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Wirtschaftsumfeld | Ostasien | F&E

Ostasien setzt stark auf Forschung und Entwicklung

Drei der fünf Länder mit den global höchsten Entwicklungsausgaben liegen in Ostasien. Bei Patenten sieht es ähnlich aus. Und die Länder setzen weiter auf Wachstum durch Innovation.

Von Frank Robaschik | Tokyo

China, Japan und Südkorea gehören nach der Höhe der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) zu den Top 5 Ländern weltweit. Sie lagen 2022 auf den Rängen zwei, drei und fünf. Dabei gab selbst Südkorea auf Rang fünf mehr für F&E aus als jedes andere Land in Europa außer Deutschland. Taiwan investierte mehr als Indien oder Italien. Beim Anteil der F&E-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt Südkorea nach Israel weltweit auf Rang zwei. Taiwan folgt auf Rang drei.

F&E steht im Zentrum der Industriepolitik

Mit Plänen wie „Made in China 2025“ oder langfristigen Forschungs- und Fünfjahresplänen strebt China in vielen Bereichen eine industrielle Führerschaft an. Gleichzeitig spielen Importsubstitution und der Nachbau von im Westen entwickelten Technologien eine wichtige Rolle.

Südkoreas Industriepolitik setzt auf Elektronik, Energietechnik, Fahrzeuge, Gesundheit, Werkstoffe, Wasserstoff, Abspaltung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid, Digitales und Kultur. Für definierte Technologien, die das exportorientierte Land besonders förderwürdig erachtet, gewährt die Regierung Steuervorteile und Finanzierungen.

Japan gewährt im Rahmen der Wahrung seiner wirtschaftlichen Sicherheit Subventionen etwa für Halbleiter, Batterien, Industrieroboter, Werkzeugmaschinen, Flugzeugteile, Antibiotika, Schiffsteile und Cloud Computing. Über den Green Innovation Fund fördert die Regierung heimische Firmen bei der Entwicklung von Technologien für die grüne Transformation. Auch für Digitalthemen, wie die Entwicklung von 6G-Netzen stehen Fördermittel zur Verfügung.

Jedes zweite neue Patent stammt aus Ostasien

Nach Daten der World Intellectual Property Organization (WIPO) standen China, Japan und Südkorea 2023 gemäß dem Vertrag zur Zusammenarbeit bei Patenten (PCT) zusammen für mehr als die Hälfte der weltweiten internationalen Patentanmeldungen. Allein auf China entfiel mehr als ein Viertel. Das Land der Mitte löste 2019 die USA als größten Anmelder internationaler Patente ab. Japan lag 2023 mit einem Anteil von 18 Prozent auf Rang drei vor der Europäischen Union mit 17 Prozent. Südkorea rangierte bei den PCT-Patentanmeldungen noch vor Deutschland, dem mit 6,2 Prozent erstplatzierten europäischen Land.

Hohe Entwicklungsausgaben insbesondere für Elektronik

Chinesische Firmen investieren viel Geld in Entwicklungen in der Elektronik, dem Maschinenbau und der Elektrotechnik. Japan hat eine ähnliche Struktur bei F&E-Ausgaben wie Deutschland. Einzige größere Ausnahme sind die mehr als doppelt so hohen F&E-Aufwendungen in der Elektronik. Südkorea hat wiederum einen sehr starken Fokus auf Elektronik. Firmen stecken hier etwa dreieinhalbmal so viel F&E-Gelder in diesen Bereich wie Unternehmen in Deutschland. Japan und Deutschland investieren wiederum am meisten in der Kfz-Industrie.

