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Branchen | Oman | Grüner Wasserstoff

Ambitionierte Wasserstoffpläne machen Fortschritte

Oman will sich zu einem führenden grünen Wasserstoffproduzenten entwickeln. Das Interesse internationaler Firmen ist groß. Ein Knackpunkt sind aber die Abnahmeverträge.

Von Robert Espey | Dubai

Das Investitionsvolumen der geplanten Vorhaben im omanischen Wasserstoffsektor beläuft sich laut Datenbank MEED Projects mittlerweile auf mehr als 70 Milliarden US-Dollar (US$). Darunter sind acht grüne Wasserstoffprojekte für insgesamt 55 Milliarden US$. Sie haben im Rahmen von zwei Ausschreibungsrunden bereits Landzuteilungen für Wind- und Solarkraftwerke sowie für Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak erhalten.

Alle Vorhaben befinden sich allerdings noch in teilweise frühen Planungsphasen. Die endgültigen Investitionsentscheidungen werden erst 2026 erwartet. Entscheidend bleibt der Abschluss von Abnahmeverträgen. Zwar gibt es Gespräche mit möglichen Kunden (Offtaker), Ergebnisse sind kurzfristig aber eher unwahrscheinlich. Kontakte bestehen unter anderem zum deutschen Gasversorger VNG. 

1 Million Tonnen Wasserstoff als erstes Etappenziel

Die aktuelle Wasserstoffstrategie des Sultanats sieht vor, bis 2030 eine Produktionskapazität von jährlich 1 Million bis 1,25 Millionen Tonnen grünem Wasserstoff aufzubauen. Laut staatlicher Planung sind dazu eine Elektrolyseleistung von 8 bis 10 Gigawatt sowie Solar- und Windkraftwerke mit einer Kapazität von 16 bis 20 Gigawatt erforderlich.

Die jährliche Wasserstoffproduktion soll bis 2040 auf 3,5 Millionen bis 3,75 Millionen Tonnen steigen und sich bis 2050 auf 7,5 Millionen bis 8,5 Millionen Tonnen erhöhen.

Per Elektrolyse soll bis 2040 eine Leistung von 35 bis 40 Gigawatt gewonnen werden, über erneuerbare Energien 65 bis 75 Gigawatt. Die Elektrolyseleistung soll bis 2050 auf 95 bis 100 Gigawatt steigen, die Gewinnung erneuerbarer Energien auf 175 bis 185 Gigawatt.

Aufbau der Produktion und Infrastruktur im Fokus 

Für die Ausschreibungen von Flächen für Wasserstoffprojekte ist Hydrogen Oman (Hydrom) zuständig. Die Organisation wurde 2022 als zentrale Institution für die Entwicklung und Steuerung der grünen Wasserstoffwirtschaft gegründet und gehört zur staatlichen Energy Development Oman.

Bereits im März 2023 schloss Hydrom mit sechs sogenannten "Legacy Projects" Vereinbarungen über Rahmenbedingungen (Commercial Term Sheets). Zwischenzeitlich haben vier davon Landzuteilungen erhalten. Im Juni 2023 erfolgte die Zuteilung von Flächen für fünf grüne Wasserstoffprojekte in der Provinz Al Wusta. Die Ausschreibung wurde im November 2022 veröffentlicht. In Al Wusta befindet sich die Wirtschaftssonderzone Duqm im Aufbau.

Bei den Vorhaben handelt es sich um die fünf Projekte "Green Energy Oman", "Amnah", "Posco-Engie", "BP Duqm" und "Hyport Duqm". Die geplanten Wasserstoffkapazitäten summieren sich auf jährlich 750.000 Tonnen. Vorgesehen ist die Installation von Solar- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von 18,5 Gigawatt.

Das "Green Energy Oman"-Projekt könnte sich langfristig zur größten Wasserstoffproduktion im Sultanat entwickeln. Nach Abschluss der letzten Ausbaustufe will "Green Energy Oman" jährlich 1,8 Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugen. Der Wasserstoff soll zur Produktion von 10 Millionen Tonnen Ammoniak für den Export dienen. Die aktuelle Landzuteilung bezieht sich auf die erste Projektphase mit einer Kapazität von 150.000 Tonnen.

Die zweite Ausschreibungsrunde wurde im April 2024 mit Flächenzuteilungen in der südlichen Provinz Dhofar an die drei internationalen Konsortien SalalaH2, EDF/J Power/Yamna und Actis/Fortescue abgeschlossen. Die Gesamtkapazität der Projekte beträgt 553.000 Tonnen jährlich.

Am "SalalaH2"-Konsortium war zunächst das Unternehmen Linde beteiligt. Aktuell besteht das Konsortium aus Samsung C&T, Marubeni, der emiratischen Dutco Group und der omanischen Staatsholding OQ. Die Planungen für das Wasserstoff-Ammoniak-Projekt in der Hafenstadt Salalah laufen seit 2021. Geplant ist eine jährliche Wasserstoffproduktion von 200.000 Tonnen. Die Kapazität der Solar- und Windkraftanlagen soll 4 Gigawatt betragen.

