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Branchen | Oman | Grüner Wasserstoff

Oman auf dem Weg zum führenden grünen Wasserstoffproduzenten

Das Sultanat liegt mit seinen geplanten grünen Wasserstoffprojekten im regionalen Vergleich weit vorn. Im Jahr 2030 soll die Produktionskapazität 1 Million Tonnen erreichen.

Von Robert Espey | Dubai

Die omanische Wasserstoffstrategie sieht vor, die Produktionskapazität für grünem Wasserstoff bis 2030 auf jährlich 1 Million Tonnen auszudehnen. Laut Planung sind dazu eine Elektrolyseurleistung von 10 Gigawatt sowie Solar- und Windkraftwerke mit einer Kapazität von 20 Gigawatt erforderlich. Die jährliche Wasserstoffproduktion soll bis 2040 auf 3,5 Millionen Tonnen steigen (Elektrolyse: 40 Gigawatt; erneuerbare Energien: 75 Gigawatt) und bis 2050 sogar auf 8 Millionen Tonnen (100 Gigawatt; 185 Gigawatt).

Im Juni 2023 hat Oman an fünf grüne Wasserstoffprojekte Flächen für den Bau von Wind- und Solarkraftwerken sowie für Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak vergeben. Zuständig ist Hydrogen Oman (Hydrom). Die Organisation wurde 2022 als zentrale Institution für die Entwicklung und Steuerung der grünen Wasserstoffwirtschaft gegründet und gehört zur staatlichen Energy Development Oman.

Projektflächen in der Provinz Al Wusta vergeben

Die Landzuteilungen bei vier der fünf Wasserstoffvorhaben erfolgten im Rahmen einer ersten Ausschreibung von Projektflächen. Der Tender lief unter der Bezeichnung "Phase A: Round 1". Die Ausschreibung wurde im November 2022 veröffentlicht. Nach ursprünglicher Planung sollten die Vergabeentscheidungen schon im April 2023 bekanntgegeben werden. Die Zuteilungen beziehen sich auf Flächen in der Provinz Al Wusta. Dort befindet sich die Wirtschaftssonderzone Duqm im Aufbau.

Bei den vier Wasserstoffvorhaben handelt es sich um die Projekte "Amnah", "Posco-Engie", "BP Duqm" und "Green Energy Oman". Ohne Ausschreibungsverfahren wurde Land an das "Hyport Duqm"-Projekt vergeben. Die geplanten Wasserstoffkapazitäten summieren sich auf jährlich 765.000 Tonnen. Vorgesehen ist die Installation von Solar- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von 18,5 Gigawatt.

Nur das mit 6 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagte "Amnah"-Projekt ist neu. Die anderen vier Vorhaben gehören zu den sogenannten "Legacy Projects", die bereits seit mindestens zwei Jahren in Planung sind. Bislang waren aber die Landzuteilungen noch offen. Mit insgesamt sechs "Legacy Projects" hat Hydrom im März 2023 Vereinbarungen über wesentliche Rahmenbedingungen (Commercial Term Sheets) geschlossen.

Oman: Geplante grüne Wasserstoffprojekte (Auswahl)

Projektbezeichnung, Projektpartner (Provinz)

Kapazität (in Tonnen/Jahr)

Solar- und Windkraft (in Gigawatt)

Amnah: Copenhagen Infrastructure Partners, Blue Power Partners, Al Khadra (Al Wusta)

215.000

4,5

Posco-Engie: Posco, Engie, Samsung, Korea East-West Power, Korea Southern Power, PTT Exploration and Production Company Limited (Al Wusta)

200.000

5,2

BP Duqm: BP Alternative Energie Investments (Al Wusta)

150.000

3,5

Green Energy Oman: OQ, InterContinental Energy, EnerTech, Shell (Al Wusta)

150.000

4,0

Hyport Duqm: OQ, DEME (Al Wusta)

50.000

1,3

BP Dhofar: BP Alternative Energie Investments (Dhofar)

150.000

3,3

SalalaH2: OQ, Japans Marubeni, Linde, Dutco Group (Dhofar)

150.000

3,3

Green Hydrogen and Chemicals: ACME, Scatec (Dhofar)

15.000 bis 20.000

0,5

Green Hydrogen and Ammonia Dhofar: OQ, Acwa Power, Air Products (Dhofar)

250.000

3,0

Green Hydrogen Sohar Port: Sohar Industrial Port, Port of Rotterdam (Al Batinah North)

k.A.