Ausgewählte Schwerpunkte der Ausgaben der Firmen für Forschung und Entwicklung 2021 in Milliarden US-Dollar 1
LandBranchen
USAInformation und Kommunikation (177,8), Elektronik (104,9), Pharmaindustrie (103,9), Kfz-Industrie (28,1), Luft- und Raumfahrt (21,8), Medizintechnik (19,8), Maschinenbau (18,3), Chemie (9,5), Nahrungs- und Genussmittel (7,4), Elektrotechnik (5,7)
China 2Elektronik und Optik (55,3), Maschinenbau (30,6), Elektrotechnik (25,8), Kfz-Industrie (20,1), Metallerzeugung (19,6), Chemieindustrie (14,6), Pharmaindustrie (13,4), Nahrungs- und Genussmittel (8,5), Textilindustrie (6,4)
JapanKfz-Industrie (34,9), Elektronik (22,1), Maschinenbau (12,8), Pharmaindustrie (12,7), Chemie (8,6), Information und Kommunikation (4,4), Elektrotechnik (4,4)
DeutschlandKfz-Industrie (30,8), Elektronik (10,0), Maschinenbau (8,5), Pharmaindustrie (6,5), Information und Kommunikation (6,0), Chemie (5,4), Elektrotechnik (3,4)
SüdkoreaElektronik (34,8), Kfz-Industrie (7,7), Maschinenbau (3,8), Information und Kommunikation (3,7), Chemie (3,2), Elektrotechnik (2,8), Pharmaindustrie (2,1)
TaiwanElektronik (19,2)
1 Umrechnung jeweils zum jahresdurchschnittlichen Wechselkurs laut Bundesbank; 2 Für China liegen keine Daten zu Forschungs- und Entwicklungsausgaben für Information und Kommunikation vor.Quelle: OECD 2024; National Science and Technology Council, Taiwan 2024; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Ostasiatische Firmen geben viel Geld für Entwicklung aus

Unter den Top 20 der PCT-Patente anmeldenden Firmen waren lediglich vier nicht aus Ostasien. Unter den Top 30 stellten China und Japan jeweils zehn und Südkorea weitere drei. Während sich in Südkorea ein großer Teil der Entwicklungsausgaben auf die Samsung-Gruppe und die LG-Gruppe konzentriert, ist die Entwicklung in Firmen in China und in Japan deutlich breiter gestreut. Ein Großteil der besonders viele Patente anmeldenden Firmen sind in den Bereichen Elektronik und Telekommunikation tätig.

Top-Firmen aus Ostasien bei internationalen Patentanmeldungen* 2023 in Klammern weltweiter Rang
ChinaJapanSüdkorea
Huawei Technologies (1)Mitsubishi Electric (4)Samsung Electronics (2)
BOE Technology Group (5)NTT (10)LG Electronics (6)
CATL (8)Panasonic (12)LG Energy Solution (17)
Guangdong Mobile Oppo Mobile Telecommunications (9)NEC (15) 
ZTE (11)Sony (16) 
Vivo Mobile Communication (13)Murata Manufacturing (20)
Beijing Xiaomi Mobile Software (14)NTT Docomo (21)
Changxin Memory Technologies (22)Fujifilm (25) 
Beijing Zitiao Network Technology (27)Denso (26) 
Honor Device (30)Sony Semiconductor Solution (28)
Gemäß Patent Cooperation Treaty (PCT).Quelle: WIPO 2024

 

Taiwan ist kein Mitglied des Vertrags zur Zusammenarbeit bei Patenten (PCT). Daher können die Firmen dort keine PCT-Patente anmelden. Die aktivsten Anmelder in Taiwan waren 2023 laut dem Taiwan Intellectural Property Office der Halbleiterhersteller TSMC, Samsung Electronics (Südkorea), Applied Materials und Qualcomm (USA), Tokyo Electron (Japan), der Mikrocontrollerhersteller Mediatek, Nitto Denko (Japan), der Bildschirmhersteller AU Optronics, Coupang (Südkorea), der Computerhersteller Acer, der Elektronikhersteller Inventec und der Bildschirmhersteller Innolux. Mit Ausnahme von dem südkoreanischen Amazon-Äquivalent Coupang produzieren all diese Firmen Halbleiter, Bildschirme und andere Elektronik oder liefern der Elektronikindustrie zu.

Viele große Forschungscluster liegen in Ostasien

Laut der WIPO waren 2023 die fünf weltweit größten Forschungscluster in Ostasien. Von den Top 25 entfielen 14 auf die Region. Die Volksrepublik China allein stellt neun davon. Tokyo-Yokohama hält weiter die Spitzenposition. Auf Rang drei liegt Seoul.

