 Prozent der Patienten stammen aus Indonesien. Der Medizintourismusumsatz legte 2023 um ein Viertel auf knapp 500 Millionen US$ zu. Für 2024 erwartet MHTC ein Plus von 10 bis 15 Prozent.

Aus Sicht deutscher Medizintechnikanbieter sind der private Gesundheitssektor und die staatlichen Krankenhäuser als Absatzmarkt besonders attraktiv. Private Klinikbetreiber wie IHH Healthcare, Sunway Medical oder KPJ Healthcare sind vorwiegend im Großraum Kuala Lumpur und in Johor Baru an der Grenze zu Singapur präsent, wollen aber in andere Städte expandieren. Bei den staatlichen Krankenhäusern besteht laut malaysischem Rechnungshof zudem dringender Modernisierungsbedarf. Etwa ein Fünftel der medizinischen Geräte seien älter als 20 Jahre und jedes Zehnte nicht mehr funktionsfähig, so eine Analyse aus dem Jahr 2019.

Angesichts der hohen Importabhängigkeit bei Medizintechnik bieten die meisten Segmente Lieferchancen. Vor allem im Privatsektor spielt zudem Automatisierung und Robotik bei der Therapie eine immer größere Rolle. So führt Sunway Medical den Großteil seiner Hüft- und Knieoperationen inzwischen robotergestützt durch. In Verbindung mit Künstlicher-Intelligenz-Anwendungen zur Patientendiagnose und -behandlung wollen die Klinikbetreiber die Effizienz in ihren Einrichtungen steigern.

Digital Health steckt noch in den Kinderschuhen

Malaysia hinkt bei der Digitalisierung seines Gesundheitssektors hinterher. Ende 2023 hatten erst 22 der knapp 150 staatlichen Krankenhäuser ein elektronisches Patientenverwaltungssystem eingeführt. Um hier schneller voranzukommen, hat die Regierung 2024 rund 30 Millionen US$ für E-Health-Projekte in den Haushalt eingestellt. Bis Ende 2026 sollen alle öffentlichen Krankenhäuser und bis 2030 alle Gesundheitseinrichtungen digitalisiert werden. Bis dahin werde zudem eine landesweit einheitliche elektronische Patientenakten verfügbar sein, so die Pläne.

Der Umsatz mit digitalen Gesundheitslösungen soll bis 2029 um jährlich 10 Prozent auf 856 Millionen US$ wachsen, prognostiziert Statista. Knapp die Hälfte davon entfällt auf Mobile Health-Anwendungen und Geräte, weitere 400 Millionen US$ auf digitale Lösungen zur Diagnose und Behandlung und 50 Millionen US$ auf ärztliche Online-Konsultationen. 

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