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Malaysia ist ein wichtiger Beschaffungsmarkt für Halbleiter

Malaysia ist innerhalb der globalen Lieferkette für die Halbleiterindustrie ein wichtiger Standort. Insbesondere beim Testen und Verpacken belegt das Land eine Spitzenposition.

Von Werner Kemper | Kuala Lumpur

Historisch hat Malaysia im Halbleitersegment nie die Rolle wie zum Beispiel Taiwan, Südkorea oder Japan gespielt. Allerdings hat sich das Land innerhalb der Lieferkette als wichtiger Standort für das Testen und Verpacken (packaging and testing) von Mikrochips entwickelt. Malaysias Weltmarktanteil liegt dabei inzwischen bei 13 Prozent. Rund 7 Prozent des gesamten Welthandels von Halbleitern gehen durch Malaysia und werden dort veredelt oder verarbeitet. Zu den großen ausländischen Firmen, die in Malaysia tätig sind gehören unter anderem Infineon, NXP Semiconductors und STMicroelectronics.

Malaysia bewegt sich am unteren Ende der Wertschöpfungskette

Trotz der beachtlichen Entwicklung, die die Halbleiterindustrie in Malaysia vollzogen hat, sind die genannten Prozesse eher dem unteren Teil der Wertschöpfungskette zuzuschreiben. Sowohl das Testen als auch das Verpacken sind sehr arbeitsintensive Tätigkeiten und werden im Auftrag der meist ausländischen Hersteller, Entwickler und Eigentümer ausgeführt. 

Drei Tätigkeitsfelder werden abgedeckt

Diese vor allem von malaysischen Firmen ausgeführten Tätigkeiten können in drei Gruppen unterteilt werden. In der ersten Gruppe geht es um die Montage (assembly/packaging) und das Testen der Halbleiter, das sogenannte Outsourced Semiconductor Assembly and Test (OSAT). In diese Gruppen gehören Firmen wie Inari Amertron, Malaysian Pacific Industries (MPI), Unisem (M), Globetronics Technology und KESM Industries. Auftraggeber sind ebenfalls in Malaysia niedergelassene ausländische Firmen wie Broadcom, Infineon, Intel, Osram, Advanced Micro Devices (AMD), Agilent Technologies (ehemals Hewlett Packard), Renesas und Robert Bosch.

Durch diese OSAT-Firmen und die dazu gehörenden ausländischen Unternehmen entstand ein Bedarf für die Firmen der zweiten Gruppe, die Hersteller von Automated Test Equipment (ATE). Zu ihnen gehören ViTrox Corp, Pentamaster Corp, Greatech Technology, Mi Technovation, Aemulus Holdings, Elsoft Research, MMS Ventures und VisDynamics Holdings.

Die dritte Gruppe besteht aus Firmen wie JF Technology und FoundPac Group. Sie designen und fertigen Geräte und Materialien, die für das Testen der Halbleiter benötigt werden.

Nur sehr wenige Firmen am Anfang der Wertschöpfungskette

Nur wenige malaysische Firmen – darunter Oppstar Technology – befassen sich mit dem Design von Halbleitern und stehen somit am Anfang der Wertschöpfungskette. Oppstar entwirft Chips zur Anwendung in Computern, Handys, künstlicher Intelligenz (KI), sowie der Kfz-Industrie. SilTerra Malaysia, die zum Khazanah Nasional Vermögensfonds gehört, ist eine der wenigen reinen Halbleitergießereien (pure play semiconductor foundries). Sie sind spezialisiert auf die Herstellung von Wafern, die bis zu 90 Nanometer klein sein können. Zum Vergleich: Huawei benutzt in seinem neusten Smartphone 5-Nanometer-Chips. 

SilTerra wurde auf Initiative des damaligen Premierministers Tun Mahathir Mohamad im Jahr 1995 gegründet und sollte den Branchenriesen Paroli bieten. Diese Hoffnung hat sich jedoch nicht erfüllt. Intel, Samsung und Taiwan Semiconductor Manufacturing Co Ltd (TSMC) sind gerade dabei 3-Nanometer-Chips zu entwickeln. 

  • “Pure play semiconductor foundries” sind Firmen, die Halbleiter herstellen, aber kein eigenes Design produzieren. Dazu zählen TSMC und GlobalFoundries.
  • Eine „Foundry“, die ihr eigenes Design produziert, ist ein „integrated device manufacturer“ (IDM), zum Beispiel Intel und Samsung.
  • Firmen, die Chips designen, die Produktion jedoch outsourcen, sind „fabless companies“. Beispiele sind Nvidia und AMD.

