Wirtschaftsumfeld | China | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die hohen Lohnsteigerungen der Wachstumsjahre sind vorbei, während bei deutschen Unternehmen die Entwicklung stabil ist, müssen viele chinesische Firmen Gehälter reduzieren.
20.12.2024
Von Robert Herzner | Bonn
Landesweit erhöhten sich die durchschnittlichen Bruttomonatslöhne von städtischen Angestellten nach Angaben des nationalen Statistikamtes 2023 gegenüber dem Vorjahr um nominal 5,8 Prozent und inflationsbereinigt um 5,5 Prozent. Damit stiegen sie auf umgerechnet 1.427 US-Dollar (US$). Durch die Abwertung des Renminbi Yuan (RMB) gegenüber dem US-Dollar fällt die Steigerung in US-Dollar nur marginal aus. Auf Eurobasis sind die Löhne sogar im Vergleich zum Jahr 2022 zurückgegangen.
Region | 2023 (RMB) | 2023 (US$) 1) | 2022 (RMB) | 2022 (US$) 2) | Veränderung 3) |
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Gesamt | 17.128 | 1.427 | 16.953 | 1.413 | 5,8 |
Ostchina | 19.755 | 1.646 | 19.745 | 1.645 | 4,8 |
Zentralchina | 13.712 | 1.143 | 13.448 | 1.121 | 6,8 |
Westchina | 15.322 | 1.277 | 14.981 | 1.248 | 7,2 |
Nordostchina | 13.660 | 1.138 | 13.372 | 1.114 | 7,0 |
Lohnkosten steigen auch bei deutschen Firmen weniger stark
Die deutsche Auslandshandelskammer (AHK) in China erfasst in Kooperation mit der Personalvermittlungsagentur Direct HR in ihrem jährlichen Labor Market and Salary Report 2024/2025 die Gesamtlohnkosten pro Mitarbeiter, die sich aus den Bruttomonatslöhnen plus Lohnnebenkosten ergeben. Diese stiegen 2024 um 3,9 Prozent auf umgerechnet durchschnittlich 2.680 US$, dies liegt deutlich unter der Prognose aus dem Vorjahr 2023 mit 4,5 Prozent und war der geringste Anstieg seit der Coronapandemie. Für 2025 rechnen die Befragten mit 3,8 Prozent Steigerung. Dies ist die erste prognostizierte Wachstumsrate unter 4 Prozent mit Ausnahme der Prognose für 2021 aus dem Jahr 2020, als der Corona-Ausbruch für Unsicherheit sorgte.
Am höchsten waren 2024 die Lohn- und Lohnnebenkosten für deutsche Unternehmen in Beijing mit einem Median von 3.610 US$. An zweiter Stelle folgt Shanghai (3.416 US$). Shenzhen (2.118 US$) und Guangzhou (2.006 US$). Bei den Produktionsarbeitern sowie den Fachkräften der mittleren und unteren Ebene war ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2023 zu verzeichnen, während die Mediankosten bei den Führungskräften mit 4.941 US$ auf dem Niveau des Vorjahres blieben. Dagegen sanken die Mediankosten für Filialleiter auf durchschnittlich 9.430 US$ pro Monat, auch bei Geschäftsführern gingen sie auf 16.013 US$ zurück.
Gehaltsniveau in Küstenregionen und im Landesinnern gleicht sich an
Bei den Bruttomonatslöhnen ist die Stadt mit den höchsten Monatsgehältern Shanghai, wo erfahrene Fachkräfte 2023 durchschnittlich 2.499 US$ verdienten. In Beijing lag das Gehalt bei 2.458 US$ und in Shenzhen bei 2.054 US$. Das Gehaltsgefälle zwischen den hochentwickelten Küstenregionen mit den höchsten Gehältern und den Inlandsprovinzen verringert sich, da im Westen mit bis zu 9,3 Prozent die höchsten Gehaltszuwächse zu verzeichnen waren.
Dies spiegelt den Trend wider, dass viele Unternehmen Verwaltungstätigkeiten in Zweigstellen in Städten wie Chongqing, Chengdu und Xi’an verlagern, wo die Gehälter deutlich niedriger sind als in Beijing und Shanghai. Dies entspricht auch dem Trend, dass Arbeitnehmer aus den Tier-1-Metropolen in billigere Städte ziehen, insbesondere wenn familiäre Bindungen bestehen. Provinzen mit traditioneller Schwerindustrie wie im Nordosten und im Landesinneren wie Henan und Shaanxi profitieren davon weniger.
Im Öffentlichen Dienst gehen Gehälter zurück
Die höchsten Gehälter wurden 2023 in der Informations- und Kommunikationsindustrie (IKT) gezahlt, gefolgt von den Finanzdienstleistungen, die mit 13,4 Prozent den höchsten Anstieg verzeichneten, und den technischen Dienstleistungen. Der öffentliche Sektor war der einzige Sektor, in dem die Gehälter sanken, und zwar um 0,3 Prozent. Innerhalb der IKT sind die höchsten Gehaltssprünge in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Softwareentwicklung und Industrie zu verzeichnen. Der Stellenabbau in chinesischen Unternehmen folgt dem globalen Trend bei großen Technologieunternehmen und im verarbeitenden Gewerbe mit dem Übergang zur Automatisierung.
