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Wirtschaftsausblick | Pakistan

Pakistan zwischen Reform und Stagnation

Die Wirtschaft Pakistans steht vor großen Herausforderungen. Reformen und internationale Hilfe sind dringend nötig, um eine stabile Entwicklung zu ermöglichen.

Von Heena Nazir | Dubai

Top Thema: Neue Regierung soll Wirtschaft auf Kurs bringen

Inmitten politischer Turbulenzen und wirtschaftlicher Herausforderungen hat Pakistan im April 2024 eine neue Regierung gebildet. Die Pakistan Muslim League-Nawaz (PML-N) unter der Leitung von Shehbaz Sharif stellt in einer Koalition mit der Pakistan Peoples Party (PPP) und anderen kleineren Parteien die neue Führung. Sharif wurde erneut zum Premierminister ernannt, während Asif Ali Zardari von der PPP das Präsidentenamt übernimmt. Die neue Koalitionsregierung steht vor der schwierigen Aufgabe, die Wirtschaft zu revitalisieren und die politische Stabilität zu gewährleisten.

Die PML-N verfolgt traditionell einen wirtschaftsliberalen Ansatz, während die PPP soziale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung in den Vordergrund stellt. In der Vergangenheit tat sich die Koalition schwer, eine gemeinsame Richtung zu finden und Wirtschaftsreformen umzusetzen. Dies dürfte auch weiterhin eine große Herausforderung bleiben.

Wirtschaftsentwicklung: Ein steiniger Weg

Für das Finanzjahr 2024/2025 prognostizieren der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank ein moderates Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent. Damit nimmt die Dynamik nach einem schwierigen Finanzjahr 2023/2024 mit einem geschätzten Wachstum von lediglich 1,8 Prozent leicht Fahrt auf. Hauptstütze dafür ist eine anhaltend starke landwirtschaftliche Produktion. Dagegen bleiben hohe Kosten und eine striktere Regulierung der Importe für die industrielle Produktion weiterhin eine große Belastung.

Anhaltende strukturelle Probleme bleiben für die Unternehmen ein wichtiges Thema: Das reicht von einem wenig diversifizierten Exportangebot über eine schmale industrielle Basis bis hin zu einer zähen Bürokratie. Die Fähigkeit der neuen Regierung, diese strukturellen Reformen umzusetzen, ist daher entscheidend für die wirtschaftliche Perspektive Pakistans. Tiefgreifende Veränderungen sind nötig, damit das Land einen Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung einschlägt.

Investitionsklima: Chancen und Risiken für deutsche Unternehmen

Von Juli 2023 bis März 2024 schrumpften ausländische Direktinvestitionen (Transaktionen) in Pakistan im Vergleich zur Vorjahresperiode um 9,7 Prozent auf 1,1 Milliarden US-Dollar (US$), meldet das Board of Investment der pakistanischen Regierung. Für die kommenden Monate rechnen Experten mit einer weiteren Zurückhaltung bei den Investitionen. Um Anleger ins Land zu holen, bietet die Regierung in Islamabad Steuervorteile und gründet Sonderwirtschaftszonen. Dabei leisten Institutionen wie der IWF und die Weltbank Unterstützung. Trotz der Anstrengungen stellen Sicherheitsprobleme, Mängel in der Stromversorgung und eine umfangreiche Bürokratie weiterhin signifikante Hindernisse dar. Deutsche Unternehmen sollten Investitionen in Pakistan vorher gründlich planen.

Inflation belastet Konsum 

Für das kommende Finanzjahr 2024/2025 prognostizieren der IWF und die Weltbank, dass die Inflationsrate weiterhin auf hohem Niveau bleibt. Die Preissteigerungsrate dürfte von 29 Prozent im Jahr 2023 auf etwa 25 Prozent sinken. Diese leichte Verbesserung wird hauptsächlich durch die Stabilisierung der Energiepreise und eine Erholung der globalen Lieferketten unterstützt. Dennoch bleiben erhebliche Risiken bestehen. Unerwartete Preisschwankungen im Energiesektor und Störungen in den Lieferketten könnten die Inflation erneut anheizen.

Außenhandel: Handelsbilanzdefizit bleibt hoch

Das Handelsbilanzdefizit Pakistans hat sich von Juli 2023 bis März 2024 verringert: Die Warenimporte gingen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im vorherigen Finanzjahr um 8 Prozent auf 38,8 Milliarden US$ zurück. Die Ursachen dafür liegen in einer schwachen inländischen Nachfrage und Importrestriktionen. Zugleich erhöhten sich die Exporte um 9,3 Prozent auf 23 Milliarden US$. Höhere Weltmarktpreise und Exportverbote in Ländern wie Indien kurbelten die Reisexporte an. Dennoch bleibt das Handelsbilanzdefizit mit über 15 Milliarden US$ im Neunmonatszeitraum sehr hoch. Im Jahr 2022 hatte das Außenhandelsdefizit Pakistans nach Angaben der Vereinten Nationen die gesamten Staatsausgaben übertroffen.

Deutsche Perspektive: Asiatische Konkurrenz legt zu

Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt unsicher. Insbesondere die Entscheidungen und Strategien der neuen Regierung werden einen prägenden Einfluss haben. Aktuell gehen viele Wirtschaftsexperten davon aus, dass kurzfristig keine Lockerung der Handelsbarrieren zu erwarten ist. Für deutsche Unternehmen, die nach Pakistan exportieren, bleiben die bestehenden Herausforderungen problematisch.

Dennoch behauptet sich Deutschland als Hauptexporteur aus der Europäischen Union, gefolgt von Belgien, den Niederlanden und Italien. Maschinen stellen etwa ein Viertel deutscher Exportgüter nach Pakistan. Die Ausfuhren stagnieren jedoch seit 2018 zwischen 1,1 Milliarden bis 1,3 Milliarden Euro.

Grund ist die wachsende Präsenz asiatischer Produkte, die deutsche Exporteure nach Pakistan zunehmend unter Druck setzen. Da Pakistan ein preissensibler Markt ist, finden vor allem chinesische Produkte, die oft kostengünstiger sind, großen Anklang. Einige Experten prognostizieren, dass deutsche Unternehmen in Zukunft Marktanteile einbüßen könnten. Der harte Wettbewerb setzt Unternehmen unter Druck, ihre Kosten zu optimieren und die einzigartigen Qualitätsmerkmale ihrer Produkte stärker hervorzuheben.

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