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Special Pakistan Konnektivität

Pakistan sucht Lösungen für Energiewende und Stromkrise

In Pakistan sind große Bereiche des Energie-und Rohstoffsektors unterentwickelt. Trotz chinesischer Dominanz ist Spezialtechnologie namhafter europäischer Hersteller gefragt.

Von Marcus Hernig | Bonn

Pakistans Strombedarf hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Die verstärkte Stromnachfrage hat Pakistan überwiegend durch fossile Brennstoffe gedeckt. So wuchs etwa der Anteil der Kohle an der Stromproduktion von weniger als 1 Prozent im Jahr 2016 auf fast 18 Prozent im Jahr 2023. Chancen für deutsche Unternehmen gibt es trotz des schwierigen Wirtschaftsumfelds als Zulieferer für den Ausbau des Energienetzes und als Ausrüster im Rohstoffsektor.

Pakistans Strommix ist fossil geprägt

Im Jahr 2023 bezog Pakistan laut der auf Energie spezialisierten Denkfabrik Ember 59 Prozent seiner Elektrizität aus fossilen Brennstoffen. Der wichtigste Energieträger war dabei Gas mit einem Anteil von 34 Prozent, gefolgt von Kohle mit rund 18 und Öl mit rund 7 Prozent. Gaskraftwerke sind damit die wichtigsten Energieerzeuger des Landes – noch vor der Wasserkraft, die im Norden des Landes eine führende Rolle spielt.

Mit knapp 24 Prozent dominiert die Wasserkraft die kohlenstoffarme Stromversorgung Pakistans, während der Anteil von Wind- und Solarenergie (2,7 Prozent) weit unter dem weltweiten Durchschnitt von 13 Prozent und dem Wert in den Nachbarländern Indien (10 Prozent) und Afghanistan (13 Prozent) liegt.

Kohlekraftwerke und Erneuerbare werden ausgebaut

Die hohen Betriebskosten der mit Öl und Gas betriebenen Kraftwerke haben dazu geführt, dass die Regierung Maßnahmen zur Energieeinsparung ergriffen hat. Dadurch wurde die Nachfrage künstlich gedämpft: Sie ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent zurück. Ein Ausbau der Wind- und Solarenergie würde Pakistan helfen, die Nachfrage kostengünstiger zu decken und die anhaltende Energiekrise zu überwinden.

Das Land hat sich zwar verpflichtet, seinen Anteil an nicht fossilen Energieträgern einschließlich Wasserkraft und Atomkraft bis 2030 auf 60 Prozent zu erhöhen. Die Regierung plant laut der Nachrichtenagentur Reuters aber gleichzeitig, die Kohlekraftwerkskapazität bis dahin zu vervierfachen. Neue Gaskraftwerke sollen nicht entstehen.

Neben dem drängenden Ausbau erneuerbarer Energien spielen die Verringerung von Emissionen in den fossil betriebenen Kraftwerken des Landes und der Ausbau des unterentwickelten Stromleitungsnetzes eine ausgesprochen wichtige Rolle. Der ambitionierte Ausbau der Kraftwerkskapazitäten bis 2030 benötigt dringend ein leistungsfähiges Netz, an das die Endverbrauchenden angeschlossen werden.

Siemens-Technologien machen Kraftwerke effizienter 

Viele Projekte zum Ausbau der pakistanischen Stromversorgung sind Teil des China-Pakistan Economic Corridors (CPEC), einem Kernstück von Chinas neuer Seidenstraße. In den von China finanzierten und gebauten Kraftwerksprojekten eröffnen sich Chancen für deutsche Technologien. So agiert etwa Siemens Deutschland als Zulieferer: Harbin Electric, der chinesische Partner des privaten pakistanischen Energiekonzerns K-Electric aus Karachi ist Siemens-Kunde für Kraftwerkstechnologien. 

"Siemens Deutschland liefert Turbinen, Generatoren und andere Produkte an den chinesischen Kunden, während wir dann Dienstleistungen wie Wartung und Ähnliches übernehmen", sagt ein Vertreter von Siemens Pakistan in Karachi. "Dabei kann unsere Vertretung in China eine gewisse Hebelwirkung ausüben, wenn es um Networking und Kontakte zu den chinesischen Unternehmen geht, die in CPEC-Projekten involviert sind." 

Das größte Projekt in Pakistans Großkraftwerken war die Lieferung von SGT5-4000F Gas-Turbinen in eine 900 Megawatt starke Kraftwerkseinheit des Gas- und Öl-Kombi-Kraftwerks Bin Qasim bei Karachi im Jahr 2019. Siemens Pakistan hat hier aktuell einen seiner größten Wartungsaufträge.

Der Ausbau des Stromnetzes verspricht Chancen bei Ausschreibungen

Langfristig interessant für deutsche Unternehmen ist der Ausbau des Leitungsnetzes. Im Unterschied zu den Kraftwerken des CPEC stehen europäische Unternehmen hier in direkter Konkurrenz zu chinesischen Anbietern. Siemens Pakistan bietet Planungs-, Beschaffungs- und Baulösungen (Energy, Procurement, Construction; EPC) an. Diese Paketlösungen für Stromleitungen bis zu 500 Kilovolt-Kapazität stehen in direkter Konkurrenz zu chinesischen Anbietern: "Die Chinesen haben aufgrund ihrer niedrigen Angebotspreise einige Ausschreibungen gewonnen", so der Vertreter von Siemens Pakistan, "doch wir haben gute Chancen bei Projekten, die zum Beispiel durch die Weltbank finanziert werden." 

Einer der jüngsten Erfolge stützt diese Einschätzung: Der private Energieversorger K-Electric vergab einen neuen Auftrag für den Bau eines 500/220-Kilovolt-Netzes an Siemens Pakistan im Mai 2024. Dieses Projekt im Wert von rund 84 Millionen US-Dollar (US$) dient der Entnahme von Strom aus dem nationalen Netz Pakistans und der direkten Anbindung von Endverbrauchenden im Großraum Karachi an das Stromnetz. Es ist seit dem Sommer 2024 in Betrieb.

Europäische Technologien auch in Pakistans größtem Rohstoffprojekt gefragt

Europäischen Unternehmen mit Spezialtechnologie bieten sich auch im Rohstoffsektor Pakistans Geschäftschancen. Besonders interessant ist die Gold- und Kupfermine Reko-Diq in der Provinz Belutschistan. Der kanadische Konzern Barrick Gold besitzt dort 50 Prozent der Anteile von Reko-Diq Mining. Die andere Hälfte gehört dem pakistanischen Staat, der mit seinem Special Investment Facilitation Council (SIFC) auch andere internationale Investoren beteiligen könnte. Saudi-Arabien zeigte im Herbst 2024 Interesse, 15 Prozent der staatlichen Anteile zu erwerben. Chinesische Unternehmen sind aus dem Projekt bisher ausgeschlossen.

Der Strom für das international betriebene Großprojekt wird solar produziert. Siemens Pakistan unterstützt die Übertragung des produzierten Solarstroms in den Bergbauprozess. Der finnische Anbieter von Bergbaumaschinen Metso unterzeichnete im Sommer 2024 einen Vertrag mit Reko-Diq Mining über die Lieferung von Spezialmaschinen und -bohrern im Umfang von rund 200 Millionen Euro.

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