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Panama: Lage ist Trumpf
Die geografische Lage ist Panamas größte Stärke. Auch der US-Dollar als Landeswährung und das stabile Umfeld locken Investoren. Einige Punkte müssen Unternehmen aber beachten.
15.03.2023
Von Sofia Hempel | Bonn
Als der deutsche Kabelproduzent Lapp vor zwölf Jahren auf der Suche nach einem Vertriebsstandort für Zentralamerika war, fiel die Entscheidung schnell auf Panama. "Wegen der geografischen Lage und der guten Infrastruktur", erklärt Geschäftsführer Wolfgang Schulte, der den Standort in der Freihandelszone Panamá Pacífico aufgebaut hat. Zwar gebe es auch im Nachbarland Costa Rica gute Freizonen, doch diese seien mehr auf Produktion ausgelegt. "Panama ist zwar ein teurer Standort, als Exporthub für Zentralamerika und die Karibik dafür ein sehr guter." Für Lapp ein wichtiger Faktor, denn 90 Prozent der Ware, die in Panama ankommt, wird weitertransportiert.
Auf Logistik und Transport spezialisierte Infrastruktur
Das zentralamerikanische Land ist vor allem für den Panamakanal bekannt. Rund um die Wasserstraße bietet der Standort eine auf den Umschlag von Waren spezialisierte Infrastruktur, wie die beiden großen Häfen auf der Pazifik- und Atlantikseite sowie die jeweils angrenzenden Freihandelszonen Panamá Pacífico und Colón. Und einen Flughafen von überregionaler Bedeutung. "Guatemala ist groß in der Produktion, Costa Rica hat die spezialisierten Fachkräfte. Panamas Magie liegt in der Distribution", sagt Christian Schwarz, Managing Director für die Region Panama und Karibik bei DHL Global Forwarding. Der deutsche Logistikdienstleister zählt dort zu den größten Investoren aus Deutschland.
Die Transport- und Logistikbranche gehört neben dem Handel und dem Bankensektor zu den wichtigsten Zielbranchen für ausländische Direktinvestitionen. Laut Marco Jänicke, Geschäftsführer der Deutsch-Panamaischen Industrie- und Handelskammer (AHK) tun sich noch weitere Geschäftsmöglichkeiten auf: "Panama-Stadt hat größere Investitionen im Bereich Wasseraufbereitung und in die Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität angekündigt." Bis 2040 wolle die Stadt acht Metrolinien bauen und das Netz von Ladestationen für Elekroautos deutlich ausbauen. Chancen sieht Jänicke auch beim Nachhaltigen Bauen. Kürzlich habe die AHK eigens für dieses Thema ein Kompetenzzentrum eröffnet.
Verarbeitende Industrie schwach entwickelt
Investoren schätzen an Panama nicht nur die ausgezeichnete Logistikinfrastruktur, sondern auch das stabile politische Umfeld und den US-Dollar als Landeswährung. Die meisten ausländischen Direktinvestitionen (FDI) kommen aus den USA, zu denen Panama auch politisch enge Beziehungen pflegt. Ferner gehören Kolumbien, Barbados und die Schweiz zu wichtigen Investoren im Land. FDI aus Deutschland machten im Jahr 2021 mit 673 Millionen US$ nur etwas mehr als 1 Prozent des Gesamtbestandes aus.
Anders als in Guatemala und Costa Rica ist das verarbeitende Gewerbe in Panama schwach entwickelt. Zu den wenigen deutschen Unternehmen, die zum Produzieren nach Panama gekommen sind, gehört Bader, ein Hersteller von Lederbezügen für Autos. Ihren Sitz hat die Firma wie Lapp in Panamá Pacífico.
Hohe Kosten und schwierige Personalsuche
Zu beachten ist zudem, dass Panama ein teurer Standort ist. Das gilt besonders für die attraktive Pazifikseite, wo die Hauptstadt und der internationale Flughafen liegen und das tropische Klima erträglicher ist. "Bei vergleichbarer Lage und Beschaffenheit unserer Lager liegen unsere aktuellen Mietkosten in Panamá Pacífico je Quadratmeter 50 Prozent über São Paulo und 39 Prozent über Barcelona", berichtet Lapp-Geschäftsführer Schulte. Dafür seien die Anlagen in der Freihandelszone erheblich moderner und leichter erreichbar als in Colón, die sich an der Karibikküste befindet.
Zudem müssen Investoren, wie in Costa Rica, vergleichsweise hohe Personalkosten einplanen. Die durchschnittlichen monatlichen Bruttolöhne sind mit 930 US$ dreimal so hoch wie in Guatemala, so die Zahlen der Internationalen Arbeitsorganisation. Doch während Costa Rica sich nicht zuletzt wegen hoher Bildungsinvestitionen zu einem regionalen Cluster für die Medizintechnikproduktion etabliert hat, finden Unternehmen in Panama nicht genügend qualifiziertes Personal - weder für technische noch für administrative Tätigkeiten.
Winfried Weck, Landesdirektor Panama bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, erklärt die Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt mit den strukturellen Defiziten im Bildungssystem. Dazu gehörten geringe Investitionen in den Bau neuer Schulen und Universitäten, aber auch in die Instandhaltung bestehender Gebäude. "Hinzu kommen eine Verwaltung mit veralteter IT-Technik, fehlende Transparenz und Kontrolle des Managements, akademische Lehrpläne, die in keiner Weise heutigen Anforderungen gerecht werden, und ein Lehrpersonal, das in starken Gewerkschaften organisiert ist, die sich gegen jegliche wettbewerbsfähige Veränderungen wehren." All das führe zu Elitenbildung und noch mehr Ungleichheit in der panamaischen Gesellschaft, so Weck.
Warum Investoren nach Panama kommen | Diese Dinge sollten Investoren beachten |
Gut ausgebaute Infrastruktur und exzellente Lage für Logistik und Transport | Hohe Mietkosten für Lager sowie hohe Personalkosten |
Keine Wechselkursrisiken wegen US-Dollar als Währung | Geringes Fachkräfteangebot |
Panamas Wirtschaft wächst überdurchschnittlich stark | Kaum verarbeitendes Gewerbe |
Politische Stabilität | Große soziale Ungleichheit |
Offene Volkswirtschaft mit unternehmerfreundlichen Gesetzen | Zwischen Panama und Deutschland besteht kein allgemeines Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) |
Investieren in einem Steuerparadies?
Nicht umsonst weist die Investitionsfördergesellschaft Propanamá darauf hin, dass das Land daran arbeitet, seine Tax Compliance zu verbessern. Schließlich befindet sich Panama sowohl auf der EU-Liste nicht kooperativer Länder für Steuerzwecke sowie auf der grauen Liste der Financial Action Task Force (FATF), einer zwischenstaatlichen Organisation, die weltweit Standards setzt im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.
Für Unternehmen mit einer Niederlassung in Panama haben diese Einstufungen konkrete Auswirkungen, denn sie müssen zusätzliches Personal einplanen, um Risiken zu vermeiden oder um bestimmte Nachweise zu erbringen. "Die Reputation Panamas hat unter der Einschätzung als Steuerparadies gelitten", sagt AHK-Geschäftsführer Jänicke. Doch er sieht eine positive Entwicklung: "Der internationale Druck hat dafür gesorgt, dass eingefahrene Strukturen aufgebrochen wurden und heute deutlich mehr Transparenz herrscht." Deutsche Finanzhäuser und die AHK gingen stark davon aus, dass Panama noch im Laufe des Jahres von der FATF-Liste gestrichen werde, so Jänicke.