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Branche kompakt | Österreich | Maschinenbau

Österreichs Maschinenbau ist noch ohne Drive

Höhere Kosten für Arbeitskräfte und Energie verzögern den Aufschwung. Spätestens 2025 steigt laut Experten die Nachfrage aber wieder deutlich. 

Von Oliver Döhne | Bonn

Ausblick des Maschinenbaus in Österreich

Bewertung:

  • Das Jahr 2024 bringt noch nicht die erhoffte neue Dynamik, Produktion und Investitionen sind erneut rückläufig.
  • Stark gestiegene Lohnstückkosten und hohe Energiepreise schwächen den Industriestandort Österreich.
  • Für 2025 könnte die Nachfrage in Aus- und Inland nach österreichischen Industrieerzeugnissen wieder zunehmen. 

 

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Juli 2024

Markttrends

Der österreichische Maschinenbau sieht vorerst noch keine neue Dynamik in der Nachfrage. Mit einer hohen Exportquote hängt die Branche besonders von der Konjunktur auf wichtigen Absatzmärkten ab. Diese zeigt sich zwar verbessert, gleichzeitig verlieren österreichische Hersteller aber an preislicher Wettbewerbsfähigkeit. Schuld sind die in Österreich beharrlich hohen Energiepreise und die deutlich gestiegenen Lohnstückkosten. Überdurchschnittliche Lohnabschlüsse als Inflationsausgleich sind nicht einhergegangen mit Produktivitätsgewinnen. Das schlägt sich zunehmend in der nur mäßigen Auftragslage nieder. 

Zähe Konjunktur und drohender Wettbewerbsverlust

Mitte 2024 sah der Branchenverband "die Metalltechnische Industrie" die Talsohle noch nicht erreicht und ging für das Jahr erneut von einem Rückgang der Produktion aus. Die Bruttoanlageinvestitionen 2024 sahen die Wirtschaftsinstitute IHS und Wifo im Juni ebenfalls erneut auf dem Rückzug. Auch die Unicredit Bank Austria prognostizierte für das 2. Halbjahr 2024 eher eine holprige Entwicklung. 

Die Aussicht auf niedrigere Zinsen schafft etwas Optimismus, auch wenn die Europäische Zentralbank frühestens im September die Leitzinsen senkt, statt wie ursprünglich erwartet im Juli. Auch die gestiegenen Arbeitskosten und eine resistente Inflation dürften einem größeren Zinsschritt entgegenstehen. 

Bessere Finanzierungsbedingungen sowie ein Anstieg der Exporte und des Konsums lassen dann aber zumindest ab 2025 in Österreich einen deutlicheren Anstieg von Export und Investitionen erwarten.

Konsumnahe Branchen besser im Wind

Mitte 2024 waren die Aussichten für Maschinenlieferanten der Kunststofferzeugung und der Kraftfahrzeugherstellung weniger gut. Optimistischer sind Maschinenbauer, deren Kunden eher auf den heimischen Markt ausgerichtet sind, wie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In der Verpackungsmittelindustrie ist der Lagerabbau weitgehend abgeschlossen, berichtet das Industriemagazin, und man rechnet wieder mit besseren Verkaufszahlen. Die Vertreter der Elektronikindustrie sind aktuell einem sehr schwierigem Marktumfeld mit sehr großem Preiskampf ausgesetzt.

Die Bauindustrie, besonders der Wohnungsbau, entwickelt sich schwach und könnte in ihrer Wertschöpfung 2024 um fast 4 Prozent zurückgehen. Die Wohnraum- und Bauoffensive der Regierung wird erst 2025 für spürbar mehr Nachfrage nach baunahen Maschinen wie Baumaschinen, Hebe- und Fördertechnik (Kräne, Aufzüge), Luft-, Kühl- und Klimatechnik und Maschinen für die baunahe Metallindustrie führen. 

Aktionsfelder Umwelt und Digitalisierung

In der Umwelttechnik muss Österreich in neue Anlagen investieren, um sich den europäischen Umwelt- und Klimazielen anzunähern. Investitionsbedarf besteht zum Beispiel bei Anlagen zum Trennen und Recyceln von Kunststoffen. 

