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Wirtschaftsausblick | Nigeria

Wirtschaft zeigt vereinzelt positive Signale

Die steigenden Öl- und Gasexporte sorgen 2025 für Wachstum. Drängend bleiben die Themen Armut, Sicherheit und Devisen. Auch strukturelle Herausforderungen müssen angegangen werden.

Von Corinna Päffgen | Accra

Top-Thema: Staatsverschuldung nimmt weiter zu

Die Regierung Tinubus hat Mitte November den Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 präsentiert. Danach sind Rekordausgaben in Höhe von 47,9 Billionen Naira (Vorjahr: 35 Billionen Naira) geplant. Umgerechnet in US-Dollar (US$) ist der Haushalt allerdings aufgrund der starken Abwertung des Naira im Vergleich zu 2024 von 36,7 Milliarden auf 28,2 Milliarden US$ geschrumpft. 

Bei der Berechnung der Staatseinnahmen kalkuliert Nigeria mit einem Ölpreis von 75 US$ pro Barrel und einer Fördermenge von über 2 Millionen Barrel pro Tag. Letzteres erscheint vor dem Hintergrund einer durchschnittlichen Fördermenge von 1,5 Millionen Barrel pro Tag bis November 2024 sehr optimistisch. Zuletzt konnte Nigeria die Fördermenge allerdings auf 1,8 Millionen Barrel pro Tag steigern, dank vermehrter Maßnahmen gegen Sabotageaktionen und Öldiebstahl, meldet die NNPC (Nigerian National Petroleum Corporation).

Rund 13 Billionen Naira (etwa 7,7 Milliarden US$) – fast 38 Prozent der gesamten Ausgaben – will die Regierung über neue Schulden finanzieren, was einem Haushaltsdefizit von knapp 3,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) entspricht. Damit klettert die Staatsverschuldung 2025 auf 51,3 Prozent des BIP, im Jahr 2020 waren es noch 34,5 Prozent des BIP. Dies ist vor dem Hintergrund des Verhältnisses der Staatseinnahmen zu den Aufwendungen für den Schuldendienst alarmierend.

Die Regierung plant deshalb eine Reihe von steuerlichen Maßnahmen, wie die sukzessive Erhöhung der Mehrwertsteuer (VAT) von derzeit 7,5 auf 15 Prozent bis 2026, wie es auch die Weltbank empfiehlt. Insgesamt soll das Verhältnis von Steuern zum BIP bis Ende 2026 auf 18 Prozent ansteigen. Bislang liegt es bei etwa 9 Prozent, und zählt damit zu den niedrigsten in Afrika.

Wirtschaftsentwicklung: 2025 wieder mehr Dynamik auch im Nichtölsektor

Nach kürzlich veröffentlichten Zahlen der nigerianischen Statistikbehörde (National Bureau of Statistics) ist die Wirtschaft im 3. Quartal 2024 mit 3,5 Prozent stärker gewachsen als erwartet. Wichtigster Treiber war der Dienstleistungssektor mit einer Wachstumsrate von 5,2 Prozent, wobei insbesondere die Bereiche Information und Telekommunikation sowie Finanzdienstleistungen zulegen konnten. Die Industrie wuchs um 2,2 Prozent, der Agrarsektor um 1,1 Prozent.

Für Präsident Tinubu sind das wichtige Nachrichten. Wegen seiner einschneidenden Reformen, wie der zumindest teilweisen Abschaffung von Benzin- und Stromsubventionen und der Freigabe der lokalen Währung Naira für den Handel, hatte er zuletzt politisch an Rückhalt verloren.

Ökonomen sehen darin ein erstes Signal, dass die Talsohle durchschritten wurde. So auch die Weltbank, die eine Verbesserung der makroökonomischen Lage beobachtet. Das Wirtschaftswachstum sei zwar niedrig, aber relativ robust. Zudem ist die Inflationsrate laut Weltbank das erste Mal seit 19 Monaten von 34 Prozent im Juni, 33,4 Prozent im Juli auf 32,5 Prozent im August gesunken (im Vergleich zum Vorjahresmonat/auf Jahresbasis), der Wechselkurs hat sich halbwegs stabilisiert und die Devisenreserven konnten aufgestockt werden.

Für das Jahr 2025 erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) ein reales Wachstum des BIP von 3,2 Prozent. Die Economist Intelligence Unit (EIU) geht von einer Zunahme von 3,4 Prozent aus. Wachstumstreiber sind vor allem die steigenden Öl- und Gasexporte, die durch eine Erhöhung der Fördermengen ermöglicht werden. Dies wird verstärkt durch die Inbetriebnahme der neuen Dangote-Raffinerie, die einen Teil der Treibstoffimporte ersetzen und einen Teil seiner Treibstoff- und Düngemittelproduktion exportieren wird. Aber auch im Nichtölsektor erwarten Analysten wieder mehr Dynamik. Vor allem im IKT-Sektor, bei Finanzdienstleistungen, im Handel und in der Bauwirtschaft wird 2025 ein leichtes Wachstum erwartet.

Hohe Inflation belastet Konsum

Eine hohe Inflation von durchschnittlich 32,5 Prozent im Jahr 2024 wirkt sich auf den privaten Konsum aus. Die EIU geht von einem Rückgang der privaten Binnennachfrage von real 2,8 Prozent für das laufende Jahr aus. Im nächsten Jahr erwarten Analysten einen leichten Anstieg privater Ausgaben um 1,3 Prozent bei allmählich sinkender Inflation. Der IWF rechnet mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 25 Prozent im Jahr 2025 und auf 15 Prozent im Jahr 2026.

Exporte sollen 2025 steigen

Besser sieht es für Nigerias Außenhandel aus, vor allem für die Exporte. Die EIU erwartet für 2024 und 2025 einen Handelsbilanzüberschuss. Durch die Inbetriebnahme der Dangote-Ölraffinerie dürften die Benzinimporte spürbar zurückgehen. Gleichzeitig werden die Öl- und Gasexporte sowie die Ausfuhr von Düngemitteln durch eine Erhöhung der Produktion angekurbelt.

Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Nigeria, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte". Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen bietet GTAI auf ihrer Internetseite an.

Deutsche Perspektive: Wenig Entwicklung im Exportgeschäft 

Auch wenn die Exporte seit Jahren stagnieren, ist Nigeria für deutsche Unternehmen nach wie vor zweitwichtigster Absatzmarkt in Subsahara-Afrika, nach Südafrika. Zudem ist das Land der wichtigste Handelspartner in Westafrika. 

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes exportierte Deutschland 2023 Waren im Wert von 858 Millionen Euro nach Nigeria. Damit gingen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent zurück. Insgesamt bewegen sich die deutschen Ausfuhren seit Jahren mit einem Volumen von rund 1 Milliarde Euro pro Jahr auf relativ gleichbleibendem Niveau. Auch für das Jahr 2024 scheint sich der Trend fortzusetzen: Von Januar bis einschließlich September beliefen sich die Ausfuhren auf 627 Millionen Euro.

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