3,5

Quelle: Hydrom 2023, Firmenabgaben 2023, MEED Projects 2023, Recherchen von Germany & Invest 2023

Wasserstoff für lokal produzierten grünen Stahl

Das Amnah-Konsortium besteht aus dem Projektentwickler Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) und dem dänischen Spezialisten für erneuerbare Energien Blue Powers Partners sowie der zur omanischen Hind Bahwan Group gehörenden Firma Al Khadra. Das Amnah-Projekt sieht eine Jahreskapazität von 215.000 Tonnen grünem Wasserstoff vor. Die geplante Solar- und Windkraftleistung beträgt 4,5 Gigawatt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Wasserstoffprojekten will das Amnah-Konsortium den Wasserstoff nicht in Form von Ammoniak exportieren. Der Wasserstoff soll zur lokalen Herstellung von grünem Stahl eingesetzt werden. Als Abnehmer ist die indische Jindal Shadeed Group im Gespräch. Das Unternehmen will in Duqm für 3 Milliarden US$ ein Werk zur Produktion von jährlich 5 Millionen Tonnen grünem Stahl errichten.

Exportorientierte Projekte dominieren

Das "Green Energy Oman"-Projekt könnte langfristig die größte grüne Wasserstoffproduktion im Sultanat werden. Betreiber des Vorhabens ist ein Konsortium aus Omans staatlicher Energieholding OQ, Shell, dem in Hongkong ansässigen Projektentwickler InterContinental Energy sowie dem staatlichen kuwaitischen Unternehmen EnerTech.

Nach Abschluss der letzten Ausbaustufe will "Green Energy Oman" jährlich 1,8 Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugen. Solar- und Windkraftwerke mit einer Leistung von 25 Gigawatt sind geplant. Der Wasserstoff soll zur Exportproduktion von 10 Millionen Tonnen Ammoniak dienen. Als Termin für die Fertigstellung des 28-Milliarden-US$-Projekts wird 2038 genannt. Die aktuelle Landzuteilung bezieht sich auf die erste Projektphase mit einer Wasserstoffkapazität von 150.000 Tonnen.

Am "Posco-Engie"-Konsortium sind neben Frankreichs Engie und der südkoreanischen POSCO drei weitere Unternehmen aus Südkorea sowie die PTT Exploration and Production Company aus Thailand beteiligt. Die Investitionen werden mit 7 Milliarden US$ kalkuliert. Die Produktion soll bei jährlich 200.000 Tonnen Wasserstoff liegen. Daraus sollen für den Export 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak erzeugt werden.

Das "BP Duqm"-Projekt wird mit 3 Milliarden US$ veranschlagt. Solar- und Windkraftwerke mit einer Leistung von 3,5 Gigawatt sollen eine Anlage zur Produktion von jährlich 150.000 Tonnen Wasserstoff versorgen.

Das omanisch-belgische Konsortium "Hyport Duqm" (OQ, DEME) will jährlich 50.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen. Geplant sind Solar- und Windkraftanlagen mit einer Leistung von 1,3 Gigawatt. Das Konsortium hat 2021 mit dem deutschen Energieversorger Uniper über den Export des produzierten Ammoniaks verhandelt. Der aktuelle Gesprächsstand ist nicht bekannt.

Zweite Ausschreibungsrunde gestartet

Seit 22. Juni 2023 läuft die zweite Ausschreibungsrunde (Phase A: Round 2) für Wasserstoff-Projektflächen. Jetzt geht es um Zuteilungen für drei Vorhaben in der Provinz Dhofar. Die Vergabeentscheidungen sollen im 1. Quartal 2024 verkündet werden.

Beobachter erwarten, dass die Zuschläge an drei "Legacy Projects" gehen: "BP Dhofar", "SalalaH2" und "Green Hydrogen and Chemicals". Diese Projekte gehören auch zu den Vorhaben, mit denen im März "Commercial Term Sheets" unterzeichnet worden sind.

Am "SalalaH2"-Konsortium ist Linde beteiligt. Die anderen Partner sind OQ, die japanische Marubeni und die emiratische Dutco Group. Die Planungen für das Wasserstoff-Ammoniak-Projekt in der Hafenstadt Salalah laufen seit 2021. Die "Commercial Terms Sheets" sehen für "SalalaH2" und "BP Dhofar" eine Wasserstoffkapazität von jeweils 150.000 Tonnen und jeweils 3,3 Gigawatt Solar- und Windkraftleistung vor. Das "Green Hydrogen and Chemicals"-Projekt ist mit 15.000 bis 20.000 Tonnen Wasserstoff und 100.000 Tonnen Ammoniak deutlich kleiner dimensioniert.

Projektflächen für 25 Millionen Tonnen Wasserstoff

Oman hat insgesamt 50.000 Quadratkilometer identifiziert, die für grüne Wasserstoffprojekte geeignet wären. Die Flächen verteilen sich auf sechs Regionen. Mehr als 34.000 Quadratkilometer entfallen auf die beiden südlichen Provinzen Al Wusta und Dhofar. Auf den ausgewählten Flächen soll die Installation von Solar- und Windkraftwerken mit einer Leistung von 500 Gigawatt möglich sein. Damit könnten jährlich 25 Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugt werden. Für 2050 strebt Oman eine Produktion von 8 Millionen Tonnen an.


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