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Personalsuche und Personalmanagement
Nigeria verfügt über einen großen Pool an Arbeitskräften. Trotzdem erfordert die Personalsuche viel Geduld.
05.07.2024
Von Corinna Päffgen | Accra
Die Personalsuche in Nigeria ist grundsätzlich unkompliziert, der Recruiting-Prozess kann aber recht zeitintensiv sein. Das liegt an dem regelmäßig sehr hohen Bewerberaufkommen und den entsprechend langwierigen Auswahlverfahren.
Deutsche Unternehmen, die neu in Nigeria aktiv sind, können sich an die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria (AHK) wenden, die einige Personaldienstleistungen anbietet. Dazu gehören die Rekrutierung von Fachkräften, die Durchführung von Background Checks und die Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Geschäftspartnern.
"Das Thema Skills-Development spielt in Nigeria eine große Rolle und birgt enormes Potenzial",
sagt Timo Pleyer, Delegierter der deutschen Wirtschaft in Nigeria. So wird die AHK im September beispielsweise – in Zusammenarbeit mit der IHK Giesen-Friedberg – eine nigerianische Delegation nach Deutschland führen um über das duale Ausbildungssystem zu informieren.
Personalsuche erfolgt oft digital
Zur Akquise geeigneter Bewerber nutzen Unternehmen unterschiedliche Kanäle. In der Regel veröffentlichen Firmen Stellenanzeigen auf ihrer Homepage und gängigen Jobportalen. Sehr beliebt sind Social-Media-Kanäle wie das Berufsportal LinkedIn,. Dort schalten auch Personalvermittlungsfirmen entsprechende Anzeigen. Jobmessen werden ebenfalls zum Recruiting genutzt. Folgende Personaldienstleister sind in Nigeria vertreten: Jobberman, Hamilton Lloyd, Alder Consulting und Phillips Consulting.
Je nach zu besetzender Stelle arbeiten Unternehmen auch eng mit Bildungseinrichtungen wie Universitäten und Berufsakademien zusammen. Das Netzwerk von Unternehmen beziehungsweise Mitarbeitern und persönliche Empfehlungen spielen ebenfalls eine große Rolle.
Bewerbungsunterlagen werden in der Regel digital eingereicht und auch Interviews werden in der ersten Runde oft virtuell geführt. Die Bewerbungsunterlagen bestehen meist aus einem Anschreiben, Lebenslauf und Referenzen. In der Regel sind die Angaben und ausgewiesenen Fähigkeiten zutreffend. Das Auswahlverfahren besteht zumeist aus zwei bis drei Runden. Einstellungstests zur Personalauswahl kommen vor, sind aber nicht die Regel. Banken, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften nutzen dieses Instrument und auch im IT-Sektor sind Tests beliebt.
Gehalt ist oft entscheidend
Die Bereitschaft, den Job zu wechseln, ist relativ hoch. In der Regel sind die Vergütung und die jeweiligen freiwilligen Zulagen (allowances) das entscheidende Kriterium. Bei einem Arbeitgeberwechsel können meist höhere Gehaltssteigerungen durchgesetzt werden. Ausschlaggebend sind auch weitere Faktoren wie Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Übernahme neuer Aufgaben und eines größeren Verantwortungsbereichs.
Arbeiten ist flexibler geworden
Die Work-Life-Balance hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten und flexible Arbeitszeiten zu haben ist für viele Arbeitnehmer wichtig. Spätestens seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie bieten Arbeitgeber vermehrt Homeoffice an. In großen Städten wie Lagos ist dies mit Blick auf die teilweise sehr langen Arbeitswege sehr relevant. Eine Pendelzeit von bis zu vier Stunden am Tag sind dort keine Seltenheit.
Outsourcing ist verbreitet
Die Auslagerung der Personalverwaltung ist erlaubt und wird genutzt. Das betrifft sowohl das Outsourcing der gesamten Abteilung als auch einzelner Bereiche wie die Buchhaltung und Gehaltsabrechnung (Payroll services). Auch die Überlassung von Arbeitnehmern ist beliebt – da meist kostengünstiger – und besonders im Bankensektor und in der Öl- und Gaswirtschaft verbreitet.
Die Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria bietet als Dienstleistung auch die Übernahme des Gehaltsabrechnungsmanagements an.