Sektor | 2023 | 2023 (US$) 1) | Veränderung 2) |
---|---|---|---|
IT | 19.318 | 2.741 | 5,2 |
Finanzdienstleistungen | 16.472 | 2.337 | 13,4 |
Technische Dienstleistungen, FuE | 14.287 | 2.027 | 4,9 |
Groß- und Einzelhandel | 10.364 | 1.471 | 7,8 |
Bildungsbereich | 10.339 | 1.467 | 3 |
Transport und Logistik | 10.225 | 1.451 | 6,4 |
Öffentliche Verwaltung und Soziales | 9.759 | 1.385 | -0,3 |
Geschäftsdienstleistungen | 9.105 | 1.292 | 2,6 |
Verarbeitende Industrie | 8.661 | 1.229 | 6,6 |
Bauwirtschaft | 7.150 | 1.015 | 9,6 |
Mindestlöhne steigen erneut in einigen Regionen
China hat seit 2004 gemäß Art. 48 und 49 Arbeitsgesetz ein Mindestlohnsystem, die Festsetzung erfolgt auf Provinzebene. Nach Angaben des Ministerium für Human Resources and Social Security erfolgten in 2024 in vier Regionen eine Anhebung des Mindestlohnes. Der höchste Mindestlohn besteht in Shanghai mit 380 US$ im Monat, der geringste in Xinjiang. Deutsche Unternehmen zahlen typischerweise deutlich über dem Mindestlohn, Details ergeben sich aus der GTAI Risikoanalyse zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.
Provinz/Stadt | in Renminbi Yuan | in US-Dollar2) | Zuletzt festgesetzt am |
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Shanghai | 2.690 | 400 | 01.07.23 |
Beijing | 2.420 | 355 | 01.08.23 |
Shenzhen | 2.360 | 351 | 01.12.21 |
Guangdong | 1.620 bis 2.300 | 241 bis 342 | 01.12.21 |
Jiangsu | 1.840 bis 2.280 | 274 bis 339 | 01.08.21 |
Zhejiang | 1.840 bis 2.280 | 274 bis 339 | 01.08.21 |
Hebei | 1.800 bis 2.200 | 268 bis 327 | 1.1.23 |
Tianjin | 2.180 | 324 | 01.07.21 |
Chongqing | 2.000 bis 2.100 | 298 bis 312 | 01.04.22 |
Sichuan | 1.870 bis 2.100 | 278 bis 312 | 01.04.22 |
Shandong | 1.700 bis 2.100 | 253 bis 312 | 01.10.21 |
Fujian | 1.660 bis 2.030 | 247 bis 302 | 01.04.22 |
Hubei | 1.520 bis 2.010 | 226 bis 299 | 01.09.21 |
Innere Mongolei | 1.850 bis 1.980 | 275 bis 294 | 01.12.21 |
Liaoning | 1.420 bis 1.910 | 211 bis 294 | 01.11.21 |
Xinjiang | 1.540 bis 1.900 | 229 bis 283 | 01.04.21 |
Weitere Lohnbestandteile
Zum Bruttogrundgehalt kommen vergleichsweise hohe Lohnnebenkosten, vor allem Sozialabgaben. Gesetzliche Grundlage ist das Social Insurance Law (englische Fassung von 2011). Dabei wird nach den fünf Komponenten Kranken-, Arbeitslosen-, Mutterschafts-, Arbeitsunfall- und Rentenversicherung unterschieden. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Beiträge zur Wohnbaurücklage (Housing Fund) zu entrichten, die in China eine große Bedeutung besitzt. Das Geld können Arbeitnehmer verwenden, um Wohneigentum zu erwerben.
Weitere Zuwendungen sind in gehobenen Positionen und Branchen mit Bedarf an Fachpersonal üblich, etwa Zuschüsse zu privaten Kranken- und Lebensversicherungen, variable Boni, Leistungsprämien, Überstundenvergütung, Kinderzulagen oder Verpflegungs- und Fahrtkostenzuschüsse. Immer wichtiger werden zusätzlich Gesellschaftsanteile an dem Unternehmen, insbesondere bei Firmen, bei denen sich eine Börsennotierung abzeichnet. Demgegenüber stehen Beschäftigte im informellen Sektor, die häufig nicht über einen schriftlichen Arbeitsvertrag verfügen und ihre Lohnansprüche nur schwer umsetzen können.
Ferner werden Zulagen etwa zum Chinesischen Neujahrs- oder Mittherbstfest sowie ein 13. oder sogar 14. Monatsgehalt gewährt. Weitere Halteprämien zur Mitarbeiterbindung sind möglich.
Sozialversicherungsarten | Beitragssatz |
---|---|
Rentenversicherung | 16 |
Krankenversicherung 2) | 9,8 |
Arbeitslosenversicherung | 0,5 |
Sonstige Versicherungen (Unfallversicherung) | 0,2 bis 1,9 |