Electricité de France (EDF) will gemeinsam mit dem japanischen Partner J Power und dem britischen Investor Yamna in Oman jährlich 178.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen. Wind- und Solaranlagen mit einer Leistung von 4,5 Gigawatt sollen installiert werden.

Das Actis-Fortescue-Projekt sieht eine jährliche Wasserstofferzeugung von 200.000 Tonnen vor. Das Unternehmen Actis aus dem Vereinigten Königreich betreibt derzeit weltweit Erneuerbare-Energien-Projekte mit einer Gesamtleistung von 13 Gigawatt und hat 5 Gigawatt im Bau oder in Planung. Fortescue ist eine australische Firma mit den Geschäftsbereichen Bergbau/Metalle und Energie.

Oman: Geplante grüne WasserstoffprojekteAuswahl; Stand: Mai 2024

Projektbezeichnung (Standort)

Wasserstoffproduktion (in Tonnen pro Jahr)

Projektbetreiber

Amnah Project (Al Wusta) 1)

200.000

Copenhagen Infrastructure Partners, Blue Power Partners, Al Khadra

Posco-Engie Project (Al Wusta) 1)

200.000

Posco, Engie, Samsung, Korea East-West Power, Korea Southern Power, PTT Exploration and Production Company Limited

BP Duqm Project: (Al Wusta) 1) 2)

150.000

BP Alternative Energie Investments

Green Energy Oman (Al Wusta) 1) 2)

150.000

OQ, InterContinental Energy, EnerTech, Shell

Hyport Duqm Project(Al Wusta) 1) 2)

50.000

DEME, OQ Alternative Energy 

EDF/J Power/Yamnah Project (Dhofar) 1)

178.000

Electricité de France/J Power/ Yamnah 

Actis-Fortescue Project (Dhofar) 1)

200.000

Actis/Fortescue

SalalaH2 (Dhofar) 1) 2)

175.000

OQ, Marubeni, Samsung C&T, Dutco Group

BP Dhofar Project (Dhofar) 2)

150.000

BP Alternative Energie Investments

Green Hydrogen and Chemicals Project (Dhofar) 2)

20.000

ACME, Scatec

Salalah Green Hydrogen and Ammonia Project (Dhofar)

250.000

Acwa Power/OQ/Air Products

Sohar Port and Port of Rotterdam Project (Batinah North)

k.A.

Sohar Port and Free Zone, Port of Rotterdam

1 Landzuteilung 2023/2024 erfolgt; 2 Commercial Term Sheets mit Hydrom im März 2023 unterzeichnet.Quelle: Hydrom 2024, MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Für die Wasserstoffprojekte soll eine gemeinsame Infrastruktur geschaffen werden. Im Dezember 2023 gründete Hydrom eine neue Gesellschaft, die unter anderem ein Pipelinesystem, Exportterminals, Meerwasserentsalzungsanlagen und Stromnetze errichten soll. Partner sind OQ Gas Networks, Nama Water Services und die Oman Electricity Transmission Company. Die gemeinsame Wasserstoffinfrastruktur soll bis 2029 fertiggestellt sein.

Oman strebt engere Zusammenarbeit mit Deutschland an

Am Rande des "Green Hydrogen Summit" im Dezember 2023 in Muscat haben Hydrom und Siemens Energy eine Absichtserklärung für eine Kooperation beim Bau einer Elektrolyseurfabrik in Oman unterzeichnet.

Eine hochrangige omanische Delegation um den Minister für Energie und Mineralien, Salim bin Nasser Al Aufi, besuchte im März 2024 Deutschland. Anlass war der "Berlin Energy Transition Dialog". Zur Delegation gehörten auch Hydrom-Chef Abdulaziz Al Shidhani und Najla Al Jamali, die CEO der staatlichen OQ Energy.

Hauptziel des Deutschlandbesuchs war, die Perspektiven für eine enge Zusammenarbeit bei der Entwicklung einer grünen Wasserstoffindustrie auszuloten. Die omanische Delegation besuchte die VNG AG in Leipzig, den im Aufbau befindlichen Energiepark Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt sowie Siemens Energy in Berlin.

Grüner Stahl aus Oman

Jindal Shadeed, eine Tochter des indischen Stahlkonzerns Jindal Steel, will in der Sonderwirtschaftszone Duqm grünen Stahl erzeugen. Gespräche mit möglichen Wasserstofflieferanten laufen, vor allem mit dem Amnah Konsortium. Errichtet werden soll ein Stahlwerk mit einer Jahreskapazität von 5 Millionen Tonnen Stahl. Der Hauptbauauftrag über 2,4 Milliarden US$ ging an die italienischen Unternehmen Danieli und Tenova. Mit den Bauarbeiten wurde bereits begonnen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant. Jindal betreibt seit 2010 im Industriehafen von Sohar ein Stahlwerk mit einer Leistung von jährlich 2,4 Millionen Tonnen.

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