Neben der Exportwirtschaft ist die Kfz-Industrie ein wichtiger Abnehmer

Auf dem heimischem Markt ist vor allem die ansässige Automobilindustrie ein wichtiger Abnehmer für elektronische Erzeugnisse und Halbleiter im Besonderen. Deren Bedarf hat sich durch die sukzessive Einführung von Elektroautos drastisch erhöht. Ein Großteil der in Malaysia hergestellten oder veredelten Halbleiter sind aber für den Export bestimmt. Denn Halbleiter sind das wichtigste Exportprodukt Malaysias. Sie hatten 2023 einen Anteil von 27 Prozent an den Gesamtausfuhren. Im bilateralen Handel mit Deutschland sind sie sogar für 38 Prozent der malaysischen Exporte verantwortlich. 

Eine Besonderheit im Halbleiterhandel mit Malaysia ist, dass die malaysischen Importe aus Deutschland auch sehr hoch sind. Sie lagen 2023 bei etwa 1,3 Milliarden US-Dollar (US$), also bei etwas mehr als der Hälfte des entsprechenden Exportwerts. Der Grund ist, dass die Produkte nach Malaysia geliefert werden, um dort veredelt zu werden, bevor sie wieder nach Deutschland zurück gesandt werden.

Deutsche Halbleiterimporte aus Malaysia nehmen zuin Milliarden US-Dollar; Veränderung in Prozent

 Klassifikation

Produktbeschreibung

2022

2023

Veränderung 2022/2023

HS 8541

Dioden, Transistoren und ähnliche Halbleiterbauelemente

9,5

10,2

8,2

HS 8541

davon nach Deutschland

0,9

1,1

12,7

HS 8542

Elektronische integrierte Schaltungen

78,6

74,7

-4,9

HS 8542

davon nach Deutschland

1,2

1,5

26,8

Quelle: UN Comtrade 2024

2023 nahmen die Ausfuhren von Halbleitern (HS 8541 und 8542 kumuliert) nach Deutschland um 20,6 Prozent auf knapp über 2,5 Milliarden US$ zu. Das ist umso bemerkenswerter, da die malaysischen Ausfuhren der Branchenprodukte insgesamt um 3,5 Prozent rückläufig waren.

Die wichtigsten Abnehmerländer waren 2023 Singapur mit einem Anteil von 22,1 Prozent, gefolgt von China mit 16,3 Prozent, Hongkong mit 15,5 Prozent, die USA mit 12,1 Prozent und Taiwan mit 6,2 Prozent. Deutschland lag auf Rang 9 mit einem Anteil von 3,0 Prozent.

Bei der Außenhandelsbetrachtung gibt es eine Besonderheit zu berücksichtigen:

Malaysia weist als Halbleiterausfuhren nach Deutschland (HS 8541 und 8542 kumuliert) nur einen Wert von 2,5 Milliarden US$ aus, während die deutschen Einfuhren aus Malaysia 4,4 Milliarden US$ betragen. Diese Diskrepanz ergibt sich einerseits aus Abweichungen im jeweiligen Wechselkurs, vor allem aber aus dem sogenannten „Rotterdam-Effekt“. Dabei wird Schiffsfracht vom Lieferland oftmals dem jeweiligen Hafen zugeschrieben, wo die Lieferung von Bord geht. Das heißt, der Teil der Lieferungen aus Malaysia, der in Rotterdam auf Lkw geladen wird und für Deutschland bestimmt ist, wird statistisch den Niederlanden zugerechnet.

Die Infrastruktur in Malaysia ist sehr gut ausgebaut. Es gibt viele Frachtfirmen, vor allem im Klang Valley und in Penang. Luftfracht erfolgt über den Kuala Lumpur International Airport.

Es gibt große Frachthäfen, darunter Port Klang und Port of Tanjung Pelepas — zwei der weltweit 20 größten Häfen.

Weitere Informationen zu zollrechtlichen Regeln bietet unser Überblick zur Wareneinfuhr in die EU.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkung
AHK MalaysiaAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
MSIA - Malaysia Semiconductor Industry AssociationIndustrieverband
SEMICON SEA Messe für Halbleiter in Malaysia

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