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Wirtschaftsumfeld | Namibia

Großprojekte regen Investitionsklima an

Ölförderung, Uranabbau oder die Produktion von grünem Wasserstoff: Namibia schwelgt in Großprojekten. Ob sie den Rest des Landes mitziehen, muss sich zeigen.

Von Marcus Knupp | Berlin

Verschiedene Spannungsfelder prägen den Investitionsstandort Namibia. Die lokale Kaufkraft ist im afrikanischen Kontext hoch, der Gesamtmarkt aufgrund der geringen Bevölkerungszahl jedoch klein. Das Land verfügt über enorme Landreserven. Die dünne Besiedlungs- und Erschließungsdichte stellt Investoren aber je nach Standort vor logistische Herausforderungen. Ein hoher Anteil des Staatsgebietes steht unter Naturschutz. Das politische System ist stabil, die rechtlichen Institutionen gut entwickelt. Dennoch spielen persönliche Interessen Einzelner immer wieder eine wesentliche Rolle.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Investoren machen Namibia zu einem relativ einfach zu handhabenden Standort. Die Währung Namibia-Dollar ist an den südafrikanischen Rand gekoppelt. Die Zollunion mit den Nachbarländern erleichtert den Warenverkehr. Es gibt keine Beschränkungen für ausländische Investitionen in bestimmten Wirtschaftsbereichen.

Investitionen in Öl und Gas sorgen für steigende FDI

Der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen (FDI) nach Namibia hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Ausschlaggebend dafür ist die wachsende Bedeutung des Öl- und Gassektors. Da die Erdölfelder überwiegend vor der Küste liegen, ist bereits die Exploration aufwendig. Die Erschließung der Vorkommen mit Förderplattformen ist äußerst kapitalintensiv. Dies spiegelt sich sowohl in den absoluten Zahlen der Nettozuflüsse als auch in einer Verschiebung der Herkunftsländer wider. Die größten Zuwächse verzeichneten 2023 das Vereinigte Königreich, dessen Anteil von 7,3 auf 9,4 Prozent stieg, und Katar, woher 6,9 Prozent der Investitionen kamen.

Das wichtigste Herkunftsland von FDI in Namibia war auch 2023 China mit einem Anteil von 29,6 Prozent (2022: 34,5 Prozent), gefolgt von Südafrika mit 22,4 Prozent (2022: 26,0 Prozent). Deutschland, das 2022 mit einem Anteil von 1 Prozent noch auf Rang 8 der Herkunftsländer lag, ist 2023 nicht mehr unter den Top 10 zu finden.

In Namibia fließen traditionell rund zwei Drittel der Direktinvestitionen in den Bergbausektor (einschließlich Öl und Gas). Im Jahr 2023 waren es 70,7 Prozent. An zweiter Stelle lagen Finanzdienstleistungen mit 17,7 Prozent, was angesichts der regen Projekttätigkeit nicht verwundert. Das verarbeitende Gewerbe ist der drittwichtigste Zielbereich ausländischer Zuflüsse, kommt aber insgesamt nur auf einen Anteil von 5,8 Prozent.

Deutsche Investitionen zeigen sich derzeit in erster Linie im Rahmen der finanziellen Projektförderung in Form von Zuwendungen und Krediten der KfW Entwicklungsbank, wie die Bank of Namibia in ihrem Jahresbericht für 2023 ausführt. Bei den Regierungsverhandlungen zwischen Deutschland und Namibia im Juni 2023 sagte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) insgesamt 51,5 Millionen Euro für die finanzielle und technische Zusammenarbeit zu.

Zu den direkt geförderten Projekten gehören zum Beispiel Vorhaben zur Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff. Das größte Projekt in diesem Bereich ist bekannt unter dem Namen Hyphen und hat ein Investitionsvolumen von rund 10 Milliarden Euro. Federführend daran beteiligt ist das deutsche Energieunternehmen Enertrag. Das Vorhaben befindet sich aber noch in der Planungsphase.

Weitere Branchen, in denen deutsche Unternehmen in Namibia aktiv sind, sind nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK) zum Beispiel Transport und Logistik mit der Präsenz von Lufthansa, DHL oder Kühne & Nagel, Ausrüstungen mit Unternehmen wie dem Pumpenhersteller KSB, aber auch Software- und Industrie-Outsourcing (Adaire) oder Callcenter mit Betreibern wie der Global Office, die dabei auf die vorhandenen Deutschkenntnisse im Land zurückgreifen können.

Investitionsförderung: Gleichbehandlung ausländischer und lokaler Firmen

Der Foreign Investments Act in der Fassung von 1993 legt die Bedingungen für ausländische Investitionen in Namibia fest. Eine zentrale Bestimmung ist dabei die Gleichbehandlung von lokalen und internationalen Unternehmen. Dazu gehört auch das Recht, Gewinne zu transferieren oder im Streitfall ein internationales Schiedsgericht anzurufen. Für das produzierende Gewerbe sind Steuererleichterungen vorgesehen.

Ein stärkeres Förderelement enthält die im August 2022 beschlossene Special Economic Zones (SEZ) Policy. Diese sieht verschiedene Förderinstrumente vor:

  • Finanzielle Anreize: Steuererleichterungen für Unternehmen, reduzierte Einfuhrabgaben, vereinfachte Abschreibungen sowie Freibeträge für Forschung und Entwicklung
  • Verfahrenserleichterungen: One-Stop-Shop, vergünstigter Zugang zu Wasser, Strom etc.
  • Vereinfachtes Visaverfahren für Investoren ohne Wohnsitz in Namibia

Als Anlaufstelle für ausländische Investoren hat Namibia 2020 das Namibia Investment Promotion & Development Board (NIPDB) gegründet. Das NIPDB versteht sich als Servicestelle, die Investoren von den ersten Erkundungen über praktische Fragen der Unternehmensgründung, Registrierung, Lizenzen und Visa bis hin zur Suche nach lokalen Partnern begleitet. 

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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