Wirtschaftsumfeld | Pakistan | Investitionsförderung
Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen
Das Investitionsklima in Pakistan hat sich verbessert. Obwohl zahlreiche Reformen umgesetzt worden sind, gibt es aber weiterhin Unzulänglichkeiten.
28.04.2023
Von Heena Nazir | Dubai
Mit circa 227 Millionen Einwohnern zählt Pakistan zu den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Die Wirtschaft ist nach dem großen Nachbarn Indien die zweitgrößte Südasiens. Seit Beginn der 1980er-Jahre konnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 35 Milliarden US-Dollar (US$) auf mehr als 382 Milliarden US$ im Jahr 2021 gesteigert werden. Demgegenüber liegt das jährliche Pro-Kopf-Einkommen weiterhin bei weniger als 1700 US$ und entspricht damit dem eines Entwicklungslandes.
Zukunftstrends: Wirtschaft braucht mehr Investitionen
Pakistan benötigt dringend mehr ausländische Direktinvestitionen (FDI), um die industrielle Basis auszubauen und zu modernisieren sowie um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Die Islamische Republik bietet in diversen Bereichen Unternehmenschancen und gehört zu den Ländern in Südasien mit strategisch günstiger Lage: China, Indien und Afghanistan sowie das Arabische Meer grenzen an das Staatsgebiet. Mit einer Bevölkerung von über 227 Millionen Menschen bietet das Land einen riesigen Binnenmarkt mit einer dynamischen Demografie, einer stark wachsenden Mittelschicht und einem Heer von preiswerten Arbeitnehmern. Weiterhin sind mehrere Sektoren noch wenig entwickelt, aber entsprechend groß ist auch die Möglichkeit für Wachstum.
Investoren stehen vor Problemen
Seit einigen Jahren bemüht sich die Regierung Pakistans verstärkt um ausländische Investitionen. Allerdings sehen sich potenzielle Investoren mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Ein großer Teil der wirtschaftlichen Tätigkeit findet „unter der Hand“ statt: Experten schätzen, dass 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und 70 Prozent der gesamten Arbeitnehmerschaft informellen Wirtschaftsbetrieben zuzuordnen sind. Das bedeutet, dass dieser große Anteil am gesamten Wirtschaftsaufkommen nicht zum Steuereinkommen beiträgt. Dementsprechend gering sind die Fiskalressourcen des Staates, die nur 13 Prozent des BIP betragen.
Die Währung des Landes, die pakistanische Rupie, zählt ebenfalls zu den Schwachpunkten: Sie ist extrem anfällig für Kursschwankungen. Zudem leidet Pakistan stark unter dem Krieg zwischen Russland und Ukraine, der die ohnehin beträchtlichen Inflationsraten auf rund 20 Prozent im Februar 2023 ansteigen ließ.
Die landeseigene Produktion trägt nur mit 20 Prozent zum BIP bei |
Die Exportbasis und die sektorale Diversifizierung sind gering |
40 Prozent der Bevölkerung werden als Analphabeten bezeichnet |
Die Gesundheitsversorgung ist mangelhaft |
Die politische Lage innerhalb des Landes und in der Region birgt zahlreiche Risiken |
Häufige Naturkatastrophen verringern den Ertrag der Landwirtschaft, aus dem 45 Prozent der Beschäftigten ihr Einkommen beziehen |
Deutschland will sich einbringen
Die Bundesrepublik hat ein erklärtes Interesse daran, Pakistan als Handelspartner zu stärken. Im Bereich der Textilindustrie gibt es bereits sehr enge Handelsbeziehungen. Sowohl auf der Abnehmerseite (viele Firmen lassen in Pakistan Bekleidung produzieren) als auch als Zulieferer für Textilmaschinen ist Deutschland ein gefragter Partner. Daneben liegt der Fokus auf erneuerbaren Energien und nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung.
Pakistan bietet Chancen für ausländische Investoren in zahlreichen Sektoren. So auch im Bereich der Textilindustrie, die dringend modernisiert werden muss, um im Wettbewerb mit anderen asiatischen Ländern mitzuhalten. Generell fördert die pakistanische Regierung Investitionen, unter anderem mit Steuervergünstigungen und Sonderwirtschaftszonen. Zudem wird das Land bei diesen Bemühungen von offizieller Seite unterstützt, beispielsweise vom Internationalen Währungsfonds. Dennoch will eine Investition in Pakistan angesichts der zahlreichen Herausforderungen gut überlegt sein.
Leichte Steigerung der ausländischen Direktinvestitionen
Die zentrale Behörde für die Förderung und Erleichterung von Investitionen in Pakistan ist das Board of Investment (BOI). Im Finanzjahr 2021/2022 (1. Juli bis 30. Juni) nahm der FDI-Zufluss um 2,2 Prozent zu und lag bei 1,8 Milliarden US$. Die meisten Gelder flossen in die Stromwirtschaft (737 Millionen US$) und den Finanzsektor (405 Millionen US$).
Ein Großteil der gesamten FDI entfiel mit 532 Millionen US$ auf chinesische Unternehmen. Diese erweiterten ihre Direktinvestitionen seit 2014 im Zusammenhang mit dem Ausbau des Milliardenprojekts CPEC erheblich und sind damit mit Abstand die größten Anleger.
Indikator | 2019 | 2020 | 2021 |
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Bestand | 31.430 | 32.365 | 32.931 |
Transfer | 2.234 | 2.057 | 2.102 |
Zu den bedeutsamsten Investitionsländern nach China zählten im Finanzjahr 2021/2022 die USA (250 Millionen US$), die Schweiz (146 Millionen US$) und die Vereinigten Arabischen Emirate (144 Millionen US$). Der Bestand deutscher Direktinvestitionen belief sich laut Schätzungen der Deutschen Bundesbank im Jahr 2020 auf 204 Millionen Euro (2019: 234 Millionen Euro). Eine Gliederung der deutschen FDI nach Sektoren liegt nicht vor.
Indikator | 2018 | 2019 | 2020 |
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Kumulierter Bestand | 250 | 234 | 204 |
Nettotransfers (Zunahme: +) | +22 | +35 | +26 |
Unternehmen | Branche |
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Öl und Gas, Chemie, Kunststoffe, Veredelungsprodukte, Pflanzenschutzmittel und Feinchemikalien | |
Gesundheitswesen, Ernährung, Landwirtschaft und die pharmazeutische Industrie | |
Pumpen, Armaturen und Systemen für die Industrie-, Gebäude-, Energie- und Wasser & Abwasseranwendungen | |
Großhandel | |
Strom und Gas, Hochspannungs-Netzstationen, Schaltanlagen, Produkte und Systeme, Leistungs- und Verteilungstransformatoren und Netzwerkberatung |