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Mexikos Kosmetikmarkt stagniert
Aufgrund des geänderten Arbeits- und Konsumverhaltens seit der Pandemie stagnierte der Kosmetikmarkt in den letzten Jahren. Mittelfristig soll die Nachfrage jedoch wieder anziehen.
19.07.2023
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Mexiko ist der zweitgrößte Markt für Kosmetika in Lateinamerika hinter Brasilien und gehört auch im weltweiten Vergleich zu den wichtigsten Ländern. Allerdings stagniert das Marktvolumen für Kosmetika und Körperpflegemittel seit 2020, da die Pandemie zu einer Verschiebung des Konsumentenverhaltens geführt hat. Hybride Arbeitsmodelle sind in vielen Unternehmen etabliert, daher liegt der Bedarf insbesondere an Schminke und Parfums weiter unter dem Niveau von 2019.
Markt soll mittelfristig wachsen
Das Marktvolumen insgesamt war auch 2022 noch geringer als vor der Pandemie. Prognosen zufolge sollen erst 2023 wieder so viele Kosmetika und Körperpflegemittel verkauft werden wie 2019. Dennoch erwartet der Marktforscher Statista dank der wachsenden Mittelschicht in Mexiko mittelfristig ein Marktvolumen von 9 Milliarden US-Dollar (US$) jährlich. Laut Statista entfallen rund zwei Drittel des Marktes auf Körperpflegemittel und Cremes, während Schönheitsprodukte 19 Prozent ausmachen und Parfums 15 Prozent.
Dem Verband der Verpackungsindustrie AMEE (Asociación Mexicana de Envase y Embalaje) zufolge sorgt der Kosmetiksektor für rund 7 Prozent der Importe von Verpackungsmaschinen Mexikos. Dies entsprach im Jahr 2020 einem Importwert von rund 36 Millionen US$.
2018 | 2019 | 2020 | 2021 *) | |
---|---|---|---|---|
Marktvolumen | 7,3 | 7,5 | 7,2 | 7,4 |
Lokale Produktion | 7,1 | 7,2 | 7,1 | 7,2 |
Importe | 2,9 | 3 | 2,6 | 2,9 |
Exporte | 2,7 | 2,7 | 2,6 | 2,6 |
Kleine Oberschicht mit hoher Kaufkraft
Durchschnittlich geben mexikanische Konsumenten rund 4.500 mexikanische Pesos (mex$) jährlich für Kosmetikprodukte aus, das entspricht etwa 250 US$. Es existiert jedoch eine kleine Bevölkerungsschicht, die umgerechnet 2.000 US$ jährlich oder mehr für hochqualitative Kosmetikprodukte und Behandlungen ausgibt. Onlinekäufe von Kosmetika wurden aufgrund der Lockdowns während der Pandemie noch populärer. Marktbeobachter weisen allerdings darauf hin, dass der Kauf per Internet in Mexiko weniger etabliert ist als in anderen Ländern der Region. Daneben besteht das Problem der Produktfälschung, so etwa bei Parfums.
Marketing über Social-Media und Influencer oder Stars aus den USA ist vor allem bei der jungen Bevölkerung sehr erfolgreich. Auch Schönheitsprodukte aus Südkorea ("K-Beauty") liegen im Trend, haben jedoch verglichen mit Produkten aus den USA, Frankreich, Spanien oder Deutschland einen geringen Marktanteil. Bei Hautcremes werden Produkte mit UV-Schutz stärker nachgefragt – das Bewusstsein in der Bevölkerung ist hier in den vergangenen Jahren gestiegen. Bei Haarpflegemitteln spielen Produkte speziell für Männer eine immer wichtigere Rolle.
Insgesamt teilen sich viele verschiedene Marken den Markt für Kosmetika und Körperpflegemittel auf. Laut Euromonitor hatten 2021 Mary Kay (5,2 Prozent), Colgate (4,4 Prozent), Natura (4,2 Prozent), Jafra (4,0 Prozent) und Gillete (2,1 Prozent) die höchsten Anteile. Die restlichen Marken verzeichneten Marktanteile von unter 2 Prozent, darunter Nivea mit 1,8 Prozent. Neben dem Retail-Kanal über Supermärkte und Drogerien spielt in Mexiko der Direktverkauf eine bedeutende Rolle, hier sind Unternehmen wie Amway, Jafra, Belcorp, Yanbal oder Natura erfolgreich tätig.
Unternehmen | Herkunftsland | Umsatz 2021 2) |
---|---|---|
P&G México | USA | 2.366 |
Kimberly-Clark de México | USA | 2.312 |
Unilever de México | Vereinigtes Königreich | 1.302 |
Johnson & Johnson México | USA | 1.232 |
Henkel Mexicana | Deutschland | 800 |
Avon Cosmetics México | Brasilien | 720 |
Essity México | Schweden | 714 |
Grupo Kaltex | Mexiko | 659 |
Grupo Omnilife | Mexiko | 641 |
Absormex CMPC Tissue | Chile | 520 |
L'Oréal México | Frankreich | 510 |
Vorwerk-Gruppe verkauft Mexiko-Geschäft
Die lokale Produktion von Kosmetika und Körperpflegemitteln lag 2022 bei rund 7,2 Milliarden US$, so die Branchenvereinigung CANIPEC (Cámara Nacional de la Industria de Productos Cosméticos). Damit stagniert die Produktion inflationsbereinigt seit 2013. Mexiko ist drittgrößter Produzent in Amerika hinter den USA und Brasilien. Die in Mexiko hergestellten Kosmetika werden laut CANIPEC in rund 100 Länder exportiert, vorrangig in die USA und das restliche Lateinamerika. Die wichtigsten Exportprodukte sind Shampoos, Rasierer und Schminke.
Zu den größten Abnehmern von Verpackungsmaschinen für den Kosmetiksektor in Mexiko zählen die Unternehmen Procter & Gamble, Colgate-Palmolive, Unilever, Mary Kay, Cosbel und Natura. Allerdings hat die Anzahl kleiner, lokaler Hersteller in den vergangenen Jahren zugenommen. Häufig bieten sie Kosmetika auf Basis natürlicher Inhaltsstoffe mit umweltfreundlichen Verpackungen an, was insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung gut ankommt.
Von deutscher Seite betreiben Henkel und Beiersdorf Werke in Mexiko. Das Mexiko- und USA-Geschäft der Firma Jafra Cosmetics, ehemals im Besitz der Wuppertaler Vorwerk-Gruppe, wurde Anfang 2022 von der britischen Firma Betterware für 255 Millionen US$ übernommen. Jafra ist in Mexiko im Direktvertrieb tätig und setzte dort 2021 rund 286 Millionen US$ um.