Das verarbeitende Gewerbe investiert kräftig in Mexiko, angetrieben von Trends wie Nearshoring und Elektromobilität. Davon profitiert auch der Maschinenbau.
Maschinenbau wächst schneller als Wirtschaft
Die Herstellung von Maschinen und Anlagen wuchs 2022 in Mexiko insgesamt um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, so das Statistikamt INEGI. Damit entwickelte sich die Sparte etwas stärker als das gesamte Bruttoinlandsprodukt (BIP), das um 3,1 Prozent stieg. Mit einem Wachstum von 5,6 Prozent im 1. Quartal 2023 startete der Sektor dynamisch ins neue Jahr. Mittelfristig wird in Mexiko das verarbeitende Gewerbe weiter ausgebaut und daher eine kräftige Nachfrage nach Maschinen und Anlagen erwartet. So spricht die Automobilindustrie aufgrund des Umbaus der Produktion auf Elektroautos von der "Mutter aller Investitionszyklen".
Daneben verlagern immer mehr Unternehmen ihre Produktion nach Mexiko, um dort vor allem für die USA zu produzieren. Mexiko gilt neben Ländern wie Vietnam oder Indien als ein Gewinner der China-Plus-One-Strategie (C+1), um Risiken in den Lieferketten zu minimieren. Neben Unternehmen wie Tesla oder BMW investieren aktuell sogar chinesische Firmen wie Hisense in Produktionsstandorte in Mexiko. Die Bruttoanlageinvestitionen in Maschinen und Anlagen waren in Mexiko im 1. Quartal 2023 rund 17,7 Prozent höher als im Vorjahresquartal, so INEGI - nach einem Plus von 12,4 Prozent im Jahr 2022. Von diesem Trend dürfte auch die lokale Maschinenbauproduktion profitieren.
Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Mexiko (in Millionen US-Dollar, Veränderung und Marktanteil in Prozent)Sparte | 2022 | Veränderung 2022/21 (real) | Marktanteil (2022) |
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Bau- und Bergbaumaschinen, Landmaschinen (NAICS 3331) | 1.019,7 | 6,5 | 16,2 |
Klimaanlagen, Heizungen, Kühltechnik (NAICS 3334) | 2.217,0 | 10,1 | 35,1 |
Maschinen für das verarbeitende Gewerbe (NAICS 3332) | 694,4 | -5,8 | 11,0 |
Maschinen für die Metallverarbeitung (NAICS 3335) | 132,2 | -32,8 | 2,1 |
Maschinen und Anlagen für sonstige nicht wirtschaftszweigspezifische Zwecke (NAICS 3339) | 2.250,0 | 0,8 | 35,6 |
Klassifizierung nach North American Industry Classification System (NAICS)Quelle: INEGI 2023
Lokale Produktion von Maschinen ist überschaubar
Die Produktion von Maschinen und Anlagen hat in Mexiko eine relativ geringe Bedeutung, mit einem Anteil von unter 1,0 Prozent am BIP. Insgesamt lag der Produktionswert des Maschinenbaus 2022 bei rund 6,3 Milliarden US$. Dies berücksichtigt die Sparten nach obenstehender Tabelle. Rund ein Drittel der Produktion entfällt jeweils auf die Kategorien Maschinen und Anlagen für sonstige nicht wirtschaftszweigspezifische Zwecke sowie Klimaanlagen, Heizungen und Kühltechnik. Bau- und Bergbaumaschinen sowie Landmaschinen haben ebenfalls einen relevanten Anteil an der Produktion.
Die große Mehrheit der verkauften Maschinen wird aus dem Ausland importiert, dies gilt insbesondere für komplexere Maschinen. Die lokale Produktion beschränkt sich häufig auf die Montage importierter Bauteile. Lokal hergestellt wird in den meisten Fällen auch durch ausländische Unternehmen. Die ausländischen Direktinvestitionen im Bereich "Herstellung von Maschinen und Anlagen" lagen 2022 bei 419,8 Millionen US$, ein ähnlicher Wert wie in den vergangenen Jahren. Die ausländischen Direktinvestitionen der Automobilindustrie in Mexiko sind etwa zehnmal so hoch.
Das Statistikamt INEGI zählte im März 2023 landesweit 251 Unternehmen, die in der Herstellung von Maschinen und Anlagen tätig sind. Diese Zahl ist seit 2011 relativ konstant. In dem Bereich waren mit Stand März 2023 rund 122.000 Personen beschäftigt. Zum Vergleich: In der Automobilindustrie arbeiteten zu dem Zeitpunkt 1,0 Millionen Menschen.
Mexiko importiert fast 90 Prozent der Verpackungsmaschinen
Der nordamerikanische Verband der Verpackungsindustrie PMMI (The Association for Packaging and Processing Technologies) schätzt den Absatz von Verpackungsmaschinen in Mexiko 2021 auf insgesamt 721 Millionen US$. Davon entfielen rund 80 Prozent auf den Nahrungsmittel- und Getränkesektor, 13 Prozent auf den Pharmasektor und 7 Prozent auf die Herstellung von Kosmetika und Pflegeprodukten. Rund 89 Prozent des Bedarfs an Verpackungsmaschinen wird durch Importe abgedeckt, wobei Deutschland, Italien und die USA die wichtigsten Lieferanten sind. Die restlichen 11 Prozent werden von lokalen Herstellern bedient, die meist technologisch einfachere Produkte anbieten.
Marcos Wunder, Geschäftsführer des deutschen Unternehmens Wipotec GmbH für Mexiko und Zentralamerika, berichtet von einer stabilen Geschäftslage. "Trotz der politischen Instabilität sind wir mit unserem Absatz in Mexiko zufrieden", so der deutsch-brasilianische Manager. Obwohl die Nahrungsmittelindustrie eine höhere Stückzahl der Kontroll- und Durchlaufwaagen von Wipotec nachfrage, sei der Pharmasektor umsatzmäßig genauso bedeutend, da deren Maschinen teurer seien, so Wunder im Gespräch mit GTAI.
John Deere verlagert Produktion nach Mexiko
Der Absatz von Landmaschinen soll in Mexiko bis 2028 jährlich im Schnitt um 4,4 Prozent zulegen, so der Marktforscher Mordor Intelligence. Neben den Branchenführern John Deere, CNH Industrial, AGCO Corporation, Kubota und KUHN ist auch der deutsche Hersteller CLAAS in Mexiko über den Vertriebspartner Ansamex vertreten. John Deere kündigte Mitte 2022 an, Teile der Produktion vom US-Bundesstaat Iowa nach Mexiko zu verlagern, darunter die Herstellung von Fahrerkabinen und Mähaufbereitern. Schon jetzt produziert John Deere bestimmte Teile von Landmaschinen in Mexiko nahe der Stadt Monterrey.
Im Infrastruktursektor werden in Mexiko unter anderem Baumaschinen, Tunnelbohrmaschinen, Portaldrehkrane, Pumpen und Generatoren benötigt. Vieles davon wird aus dem Ausland importiert, da die heimische Kapitalgüterindustrie schwach ausgeprägt ist. Für den Straßenbau werden insbesondere Mobil- und Drehkrane, Frontlader, mobile Plattformen und Verkehrsleittechnik gebraucht. Frontlader und einfache Verkehrsleittechnik wird teilweise lokal hergestellt, während Kranausrüstung mit hoher Kapazität ausschließlich importiert wird.
Von Edwin Schuh
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Mexiko-Stadt