Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsausblick | Malta

Gute Konjunktur hält an

Malta bleibt 2024 laut Frühjahrsprognose der EU-Kommission die am stärksten wachsende Volkswirtschaft in der Europäischen Union (EU). 

Von Torsten Pauly | Mailand

Top-Thema: Tourismus boomt

Im Jahr 2023 haben 2,3 Millionen Touristen Malta besucht. Das waren 11,4 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Auch 2024 setzt sich das Wachstum fort. Im 1. Quartal kamen 20,8 Prozent mehr Urlauber als im selben Vorjahreszeitraum. Das maltesische Tourismusministerium erwartet, 2024 insgesamt 3 Millionen Gäste begrüßen zu können.

Der Boom eröffnet deutschen Unternehmen Auftragschancen, denn der Fremdenverkehrssektor investiert in viele neue Einrichtungen. In den Jahren 2022 und 2023 wurden 21 Hotels mit einer Kapazität von 2.250 Betten genehmigt. In den ersten Monaten 2024 kamen weitere Hotels und das Geschäfts-, Hotel- und Gastronomiezentrum Sky Park 2 am Flughafen hinzu. Hotels der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie haben im maltesischen Tourismussektor große Bedeutung.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum in allen Segmenten

Das maltesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird 2024 laut Europäischer Kommission real um 4,6 Prozent und damit EU-weit - wie schon 2023 - am stärksten zulegen. Etwas zurückhaltender sind mit plus 4,3 Prozent die Wachstumsprognosen der maltesischen Zentralbank.

Malta hat die geringste Bevölkerung in der EU. Die Wirtschaft kann daher auf Dauer nur im Auslandsabsatz kräftig wachsen und tut dies seit Jahren erfolgreich. Laut Zentralbank wird der Export von Waren und Dienstleistungen real um 4,3 Prozent und damit stärker als die maltesische Inlandsnachfrage mit 3,4 Prozent steigen. Auch die Investitionstätigkeit und der Privatkonsum entwickeln sich positiv. Dies eröffnet ausländischen Anbietern gute Geschäftschancen, denn der maltesische Import von Waren und Dienstleistungen wird 2024 um real 4,3 Prozent zunehmen, schätzt die Zentralbank.

Problematisch ist das Haushaltsdefizit, das 2024 laut Zentralbank 4,1 Prozent des BIP ausmachen wird und damit jenseits des für Euroländer geltenden Maastrichtkriteriums von 3 Prozent liegt. Maltas öffentliche Gesamtverschuldung bleibt jedoch 2024 mit voraussichtlich 52,5 Prozent des BIP vergleichsweise moderat. Die Regierung wendet etwa 1 Prozent des BIP auf, um Brennstoffpreise günstig zu halten.

Hohe Zinsen beeinträchtigen die Bautätigkeit

Die Bruttoanlageinvestitionen steigen 2024 vor allem dank Ausrüstungsbeschaffungen preisbereinigt um 2 Prozent, so die Zentralbank. Schlechter läuft die Baukonjunktur. Die Notenbank erwartet, dass der Wohnungsbau 2024 um real 1,5 Prozent zurückgeht. Der Grund sind die teuren Finanzierungskosten wegen des hohen Zinsniveaus. Im Jahr 2022 und im 1. Halbjahr 2023 waren die Kaufpreise für Wohnraum inflationsbereinigt gesunken. Eine nachhaltige Belebung der Bautätigkeit ist erst wieder mit günstigeren Kreditkosten zu erwarten.

Im Gesundheitswesen sind Investitionen in die Erweiterung von Kliniken im Gange. Mittel- und langfristig ist in Malta mit hohen Investitionen in Offshore-Windparks und Fotovoltaikanlagen zu rechnen. Während bereits erste Ausschreibungen für schwimmende Solarparks laufen, sind die Vorbereitungen für Seerotoren noch im Stadium von Umweltprüfungen. Auch für Elektrofahrzeuge bietet sich Malta dank der kurzen Entfernungen auf der Insel an. Das öffentliche Ladenetz muss jedoch erheblich ausgebaut werden.

Registrierungen von Flugzeugen haben die Investitionsstatistik in den letzten Jahren stark verzerrt. Malta bietet sich hierfür dank seiner Lage, Wartungskompetenz und attraktiver Steuersätze an. Da auf eine Verlagerungswelle 2022 eine geringere Flugzeuganmeldung 2023 folgte, sind die maltesischen Bruttoanlageinvestitionen im letzten Jahr statistisch um 22,2 Prozent eingebrochen. Dies bildet jedoch nicht die Investitionstätigkeit im Land selbst ab.

Beschäftigungsanstieg fördert Konsumnachfrage

Der Verbrauch der maltesischen Haushalte erhöht sich 2024 laut Notenbank kräftig um real 4,9 Prozent. Das dynamische Wirtschaftswachstum führt zu einem hohen Stellenaufbau und Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte. Die Zentralbank erwartet, dass sich die Beschäftigung 2024 um 3,7 Prozent ausweitet.

Der Nominallohn steigt laut Notenbank 2024 um 5,1 Prozent. Die verfügbaren Haushaltseinkommen dürften 2024 um real 5 Prozent zunehmen.

Malta muss viele Waren importieren

Malta hat wegen der geringen Warenproduktion im Land ein strukturelles Außenhandelsdefizit. Das verarbeitende Gewerbe hatte 2023 mit einem Bruttowertschöpfungsanteil von 7,3 Prozent nur geringe Bedeutung. Eine Einfuhrabhängigkeit gibt es insbesondere bei Energieträgern, Maschinen, Fahrzeugen, Nahrungsmitteln und Getränken sowie chemischen Erzeugnissen. Das Minus in der Handelsbilanz entsprach 2023 etwa 21 Prozent des BIP. Da Maltas Dienstleistungsbilanz jedoch einen hohen Überschuss aufweist, erzielt das Land insgesamt einen positiven Saldo in der Leistungsbilanz.

Deutsche Perspektive: Außenhandel wächst stark

Gute Lieferaussichten bestehen in Malta für wichtige deutsche Ausfuhrgüter wie Kfz, chemische Erzeugnisse sowie Maschinen und Anlagen. Im Jahr 2023 sind Maltas Importe aus Deutschland vor allem wegen Flugzeuglieferungen um 54 Prozent gestiegen. Dadurch wurde Deutschland mit einem Einfuhranteil von 7,8 Prozent zweitwichtigster Lieferant nach Italien mit 19,8 Prozent. Die maltesische Ausfuhr nach Deutschland ist 2023 insbesondere wegen Elektronikprodukten sogar um 61 Prozent gestiegen, und Deutschland wurde mit einem Exportanteil von 18,7 Prozent wichtigster Auslandsmarkt. In den letzten Jahren hat Malta im Außenhandel mit Deutschland Exportüberschüsse erwirtschaftet. Neben Elektronikartikeln ist Spielzeug ein wichtiges Ausfuhrgut.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.