Innovationscluster der Volksrepublik China unter den Top 30 Clustern weltweit
RangNameSchwerpunkte der PatentanmeldungenTop PCT-Patentanmelder

2

Shenzhen-Hongkong-GuangzhouDigitale Kommunikation, Computertechnik, audiovisuelle TechnikHuawei, Oppo, Zte

4

BeijingDigitale Kommunikation, Computertechnik, audiovisuelle TechnikBOE Technology, Beijing Xiaomi Mobile Technology

5

ShanghaiComputertechnik, Digitale Kommunikation, ElektrotechnikAac Acoustic Technology, Zte

11

NanjingComputertechnik, Elektrotechnik, MesstechnikKunshan Govisonox Optoelectronics

13

WuhanHalbleiter, Optik, audiovisuelle TechnikWuhan China Star Optoelectronics Semiconductor Display Technology

14

HangzhouComputertechnik, IT-Methoden, Digitale KommunikationAlibaba Group, Hikvision Digital Technology

19

XianMedizintechnik, Computertechnik, Messtechnik Shanxi Lighte Optoelectonics Material

23

QingdaoKonsumgüter, Klimatechnik, ComputertechnikHaier

24

ChengduPharmazeutika, Chemie, ComputertechnikSichuan Kelunbiotech Biopharmaceutical
Quelle: WIPO 2023

Andere ostasiatische Innovationscluster unter den Top 30 Clustern weltweit
RangNameRegionSchwerpunkte der PatentanmeldungenTop PCT-Patentanmelder
1Tokyo-YokohamaJapanComputertechnik, Elektrotechnik, MedizintechnikMitsubishi Electric, Sony, NTT
3SeoulKoreaDigitale Kommunikation, Computertechnik, audiovisuelle TechnikSamsung Electronics, LG Electronics, LG Innotek
7Osaka – Kobe – KyotoJapanElektrotechnik, Messtechnik, HalbleiterMurata Manufacturing, Kyocera, Nitto Denko
15NagoyaJapanElektrotechnik, Fahrzeuge, MesstechnikDenso, Autonetworks Technologies, Fuji
18DaejeonKoreaElektrotechnik, Chemie, MesstechnikLG Chem, LG Energy Solution, Kaist
27TaipeiTaiwanDigitale Kommunikation, Computertechnik, audiovisuelle TechnikHewlett-Packard, Mediatek, Fg Innovation
Quelle: WIPO 2023

Ostasien nutzt Forschungsergebnisse aus Deutschland

Für Gebühren für die Nutzung von Ergebnissen aus F&E und für F&E-Leistungen verbucht die Deutsche Bundesbank regelmäßig signifikante Zahlungen aus Ostasien. Diese betrugen 2023 zusammen über 6 Milliarden Euro. Davon entfielen mehr als 4,2 Milliarden Euro auf China, mindestens 1,3 Milliarden Euro auf Japan und mehr als 500 Millionen Euro auf Südkorea.

Deutschland zahlt kaum Gebühren für die Nutzung von Ergebnissen aus F&E in Ostasien. Allerdings kaufte es 2023 F&E-Leistungen für mindestens 3,7 Milliarden Euro. Davon entfielen mindestens 2,7 Milliarden Euro auf China, mehr als 650 Millionen Euro auf Japan und etwa 400 Millionen Euro auf Südkorea.

Ostasien kauft viel Analyse-, Bio- und Labortechnik

Angesichts der hohen F&E-Ausgaben verwundert es nicht, dass die Länder der Region viel Analyse-, Bio- und Labortechnik kaufen. China ist der zweitgrößte Importeur weltweit. Japan liegt auf Rang fünf und Südkorea auf Rang sieben. 

Für Branchenprodukte „Made in Germany“ ist China der zweitgrößte ausländische Abnehmer fast gleichauf mit den USA. Japan kauft fast so viele Branchenprodukte wie die Schweiz. Gleichzeitig ist Japan zweitgrößtes ausländisches Lieferland von Analyse-, Bio- und Labortechnik nach Deutschland.

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