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Branchen | Österreich | Augenoptik

Umsatz von Augenoptik in Österreich steigt

Mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung über 16 Jahre fragt Sehhilfen nach - und die Käuferschicht wächst. Spitzenreiter ist die Fernbrille.

Von Oliver Döhne | Bonn

Rund 1,6 Millionen potenzielle Kunden suchen pro Jahr in Österreich nach einer neuen Sehhilfe. Das ergab eine aktuelle Umfrage der Markforschungsfirma Spectra. Den Brillenabsatz 2023 schätzte die Augenoptikgruppe Fielmann, wie im Vorjahr, auf rund 1,2 Millionen Stück. Den wertmäßigen Brillenumsatz der Branche gibt Fielmann mit rund 500 Millionen Euro an, etwa 4 Prozent mehr als 2022. Bei Kontaktlinsen gehen Marktkenner von einem Umsatz von rund 220 Millionen Euro aus, bei Sonnenbrillen von rund 300 Millionen Euro. 

Der Gesamtumsatz der Augenoptik in Österreich liegt demnach mittlerweile deutlich über 1 Milliarde Euro. Fielmann selbst setzte 2023 in Österreich 393.000 Brillen ab, etwas weniger als im Vorjahr, und fuhr 24 Prozent des wertmäßigen Brillenumsatzes ein. Für die kommenden Jahre rechnen Marktbeobachter für die österreichische Augenoptikbranche mit einem konstanten Umsatzplus von etwa 1,5 Prozent pro Jahr. Wachstum wird sowohl bei kostengünstigen Modellen wie auch höherpreisigen Designerexemplaren erwartet. 

Mehr jugendliche Kunden 

Frauen greifen in Österreich laut Spectra mit 65 Prozent schneller zur Sehhilfe als Männer mit 55 Prozent. Auffallend ist die Verschlechterung der Sehfähigkeit bei Jugendlichen, die 2023 zum Vergleich zu 2022 von 46 auf 50 Prozent stieg. Etwa die Hälfte der Altersgruppe zwischen 16 und 40 Jahren benötigt eine Sehhilfe. In dieser Gruppe dominiert klar die Fernbrille, eine Folge der zunehmenden Kurzsichtigkeit bei Jugendlichen. Auch Kontaktlinsen werden bei der jüngeren Bevölkerung allmählich beliebter. Bei Kontaktlinsen sehen Marktexperten in Österreich noch viel Wachstumspotenzial. 

Insgesamt war 2023 die Fernbrille mit rund 38 Prozent Marktanteil die gefragteste Sehhilfe, vor der Gleitsichtbrillen mit 25 Prozent, die gegenüber dem Vorjahr jedoch mit 7 Prozentpunkten deutlich hinzugewann. Es folgen individuell angepasste Lesebrillen mit 20 Prozent, Kontaktlinsen und optische Sonnenbrillen mit 10 Prozent, Computerbrillen mit 5 Prozent und optische Sportbrillen mit 2 Prozent. Beliebteste Kontaktlinsenart waren Monatstauschlinsen (45 Prozent) und 1-Tages-Tauschlinsen (28 Prozent).

Einheimische Designer setzen auf Naturstoffe

Österreich besitzt eine Reihe eigener Hersteller, meist spezialisierte Designer für innovative Formen und Werkstoffe. Größter einheimischer Produzent ist die Linzer Silhouette-Gruppe, die sowohl Gläser als auch Fassungen produziert. Die Brillen gehen zu 95 Prozent in den Export. Silhouette ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für randlose Premiumbrillen. Die mittlerweile eigenständige ehemalige Tochtergesellschaft Neubau entwickelt Brillen mittels 3D-Druck aus organischem Material. 

Ein Cluster für Designerbrillen ist im steirischen Hartberg entstanden, wo unter anderem die Firma Andy Wolf Acetatbrillen und das Unternehmen Edelweyes Fassungen aus Acetat, Aluminium, Neusilber und Horn produzieren. Rolf Spectacles entwickelt und produziert in Tirol Brillenfassungen aus Stein, Holz und Naturhorn. Ebenfalls in Tirol ist Glorify auf unzerbrechliche Sportbrillen aus einem patentierten Spezialkunststoff spezialisiert. 

Das Unternehmen MPG lässt seine Brillenmodelle, unter anderem für die Marken Robert La Roche, Hechter oder Red Bull Spect, in Österreich designen und in Deutschland produzieren. Das deutsche Start-up Dezimal, das ein neuartiges optisches System entwickelte, um alterssichtigen Personen den Blick durch echte Intraokularlinsen bereits vor der Implantation zu ermöglichen, siedelte sich in Wien an und unterhält in Österreich seine gesamte Wertschöpfungskette. 

Deutsche Sonnenbrillen waren 2023 besonders beliebt in ÖsterreichImport in Millionen Euro, Veränderung gegenüber 2022 in Prozent
Warengruppe (HS)

Import

Veränderung

Import aus Deutschland

Hauptkonkurrenten

Sonnenbrillen (90041)

69,2

-8,4

29,4

Italien, China

Kontaktlinsen (90013)

54,9

6,5

23,8

Vereinigtes Königreich, China
Brillengläser, nicht aus Glas (90015)

47,8

-0,7

24,9

China

Brillen, außer Sonnenbrillen (90049)

45,7

10,8

21,3

China, Rumänien

Fassungen, nicht aus Kunststoff (900319)

36,7

-17,1

9,5

Tschechien, China

Fassungen aus Kunststoff (900311)

30,2

-12,3

11,0

Tschechien, China

Teile von Fassungen (90039)

17,4

1,9

0,6

Tschechien, Japan, China
Brillengläser aus Glas (90014)

7,2

19,8

3,9

Tschechien

Quelle: Eurostat 2024

Stationärer Handel dominiert 

Gemäß der Spectra-Umfrage bevorzugen die Käufer in Österreich stationäre Läden und deren Beratungs- und Testangebot gegenüber dem Onlinekauf. Landesweit gibt es rund 1.200 Optikgeschäfte. Führend im Vertrieb ist Hartlauer mit rund 160 Verkaufsstellen, vor der zum französisch-italienischen Branchenriesen LuxotticaEssilor gehörenden Kette Pearle mit 130 Optikergeschäften. Es folgt sehen!wutscher mit 100 Filialen. Fielmann erhöhte 2023 die Zahl seiner Läden von 39 auf 44. Mr Spex eröffnete 2022 die ersten Stores in Österreich. Weitere Akteure sind Eyes and More, Kind, Orso und United Optics. Im Online-Handel, der erst etwa 4 Prozent des Marktes abdeckt, ist die Plattform FAVR Specs ein führender Anbieter. 

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