Beim Thema Digitalisierung hat das eigentlich für seine Forschung und Entwicklung bekannte Österreich etwas Mühe, international mitzuhalten, ähnliches gilt für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses. Das Digitalisierungstempo ist in der Breite laut Marktexperten noch zu gemächlich, was aber wiederum Möglichkeiten und Chancen für deutsche Akteure eröffnet, diesen Innovationsprozess im Nachbarland zu begleiten. 

Energiewirtschaft rückt in den Fokus

Der Ausbau der Energieinfrastruktur und die Diversifizierung von Energiequellen wird eine Hauptaufgabe für die nächste Bundesregierung werden, die am 29. September 2024 gewählt wird. Noch immer ist Österreich abhängig von russischem Gas und hat eine volle Agenda bei der Dekarbonisierung seiner Industrie. Europäisches Fördergeld fließt in den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur, unter anderem in die Umwidmung der Gaspipelines West-Austria und Trans-Austria für Wasserstoff sowie einen Elektrolyseur im Burgenland. 

Ausgewählte Investitionsprojekte der Maschinenbauindustrie in Österreich
Akteur/Projekt

Investitionssumme (in Millionen Euro)

ProjektstandAnmerkungen
Voestalpine/ Elektrobogenöfen in Linz und Donawitz, Steiermark

1.500 

Beginn 2024, soll bis 2027 fertig seinWeniger Schadstoffemissionen bei der Stahlerzeugung
AMS-Osram/Halbleiterproduktion Premstätten, Steiermark

588 

Planung, Pränotifizierung an EU im 2. Quartal 2024Mit staatlicher Förderung im Rahmen des Chips Act
Doppelmayr/Neues Werk Wolfurt, Vorarlberg

200 

Anfang 2024 verkündet, Laufzeit 4-5 JahreSeilbahnkomponenten und Hochregallager
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Branchenstruktur und Rahmenbedingungen

Metalltechnik und Maschinenbau sind das Rückgrat der österreichischen Industrie. Der Sektor umfasst rund 1.200 meist mittelständische Firmen mit rund 140.000 direkten Beschäftigten. Die Branche setzte laut dem wichtigsten Verband ("die Metalltechnische Industrie") 2023 rund 48 Milliarden Euro um, davon 55 Prozent im Maschinen- und Stahlbau, 42 Prozent in der Herstellung von Metallwaren und 3 Prozent in Gießereien. Die Wertschöpfung im Land lag bei 14,1 Milliarden Euro, davon 56 Prozent im Maschinen- und Stahlbau. Der Maschinenbau im engeren Sinn (C28) setzte 2022 laut Statistik Austria 31,5 Milliarden Euro um. 

Besonders mit Deutschland ist die Branche eng verflochten. Viele österreichische Unternehmen haben Niederlassungen in Deutschland und umgekehrt. Österreichische Firmen liefern deutschen Anbietern zu. Viele importieren zudem Maschinen für den Reexport in die benachbarten südosteuropäischen Länder. 

Zahlreiche Nischenspezialisten

Die österreichischen Branchenfirmen haben sich oft auf Nischenprodukte spezialisiert, unter anderem Präzisionswerkzeuge, Seilbahnen, Maschinen zur Herstellung und Reparatur von Skiern, Spritzgussmaschinen, Gleisbaumaschinen, Kabel- und Drahtmaschinen, Aluminiumwalzprodukte und -verpackungen, Explosionsschutzventile und Bäckereimaschinen. In der Umwelt- und Energiewirtschaft stellen sie unter anderem Heiztechnologie, Recyclingmaschinen, Anlagen für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, Generatoren und Ausrüstung für Wasserkraftwerke, Kraft-Wärmekopplung für Gewächshäuser und Innovationen im Großmotorenbereich her. 

Beispielsweise ist Doppelmayr weltweit führend im Seilbahngeschäft, Starlinger baut international Bottle-to-Bottle-Recyclinganlagen, Engel baut Spritzgussmaschinen. Wintersteiger aus Ried/Oberösterreich ist nach eigenen Angaben globaler Branchenprimus bei Skiservice-Maschinen, Holzdünnschnittmaschinen und Maschinen für landwirtschaftliche Feldversuche. Plasser und Theurer bezeichnet sich als Weltmarktführer bei Gleisbau- und Gleiswartungsmaschinen. 

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