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Wirtschaftsumfeld | China | Fachkräfte

Fachkräfte

Angesichts der Wirtschaftskrise ist Erfahrung im Krisenmanagement gefragt, ebenso wie technische Berufsprofile. Deutsche Firmen beschäftigen immer weniger ausländisches Personal.

Von Robert Herzner | Hongkong

Der chinesische Arbeitsmarkt ist durch eine sinkende Nachfrage und ein steigendes Angebot an Arbeitskräften gekennzeichnet. Der Wettbewerb um Arbeitskräfte ist daher nur in Nischenbereichen intensiv. Den sprachlichen Anforderungen ausländischer Unternehmen steht in den Metropolregionen ein ausreichendes Angebot an mehrsprachigen Arbeitskräften gegenüber. Aufgrund des konjunkturellen Abschwungs suchen Unternehmen verstärkt Mitarbeiter, die nicht nur über langjährige Expansionserfahrung, sondern auch über Erfahrungen im Krisenmanagement verfügen.

Technisches Personal bleibt die größte Herausforderung

Laut AHK Labor Market and Salary Report 2024/2025 ist es für deutsche Unternehmen nach wie vor am schwierigsten, in China qualifiziertes Personal für Positionen in den Bereichen Ingenieurwesen/Forschung und Entwicklung (FuE) und technische Funktionen (technischer Vertrieb und technischer Service) zu finden. Umgekehrt ist es leichter, qualifizierte Bewerber für Positionen in Verwaltung, Finanzen und Personalwesen zu rekrutieren.   

Höheres Renteneintrittsalter und hohe Jugendarbeitslosigkeit

In China ist die Geburtenrate im Jahr 2023 auf den niedrigsten Stand seit 1974 gesunken. Die Bevölkerungszahl hat bereits 2021 den Höchststand von 1,43 Milliarden Menschen erreicht und ist seither rückläufig. Der Geburtenrückgang hat negative Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Neben einem schrumpfenden Arbeitskräftepotenzial sind dies ein sinkender Binnenkonsum, eine steigende Belastung der nationalen Gesundheitssysteme und eine höhere Pro-Kopf-Verschuldung: China altert rapide. Bereits 2035 wird jeder dritte Chinese älter als 60 Jahre sein, jeder vierte älter als 65 Jahre - bei steigender Lebenserwartung, die bereits heute bei 78 Jahren liegt.

Die Erhöhung des Renteneintrittsalters findet vor dem Hintergrund statt, dass junge Arbeitnehmer um einen Arbeitsplatz kämpfen. Die Jugendarbeitslosigkeit (16- bis 24-Jährige ohne Ausbildung) erreichte 18,8 Prozent im September 2024 und damit den höchsten Stand in diesem Jahr. Im November sank sie leicht auf 16,1 Prozent. Die hohe Quote steht vermutlich im Zusammenhang mit Fabrikschließungen und -verlagerungen. Auch die Arbeitslosenquote der 25- bis 29-Jährigen stieg von 6,4 Prozent im Juni auf 6,9 Prozent im August, um im November ebenfalls nur marginal auf 6,7 Prozent zu sinken.

Anteil ausländischer Mitarbeiter nimmt weiter ab

Viele chinesische multinationale Unternehmen bauen Personal im Heimatmarkt ab und investieren in arbeitsintensive lokale Produktion in Schwellenländern wie ASEAN und Mexiko. Auf dem Heimatmarkt konzentriert man sich auf die Produktion international wettbewerbsfähiger High-Tech-Produkte. Während sich chinesische Unternehmen global breiter aufstellen, zieht das Land nur noch wenige ausländische Fachkräfte an. Der Ersatz durch Neuentsendungen von Expatriates zieht erst seit Sommer 2023 wieder an, die gesunkene Strahlkraft Chinas erschwert dies. Vielfach lokalisieren deutsche Unternehmen ihr Chinageschäft, was sowohl mehr Forschung und Entwicklung sowie Produktion in China für den lokalen Markt als auch die verstärkte Rekrutierung von chinesischem Managementpersonal umfasst. 

Der Anteil der deutschen Unternehmen, die Ausländer beschäftigen, ist weiter rückläufig und lag 2024 bei 65 Prozent. Das ist ein deutlicher Rückgang um fast 20 Prozentpunkte gegenüber 2017. Bei kleinen Unternehmen mit insgesamt bis zu 50 Beschäftigten haben mit 43,6 Prozent erstmals weniger als die Hälfte ausländische Beschäftigte. Der Hauptgrund für die Substitution von ausländischem durch inländisches Personal ist das Lohnniveau. Immerhin: Für nicht-chinesische Mitarbeiter bleiben Zuschüsse wie Miete und Schulgeld derzeit bis zum 31.Dezember 2027 steuerfrei.

Für steigende Verunsicherung sorgt In ausländischen Wirtschaftskreisen das seit dem 1. Juli 2023 gültige Anti-Spionagegesetz. China veröffentlicht weniger Statistiken und belastbare ökonomische Daten zur Wirtschaftsplanung sind schwieriger zu generieren. Wer dazu genauer recherchiert, könnte Gefahr laufen, nicht im Einklang mit dem Anti-Spionagegesetz zu handeln. 

Asiens führende Universitäten befinden sich in China

Jeweils zwei Universitäten aus Beijing und Shanghai sowie Hongkong und eine aus Hangzhou befinden sich in den Top Ten der führenden Universitäten in Asien. Die Anzahl an Hochschulen erhöhte sich kontinuierlich und lag 2022 bei 2.760 mit 19 Millionen Bachelor-Studenten. Außerdem verfügt China über 10.000 Berufsschulen mit 30 Millionen Schülern. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt eines Bachelorabsolventen betrug 5.990 Renminbi Yuan (RMB), das sind umgerechnet 850 US-Dollar (US$) gegenüber 4.595 RMB (652 US$) eines Berufsschulabsolventen. Unternehmen merken häufig an, dass Berufsschulabsolventen die praktische Erfahrung fehlt und die Integration zwischen Industrie und Bildungseinrichtungen verbessert werden muss.

AHK baut Duale Berufsausbildung aus

Ein Pilotprojekt ist die im August 2024 von der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Taicang eröffnete erste AHK Academy, welche Kurzzeitschulungen in den Bereichen VDE-Elektrosicherheit, MPS und Pneumatik/Elektropneumatik sowie AEVO- und Prüferschulungen anbietet. Insgesamt verfügt die AHK über 23 Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen für Berufsausbildung nach iMOVE, einer Initiative des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

China im weltweiten Vergleich

Folgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können.

 

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